Auszug und der blöde alte Garten SLIPO

Ich bin gerade etwas down, weil ich beim Auszug aktuell nur denke: wie dumm war ich damals diesen Mietvertrag zu unterschreiben?

Ich würde jeden abraten, ein Haus mit zu großen Garten anzumieten. Vor allem wenn es diesbezüglich einen Zusatzvertrag gibt und am Ende einfach alles von euch gemacht werden muss, als seit ihr ein zeithabender Renter der Landschaftsgärtner ist.

Ich war damals mit meinem Expartner blauäugig. Wir wollten Gemüse anbauen, so ein bisschen auf Selbstversorger machen.
Hier hätten wir Platz gehabt dafür.
Ich sah mich ganz verträumt mit Kindern Tomaten ernten ... wie dumm und jung war ich eigentlich???

Wir haben damals händeringend eine Wohnung gesucht. Alles überteuert oder unbewohnbar. Das Haus war mehr am Stadtrand und hat uns weniger gekostet als zum Teil eine Wohnung in der Stadt. Anbindung war gut: also warum nicht.

Tja, aber da denkt man nicht, dass man viel arbeitet (um sich die Miete zu leisten) und in der wenigen Freizeit zu nichts kommt. Zusätzlich hat das aktuelle Klima und die wunderbaren Vermehrungfreidigen Pflanzen der Nachbarschaft gegen uns gearbeiten.

Innerhalb kürzester Zeit war der Gemüsegarten (Erde eh schon voller Unkraut) zugewachsen. Wir waren im Herbst eingezogen, im Frühjahr ging der erste Schmetterlingsflieder auf und unerfahren denkt man sich: wie hübsch. Zieht schöne Schmetterlinge an … ich sag euch: das Zeug ist die Pest.

Mein Ex verließ mich nach sechs Jahren in dem Haus und kündigte seine Hälfte des Vertrages und ich dumme Nuss blieb. Corona startete kurz nach der Trennung. Ich arbeitete auf Station, unterbesetzt und schaffte einfach meinen Umzug. Lockdown, Panik und ich teilweise >50h die Woche in der Klinik. Bekam Depressionen und einen Burnout und das Zeug wucherte im Garten.

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich in den letzten 10 Jahren diesen Mist abgeholzt habe und auch mein jetziger Mann dagegen gekämpft hat. Nach zwei Monaten sah es oft genauso aus.
Ja, wir hätten einen Gärtner holen können, doch irgendwie hofft man dann doch noch, das selbst zu schaffen und sich enorme Kosten zu ersparen.

Nun ziehen wir Ende des Jahres aus und haben alles bodennah abgeholzt, das komplette Haus innen gestrichen, alles versucht gut hinzubekommen und dachten, wir kommen zum Ende - nun müssen wir noch die Wurzelballen des 🤬 Wildwuchses ausgraben. Wir haben alleine an einer Wurzel dieses furchtbaren Flieders zwei Tage gegraben. Das Zeug ist überall.
Die Fugen der Bodenplatten (vor 2 Jahren erneuert) müssen wir auch nochmal machen.

Dieser Garten ist verflucht. Die Hecke wuchert als wäre sie auf Steroide, die Wiese haben wir vor zwei Jahren auf eigene Kosten neu angesät (jetzt ist sie wieder nur Moos und ein paar Halme), trotz Pflege. Die Ameisen tragen ständig den neueingebrachten Quetschkies aus denn Fugen und ziehen Unkraut groß ...

Dieses Haus hat mich mehr Nerven und Geld gekostet - lieber hätte ich den Kredit in der Zeit für ein Eigenheim abgezahlt.

Ich musste mir bzgl. meiner Dummheit mal Luft machen. Danke.

Bearbeitet von Tomatenmama
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Zusatz: ich weiß, wir waren nie die fleißigsten Gärtner und haben uns einfach übernommen.
Aber wir haben immer wieder versucht alles zu kultivieren … aber das Grundstück war einfach zu riesig.

Diese ganze Geschichte fördert aktuell auch nur meine Depressionen wieder. Ich habe jetzt auch einen Gärtner beauftragt, weil wie ihr an der Uhrzeit erkennt: dieses Thema geistert nur noch in meinem Kopf und belastet mich

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Ich hasse Gärtnern und verstehe daher deinen Frust. Aber… so ist das wohl normal 😅

Ich glaub, ich würde das Geld ausgeben und es den Gärtner machen lassen.

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Ich lass es jetzt auch einen Gärtner machen. Wir sind jetzt schon körperlich am Ende und für den Rest haben wir einfach keine Kapazität und vor allem nicht die Geräte.

Vielleicht würde dann im Dezember bei der Übergabe dann wieder was nicht passen und so macht es ein Fachmann und Ende.

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Es tut mir sehr leid für Dich.
Und nein-Du warst nicht dumm. Du konntest nicht wissen, dass es zur Trennung kommt und gärtnerisch offenbar unerfahren hast Du alles unterschätzt. Volltagsstelle und Familie sind schon so schwierig mit einem großen Garten zu vereinbaren. Und wenn noch psychische Probleme dazukommen ohnehin nicht.
Lass die Selbstvorwürfe. Im nächsten Haus bist Du klüger.

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Danke für deine lieben Worte. Ich hab mir nur so viele Vorwürfe gemacht, weil meine Familie uns gerade viel geholfen hat und nun Vorwürfe macht, warum wir nichts davor gemacht haben.

Was aber definitiv nicht der Fall war. Man sieht es halt einfach nicht.

Der Gärtner meinte auch, dass zwei Faktoren gegen uns gearbeitet haben. Der eingeschleppte Schmetterlingsflieder und das extreme Wetter. Er hat Kunden, zu denen kommt er regelmäßig einmal im Monat, und bei den extremen Sommer (viel regen, dann wieder extreme Hitze und Sonne) wuchert alles so, als wäre er nie dort gewesen.

Unser neues Zuhause wird einmal an mich vererbt und hat einen kleinen, pflegeleichteren Garten. Es ist überschaubar. (Unser jetziger ist 5x so groß 🙈)

Leider bin ich aktuell einfach mit all dem wieder sehr überlastet. Mit Baby und wenig Schlaf. Das nagt schon sehr an meinen Nerven und dann kommen von allen Seiten Schuldzuweisungen und der Auszug wird uns nochmal sehr viel Geld kosten …

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Vorwürfe kann man in der Situation ja auch gerade brauchen....
In Zukunft habt ihr Eigentum und einen kleinen Garten und jetzt müsst ihr eben in den sauren Apfel beißen und Geld in die Hand nehmen, um den Garten in den Ursprungszustand zu versetzen. Dafür habt ihr ja auch 10 Jahre dort gewohnt.
Es soll ja der letzte Umzug sein.

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Darf ich fragen wie groß der Garten des Teufels ist?

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So um die 500 qm, ein Teil ist Wiese, der Rest Beete des Grauens

Bearbeitet von Tomatenmama
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Ach Mensch, das tut mir leid. Wir haben auch einen Garten, bin der absolute Gartenmensch. Ich liebe es dort herum zu pusseln. Aber wogegen ich seit Jahren Kämpfe (und nicht gewinne) ist
Giersch
Winde
Gundermann
Acker Schachtelhalm
Der hass das Zeug.

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Ich war auch ein Gartenmensch. War aber einen kleineren bei meinen Eltern gewohnt.

Auch am Anfang war ich noch voller Elan an der Sache dran. Dann waren wir zwei Wochen im Urlaub und Wahnsinn: was da alles zu wuchern begann.

Aber als ich dann gefühlt nur noch einen Tag in der Woche frei hatte, war oft die Entscheidung Haushalt oder Garten. Irgendwas blieb immer auf der Strecke.

Vorbesitzer waren Frührentner, keine Kinder und nur zuhause. Die haben das gelebt. Ich konnte dem nicht so nachkommen.

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Ich musste gerade etwas schmunzeln bei deinem Text und sehe mich in unserem Gärtchen, dass uns mit seinen winzigen 200qm schon zur Verzweiflung bringt. Wir haben den Garten als Urwald übernommen. Er besteht fast nur aus Hang und die Pflege ist kompliziert. Anfangs habe ich die Disteln lachen hören, wenn ich sie an einer Stelle rauszog und im Rücken schon die nächste wuchs. Ganz zum Schweigen von der Melisse, die an Stellen nachwuchs, wo nichtmal Erde war. Der Vorgarten war so verwachsen, dass wir alles ausheben mussten. An einer Stelle (nur 6qm) haben wir einfach Steine hingekippt vor Verzweiflung. Das mit den Tomaten hat zwar trotzdem geklappt aber "nur" in Töpfen, so wie wir es zuvor auf dem Balkon hatten...
Holt euch Hilfe! Wir hatten zum Glück professionelle Hilfe aus der Familie. Ich fühle deinen Text jedenfalls sehr und wünsche dir alles Gute und gute Besserung!

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Danke für deinen Text!

Ich bin zwar auch ein begeisterter Gartenmensch, aber neben all den romantischen Beschreibungen fehlt mir auch oft die Gegendarstellung.
Garten passt nicht zu jeder Lebenssituation.
Und Gemüse in Einzelportionen aus dem eigenen Garten ist normalerweise eben nicht billiger als saisonales Gemüse aus Profi-Anbau! Man kann es sich aber schönrechnen...

Gut, dass du jetzt einen Profi beauftragt hast! Damit bist du auf der sicheren Seite und hast es vom Tisch. Im Endeffekt ist es dann nur Geld. Und das fällt bei Umzügen eben manchmal mehr an, als man gerne hätte.

Wie gut, dass ihr im Winter umzieht! Wenigstens das passt doch richtig gut.
Wie war der Garten denn bei eurem Einzug? Parkartig angelegt oder einfach Moos und Hecken? Hast du alte Fotos davon? Nicht, dass der teure Gärtner mehr macht als nötig 😉

Ich vermute, das schlimmste sind auch aktuell Vorwürfe der Verwandtschaft...
So was liebe ich ja: helfen, aber dann mit dem Vorwurf, warum man es nicht selbst schafft... Garten wächst nunmal weiter und der Hecke, die mein Vater vor zwei Jahren noch liebevoll gestutzt hat, sieht man den Schnitt leider nicht mehr an...
Da hilft nur eine - durchaus unentspannte - Rückfrage: wann hätte ich das tun sollen? Im Frühjahr, während des Mutterschutzes? Letztes Jahr während der Schwangerschaft? Oder etwa 2021, als ich stundenlang auf Intensiv Leben gerettet habe?

Wenn du jetzt mit Mann und Baby am neuen Ort neu anfängst, hast du offenbar in den letzten Jahren die Priorität an der richtigen Stelle gesetzt!
Ein gemieteter Garten gehört da ziemlich weit unten auf die Liste.
Lass dir nichts anderes einreden.

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Da hast du recht. Man stellt es sich immer romantischer vor als es dann ist. Der Garten war einfach für uns zu groß. Mein Ex und ich waren unerfahren. Wir dachten ab und zu Hecke, rasen und Unkraut zupfen kriegen wir hin,
Aber bei der Größe ist das halt nicht einfach und schnell zu bewerkstelligen gewesen.

Ein Teil war ganz gut angelegt, aber dort wuchs auch Zierlorbeer und andere Sträucher die wir zwar schnitten, aber die immer wieder unkontrolliert Ableger in Massen produzierten. Allein im ersten Frühjahr hatte ich ein Meer von Primeln die plötzlich überall im Rasen wucherten. Da war ich gerade mal 4 Monate im Haus.

Die Beete waren alle mit Bodendeckenden Unkraut übersät. Nichts hochwachsendes, aber alles voll damit. Wir haben im ersten Jahr versucht die oberste Schicht abzutragen, dann umgegraben … aber eigentlich war das alles nur Nährboden für anderes Unkraut. Und so nahm das Unglück seinen Lauf.

Fotos finde ich leider nicht mehr. Der Gärtner weiß welcher Teil gemeint ist und macht dies auch. Ich wollte ihn vorher schon beauftragen, deshalb war er schonmal im Garten. (Meine Familie wollte allerdings das in Eigenregie machen um uns Geld zu sparen).
Der Gärtner hatte auch vorgeschlagen alles nur Bodennah abzuschneiden. Aber jetzt muss man die Wurzeln ausgraben.

Ich bin um die Hilfe dankbar, aber da hast du recht: Vorwürfe haben da nichts zu suchen. Man hilft ja auch keinen Obdachlosen und hält ihm immer vor, wie unfähig er doch war, obdachlos geworden zu sein.
Vor allem ist es für meine aktuelle Psyche einfach anstrengend. Kaum verdaue ich einen Vorwurf und muss darüber nicht mehr grübeln, fängt es von vorne an.

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Ich liebe meinen Garten und bin dort gerne tätig. Neja das Leben ist manchmal anders als man es gerne hätte. Ich hänge am Besten ein Schild auf. Biosphärenreservat Forschung zur Biodiversität.

Ist halt so. Notfalls muss wie bei dir ein Gärtner durch.

Gute finde ich den Hinweis mit der fehlenden Regelung im Mietvertrag.

Viel Glück im neuen Heim

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Danke. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Mir war damals auch nicht klar, dass Gärtner auch so eine Art Abomodell haben und dann regelmäßig das machen.

Wäre mir das bewusst gewesen hätte ich das gerne gezahlt und es wäre nicht so ausgeartet. Aber mir wurde immer irgendwie eingetrichtert: Garten muss man selber machen.
Tja; der Garten ist auch 3x so groß wie der meiner Eltern.

Zumindest kann ich diese Erfahrung meinem Kind vielleicht später ersparen.

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Oje, ich fühle mit dir. Hier versteht niemand, warum ich den Minigarten in unserem zukünftigen Haus so abfeier 😅 Mir reicht eine schöne Terrasse zum Raussitzen im Sommer völlig, eine paar schicke Pflanzkübel und gut is 😄 Die Kids sind aus dem Gröbsten raus und können alleine zum spielen auf den Spielplatz 200 m weiter... Jeder fragt, warum wir den Platz aufgeben, aber es ist eigentlich nur eine Belastung. Der riesen Hof ist im Herbst ständig voller Laub, der Garten wuchert schneller als ich die Gartenschere in die Hand nehmen kann. Nee danke, klein aber fein reicht völlig 👍 Brauchst dir also nichts zu denken, geht ganz vielen so 😂

Bearbeitet von Judy328
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Danke für die lieben Worte. Ich komme mir halt echt wie eine faule Versagerin vor. Ich glaub, das legt sich erst wenn der alte Garten Vergangenheit ist.

„ der Garten wuchert schneller als ich die Gartenschere in die Hand nehmen kann.“

Da sagst du etwas wahres. Der neue Garten ist klein und fein. Gehört uns. Pflegeleichter, überschaubar. Wenn wir mal einen Wildwuchs übersehen ist es unsere Sache. Wir streben keinen englischen Garten an. Eher etwas naturbelassen und mit Platz für die Kinder. Die Nachbarn handhaben es hier auch so.
Im alten Haus hatten die Nachbarn alle viel Zeit für tägliches Dauergärtnern.

Ich mag an sich ein wenig Gärtnern, aber hier war jede Mühe umsonst. Unkraut und Ameisen waren immer die Sieger.

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Ich habe einen Balkon und der wuchert manchmal, weil ich es zeitlich nicht schaffe.
Jetzt mal ehrlich: das klingt ja tatsächlich eher nach einem 10Stunden-Job. Und dass du keine 10 Stunden in der Woche dafür übrig hast, die du ja neben dem normalen Leben noch stemmen musst: kein Wunder!

Es hilft ein guter Trick: frag dich mal, welche Relevanz das ganze Thema nächstes Jahr um diese Zeit noch haben wird. Nämlich keine.
Denk an deine neue Wohnung, räum sie gedanklich schon mal ein und sei mal stolz, dass du so viel geschafft hast!!