Wie Interesse an Haus bekunden ohne pietätlos zu wirken?

Guten Abend

Meine Frau und Ich suchen im Umkreis Köln ein kleines Häusschen. Wir möchten in einer bestimmten Vorstadt wohnen, da dort die gesamte Familie meiner Frau lebt.

In der Nachbarschaft lebt eine alleinstehende Seniorin (ohne Kinder) in einem kleinen schnuckeligen Häuschen.

Ich würde Ihr gerne ein Kaufangebot mit lebenslangem Wohnrecht unterbreiten, jedoch möchte ich hier nicht pietätlos sein.

Hat hier jemand Tipps und Ideen wie das angehen könnte. Dachte daran einen förmlichen Brief schreibe.

Würde mich über Ratschläge ggf. einzelne Passagen freuen.

Liebe Grüße 🙃

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Ich denke nicht, dass man 'Ich will ihr Haus und hoffe auf ihr baldiges Ableben' taktvoll formulieren kann.
Wie soll das mit dem lebenslangen Wohnrecht eigentlich funktionieren? Zieht Ihr zu der Seniorin ins Haus und sie bekommt ein Zimmer? Wollt Ihr mit dem Einzug warten, bis sie tot ist, was ja noch lange dauern kann und bis dahin neben dem Kaufpreis auch die Instandhaltung zahlen?

Persönlichen Kontakt aufnehmen und erstmal freundlich die Lage zu sondieren, erscheint mir erfolgversprechender als ein förmlicher Brief.

Grüsse
BiDi

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Die Idee dahinter ist wohl, dass Senioren ohne Erben (mit wenig Rente aber einer teuren Immobilie) ihre wertvolle Immobilie verkaufen und das Geld zu Lebzeiten für schöne Dinge ausgeben können:
Reisen, schöne Kleidung... oder alternativ auch einen Pflegedienst, der ins Haus kommt.

Das funktioniert immer dann, wenn der Wert der Immobilie die Miete während der voraussichtlichen Lebenszeit deutlich übersteigt.
Und natürlich, wenn der Käufer ein langfristiger Spekulant ist, der selbst nicht einziehen will.

So bleibt den Senioren am Lebensende "nur" noch ein Restbetrag übrig, der vielleicht für weiter 5-10 Jahre Mietzahlung vorgesehen war. Aber keine Millionen-Immobilie, deren Verkaufserlös nur noch dem Neffen der Cousine zugute kommt, den man zuletzt als Zweijährigen gesehen hat.

Aber solche "Tricks" kennen Senioren selbst.
Und ich würde mir für so einen Plan mit Sicherheit einen Makler oder eine größere Organisation suchen. Und nicht eine nette Familie, die dann alle 14 Tage an meinem Gartenzaun vorbeispaziert und guckt, wie es mir geht ;-).

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Bei Verkauf an Privatpersonen kommt übrigens neben dem allgemeinen Unwohlsein ("die warten auf meinen Tod") noch ein weiteres Risiko dazu:
Wenn die neuen Besitzer meines Hauses ihren Kredit nicht bedienen können, bei einem Unfall ums Leben kommen oder die Instandsetzung des Daches nicht bezahlen können... dann wird mein Haus gepfändet. Das Wohnrecht bleibt dann zwar bestehen, aber wer weiß, was ich dann für einen Vermieter bekomme..

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Versuchen kannst du es. Ich will dir aber die Illusion nehmen, dass du der einzige bist, der auf die Idee kommt. Das machen mittlerweile viele.

Der Bau unseres Hauses zog/zieht sich etwas in die Länge und als der Altbestand noch drauf stand, hatten wir mehrmals Zettel im Briefkasten, wo die Leute sich vorstellten und ihre Telefonnummer hinterließen. Du wirst daher vielleicht nicht der erste sein, der fragt.

Vielleicht klappt es ja trotzdem. Die emotionale Schiene mit Vorstellung von euch als Familie mit Kindern(?) könnte vielleicht ziehen. Besser als das Haus einem Makler zu überlassen, der (fast) den gleichen Weg geht, wie du. Der Makler, über den wir ans Grundstück gekommen sind, schaltet hier im Ort massiv Werbung, mit der er gezielt alte Leute anspricht und er ist nicht der einzige damit.

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Kennt ihr die Frau denn persönlich?

Ich kenne das aus unserem beruflichen Umfeld (Immobilienfinanzierung bzw. deren Vermittlung) so, dass das viele so versuchen, aber immer scheitern. Pietätlos geht doch fast gar nicht.

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Meine Geschwister wohnen in einer Siedlung in der viele alte Leute in tollen Bungalows wohnen (auch Vorort von Köln).
Zumindest meine Schwester hat einen guten Draht zu den alten Damen und trinkt öfter mal einen Kaffee (oder Wein) mit denen. Sie erzählen alle, dass sie oft so Anfragen finden und diese furchtbar finden.

Mein Opa hat solche Anfragen ungesehen weggeschmissen.

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Fragen kannst du ja, dennoch rate ich vom lebenslangen wohnrecht dringend ab.besonders, wenn die Dame euch fremd ist.

Lg

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Hallo,

wenn die Dame nicht gerade die Cousine deiner Oma ist und ihr privaten Kontakt habt, würde ich mir die Idee ganz schnell aus dem Kopf schlagen.

Nur weil sie keine Kinder hat heißt das nicht, dass das Haus nach ihrem Tod keine weitere Bestimmung hat. Gerade Leute ohne Kinder machen sich meist früh Gedanken um ein Testament.
Bestimmt gibt es einen lieben Neffen, oder die Kirchengemeinde bekommt ein neues Gemeindehaus...

Wenn eure Verwandten die Dame persönlich kennen, könnten sie vielleicht in einem Gespräch über Handwerker, reparaturbedürftige Wasserhähne, trockenen Rasen etc mal freundlich fragen, ob sie eigentlich irgendwelche Pläne hat für die Zeit, wo sie das alles nicht mehr schafft.
Aber dafür muss man sich schon gut kennen.

Ansonsten könntest du auch selbst inserieren und ein gutes Angebot machen. Also nicht nur lebenslanges Wohnrecht sondern zusätzlich Pflege der Außenanlagen nach den Vorstellungen der Bewohner und ein wöchentlicher Einkauf. Zum Beispiel. Das lesen dann viele und vielleicht bekommst du ja ein Angebot (glaube ich aber nicht...)

Denn, sorry: lebenslanges Wohnrecht ist selbstverständlich. Auf die Idee kommen Senioren auch selbst, wenn sie dringend Geld brauchen.
Aber die meisten kommen lieber mit weniger Geld klar, als dass sie wissen, dass jemand nur auf ihr Haus wartet...

Wenn eure Seniorin alleine lebt, ist sie ja nicht blöd und kann selbst ausrechnen, wie viel Geld ihr Haus bringen würde und wie viele Reisen sie von dem Geld machen könnte. Sogar abzüglich einer Miete bis an ihr Lebensende.
Aber offenbar kam das für sie bisher noch nicht in Frage, ansonsten wären die letzten Jahre aus ihrer Sicht ein guter Zeitpunkt dafür gewesen.

LG

Und dann bedenke:
Wenn die Dame 95 ist, ist es eh eine Frage der Zeit, bis das Haus auf den Markt kommt, falls es nicht anderweitig von ihr verplant wurde.
Wenn sie aber 85 ist, kann sie auch noch 15 Jahre dort leben ;-). Ich will jetzt nicht unken, aber stell dir vor, bis dahin bist du entweder geschieden oder selbst nicht mehr am Leben. Das ist schon ein langer Zeitraum, wer weiß, was passiert?

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Die Frage ist, wie du das mit dem lebenslangen Wohnrecht gemeint hast.

In unserer Nachbarschaft hat eine ältere Frau tatsächlich so ihr Haus an eine Familie verkauft. Jedoch wohnt die Frau nun noch mit im Haus, wobei das Haus in drei Wohnungen aufgeteilt war, wovon die Familie nun zwei bewohnt. Dh. die Frau hat eine eigenständige Wohnung und zahlt eine geringe Miete mit lebenslangen Wohnrecht. Dies ist natürlich nicht bei allen Häusern möglich.

Dachtest du an so ein Modell? Oder wolltest du das Haus kaufen und warten bis die Frau verstirbt und du es dann beziehen kannst? Das kann wie gesagt ganz schön in die Hose gehen und du bekommst das Haus erst in 15 Jahren.

Bei dem Beispiels aus der Nachbarschaft ist das Modell jedoch aus einer längeren und guten Bekanntschaft entstanden. Die ältere Frau suchte Nachmieter für die Wohnung, und der Bekannte meinte, dass er jedoch nur kaufen will. An einen Fremden hätte sie wahrscheinlich nicht verkauft.
Ich denke bei fremden Menschen hätte sie sich das nicht

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Huhu,

wir haben Ende letzten Jahres ein Haus gekauft und hatten während der Renovierungsarbeiten auch sehr viele solcher Anfragen im Briefkasten.

Teilweise wirklich nette Briefe von Familien, die sich vorgestellt haben, andererseits aber auch unverschämte Anfragen. Das ging von: „wir wissen das sie das Haus zwar erst gekauft haben, aber wir würden ihnen xyz + Entschädigung zahlen, wenn sie an uns verkaufen.“ über „wir hatten ein tolles Verhältnis zu den Vorbesitzern und hatten eine Absprache das wir das Haus bekommen, wenn die Besitzer nicht mehr können.“ Irgendwann haben wir solche Zettel nur noch weggeworfen, weil es frech wurde.

Die Höhe war aber dann: diejenigen, die das Haus ebenfalls kaufen wollten, aber den „Zuschlag“ nicht bekommen haben, standen einfach vor der Tür und wollten uns ein Angebot unterbreiten. Dieses lag knapp über dem Kaufpreis, jedoch war das nachdem wir schon alles neu gemacht hatten und noch mal eine Menge Geld investierten.

Ich verstehe das die aktuelle Lage angespannt ist und sich viele, die sich zu den momentanen Gegebenheiten ein Haus noch leisten können, diesen Wunsch schnell erfüllen wollen. Trotzdem grenzt es für mich persönlich schon an eine Art Belästigung, ständig solche Briefe zu finden oder direkt von Fremden angesprochen zu werden.

Auf der anderen Seite war ein befreundetes Pärchen mit genau dieser Masche erfolgreich. Durch ihren netten Brief hat sich ein Ehepaar, dass lange am überlegen war zum Verkauf entschieden.

Es kann so oder so laufen. 🤷🏼‍♀️

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Puh, das ist ja dreist. Ich war bei uns schon froh, dass das Haus irgendwann abgerissen war und für jeden ersichtlich war, da tut sich was und ist nicht mehr zu haben.

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Ja, das glaube ich dir!

Ich hatte ja auch gehofft, dass solche Anfragen nachlassen, wenn man sieht das dort angebaut / modernisiert wird. Aber tatsächlich haben viele Leute dann noch dreisterweise gefragt, ob wir das Haus zurecht machen um es mit Gewinn wieder zu verkaufen. 🤷🏼‍♀️

Das die anderen Interessenten vor der Tür standen war wirklich extrem daneben. Wir haben für diverse Immobilien vorher auch Absagen bekommen und wären nie auf die Idee gekommen, die neuen Eigentümer zu besuchen und denen ein Angebot zu machen. 🙉

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Wenn das Wohnrecht im Grundbuch gesichert werden soll (geht aus Deiner Idee nicht hervor), lass Dich vorher beraten. Es besteht nämlich die Möglichkeit, dass Erben der Dame, welche auch immer, Ansprüche aus dem Recht Euch gegenüber geltend machen können.