Depressionen (?) nach Notarvertrag, Hilfe :(

Hallo zusammen,

ich wende mich an euch, da ich aktuell ziemlich tief am Boden bin und große Angst habe.

Kurz zu unserer Vorgeschichte:

Kleine Familie, 1 Kind, wohnhaft in einer Mietwohnung. Mein Wunsch nach einem Haus besteht bereits seit 3 Jahren. Wir haben etliche Häuser besichtigt, die nicht gepasst haben, die von der Lage nicht gepasst haben. Meine Frau war nie scharf auf ein Haus (Wohnung reicht).
Nun ist es so, dass bereits in der Vergangenheit ein Haus gab bei dem ich zugesagt habe, dann wieder abgesprungen bin, dann wieder das Haus haben wollte (war inzwischen verkauft). Also so ein Hin und Her der Gefühle.

So jetzt war es soweit, dass wir ein Haus gefunden haben, dass nicht perfekt ist, aber von der Lage und Größe zu uns gepasst hat (aber ziemlich teuer).
Ich war Feuer und Flamme als ich dieses reserviert hatte und überglücklich.

Vorm Notartermin hatte ich auch Zweifel aber habe diesen mit meiner Familie dann doch wahrgenommen, da ich gewissermaßen unter Druck stehe / stand (Preise steigen und steigen ins unermessliche, Mieten werden auch immer teurer usw.). Dazu muss ich sagen dass wir verglichen mit den "Marktpreisen" noch relativ OK mieten, da Baugenossenschaft.

Wir sind noch zu 3, wollen ab noch ein zweites Kind mindestens (seid längerer Zeit). Noch reicht der Platz, aber zu 4 auf 77m2 wäre zukünftig zu eng.

So jetzt haben wir den Vertrag unterschrieben und seitdem mache ich kein Auge mehr zu. Richtig brutale Gedanken, Bauchschmerzen, Abgeschlagenheit, Heulanfälle und Co. Der Preis ist sehr hoch, quasi verschuldet ein Leben lang für ein Standard Reihenhaus.

Das Haus wird erst gebaut und frühestens Ende 2022 fertig sein. Ich habe Angst, dass der Zustand anhalten wird und sich auf meine Beziehung niederschlägt. Ich würde aktuell mir wünschen alles rückgängig zu machen und weiterhin sich an unserer Mietwohnung zu erfreuen.

Was ratet ihr mir ? Das kann doch nicht normal sein ?
Sollte ich mit dem Verkäufer sprechen? Das Haus kann der in 20 Min anderweitig verkaufen. Notar müsste rückabgewickelt werden. Bei knappen 800.000 Euro Kaufpreis vermutlich ca. 20-30k Kosten (was mich aber irgendwie gar nicht interessieren würde, ich will einfach wieder mit einem guten Gefühl aufstehen).

Bitte helft mir :-(

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Hallo.

Ich finde es schwierig.

Mal hü und mal hot. Bist du generell so was jegliche Entscheidungen betrifft? Stehst du nie hinter deinen Entscheidungen?

Ich finde es bei einem hauskauf ein stück weit normal!!! ABER die Freude sollte ganz klar überwiegen. Man macht sich ja immerhin auch Gedanken über so einen wichtigen Schritt. Man sollte Vorfreude empfinden, hinter der Entscheidung stehen, sich über einen neuen Lebensabschnitt freuen. Zeit zum Anstoßen.

Du allerdings überlegst bereits wieder das haus abzusagen. Alles rückgängig zu machen. Du stehst 0 hinter deinen/ euren Entscheidungen.
Du hast keinerlei vertrauen zu dir/euch.
Am liebsten würdest du im schneckenhaus leben, denn jegliche wichtige Entscheidungen zweifelst du sofort an.

Das Problem ist nicht das Haus.
Du solltest dir psychologische Hilfe suchen.
Das meine ich keinesfalls böse
aber deine Gedankengänge halte ich so für "nicht normal"

Alles Gute

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Sorgen nach so einem Schritt haben wohl die meisten. Ging mir ähnlich. Wie steht deine Frau zum Kauf, finanziert sie mit? Wenn die Finanzierung am Limit ist sollte auch das Haus zu euch passen.

Falls ihr zu dem Entschluß kommt dass es doch nichts ist und in Sorge zu leben würdet dann blase es besser früher als später ab und lass dich dabei rechtlich unterstützen.

20-30k sind nicht viel, denkt nochmal in Ruhe ohne Druck über alles nach.

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Du solltest für Dich reflektieren, ob es an DIESEM Haus liegt, was dir gerade diese Unsicherheiten macht oder ob es am Finanziellen und der Vertragssituation an sich liegt.

Ich kenne das unsichere Gefühl und die Zwischenpanik bei "Plankäufern" und Häuslebauern, sobald der Vertrag unterschrieben ist.

Ein Mensch braucht Sicherheit. Macht eine Probefahrt mit dem Auto. Besichtigt mehrere Male ein Haus, läuft durch, will Dinge anfassen. Das geht bei Plankäufern nicht.

Du warst nie wirklich drin in deinem zukünftigen Haus, - hast das Haus nicht gefühlt, weißt nicht mal wirklich, wie es fertig aussehen wird. -- das macht unsicher.
Der Vorteil ist, man kann ja bei der Bödenauswahl, Gartengestaltung, Farben usw... ja alles selbst bestimmen und wenn die Lage und Raumaufteilung passt, hast du eigentlich alles richtig gemacht bzw. kannst es Dir richtig machen.

Das andere Gefühl ist die Unterschrift, sich mit solch einer hohen Summe zu verschulden, was jahrelang dauernd wird, bis es abgetragen ist.
Dieses Gefühl hättest Du auch bei einem anderen Haus und auch dieses Gefühl haben viele kurz nach der Unterschrift, wenn es dann einfach nicht mehr änderbar ist (ausser mit Verlust natürlich).

Denk über die zwei Punkte mal nach. -- vielleicht kannst Du Deine aktuelle Panik dann besser "einordnen".
Auf jeden Fall solltest Du Dir Zeit damit lassen und nicht gleich übermorgen irgendwelche Entscheidungen fällen. Beruhige Dich damit, dass du das fertige Haus vermutlich bei den Preissteigerungen teurer verkaufen kannst, als jetzt die Rückabwicklung zu bezahlen. Wenn Dein Vertrag richtig geschrieben ist, sollten die Raten ja auch erst bei Besitzübergabe fällig werden und Du hast alle Zeit der Welt bis Anfang 2022, dir klar zu werden.

Du hast alle Zeit der Welt, dich da jetzt erst einmal zu finden. Gib sie Dir.
Du wirst auch dein ganzes Leben lang irgendwem Miete bezahlen (und das ist Geld ist auf jeden Fall weg) oder eine andere Rate für ein anderes Haus -- monatlich Geld los bist Du auf jeden Fall, -- also lass Dir einfach Zeit, das für Dich zu beantworten ....

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Hallo,

ein bisschen mehr kostet der Spass schon.
3,5 % Grunderwerbsteuer = 28.000
1% Notar + Katasteramt = 8.000
15% Schadenersatz, mindestens = 120.000

Überlege es dir noch einmal.

freundliche Grüsse Werner

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Die Bank wird wohl auch noch die Hand aufhalten. Vorfälligkeitsentschädigung.

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Die Grunderwerbsteuer bekommt man bei einer Rückabwicklung zurück. Schadenersatz fällt nicht zwangsläufig an, wenn die Rückabwicklung ja im gegenseitigen einvernehmen stattfindet. Anders ist sie nämlich gar nicht möglich, es besteht kein Recht auf Rückabwicklung.

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Gib dem Ganzen eine Chance. Wenn in zehn jähren die Zinsbindung endet kannst du es immer noch verkaufen.

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So ein bisschen hatten wir das Gefühl auch, aber es wich schnell der Freude auf das Leben im eigenen Haus.

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Ich finde deinen Beitrag sehr interessant, da ich ein bisschen das gleiche befürchte, sollten wir jemals fündig werden. Wobei wir bereits weiter weg und in einer günstigeren Preisklasse schauen, weil wir psychisch auch nicht mit derart vielen Schulden leben können und wollen. Auch wir schwanken ständig zwischen den Gefühlen 'Panik, wir können uns bald gar nichts mehr leisten' und 'wir sind doch nicht blöd und zahlen so viel'.
Ein richtig oder falsch gibt es da vermutlich nicht. Die Preise werden sich kurzfristig nicht ändern, sodass wir Jungfamilien nicht darauf warten können. Wenn man aber in einer teuren Gegend momentan kauft und auf 30 Jahre finanziert, wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit einen enormen Verlust im Leben machen. In 30 Jahre sind die Preise wahrscheinlich längst wieder unten (demographischer Wandel etc). Es ist aber nachvollziehbar und für mich absolut legitim, dass man sich als gut ausgebildeter und ordentlich verdienende Mensch zumindest ein kleines Häuschen mit Minigarten für seine Kinder gönnen möchte! Das hat ja eigentlich wirklich nichts mit Luxus zu tun. Ansonsten fragt man sich ja schon auch, warum eigentlich zwei Leute täglich in die Arbeit rennen und Kohle verdienen. Du bist auch nicht der einzige, der sich vlt zu hoch verschuldet hat. Freunde von uns haben gerade für 600.000 gekauft und hatten nur die Kaufnebrnkosten als EK. Mit 1% Zinsen, zahlen sie monatlich 1700 zurück, d.h. wirklich getilgt wird mit ca. 1300 Euro. Für mich eine Rechnung, die nicht aufgeht aber ihnen ist das egal und sie leben gut und glücklich damit und dann ist es in Ordnung. ich bräuchte kein Eigenheim, wenn ich damit meinen Kids Schulden hinterlasse und könnte da auch nicht glücklich damit werden. Aber so verschieden sind die Menschen...
Unser Plan ist jetzt ca. 80km weiter in der günstigeren Richtung zu suchen. Ich kann mich als Lehrerin aber gut versetzen lassen und verdiene das gleiche wie hier in der Stadt. Mein Job ist sicher, ich verdiene ganz gut...Mein Mann verdient zwar noch besser aber eben in der freien Wirtschaft und da möchte ich mich nicht darauf verlassen, dass das noch 30 Jahre so bleibt. Da reicht ja schon eine längere Erkrankung. Heißt wir haben dann dank EK eine monatliche Belastung, die ich alleine tragen könnte, wenn alle Stricke reißen und in 15-20 Jahre fertig. Mein Mann kann aus der Gegend gut pendeln. Wir geben damit viel auf (Familie, Freunde) aber als Sicherheitsmenschen würden wir hier mit Eigenheim nicht glücklich werden. Und das muss man eben für sich persönlich abwägen.
Ich an deiner Stelle, würde mir ganz schnell psychologische Hilfe holen. Nicht, weil ich glaube, dass du die schlimmste Depression hast sondern um mit jdm professionellen deine Gedanken und Gefühle einzuordnen und angemessen zu bewerten. Das kann ja jetzt nur übergangsweise sein oder du stellst fest, dass es tatsächlich nicht richtig war. Auch das ist nicht der Weltuntergang. Noch steigen die Preise. Käufer, die sich Häuser von Banken schön rechnen lassen, gibt es genug, sodass du es verkaufen kannst und den Verlust durch Strafzinsen und Nebenkosten ziemlich ausgleichen kannst. Das habe ich jetzt im Bekanntenkreis auch schon mitbekommen. Einziehen müsst ihr aber vermutlich wegen der Spekulationssteuer, die sonst fällig wäre bei Verkauf? Da kenne ich mich aber nicht wirklich aus. Da musst du dich dann beraten lassen. Aber es gibt für alles eine Lösung und vlt denkst du in ein paar Wochen schon ganz anders. Ich wünsche dir, dass du die richtige Entscheidung triffst!

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vielen Dank schonmal, dass ihr euch die Zeit genommen habt um mir zu antworten.

Ich hab halt zum einen totale Versagensangst meine Familie in etwas reingeritten zu haben was uns mal Probleme bereiten kann (ich heule fast mitten in der Arbeit beim schreiben dieser Sätze als Mann !!! ) zum zweiten total Angst vor was neuem, zum dritten totales schlechtes Gewissen so ein kleines Haus für so einen Preis gekauft zu haben (gut die Preise sind so, Mieten wäre langfristig gesehen ähnlich, wenn wir in was größeres ziehen würden).

Es sind auch die kleinen Dinge: Können wir im Kindergarten bleiben (anderer Landkreis aber nur 5km weit weg), wie reagiert mein Sohn der jetzt total glücklich ist? werden wir uns wohlfühlen? Habe ich überhaupt Bock dann wirklich mich um Rasenpflege und Co. zu kümmern? Werden die Schulden zur Belastung für unsere tolle Beziehung (absoluter WORST CASE)

Ich bin in einem Loch wie ich es noch nie war und weiss nicht wie ich da rauskomme

@Werner, das wäre natürlich fatal. Die Steuer entfällt aber bei Rückabwicklung oder? Ob der Bauträger Schadensersatz will weiss ich nicht. hoffe ich nicht. Was ich weiss, dass er das Haus in 20 Min anderweitig verkaufen könnte

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Da du keinen Rechtsanspruch wegen Fehler seitens des Bauträgers auf Rückabwicklung hast, bleiben die Steuern erhalten.

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Das stimmt so nicht!

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Ich glaube deine Zweifel sind normal. Du warst überzeugt von Haus und hast dich verguckt, das ist schonmal gut. Jetzt kommen die Zweifel, was bei einer so hohen Summe absolut normal ist! Ich tippe mal ihr wohnt in Süddeutschland, wo die Preise so extrem sind? Ist bei uns das Gleiche, wir haben die Haussuche noch einmal verschoben, da wir nicht fast unser ganzes Eigenkapital in die Kaufnebenkosten stecken wollen, Aktien auflösen etc. Mag sein, dass die Preise dann weiter gestiegen sind, aber das ist uns jetzt doch zu heiß.
Du sagst ja die Mieten werden immer teurer, das Geld könnt ihr ja dann vielleicht wirklich besser in einen Hauskredit stecken, was euch irgendwann gehört. Ich glaube ein Haus wird besonders dann zur Geldfalle, wenn man sich entweder komplett übernimmt mit den Kosten oder ein altes Haus kauft und dort immer und immer nur mehr reinsteckt.
Aber es handelt sich ja um einen Neubau, da besteht die Gefahr eher weniger.