Hallo zusammen,
wir befinden uns gerade in einer ziemlich blöden Situation und ich hoffe, dass jemand eine Idee hat, wie wir am besten vorgehen sollen.
Wir haben mit einer lokalen Baufirma einen Vertrag über schlüsselfertiges Bauen einen Einfamilienhauses abgeschlossen. Im Vertrag steht, dass der Baubeginn spätestens im September erfolgen soll.
Nun haben wir mittlerweile Ende Oktober und sie haben immer noch nicht angefangen. Seit Anfang September ruft mein Mann alle zwei Wochen da an und fragt, wann sie anfangen wollen. Erst hieß es im Oktober, dann Ende Oktober - Anfang November. Gestern hat er noch einmal angerufen und das Gespräch war gelinde gesagt unangenehm. Der Inhaber der Firma meinte, mein Mann würde ihm mit seinen Anrufen auf die Nerven gehen. Er hätte viel zu tun und hätte er gewusst, wieviel das wird, hätte er unseren Auftrag gar nicht angenommen. Daraufhin hat mein Mann gefragt, wie ernst er diese Aussage nun nehmen soll. Als Antwort kam, er hätte es ja uns versprochen, deshalb macht er das auch, aber wann kann er nicht sagen.
Seit diesem Gespräch verstehen wir die Welt nicht mehr. Die Firma ist in unserer Region sehr bekannt und hat einen sehr guten Ruf. Die ganzen Verhandlungen und die Planung verliefen auch gut. Ich weiß natürlich, dass wir ihn mit Hilfe eines Anwalts unter Druck setzen können, aber wir wollen keinen Streit anfangen bevor er überhaupt angefangen hat. Andererseits fanden wir sein Benehmen unmöglich und das Vertrauen ist nun weg. Hat jemand eine Idee, wie wir uns am besten verhalten sollen?
Ärger mit Baufirma - wie am besten vorgehen?
Hartnäckig bleiben. Ihr habt auch laufende Kosten und bis Zeitpunkt X muss der Kredit abgerufen werden, sonst zahlt ihr dafür auch noch mal.
Bei unserem ersten Haus, bin ich unseren Bauleuten auch auf die Nerven gefallen. Ihre Aussage war " Wenn ich jede ihrer EMail beantworten würde, bräuchte ich eine weitere Sekretärin". War nicht mein Problem, wenn sie mir geantwortet hätten und sich schneller gekümmert hätten, hätte ich nicht so viele EMails geschrieben.
Bauen kostet Nerven.. Wir bauen gerade das zweite Mal. Ähnlich wie ihr, regionaler Anbieter mit gutem Ruf. Die Firma baut bei uns zwei weitere Häuser, beide hängen mit Abstand hinter uns her. Ich glaube, es liegt daran, dass wir uns um viel selber gekümmert haben (zB Termin für Treppenaufmaß.. Als unser Bauleiter anrief und sagte, er macht nächste woche einen Termin zum Aufmaß, war der MA bereits draußen und alles erledigt). Es ist ärgerlich weil wir den Bauleiter natürlich auch mitbezahlen und viel von seinem Job ihm abnehmen, aber wir wollen und müssen fertig werden.
Ihr müsst euch die Frage stellen, ob ihr wirklich mit dem Bauunternehmen bauen wollt oder ob es alternativen gibt.
Ihr müsst euren Vertrag prüfen, in wieweit ein Baubeginn festgelegt wurde. Bei uns hieß es 8 Wochen nach Eingang aller Unterlagen.
Ihr könntet euch von einem Anwalt beraten lassen.
Ihr könnt den Bauunternehmer um einen neuen verbindlichen Termin bitten.
Der Bauboom ist eine Katastrophe. Sämtliche Gewerke sind überlastet und kommen nicht mehr hinterher. Was ich in den letzten 10 Monaten im Baugebiet erlebt habe ist wirklich der Wahnsinn. Das war vor 11 Jahren noch nicht so heftig.
Viel Glück und starke Nerven.
Wir haben leider keine andere Wahl, da wir so kurzfristig niemanden mehr finden. Bei uns in der Region ist es eine Katastrophe, auf viele Anfragen haben wir nicht einmal eine Antwort bekommen. Außerdem sind mittlerweile relativ hohe Kosten entstanden (Baugenehmigung, Eintragung der Grundschuld usw.). Und ich bin mir ziemlich sicher dass auch mit der Bank neu verhandelt werden muss falls eine andere Firma beauftragt wird.
Leider ist es im Moment sehr krass was in der Baubranche abgeht und vielleicht hat die Baufirma einfach gerade keine Kapazitäten. Kann aber auch euch verstehen.
Ihr könnt den Vertrag von einem Anwalt prüfen und euch beraten lassen (ggf. Vertragsstrafe, Fristsetzung...)
Habt ihr einen festen Fertigstellungstermin? Der Anwalt muss ja noch nix schreiben, aber er kann auch auch Tipps geben wie ihr erstmal am Besten vorgeht.
Ja, wir haben einen festen Fertigstellungstermin vereinbart. Wahrscheinlich bleibt uns nichts anderes als zum Anwalt zu gehen 🙁 Aber es ist doch nicht unser Problem dass er sich übernommen hat?
Das ist nur eine Vermutung.
Bauverzögerung kann viele Ursachen haben. In unserem Gewerk haben wir Abweichungen von teilweise um 6-9 Monate zwischen ursprünglichem Bauzeitenplan und tatsächlicher Ausführung.
Das haben wir selbst bei den großen Firmen als AG. Von "Übernehmen" kann da aber keine Rede sein, sondern um Probleme im Bauablauf. Da braucht man nur irgendwo auf Grundwasser zu stoßen, ein Feldhamsternest zu sein oder durch Lieferschwierigkeiten, Krankheit, Streik was auch immer... verzögert sich der ganze Bauablauf.
Natürlich möchte man nie den Rechtsweg nehmen, aber was bringt es euch wenn euch am Ende die Zeit davon läuft. Wünsche euch, dass ihr eine gute Lösung mit dem Bauträger findet.
Wir haben übrigens "nur" umgebaut und der Installateur hat über 1 Jahr gebraucht und wir sind dem irgendwann ständig auf die Nerven gegangen.
Hallo,
setzt den Bauträger schriftlich in Kenntnis das er sich in Verzug befindet- mit einer angemessenen Nachfrist. Sollte er dann nicht begonnen haben, geht alles an den Anwalt.
Wir haben auch noch vor dem Notarvertrag unsere Klauseln vorgelegt, sollte der Bauträger in Verzug kommen - und siehe da unser Haus (1 von 4) war als einziges noch vor dem Einzugstermin bezugsfertig. Unser Nachbarn, die erst Wochen nach uns einziehen könnten, hätten sich schon gewundert, warum uns immer Vorrang gewährt wurde.
Da an so einem Termin immer viel dran hängt, geht es nur so. Die Kosten die einem wegen eines späteren Umzuges entstehen, interessiert sonst so eine Baufirma erst mal nicht...
Unsere Bestandsimmobilie zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits verkauft, haben uns aber zusichern lassen dass wir dort bleiben dürfen bis unser Haus fertig ist. Somit waren wir doppelt abgesichert... Ich weiß ja nicht wie dringlich die Situation bei euch ist?
Lässt euch nicht einschüchtern. Natürlich freundlich bleiben aber bestimmt... dann merkt die Baufirma auch dass sie mit euch keine Spielchen spielen können.
Bei uns geht es hauptsächlich um die Einschulung unserer Tochter. Wir möchten Sie nicht aus der Schule rausnehmen kaum sie angefangen hat. Aber natürlich müssen wir auch irgendwann Bereitstellungszinsen zahlen und unsere Bestandsimmobilie muss auch noch verkauft werden.
Ja, spätestens bei den Bereitstellungszinsen wird der Bauunternehmer dann schadensersatzpflichtig.
Ich frag mal anders:
Habt ihr jemanden beauftragt, der eure Rechte am Bau vertritt und die Baufirma kontrolliert?
wir haben den Vertrag vor der Unterschrift durch einen Anwalt prüfen lassen. Außerdem wollen wir einzelne Gewerke von einem Sachverständigen abnehmen lassen, aber so weit ist es noch lange nicht.
Hallo, kann verstehen das Ihr das so glimpflich wie möglich ablaufen lassen wollt, aber und vor allem aufgrund der Aussagen der Firma würde ich direkt zum Anwalt gehen und sehen was man machen kann.
Ohne einen gewissen Nachdruck passiert da sonst nicht viel. Er tanzt Euch jetzt schon auf der Nase herum, das würde ich mir beim besten Willen nicht gefallen lassen.
Baufirmen wie diese haben diesen Ablauf schon tausende male mitgemacht und wissen was sie sich erlauben können und was nicht. Für Euch hingegen ist es das erste Mal und deshalb versteht Ihr jetzt auch die Welt nicht mehr.
Auch das Kunden mit dem Anwalt daherkommen, haben diese Firmen schon x Mal hinter sich. Das ist allerdings der einzige Weg, der Euch hilft weiterzukommen.
Aktuell seid Ihr da eher noch auf der Emotionalen Ebene, doch ein Wechsel auf die realistische bzw. professionelle Geschäftsebene ist hier der richtige Weg, denn mehr als eine Geschäftsbeziehung ist es nicht.
Die Baufirma wird bei Nachdruck auch bestmöglich Euer Haus fertigstellen. Der Weg zum Anwalt hat da so gut wie keinen Einfluss auf Nachlass der Qualität oder sonstiges. Die Firma ist schließlich auch in einer Gewährleistungspflicht und kann Euch nicht einfach Schrott auf Euer Grundstück bauen.
Gruß und viel Erfolg
Mein Rat wäre, dass Ihr Euch deeskalierend aber verbindlich mit der Firma zusammen setzt, nicht per Telefon. Definiert vorher für Euch was Ihr erreichen möchtet. Habt ein offenes Ohr. Lasst Euch erklären warum sich der Bau verzögert und bittet um einen angepassten und realistischen Terminvorschlag und Zeitplan mit dem ihr planen könnt.
Kommt man zu keiner Lösung dann kann man den Vertrag auch einvernehmlich beenden. Der Baufirma steht in dem Fall vermutlich rein rechtlich Schadenersatz für entgangenen Gewinn zu. Ein guter Zeitpunkt um einen Kompromiss für diesen Fall auszuhandeln wäre das Koppeln eines neuen Terminvorschlages an eine Ausstiegsklausel mit keiner oder möglichst geringer Entschädigung - abhängig vom Aufwand den die Baufirma bisher hatte und für den Fall, dass auch der zweite Termin nicht gehalten wird.
Investiert für die Bauphase in einen guten Sachverständigen und ladet bei ihm Eure Emotionen ab. Es ist sicher alles ärgerlich, aber auch die Baufirma wird täglich Herausforderungen haben, Dein Mann ist nur eine davon.
Es wird während der Bauphase noch weitere Probleme geben für die möglichst zusammen mit der Baufirma Lösungen gefunden werden müssen. Die Beziehung schon vor Baubeginn per Anwalt zu torpedieren ist kein guter Ratschlag.
Anwälte bauen keine Häuser. Dass ihr keine Vertragsstrafe vereinbart habt ist Euer Pech, da könnt Ihr nicht viel machen.
Wollt Ihr jetzt schon nicht mehr mit der Firma bauen, dann zieht jetzt die Reißleine.
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