Vor Wohnungsbesichtigung private Unterlagen an Vermieter schicken - wie geht ihr damit um?

Hi zusammen,

wir sind schon seit einiger Zeit auf Wohnungssuche. Obwohl wir in einer Mittelstadt mit 70.000 Einwohner leben, wird auch hier der Wohnungsmarkt allmählich immer angespannter.
Es gibt einfach viel zu wenige Wohnungen die noch einigermaßen bezahlbar sind und die potenziellen Vermieter nutzen das nun aus.
Wir haben jetzt schon öfter Wohnungen in den gängigen Portalen gesehen, bei denen Vermieter (eigentlich ausschließlich Privatleute) immer mehr Anforderungen im Vorfeld stellten:
So soll man vorab die Gehaltsabrechnungen, Schufa-Auskunft, Selbstauskunft und Empfehlung des jetzigen Vermieters schicken. Erst dann darf man vielleicht zur Besichtigung kommen.
Mir ist dabei ehrlich gesagt nicht wohl, einer mit völlig unbekannten Person solche Unterlagen zu schicken. Wir hatten einmal bei einer tollen Wohnung den Vermieter angeschrieben, haben ihm unseren Arbeitgeber mitgeteilt und unser Einkommen. Alle anderen Unterlagen wollten wir zur Besichtigung mitbringen. Der Vermieter hat uns dann abgelehnt - ohne Unterlagen keine Besichtigung, wir haben bestimmt was zu verbergen.
Nun ist es aber so, diese Anforderungen mittlerweile in jeder zweiten Wohnungsanzeige auftauchen.

Habt ihr damit Erfahrungen und Tipps, wie man damit umgeht?

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Hi,
Naja, friss oder stirb, ist da wohl das Motto.
Wir wohnen nicht mehr zur Miete, aber ja ich denke wenn die Lage so ist, würde ich es tun. Unser Gehalt könnte man mit mittlerem Aufwand recherchieren (ÖD, jedes Jahr Stellenpläne mit Gehaltsgruppenangaben im Internet für jeden einsehbar). Ich würde allerdings Angaben wie Steuernummer etc erstmal schwärzen. Schufaauskunft etc. sehe ich da eher unkritisch, kann er haben, wenn er will. Eine Bescheinigung des bisherigen Vermieters, joa mei, wenn er soetwas ausstellt.
Aus Vermietersicht kann ich es verstehen, warum jemanden einladen, der nicht den Kriterien entspricht. Aber ich verstehe auch deine Bedenken, dass es sich komisch anfühlt.

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Ich finde da ehrlich gesagt nichts ungewöhnliches dran. Der wohnungsmarkt ist zur Zeit hart umkämpft und Vermieter wollen sich sowohl absichern, als auch Zeit sparen 🤷‍♀️
Würde ich als Vermieter nicht anders machen.

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"Habt ihr damit Erfahrungen und Tipps, wie man damit umgeht?"

Definiere deine eigenen Grenzen und kommuniziere diese begründet einem potentiellen Vermieter. Das von dir geschilderte Vorgehen ist in meinen Augen zum Beispiel völlig angemessen für beide Seiten.

Wenn die Not groß ist tun Menschen Dinge die sie sonst nicht tun und andere nutzen dies für sich aus. Du wirst weniger Auswahl und Chancen haben wenn du die jeweilige Grenzüberschreitung eines Vermieters nicht mitmachst.

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Tja, ich geb zu, ich habe das auch schon gemacht.

Ich habe vor 14 Jahre mal dringend eine Wohnung gesucht. Die Besichtigungen waren furchtbar... bestimmt 100 Leute, Schlange bist sonstwo, da hatte ich keine Chance.
Und eine Anzeige war da, wo ich meine Unterlagen vorher einreichen sollte. Zur Besichtigung waren wir dann 2 und ich habe die Wohnung bekommen.

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Wir suchen auch aktuell, und bereits vor einer Besichtigung Unterlagen schicken ist bisher bei uns noch die Ausnahme. Manchmal wird über Immoscout nach dem Einkommen gefragt, einfach über eine Immoscout-Funktion wie ein Formular.

Ihr müsst hier besonders aufpassen, da ja theoretisch Betrüger eine falsche Anzeige erstellt haben können um Daten zu sammeln und Identitätsdiebstahl zu betreiben.

Egal zu welchem Zeitpunkt wir unsere Unterlagen übermitteeln, wir schwärzen fast alles am Personalausweis (bis auf Namen, Adresse, Geburtsdatum - auch Foto schwärzen!), sowie alle nicht relevanten Nummern auf Einkommensnachweisen. Das alles - besonders in ihrer Gesamtheit - sind hochsensible Informationen die man auch sonst nicht einfach jemanden senden würde. Schufa ist OK, außerdem noch Mietschuldenfreiheitsbescheinigung vom aktuellen Vermieter.

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Hallo,

ich halte die Zusendung der kompletten Unterlagen vor Besichtigung für übertrieben, da läuft zuviel Gesindel rum.
Haushaltsnettoeinkommen, Anzahl und Alter der einziehenden Personen sind bei mir das Minimum, bei welcher Firma beschäftigt ist ganz nett, aber bitte nicht die ganze Lebensgeschichte.

Nach der Besichtigung verlange ich das allerdings schon, und da bin ich ziemlich kleinlich.

freundliche Grüsse Werner

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Wir hatten es einmal bei einer Anfrage, dass der Vermieter bevor er uns einen Besichtigungstermin geben wollte erstmal wissen wollte, was wir verdienen. Ich habe ihm daraufhin geschrieben dass wir beide sichere Jobs haben und uns die Miete leisten können, ich ihm aber zu dem Zeitpunkt keine genauen Infos über unsere Gehälter schicken möchte. Er schrieb daraufhin nur "dann hat es sich erledigt..." für uns hatte es sich das auch. Das sind durchaus sensible Daten, die ich nicht jedem gebe.
Man stelle sich mal vor wie einfach Kriminelle das nutzen könnten. Irgendeine Immobilie (die garnicht neu vermietet werden soll) ins Internet und von Interessenten schön lauter Gehaltsabrechnungen mit darauf enthalten Steuernummern, Arbeitgeber, ggf. Teilen der IBAN oder sogar der kompletten, evtl ersichtlich wieviele Kinder usw., es sei denn jeder denkt drann, alles außer Name und Summe zu schwärzen...

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Wir haben so etwas nicht gemacht, war bei uns auch nicht nötig, weil wir als Beamtenehepaar der Traum eines jeden Vermieters sind.

Wir haben uns beim Umzug in eine sehr beliebte Gegend 3 Wohnungen angeschaut und hätten 2 davon bekommen.

Mir ist bewusst, dass es andere schwerer haben.

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So geht es uns auch … mussten eigentlich nie was vorab einreichen, bekamen für alle besichtigten Häuser Zusagen und ich hatte jedes Mal ein schlechtes Gewissen abzusagen, weil die Vermieter uns die Häuser wirklich bis zu unserer Entscheidung freigehalten haben.
Wenn ich das mit der Wohnungssuche von Freunden vergleiche, die ein höheres Familieneinkommen haben als wir, aber diverse absagen bekommen haben - dann finde ich das schon etwas unfair. Auch Beamte können als Mieter ein Griff ins Klo sein 🙈