Ich weiß grad nicht wirklich weiter.
Vor 2 Jahren haben mein Partner und ich ein Kind bekommen und sind zur Familie geworden. Leider habe ich an Wochenbettdepressionen gelitten, was mir im Nachhinein erst richtig bewusst geworden ist, und er hat sich immer mehr zurückgezogen. Anstatt eine Familie mit mir zu führen waren da immer mehr Ratschläge von Schwiegermama- die ja ihr absolutes Recht hatten, aber für meinen Mann DAS non plus Ultra waren. Ich fühlte mich mehr und mehr nicht ernst genommen, entmutigt, alleingelassen und traurig. Die Monate danach zog sich mein Mann immer mehr zurück, war mit Freunden online oder mit Mutti verabredet und hatte keinen Enthusiasmus, schöne Momente zu schaffen, die ich so sehr gebraucht hätte, um nach vorn sehen zu können. Wochen von Streitereien und Sticheleien und Streits brachten so eine große Unruhe, dass auch das Kind nicht ordentlich schlief, oder sehr anstrengend war. Er wollte immer mehr Ruhe und ich forderte immer deutlicher Nähe. Gemeinsame Unternehmungen und Spaziergänge konnte ich an den Fingern abzählen. Alles war meinem Mann zu anstrengend und die Streits wurden lauter, sodass ein gemütlicher Alltag gar nicht mehr möglich war. Ich fühlte mich verletzt, er sich genervt. Anstatt schön weiterzumachen, ging es immer mehr abwärts, weil er meinte, dass es eh keinen Sinn macht. Wenn wir aber etwas unternahmen, war alles gut. Den Vorschlag eine Familientherapie zu machen lehnte er barsch und beleidigend ab. Überhaupt habe ich verbal nahezu keine Wertschätzung empfangen, im Vergleich zur Häufigkeit der Verbesserungen oder Beleidigungen. In dieser Zeit war ich selbst sicher nicht mehr sonderlich angenehm. Ich bot ihm dann an für eine Zeit woanders hinzuziehen. Er meinte nur "Nimm deinen Müll und verpiss dich, wenn du gehst". Ich war nur noch weinerlich und konnte nicht mehr. Bei Diskussionen nahm er, anstatt mir zuzuhören die Flucht nach vorn zu seiner Mama auf, wofür ich ihr als Einzigstes wirklich gram bin, weil sie ihn hätte dazu bringen können, sich zu kümmern. Ich habe dann die Reißleine gezogen und gesagt, dass ich ausziehe. Danach war er noch garstiger zu mir. Wir gehen beide voll arbeiten und die Erziehungsarbeit in den ersten 2 Jahren habe ich nahezu selbst übernommen. Seit ich aber weg bin, will er plötzlich regelmäßig sein Kind bei sich haben, macht Unternehmungen und sagt er vermisse sein Kind, mit dem er sich zu Beginn nichtmal eine Kinderwagentour alleine vorstellen konnte, weil es ihm zu langweilig war. Nach meinem Auszug ließ er verlauten er wollte die Scheidung. Da habe ich ihm den Wind aus den Segeln genommen und meinte erstmal sehen. Kann man so einfach seine Familie wegwerfen? Er wirft mir vor ich wäre verändert gewesen, konnte mir aber nur nennen, dass ich gestresster war- was ich nicht als Wunder empfinde. Wir haben dann reden können. Meine Wut auf sein Gehabe ist etwas verblichen. Ich wünschte ich könnte ihm vermitteln, dass ich möchte, dass wir eine normale Familie sind. Bin aber im Gegenzug nicht dazu bereit, mich wieder behandeln zu lassen, als wäre ich ein nötiges Übel, mit dem man sich hin und wieder beschäftigen muss. Ich habe nicht vergessen, dass wir schöne Zeiten hatten und wünschte man könnte sich wieder zusammenbewegen. Ist das jemandem auch schonmal so ergangen? Dem Kind tut die Ruhe sichtlich gut, aber ich spüre ganz deutlich, dass weder er noch ich uns wünschen, dass es so zu Ende geht. Gibt es hier gute Vorschläge?
Microkosmoschaos
Hi,
manchmal frage ich mich, warum Frauen immer so extrem leidensfähig sein müssen...
Es tut mir ehrlich leid, wie du behandelt worden bist. Ich gehe mal davon aus, dass die Wochenbettdepression nie ärztlich diagnostiziert wurde und auch dementsprechend nicht therapiert, oder?
Ich denke ganz einfach, dass dein Mann in diesen Monaten vor deinem Auszug das erste mal so richtig gezeigt hat, wie er wirklich tickt.
Es ist normal, dass es mit Baby zu Stress kommt, dass man streitet - vielleicht auch mal unschön streitet. Ich weiß auch von vielen Männern, die mit Babys nicht so richtig was anfangen können, aber trotzdem zeigen sie, dass ihnen am Kind etwas liegt, kümmern sich soweit sie können und dürfen (gibt ja Frauen, die meinen alles besser zu können).
Aber Beleidigungen, den Partner alleine lassen, wenn es diesem sowieso schon nicht gut geht (das hätte er spüren / sehen können, wenn er gewollt hätte), dem Partner in den Rücken fallen (Thema Schwiegermutter) etc. Und dann noch die Aussage, "pack deinen Müll und geh!"... Ich möchte wohl gar nicht wissen, was da zwischen euch noch alles gesagt wurde. Man kann streiten, man kann laut werden, man kann beleidigt abdampfen und findet vielleicht nicht bei allem einen gemeinsamen Nenner, aber beleidigen und beschimpfen?
Du hast es versucht, bist selbst reflektiert genug um zu wissen, dass auch von deiner Seite auch irgendwann nicht mehr alles richtig war, aber er hat dich nicht nur gehen lassen - er hat dich quasi rausgeworfen mit Kind! Paartherapie lehnt er ab und beleidigt dich dabei... Und er will die Scheidung? Wie deutlich soll er noch werden?
Warum zum Geier willst du dir so ein unselbstständiges Mamasöhnchen mit schlechtem Benehmen dir gegenüber ans Bein binden?
Trenn dich, such dir jemanden, der dich respektiert und dich unterstützt oder bleib erstmal besser mit Kind alleine und komm zur Ruhe. Willige in die Scheidung ein, lass ihn sein Kind sehen und gut ist.
Naja, er hat es nicht als Beschimpfen ausgelegt. Es war mehr so ein "Räum deinen Müll hier weg.... Was machst du da für Blödsinn?... Das kann ja nicht schmecken, da ist bestimmt das und das drin... Warum machst du das schonwieder....Lass mich in Ruhe, du bist anstrengend"
Ich habe beschlossen mir selbst eine Psychotherapie zu suchen und mir helfen zu lassen, weil ich glaube die Depression ist nahezu chronisch geworden.
Das Problem ist, dass ich denke hinter all diesem Getue ist er eben immer noch der Mann in den ich mich verliebt habe. Bloß er hat vergessen wie es war und ist zu unreif gewesen damit zurechtzukommen. Verstehst du das?
Entlieben ist nicht so leicht. Besonders nicht, wenn du nichts anderes wolltest und sehr glückliche Zeiten verlebt hast.
Ich werde mir aber deine Worte durch den Kopf gehen lassen. In mir steckt eine treudoofe Seele. Danke für deine Ermutigung.
Du machst das, was viele Frauen machen, die psychische oder körperliche Gewalt erfahren. Du verteidigst ihn und suchst Fehler bei dir. Psychische Gewalt - und für mich ist es das, denn er hat dich in dieser Zeit systematisch kaputt gemacht - ist nicht leicht erkennbar. Schon gar nicht für den, der betroffen ist.
Nur mal ein Beispiel: mein Mann wurde als Jugendlicher von seinem Stiefvater jedes mal verprügelt sobald dieser gesoffen hatte. Trotzdem sagt er heute: nüchtern war er ein toller Mensch. Das macht es aber nicht besser. Mein Mann hat das erkannt.
Ich könnte und wollte mit so einem Menschen nicht leben.
Meine Güte, das klingt nach ganz üblichem mindestens toxischem (eigentlich narzisstischem) Kreislauf: Nach der wunderbaren Anfangszeit kommt irgendwann der Abschuss, gerne genau dann, wenn gerade eine große Verbindlichkeit geschaffen wurde (Hauskauf, Hochzeit, Kind). Dann kommen Abwertungen, Vorwürfe etc und irgendwann der Neubeginn und dann kommt alles wieder von vorne. Nur die schöne Zeit des Anfangs wirst du mit ihm nicht haben können. Sie dient nur der Manipulation, damit du dich daran erinnerst, genau wie du es jetzt tust.
"Meine Wut auf sein Gehabe ist etwas verblichen."
Großer Fehler. Erinnere dich an sein Gehabe als die Realität und träume nicht von der Illusion, die er am Anfang geschaffen hat.
"Ich wünschte ich könnte ihm vermitteln, dass ich möchte, dass wir eine normale Familie sind. Bin aber im Gegenzug nicht dazu bereit, mich wieder behandeln zu lassen, als wäre ich ein nötiges Übel, mit dem man sich hin und wieder beschäftigen muss."
Wenn du ihm das bisher nicht hast vermitteln können, dann wird das auch nichts mehr. Die Wege, die er schon einmal gegangen ist, wird er wieder gehen.
"Ich habe nicht vergessen, dass wir schöne Zeiten hatten und wünschte man könnte sich wieder zusammenbewegen."
Das ist das Ergebnis von Manipulation. Und klar könnt ihr euch wieder zusammenbewegen, aber das Ergebnis wird das gleiche sein. Du hast Abstand von ihm, das ist ein toller und großer Schritt, laufe bitte nicht rückwärts.
"ist das jemandem auch schonmal so ergangen?"
Ja, leider mehrfach bis ich klar sehen konnte.
"Dem Kind tut die Ruhe sichtlich gut, aber ich spüre ganz deutlich, dass weder er noch ich uns wünschen, dass es so zu Ende geht."
Lass deinem Kind die Ruhe. Und dir auch. Klar möchte er wieder mit dir Zusammensein, die erste Runde im Kreislauf war toll, gerne nochmal. Die Honeymoonphasen werden kürzer werden, nichtmal dafür lohnt es sich.
" Gibt es hier gute Vorschläge?"
Ja:
- Auf keine Fall zurück in die Beziehung.
- Setzte dich mit toxischen Mustern auseinander.
- Sei dir mehr wert als das, was du bereits hinter die gelassen hast.
- Arbeite diese Beziehung in einer Psychotherapie auf. Du schreibst so herzenswarm über diesen Mann, der dich wie Dreck behandelt. Etwas mehr Selbstliebe, mehr und früher Grenzen setzen, sowas muss nicht nochmal passieren.
💚
Ich hätte es gerne genauso deutlich und gut geschrieben wie du!