Haus überschrieben bekommen

Hallo zusammen,
Wir werden, wenn alles klappt, demnächst ein Haus bekommen.
Unsere Nachbarin wird seit Jahren von uns versorgt (nicht gepflegt) und, da sie außer uns niemanden hat, möchte sie uns ihr Haus vererben.
Das sagt sie bereits seit Jahren und wir haben das lange auch nicht wirklich ernst genommen aber so langsam wird es wohl doch Ernst. Sie hat sich schon selbst überlegt, dass wir ja Erbschaftssteuer zahlen müssten und will uns deshalb das Haus vorzeitig überschreiben, also schenken.
Die Schenkungssteuer ist zwar theoretisch genauso hoch wie die Erbschaftssteuer, aber da sie ja lebenslang in dem Haus bleibt und wir uns weiterhin um sie kümmern werden, können wir das vertraglich festhalten und damit den theoretischen Wert des Hauses mindern- somit also auch die Steuer.
Dafür müssten wir uns gegebenenfalls an Pflegekosten beteiligen, da das Sozialamt andernfalls die Schenkung zurückfordern kann.
Ich habe mich schon relativ gut über alles informiert aber ich bin doch unsicher, ob ich etwas vergessen habe, zu bedenken.
Das Haus und das Grundstück ist riesig, wir könnten uns das niemals leisten. Es wäre also ein absoluter Wahnsinn, wenn wir das wirklich alles für ca 20% des Verkehrswertes bekommen würden.
Gleichzeitig brauchen wir all diesen Platz in 10 Jahren gar nicht mehr, weil drei unserer vier Kinder dann aus dem Haus sind (so der Plan ;) ).
Das Haus ist alt und es müsste viel gemacht werden. Wir würden mit Schenkungssteuer, Nebenkosten und Renovierungskosten auf einen ordentlichen 6-stelligen Betrag kommen.
Und wir würden die Renovierung ja erst anfangen, wenn das Haus "frei steht" (ich drücke es mal so aus).
Die Nachbarin darf gerne noch 100 Jahre lang leben, ich habe sie sehr ins Herz geschlossen.
Aber mal realistisch gedacht:
Es könnte vielleicht in x Jahren sein, dass wir das Haus übernehmen und dann wären wir vielleicht schon zu alt für so einen hohen Kredit.
Und bräuchten wir das Geld dann nicht dringender, um unsere Kinder in der Ausbildung zu unterstützen?
Für mich persönlich bräuchte ich das alles nicht aber es wäre natürlich ein ordentliches Kapital, das wir wiederum unseren Kindern irgendwann hinterlassen könnten.
Sie könnten ein riesiges Haus erben, evtl selbst darin wohnen oder es vermieten. Oder noch weiter anbauen, das Grundstück ist wie gesagt riesig...
Eventuell könnte man sogar ein Mehrgenerationenhaus daraus machen, da das Haus so groß ist.
Dass wir das Haus erst übernehmen und dann verkaufen, ist übrigens ausgeschlossen. Unsere Nachbarin würde es spenden, wenn sie uns nicht hätte.
An sich freue ich mich natürlich riesig und kann das alles noch gar nicht richtig glauben.
Gleichzeitig habe ich auch Angst vor dem, was da auf uns zukommt.
Vielleicht hat ja jemand ein paar Gedanken dazu?
Der Fall kommt bestimmt häufig innerhalb von Familien vor, bei uns ist nur das Besondere, dass wir nicht verwandt sind.
Aber bis auf die Höhe der Steuer sollte das keinen Unterschied machen, denke ich?

Bearbeitet von Screwdriver
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Hmm... schwierig.

Zum Thema Schenkungssteuer:
Euer Problem ist, dass ihr nur 20k Freibetrag habt. Ihr müsstet also sofort eine große Summe Geld aufbringen (die ihr wahrscheinlich nicht habt), um den Rest zu versteuern. Selbst wenn ihr durch das Wohnrecht bzw. den Nießbrauch den rechnerischen Wert senken könnt, bleibt wahrscheinlich bei einer attraktiven Immobilie ein mittlerer sechsstelliger Betrag über, den ihr JETZT versteuern müsst. Wenn ihr nun 50% davon direkt zahlen müsstet, wären das in einer Beispielrechnung:

600k Verkehrswert
-100k Wohnrecht (mal über den Daumen, gibt Rechner dafür)
-20k Schenkungsfreibetrag
= 480k
Davon 50% (Steuerklasse 3, über 26k€): um die 240k. (ganz grob, progressive Berechnung vernachlässigt)
Diese müsst ihr sofort finanzieren.

Bei einem jährlichen Effektivzins von ca 3% (Sollzins 3,0, Tilgung 1,5, 10 Jahre Sollzinsbindung) wäre das eine zusätzliche monatliche Belastung von 900€ für euch. Innerhalb der ersten 10 Jahre Sollzinsbindung, die ich gleichzeitig einfach als Restlebenszeit der alten Dame definiere.

(ich empfehle den Zins- und Tilgungsrechner vom Handelsblatt für eine erste Indikation. Ich bin auch nicht ganz so informiert, was die aktuelle Zinslage angeht.)


Dazu würden sämtliche Aufwendungen kommen, die die Pflegezeit der Dame überbrücken.


Wenn ihr das aber problemlos schaffen könnt und/oder die Dame schnell verstirbt, habt ihr für relativ wenig Geld ein sehr
großes Haus.



Wenn ich das überschlage, dann seid ihr wahrscheinlich mit einfach erben besser bedient, wenn die Dame noch ca. 10 Jahre in dem Haus leben sollte, bzw. wie der Nießbrauch definiert ist.

Bearbeitet von Papaschlumpf
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Warum 50%?

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Bearbeitet von Papaschlumpf
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tja: und was passiert, wenn die gute Dame Pflegebdürftig wird? wo kommen mehrere Tausend Euro im Monat her, wenn SIe euch das Haus geschenkt hat?

Ich würde der Dame eher empfehlen, ein Testament zu machen und Euch zu bedienen damit, wenn Sie euch danken will.

SOLLTE vor dem Tod jahrelange Pflege, Demenz etc.... in einem Heim anstehen, muss das Haus verkauft werden, damit das Geld für die Pflege da ist.
Lasst der guten Dame das Haus im Eigentum so lange sie lebt. Sie dankt es euch, wenn sie will mit einem Testament. -- Aber vorher sollte die gute Dame Ihr "Pölsterchen" behalten. Für Pflege etc.... Das ist doch auch eine Sicherheit.

Wenn Sie Euch das Haus schenkt bringt ihr das Wohnrecht für die Pflegekosten gar nix.
Wenn Sie niemand hat, sollte sie lieber ein Testament machen und eine Vorsorgevollmacht, die Euch mit einbezieht. -- denk da mal drüber nach.

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Ich denke : Lass dich zu diesem Thema rechtssicher ! beraten, bei einem Fachanwalt.

Mir persönlich klingen zu viele wenn's und vielleicht's mit......

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Danke, da sind wir tatsächlich bereits dran :)
Daher weiß ich auch schon ein paar Dinge, wie, dass es verschiedene Varianten von Wohnrecht gibt, mit Nießbrauch und ohne...
Und, dass man den Verkehrswert dadurch und durch vertraglich fixierte Dienstleistungen senken kann.
Wir hatten erst ein Beratungsgespräch aber das war tatsächlich schon sehr aufschlussreich.

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Was ist, wenn sie noch 15 Jahre lebt und davon 5 schwer pflegebedürftig ist? Könnt ihr das stemmen?

Ich wäre für ein normales Erbe. Das wäre mir sicherer.

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Es ist sehr nett von ihr und natürlich von euch. Ich würde die eigene Nutzung, Umbau etc. des Hauses nicht einplanen. Zu unsicher und ihr bindet euch mehr oder weniger zufällig etwas ans Bein was ihr euch so nicht selber aussuchen würdet.

Im Fall der Fälle kann ein Verkauf sinnvoller sein, um sich etwas passenderes als dieses Haus zu ermöglichen. Darum finde ich den Vorschlag mit dem Testament sehr gut.

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Da hätte ich wohl noch etwas weiter ausholen sollen :)
Es ist schon so, dass wir auch sehr an dem Haus hängen.
Wir wohnen in einer relativ kleinen Wohnung zur Miete und könnten uns höchstens wenn die Kinder aus dem Haus sind eine ganz kleine Wohnung als Eigentum leisten.
Bei der Nachbarin haben wir seit Jahren Gemüse angebaut, die Kinder haben im Sommer einen Pool in ihrem Garten usw.
Es ist ein wunderschönes altes Haus und das Grundstück ist klasse.
Bei dem Testament habe ich einfach immer irgendeine Unsicherheit, dass sie es sich im Alter (evtl Demenz?) anders überlegt oder von irgendwem beeinflussen lässt.
Oder dass doch noch jemand aus ihrer Verwandtschaft das Testament angreift.
Sie hat nur Nichten und Neffen, die also auch keinen Pflichtteil erben können.
Die kümmern sich zwar nicht und waren noch nie zu Besuch aber man weiß ja nie.
Geld hat sie eigentlich genug, sie hat einiges angespart und eine sehr gute Rente.
Aber dir Pflegekosten sind trotzdem unmöglich vorher zu planen.

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Ich hätte wahrscheinlich folgende Gedanken:

- Kann ich mir jetzt alle anfallenden Kosten leisten? Wäre es sinnvoll, jetzt schon mit einer Bank zu sprechen, um überhaupt zu sehen, ob der Traum in zehn Jahren noch finanzierbar ist?
- Möchte ich mich wirklich auf Jahre an jemanden binden, der eventuell in absehbarer Zeit und sehr lange deutlich mehr Hilfsbedarf hat? Mit einer Schenkung steigt höchstwahrscheinlich bei euch auch das Gefühl einer moralischen Verpflichtung ihr gegenüber. Könnt / wollt ihr das ggf. mehrere Jahre leisten? Wird es einen Pflegevertrag o.ä. geben?
- Wie gut bekäme ich das Haus im Ernstfall los? Wenn ihr am Ende merkt, dass ihr euch übernommen habt: Kommt ihr gut aus der Nummer raus? Eine sechsstellige Summe ist ja keine Kleinigkeit, und ob man euch so einen Kredit dann noch gewährt, ob ihr noch Lust auf diese viele Arbeit habt (denn meist muss man ja doch viel selber machen), ob die Kinder überhaupt Lust haben da zu wohnen - alles unklar. Man braucht also Plan B.

Ich würde die Chance wahrscheinlich ergreifen, aber ich bin auch niemand, der in diesen Dingen zu viel grübelt, muss ich sagen. Mein Mann hätte hingegen sofort einen Termin beim Anwalt, beim Steuerberater, einem Notar, einem Architekten und der Bank 😁 Letztlich ist eine große Verantwortung (ich hatte mir Eigentum jedenfalls immer entspannter vorgestellt, muss ich sagen). Und ihr müsst euch beide ganz sicher und einig sein. Gerade in Bezug auf die Nachbarin.