Bonitätsbescheinigung VOR Besichtigung Hauskauf?

Hallo in die Runde!

Ich möchte fragen, ob sich jemand in Sachen Bonitätsnachweis vor einer Hausbesichtigung auskennt? Es geht um folgendes:

Nachdem mein Vater gestorben ist, ist sein Haus leer, wir wollen es verkaufen. Ich habe voriges Jahr schon einmal einen Anlauf genommen, es war schon fast verkauft, aber aufgrund des damals neu eingebrachten Heizungsgesetzes sagten die Käufer wieder ab, weil denen das finanziell zu viel Aufwand war. Nun gut. Ich möchte jetzt nochmal einen Versuch wagen, das Haus zu verkaufen. Privat, ohne Makler. Seinerzeit habe ich viel Zeit in die Besichtigung gesteckt und hatte unzählige Leute da. Viele, viele von denen waren - wie ich später bemerkte - finanziell gar nicht in der Lage, eine Immobilie zu erwerben. Zwar telefonierte ich im Vorab mit allen Interessenten, um ein wenig über die Interessenten zu erfahren, habe aber dennoch ganz viel Zeit mit unpassenden Kandidaten verbracht.
Manche suchen offenbar den Besichtigungstourismus und nur jemanden zum quatschen. Manche waren über Stunden da und haben dann nicht gekauft. Nur gequatscht. Da ich aber auch keine Massenbesichtigungen machen will (alle zu einer Uhrzeit), suche ich nach einer Möglichkeit, die Leute vorher ein wenig zu "sortieren". Nun las ich hier in einem anderen Thread von einer Frau (es ging um Vermietung), dass sie nur jene Interessenten zur Besichtigung einlädt, die auch finanziell potent sind (ich glaube, es war der Tätowierer-Post). Das hieße ja, die Interessenten müssten im Vorfeld ihre finanzielle Situation darstellen.

Kann man das machen (verlangen)? Wird das akzeptiert? Oder was habt ihr für Tipps. Ich dachte seinerzeit, dass ich mit dem "im Vorab telefonieren" auf der sicheren Seite wäre, aber dem war eben nicht so. Dass ich die Besichtigungszeit begrenze, nach dem Motto: "So, ich hätte jetzt noch was vor", das habe ich mir schon vorgenommen, aber dass ich es mit finanziell machbaren Bewerbern zu tun habe, garantiert auch diese Vorgehensweise nicht.

Was tun? Es handelt sich übrigens um ein freistehendes Einfamilienhaus im Speckgürtel einer Großstadt, mit kaum Nachbarn und in schöner ländlicher Naturlage. Also kein Ladenhüter...

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Es ist kein großer Aufwand eine Finanzierungsbestätigung von der Bank zu bekommen.
Ich finde die Forderung legitim um seriöse Käufer zu finden.

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@astrid: Ja, eine Finanzierungsbestätigung NACH Besichtigung brachten die letzten Interessenten respektive Fast-Käufer auch. Aber eben erst danach. Wie oben geschrieben, kann es auch abschrecken, jedoch finde ich Deine Ansicht auch gut. Danke.

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Der Aufwand für einen Interessenten ist schon hoch. Denn idR ist es zwar eine haltlose Bescheinigung, aber eben wurde von der Bank aufgrund der finanziellen Verhältnisse doch schon geprüft, ob eine Finanzierung zu Betrag xy klappen würde. Dh, es gibt vorher mind. 1 Termin bei der Bank mit Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben, und eventuell der Einbeziehung von Abtretungen priv. Vorsorgeversicherungen. Zudem, und das ist der springende Punkt, wird, wenn die Bank eben vorher prüft, die Schufa (mit entsprechendem Betrag) abgefragt. Dh, sollte man sich sogar bei mehreren Banken versichern, und dort ebenfalls eine eher gründliche Prüfung erfolgen, ändert sich dadurch der Score ins Negative. Das wissen aber viele nicht. Dafür, dass der Wisch keine Rechtsverbindlichkeit hat, ist es teilweise schon sinnfrei, das vor einer Kaufzusage zu erledigen.

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Sicherlich hängt das von der Persönlichkeit des Interessenten ab. Ich persönlich hätte ein Haus bei dem eine Bonitätsprüfung vor der Erstbesichtigung verlangt wird gar nicht erst angeschaut. Das wäre mir zu viel Aufwand gewesen, da wir auch ein paar Häuser angeschaut haben bis wir unseres gefunden haben.
Außerdem findet ja beim Hauskauf normalerweise gar keine Bonitätsprüfung statt, ist also Aufwand der zusätzlich betrieben wird. Und das obwohl der Verkäufer ja kein Risiko trägt. Vor dem Notartermin bekommt er eine Finanzierungszusage der Bank und der Vertrag ist erst gültig, wenn er das Geld hat. Somit hätte ich das als Schikane angesehen. Mich hätte es abgeschreckt.
Kann aber natürlich sein, dass andere es anders sehen.

Du kannst es ja probieren. Wenn dann niemand mehr zum Anschauen kommt, musst du es halt wieder ändern...
Wenn es dir zu viel Aufwand ist, musst du halt einen Makler beauftragen. Auch wenn das natürlich heißt, dass du wahrscheinlich etwas weniger bekommst, weil der Makler ja auch noch bezahlt werden muss.

Bearbeitet von Blume1983
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@Blume: Danke für Deine Einschätzung. Dass das vielen als Schikane vorkommt, befürchte ich auch. Wahrscheinlich werde ich, wenn ich ganz normal besichtigen lasse, dann einfach die Zeit begrenzen, so dass ich die "Quasselstrippen" gar nicht erst an der Backe habe. Maximal 20 bis 30 Minuten sollten doch reichen. Bei Interesse Zweit-Termin.

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Naja, 20 Minuten finde ich ein bisschen wenig für ein ganzes Haus. Aber nach 30 bis 45 Minuten (je nach Größe des Hauses) einen Anschlusstermin zu haben, finde ich völlig legitim. Wenn sich schon in den ersten Räumen zeigt, das jemand viel quatscht, kannst du das ja direkt kommunizieren.
Genau, ich habe bei uns dann auch einen Zweittermin (mit einem Sachverständigen) gemacht. Das macht man ja auch nur, wenn man das Haus wirklich in Betracht zieht...

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Ich persönlich würde das nicht akzeptieren. Hatte einmal während unserer Haussuche einen solchen Fall, wo uns erst ein Besichtigungstermin angeboten worden wäre, wenn wir Belege für unsere Gehälter und/oder sonstige finanzielle Mittel vorlegen. Anders als bei einer Vermietung, hat der Verkäufer bei einem Verlauf idR nichts zu befürchten sobald alles so weit vorangeschritten ist, dass es tatsächlich zum Vertragsschluss vor dem Notar kommt. Denn Eintragungen im Grundbuch lässt der Notar ja erst durchführen, wenn das Geld beim Verkäufer nachweislich angekommen ist.
Ich sehe es also nicht ein, meine gesamte finanzielle Situation einer völlig fremden Person offen zu legen, wenn es keinen wirklichen Grund gibt, außer ggf. verschwendete Zeit...die kann übrigens auch bei solventen Interessenten verschwendet sein, wenn das Haus schlicht nicht gefällt.
Damals als das von uns verlangt wurde, habe ich dem Verkäufer freundlich mitgeteilt, dass wir beide sichere Arbeitsstellen und dadurch ausreichende finanzielle Mittel haben und ich nicht bereit bin dafür Belege bereits vor der Besichtigung beizubringen. Daraufhin sagte er, dann habe es sich für ihn erledigt..hatte es sich für uns damit auch.

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@Yosan: Ja, okay, das verstehe ich.

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Hallo,
Also unsere Bank würde das gar nicht so pauschal ausstellen. War bei uns vor 5 Jahren zumindest so. Die Bank bewertet ja anhand des Gehaltes und dem Wert der Immobilie bzw
Des Grundstückes. Dementsprechend gab es die Bescheinigung erst wenn, wir in direkte Verhandlung gegenagen sind. Es macht ja schon ein Unterschied ob ich 300.000 € für einen Neubau oder eine Ruine will, da das ja als Sicherheit für die Bank gilt.
Natürlich wurde uns vorher privat gesagt in welchen Rahmen wir gucken können, aber es hätte keine Bescheinigung pauschal gegeben.

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Verlangen kannst Du es immer. Es ist ein bischen unseriös. Wenn die Marktlage und Deine Preisvorstellungen es hergeben, dann kannst Du es aber durchaus durchsetzen. Ich vermute aber sie gibt es nicht her und du verlierst damit auch relevante Interessenten.

Würde ich genau das Haus unbedingt haben wollen hätte ich die Kröte geschluckt. Ist es nur eines von vielen dann nicht. Hast Du keine Lust auf Besichtigungen, dann bezahle einen Makler.

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Der Immobiliemarkt vor der Zinssteigerung ist ein anderer als der hinterher. Vor ein paar Jahren hätte ich ohne mit der Wimper zu zucken gesagt, dass du das durchbekommst, denn damals konnten sich Verkäufer in beliebten Lagen fast alles erlauben.
Wir sind in den letzten Zügen des Bauens. Auch am Rande einer Millionenstadt. Bevor das Bauunternehmen mit uns im Detail planen wollte, mussten wir damals die Finanzierung vorliegen haben. Also nicht nur die Bescheinigung der Bank, die gab es pro forma schon so, nachdem wir dort alle Gehaltsnachweise usw. vorgelegt hatten. Wir mussten sogar den unterschriebenen Kreditvertrag vorlegen (was sich im Nachhinein als sehr ungünstig erwiesen hat, da natürlich noch Kosten hinzukamen, aber damals war der Markt eben so und wir die 3. Interessenten für ein Doppelhaus -> zwei Parteien).
Heute würde man sich so ein Gebaren auch bei uns nicht mehr leisten können und auch die früher beliebten Bieterverfahren haben sich hier erledigt. Das Interesse der potentiellen Immobilienkäufer ist zwar nach wie vor groß, aber durch die Zinsen kann es sich kaum noch einer leisten.

Das sind zwar diejenigen, die du aussortieren willst, doch ich denke, dass du damit auch die finanzstarken Käufer abschreckst. Der Markt hat sich gedreht. Die Preise sind zwar immer noch hoch, aber die Zeit der unbegrenzten Mondpreise ist vorbei. Solvente Käufer haben wieder mehr Auswahl als früher.
An deiner Stelle würde ich die Besichtigungszeiten kürzer halten und bei Quasselstrippen lenkend eingreifen. Wenn dir das trotzdem noch zu viel Aufwand ist, wäre vielleicht doch der Makler eine Alternative.

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@Anna: Okay.

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Hallo,

wir haben immer vorab eine Finanzierungsbestätigung oder zumindest einen Nachweis über Eigenkapital (mindestens 30% des Kaufpreises) verlangt. Wenn die Interessenten das abgelehnt haben, haben wir die Situation geschildert ( dass privat ohne Makler verkauft wird und dementsprechend nicht so viel Zeit da ist und es darüberhinaus zu viele Interessenten gibt und daher nicht alle eingeladen werden können)
Wer wirkliches Interesse hat, nimmt das auf sich.

Viele Grüße

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@Michelle - okay, das klingt natürlich auch total nachvollziehbar.

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Ich würde es nicht tun. So eine Finanzierung zu klären kostet auch Zeit, die würde ich als potentieller Käufer nicht investieren, wenn ich das Haus vorab nicht mal ansehen konnte. Ich finde, so etwas kommt ziemlich unfreundlich rüber und man vergrault so mögliche Käufer. Bedenke auch, dass sich die Nachfrage geändert hat und der Immobilienmarkt wieder ein Käufermarkt geworden ist.

Wenn dir die Besichtigungen zu viel Aufwand sind, solltest du entweder einen Makler anschreiben oder Termine anbieten, zu denen du 2-3 Interessenten einlädst. Du kannst ja nach einer Stunde die Besichtigung freundlich beenden und den potentiellen Käufern alle wichtigen Unterlagen hinterher per Mail zukommen lassen. Das hilft den Interessenten, dann die Finanzierung zu klären. Meine ETW konnte ich so gut verkaufen.

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Wir haben 2022 ebenfalls mein Vaterhaus verkauft, allerdings mit Hilfe einer Maklerin. Ich hätte es mir weder emotional noch von der Kompetenz und vom Aufwand her zugetraut, das Haus selbst zu vermarkten. Es ist ja auch trotz der fälligen Provision auch nicht zwingend so, dass am Ende weniger Geld erzielt wird, wenn es mittels Makler geht. Dieser hat ja ganz andere Fähigkeiten, Verhandlungen zu führen als der durchschnittliche (und noch dazu in diesem Fall emotional involvierte) Eigentümer.
Aber zu Deiner Frage: für die Besichtigungen wurde seitens der Maklerin kein Finanzierungsnachweis benötigt. Das ist auch nicht üblich so. Es waren sehr viele Leute da, da das Haus aufgrund des hohen Renovierungsstaus günstig war. Es fielen dann nach Besichtigung aber schnell die ersten Interessenten weg, da sie keinen Kredit bewilligt bekamen.
Ich würde die Besichtigungszeit dadurch begrenzen, dass ich ernsthaften Interessenten einen Zweittermin anbiete.