Seit fünf Jahren wohnen wir als größere Familie am Stadtrand in einem Haus zur Miete und ich fühle mich einfach nicht zuhause. Ich habe Kontakt zu den Eltern der Freunde meiner Kinder , habe mich in einem Verein umgeschaut, bin aktiv auf Nachbarn zugegangen, radle durch die Gegend und komme einfach nicht an.
Wir haben vorher sehr zentral und in einem eher wilden Stadtteil gewohnt. Ich würde gerne zurück, aber es gibt keine Wohnungen und die Kinder haben sich eingelebt… mein Mann ist dem aufgeschlossen, ergreift jetzt aber nicht die Initiative und kann auch besser mit der Situation umgehen. Er kann das Positive (Garten, Ruhe) durchaus schätzen.
Ich würde gern wissen, ob jemand schon mal seinen Umzug rückgängig gemacht hat und wie ihr das erlebt habt?
Umzug bereuen, hat ihn jemand rückgängig gemacht?
Umzug bereut - ja, bzw steuert es in die Richtung. Wir sind von der Großstadt in die Kleinstadt gezogen letztes Jahr, und kommen auch nicht an vom Gefühl her. Die Kinder haben Freunde und denen geht es soweit gut, wenn auch die Große öfter sagt, sie will hier weg. Möglicherweise reflektiert sie dabei aber unser Empfinden.
Rückgängig machen ist schwierig, da es keinen bezahlbaren Wohnraum gibt, aber wenn es anders wäre würde ich es sofort machen.
Wenn meine Kinder sich nicht einleben könnten würde ich zurückziehen.
Aber ganz ehrlich: Wenn nur ich ein Problem hätte, dann würde ich die Zähne zusammenbeißen und abwarten bis die Kinder aus dem Haus sind.
Warum solltest du deinen Kindern genau das antun, worunter du selbst leidest?
Obwohl du ganz andere Möglichkeiten hast als deine Kinder.
Die können nicht mit dem Auto zu ihren alten Freunden fahren.
Überhaupt sind deren Freundschaften noch nicht so stabil wie im Erwachsenenalter.
Vermutlich würden sie viele Freunde und vielleicht auch Hobbies verlieren und hätten den ersten großen Bruch in ihrem Leben.
Das in den wichtigsten Jahren und je nach Alter vielleicht sogar mitten im Hormonchaos.
Für dich als erwachsene Frau finde ich die Situation deutlich leichter verkraftbar.
Auch wenn ich dir glaube, dass du dich gerade wirklich mies fühlst.
Kannst du etwas für dich tun, damit es dir besser geht ohne gleich alle Zelte abzureißen?
Wenns innerhalb derselben Stadt ist, hat man doch noch dieselben Freunde oder nicht?
Du bist im neuen Zuhause nicht fest gewachsen und wenn dich der Hafer sticht, werden ein paar Kilometer nicht unüberwindbar sein.
Oder verstehe ich es falsch und ihr seid in eine ganz andere Stadt gezogen?
Naja, ich ging jetzt davon aus, dass die Strecke relativ "unüberwindbar" ist. Sonst hätte die TE ja quasi kein Problem :)
Eigentlich logisch, ja.
Stadtrand, Stadtteil,... verwirrt mich etwas.
Es steht halt nicht andere Stadt xxx Kilometer entfernt.
Warten wir auf die Aufklärung.
Etwas weiter unten schreibt jemand sie fühlt sich ähnlich, ist aber nur 10 Kilometer vom alten Umfeld entfernt und fährt immer wieder hin.
Oft ist der Arbeitsweg weiter.
Ich verstehe dich sehr gut.
Wir wohnen auch seit 8 Jahren auf dem Dorf, die Stadt aus der ich komme, ist 10km entfernt ubd trotzdem fühle ich mich manchmal am Ende der Welt.
Wir haben uns für die Gegend hier entschlossen,weil das Haus perfekt ist und die Kinder fühlen sich hier sehr wohl, aber ich fahre noch für alles (einkaufen, Ärzte,Arbeit, Auto waschen, Freunde treffen...) in die Stadt, obwohl es hier auch möglich wäre.
Unser ältester Sohn besucht dort sogar mittlerweile das Gymnasium.
Für uns ist klar, dass wenn wir das richtige Haus dort finden wir auch zurück ziehen werden. Allerdings schauen wir nur sporadisch mal und die Aussichten/Chancen sind eher gering.
Naja solange ihr keine Wohnung habt, könnt ihr es schlecht rückgängig machen 😅 wären die Kinder denn im Zweifel auch dabei?
Wenn durch den Rückzug mehr Familienmitglieder „leiden“, nur damit ein Mitglied „glücklicher“ ist, wäre das ja irgendwie unfair.
Kannst du nicht trotzdem öfter die „alten Freunde“ besuchen, wenn ihr sogar in der selben Stadt lebt? Ich meine Stadtrand ist ja nicht 400km Entfernung zum alten Wohnort 🤷♀️
Ich verstehe Dich. Rein rational sind auch einige Antworten hier "richtig" - dass man als Erwachsene seine Bedürfnisse zurückstellen und es ausreichen sollte, dass es den Kindern gut geht. Und das man die Kids nicht rausreißen sollte. Alles vernünftig. Und trotzdem stehen Dir Deine Gefühle auch zu. Man kann das "sich zuhause fühlen, angekommen fühlen" auch als erwachsene Person nicht erzwingen. Trotz aller Bemühungen funktioniert es manchmal einfach nicht.
Männer gehen oftmals rationaler damit um, sie sind aber ja oft auch die, die kein so großes soziales Umfeld in der Gegend brauchen.
Mir ging es ähnlich vor etlichen Jahren. Umzug aus einer wunderbaren mittelgroßen Heimatstadt ins kleine Dorf, 150 km entfernt. In eine mega Wohnung. Mit Freund, ein aufregender Neuanfang und bald kamen die Kinder. 10 Jahre dort gewohnt, Krabbelgruppe, Kita, Grundschule, Vereine, Veranstaltungen - alles durch. Gute Freunde habe ich (sehr mühsam) 2-3 gefunden. Und trotzdem war ich in dem Ort nicht zuhause und entwickelte einen immer größer werdenden Frust. Es gab viel "Auf und ab" und es hat einfach nicht gereicht, mir immer wieder zu sagen, dass es uns doch gut ginge, das Kind eine Heimat habe... man kann nicht jedes starke Gefühl mit dem Verstand kleinreden.
Letztlich mussten wir innerhalb weniger Tage auf Grund der Flutkatastrophe umziehen und landeten dort, wo ich schon Jahre lang hinwollte. In einer mittelgroßen, sehr schönen Stadt, raus aus dem Dorf. Der Anfang war nicht leicht, aber jetzt ist es gut. Hier passe ich/passen wir hin.
Rückblickend hätten wir früher einen Umzug machen sollen, z.B. als die Kinder im Wechsel von Krabbelgruppe/Kita oder Kita/Grundschule waren.
Das tut mir sehr leid, dass ihr durch die Flut so viel verloren habt.
Umso schöner, dass auch etwas Gutes daraus gewachsen ist und ihr jetzt angekommen seid!
Ja, dieses Zuhause-Gefühl ist absolut wichtig.
Gerade deshalb sollte man aber auch zuerst an die Kinder denken.
Für einen Erwachsenen ist es schlimm, sich nicht daheim zu fühlen. Für ein Kind ist es aber noch deutlich schlimmer und überschattet im schlimmsten Fall seine ganze Kindheit und Jugend.
Man hat bei einem Umzug einfach keine Garantie.
Es kann sogar sein, dass die TE sich dann doch nicht so wohl fühlt, wie sie dachte.
Das Wiederaufleben der alten Freundschaften ist auch nicht garantiert.
Auf einmal sieht das Gras im alten Garte vielleicht doch wieder grüner aus?
Möglicherweise stecken sogar ganz andere verborgene Sehnsüchte dahinter, dann nimmt man das Problem mit, egal wohin man zieht.
Wichtig finde ich, dass die TE etwas für sich tut. Es kann auch nicht angehen, dass sie jetzt einfach jahrelang vor sich hin leidet. Was ist mit einem Hobby in der Stadt oder mit ein oder zwei Stadttagen in der Woche? Oder mal Ferien in der Stadt, auch wenn es ungewöhnlich klingt :)
Mein Mann und ich leben wieder dort, wo wir als Kinder gelebt haben. Zwischendurch wohnten wir, unabhängig voneinander, in meiner absoluten Traumstadt. Für ihn war es einfach beruflich praktisch, für mich grundsätzlich großartig 
Als wir geheiratet haben und das erste Kind kam, war unschwer zu erkennen, dass er eigentlich gerne zurückwollte. Er hat einen anstrengenden Beruf (im Sinne von "dauernd unterwegs"), und er liebt dieses Dorfleben, mit Leuten, die er seit seiner Geburt kennt, und viel Natur und Ruhe. Ihn erdet das total und mich...naja Sagen wir so: Es macht mich jetzt nicht total unglücklich, ich sehe die Vorteile, habe u.a. einen meiner Brüder in unmittelbarer Nähe und nach wie vor sehr gute Freunde hier...aber mein Traum ist es nicht. Ich habe mich damit arrangiert, weil ich absolut sicher bin, dass es für uns als Familie momentan das Beste ist. Die Kinder haben ihr Bullerbü-Leben, mein Mann ist deutlich entspannter und ich nehme mir meine Auszeiten. Es ist okay so.
Ich teile allerdings nicht die Meinung, dass man für Kinder grundsätzlich komplett zurückstecken muss. Kinder können sich ebenso umgewöhnen, viele müssen es übrigens auch, denn nicht jeder Familie ist es möglich, 20 oder 30 Jahre am selben Ort zu leben. Ich würde deshalb genau gucken, was mir fehlt und ob ich es ggf. kompensieren / ändern kann. Letztlich habe ich gemerkt, dass mir das Leben in einer Metropole unfassbar Spaß macht, ich aber auch ohne kann (bzw. mir kurze Ausflüge dahin viel geben) - aber ohne enge Freunde, nette Nachbarn usw. wäre es für mich unerträglich. Das ist der Punkt, wo ich keine Abstriche machen würde. 15 Jahre an einem Ort, den man nicht mag, können in Ordnung sein, wenn man Freunde hat. Aber sie können die Hölle sein, wenn man sich total alleine fühlt und sich das auch nicht ändern lässt (weil man z.B. im Kuhkaff wohnt und es im selben Alter weit und breit niemanden gibt).
Insofern: Nochmal genau analysieren. Was fehlt dir wirklich, kannst du daran was ändern, kannst du kompensieren? Wenn nein, würde ich auch den Umzug in Erwägung ziehen. Aber wahrscheinlich bin ich da auch zu egoistisch, sowohl mein Mann als auch ich sind nicht vom Typ "Kinder haben immer Priorität und wir bauen unser Leben komplett um sie herum". Wenn wir unglücklich sind, haben unsere Kinder auch nichts davon. Man muss also genau abwägen, womit alle (!) gut leben können. Nicht perfekt, aber gut.
Es kommt sicher auf den Einzelfall an, aber mich stört ehrlich gesagt dieses "Kinder können sich ebenso umgewöhnen, viele müssen es übrigens auch".
Nun, warum dann nicht: Erwachsene können sich ebenso umgewöhnen, viele müssen es übrigens auch ;)
Die TE schafft genau diese Umgewöhnung aber offensichtlich eben nicht und fühlt sich unwohl am neuen Wohnort.
Und daran sieht man doch schon, dass es eben nicht so leicht getan ist wie gesagt.
Warum sollen die Kinder dann exakt der Situation ausgesetzt werden, mit der die TE nicht zurecht kommt?
Das kommt mir vor als würde man sagen "Jeden Tag Brötchen und Croissants vom Bäcker können wir uns nicht leisten, also kaufe ich nur für mich jeden Tag was vom Bäcker und die Kinder kriegen halt nix. Andersrum würde zwar auch gehen aber ich will den Verzicht nicht aushalten und die Kinder (die das grundsätzlich auch nicht aushalten wollen) können sich ja nicht wehren"
Vielleicht ein blödes Beispiel aber man merkt glaube ich, worauf ich hinaus will. Liebe TE, bitte nicht böse auffassen, so wirkt einfach der Satz auf mich
"Nun, warum dann nicht: Erwachsene können sich ebenso umgewöhnen, viele müssen es übrigens auch ;)"
Ich habe auch nicht behauptet, dass sie das nicht könnten. Habe ich ja schließlich auch gemacht. Aber ein pauschales "Es ist so egoistisch, die Kinder da rauszureißen, kneif mal die A****backen für die nächsten 15 Jahre zusammen!" ist eben in meinen Augen zu kurz gedacht. Alle müssen mit ihrem Leben glücklich sein. Keiner wird seinen Kindern leichtfertig einen kompletten Wechsel zumuten, nur weil er den Garten bisschen zu klein findet oder der Nachbar nervt. Wenn man aber nach fünf Jahren keine Freunde gefunden hat und schlicht einsam ist, muss man das meiner Ansicht nach in Erwägung ziehen. Man kann sich mit vielem arrangieren, aber schlecht mit sozialer Diaspora. Oder was immer einem halt so zusetzt, das kann ja für jeden was anderes sein.
Ich finde es einfach nicht gut, wenn man Eltern so latente Schuldgefühle macht. Nach dem Motto: Deine Bedürfnisse sind immer nur Prio 2, sonst bist du ein Egoist. Ich glaube, dass alle Eltern ihren Kindern zuliebe viel aushalten. Keiner würde so einen Umzug leichtfertig in Erwägung ziehen, jeder weiß, was für alle Beteiligten dran hängt. Für Kinder ist sowas Mist, das ist doch überhaupt keine Frage. Aber wenn einer aus der Familie seit fünf Jahren nicht ankommt, und das vielleicht auch weitere 15 Jahre nicht tun wird, sollte man sich schon die Frage stellen dürfen, ob das für alle eine akzeptable Situation ist. Genau wie sich das jeder fragen würde, wenn das Kind fünf Jahre nach dem Umzug immer noch unglücklich und isoliert ist.
Wie weit ist es denn vom Stadtrand zu eurem ehem. Stadtteil? Würde es dir helfen, wenn du regelmäßig dorthin könntest bspw für einen Sportkurs, einfach ein Nachmittag dort Kaffee trinken, flanieren und Freunde treffen?
Mein Mann und ich wohnen seit 4 Jahren auf dem Dorf rund 30min von seiner und 60min von meiner Heimat entfernt. Angekommen sind wir hier bisher leider auch nicht richtig, aber wir haben 2 kleine Kinder, die sich hier wohl und zu Hause fühlen. Wir haben hier ein bezahlbares Haus mit Garten, Natur, Spielplatz direkt vor der Tür, es ist nicht weit zu unseren Jobs.
In unserer jeweiligen Heimat könnten wir uns kein Eigenheim leisten, trotz zwei gut bezahlten Jobs. Da müssten wir dann mit deutlich weniger Platz auskommen und die Kinder könnten nicht mehr so frei draußen spielen.
Also beißen mein Mann und ich in den sauren Apfel und bleiben hier. Es ist ja grundsätzlich nicht alles schlecht hier. Das Umfeld und die Gegend sind sehr kinderfreundlich und empfinde es hier relativ sicher.
Mein Mann und ich machen dafür regelmäßig Ausflüge in die Heimatstädte, mal mit und mal ohne Kinder. Das hilft uns sehr. Wir werden sehen, was die Zeit bringt. Im Moment bringen wir es nicht übers Herz, den Kindern einen Umzug zuzumuten.