Hallo zusammen,
ich weiß gar nicht, in welches Forum ich mit meinem Beitrag überhaupt gehöre - vom Thema könnte es auch in "Trauer und Trost" oder "Familienleben" passen.
Als erstes versuch ich mal ein wenig die Vergangenheit zu beleuchten, damit ihr mein Problem irgendwie nach vollziehen könnt.
Mein Vater starb 1991 an Lungenkrebs, meine Mutter folgte 1993, sie starb am Brustkrebs.
Mit 14 Jahren war ich Vollwaise. Mein damals 8jähriger Bruder und ich kamen in eine Pflegefamilie, da uns Verwandte nicht aufnehmen konnten oder wollten.
Mit dem Tod unserer Eltern erbten wir deren Einfamilienhaus, das bis zum 18. Geburtstag meines Bruders vermietet war. Von den Mieteinnahmen wurde die Pflegefamilie "bezahlt".
Auf diese Familie möchte ich nicht weiter eingehen, nur soviel: sollte es eine Hölle geben - die ist definitv bei denen!
2004, nach ordnungsgemäßer Kündigung sind wir selber in das Haus eingezogen. Wir - das waren mein Bruder mit Freundin sowie mein Mann und ich.
Mein Bruder ist 2005 schon wieder ausgezogen, er ist mit den Erinnerungen nicht klar gekommen.
Da mein Mann und ich uns eigentlich sehr wohl hier gefühlt haben, haben wir meinen Bruder ausbezahlt und sind nun seit Juni 2005 Eigentümer.
Soviel zu den Fakten, jetzt geht's ans Eingemachte.
Immer und immer wieder werde ich verfolgt von meiner Vergangenheit.
Ich "sehe" meine Eltern hier im Haus, fühle mich beobachtet.
Dort wo nun unser Fernseher steht, stand damals das Krankenbett meines Vater, dort starb er auch.
Ich kann allein gar nicht im Wohnzimmer sitzen und fern sehen, nur mit Begleitung. Und selbst dann ist es schlimm.
Im Flur hängt ein Spiegel. Wenn ich dran vorbei gehe, hab ich manchmal das Gefühl hinter mir würde meine Mutter stehen. Sie ist wie ein Schatten im Spiegel.
Ich weiß einfach nicht, wie ich mit diesen Erinnerungen klar kommen soll.
In Therapie war ich schon, Fazit: ich brauche ZEIT!
Dies ist die emotionale Geschichte, nun folgen noch ein paar Tatsachen.
Ein paar Meter neben unserem Grundstück wurde vor ein paar Jahren ein Sozialbau errichtet.
Hier mal ein paar Anekdötchen, was in den letzten Monaten passiert ist.
Wir haben ein Eckgrundstück, oben und links am Garten führen Gehwege (keine Straßen) vorbei. Letzten Samstag Abend war ich im Schlafzimmer (liegt zum Garten raus und zu einem dieser Wege) und höre spielende Kinder (nicht ungewöhnlich in einem Wohngebiet), eins der Kinder sagt, das andere solle noch schnell ein bisschen Sand nehmen. Hey, da klingelten meine Alarmglocken - die beiden Mädels waren in unserem Garten. Ich hab gleich meinen Mann alarmiert, der ist dann raus und die beiden Gören (sorry für den Ausdruck, aber ihr hättet die mal sehen sollen - grrr, ich reg mich schon wieder auf) grinsen frech und fragen kackedreist, was wir denn wollen.
Mein Mann hat den beiden dann den Marsch geblasen und die sind dann ganz schnell abgehauen - natürlich über den Zaun geklettert, so wie sie auch rein gekommen sind.
Zum einen gibt es viele Ausländer (nette, aber leider auch solche, die sehr an Mehmet erinnern - dieser Türke aus Bayern, den die Türkei nicht zurück haben wollte), zum anderen leider auch sehr viele "nicht ganz so nette sozial Schwache".
Bitte nicht falsch verstehen, ich habe rein absolut kein Problem mit sozial schwachen Leuten oder Ausländern.
Aber das meiste gesehene Fahrzeug hier ist ein Polizeiwagen!
Unser Zweitwagen stand mal eine Nacht nicht In der Garage, sondern ausnahmsweise davor - am nächsten Morgen sahen wir dann das Ausmaß der Verwüstung. Es war jemand aufs Auto geklettert und ist auf Motorhaube und Dach rumgehüpft - wirtschaftlicher Totalschaden.
Anfang des Jahres hat man uns rohe Eier gegen die Fassade vom Haus geworfen.
Das Garagentor unseres Nachbarn hat man dermaßen zerbeult, dass es aufgebrochen und ausgehebelt werden musste.
Kurz vor Silvester haben Kinder (max. 10 oder 11 Jahre alt) mir Böller unter den Kinderwagen geworfen.
Als ich sie zur Rede gestellt hab, bekam ich Sprüche wie "Schlampe, halt's Maul sonst stopf ich es dir" oder "Sei froh, dass ich den Knaller nicht IN den Kinderwagen werfe"!!! zu hören.
Die Grundschule, zu der meine Tochter gehen müsste, liegt nur ein paar Meter entfernt - aber solche Kids wie oben beschrieben (und deren Geschwister) gehen auch dort hin. Und sowas möchte ich nicht für mein Kind haben!!!
Dort kam mir mal ein Futz entgegen , max. 11 Jahre jung - und qualmte munter ne Zigarette.
Und dies war nur ein kleiner Einblick in unsere Wohngegend.
Ich bin hier aufgewachsen - aber früher gab es hier sowas nicht. (Hihi, ich hör mich an wie ne Oma: früher war alles besser...)
Wenn ich nicht nach links auf den Bau gucken würde und mich bei Spaziergängen rechts von unserem Haus halte, kann man gar nicht vermuten, dass hier sowas abgeht. Da sieht es nach typischer spießiger Reihenhaussiedlung aus. Richtig bieder und solide.
Als wir vor 3 Jahren Hier hingezogen sind, sind zum einen solche Vorfälle nicht passiert, zum anderen haben wir den Terz dort auch gar nicht so mitbekommen, da wir ja den ganzen Tag außer Haus waren.
So, nun hab ich mir die Finger wund getippt und ihr sitzt wahrscheinlich mit offenem Mund vorm Bildschirm.
Was würdet ihr in meiner Situation tun - gehen oder bleiben?
Alle rationalen Gründen sprechen für gehen. So weit so gut.
Aber was tun wir mit dem Haus? Verkaufen? Vermieten?
Doch bleiben und auf Besserung hoffen?
Mein Mann und ich tendieren beide zu gehen und zwar mit allen Konsequenzen! Auszug - so schnell wie möglich und das Haus verkaufen. Noch bekommen wir den einen oder andern Cent für das Häuschen (hoffen wir zumindest), noch sind wir jung und fit, und auch ich hätte vielleicht die Chance, endlich mit meiner Vergangenheit klar zu kommen.
Abschließen werde ich wohl nie. Aber solange wir in einer Wohnung gewohnt haben, hatte ich zwar die Erinnerungen an meine Eltern, aber keine Alpträume und Verfolgungswahn.
Ich sehne mich nach einem Schlußstrich.
Und jetzt bin ich auf Meinungen und Anregungen gespannt.
LG
i
Gehen oder bleiben???
Wenn ihr euch schon entschieden habt, warum willst du noch die anderen Meinungen hören? Es gibt doch absolut keinen Grund da zu bleiben, auf jeden Fall hast du keinen geschrieben.
Ich würde an eurer Stelle auch versuchen zu verkaufen (die armen Käufer), was anderes bleibt euch doch gar nicht übrig.
Gruss. Alla
Der einzige Grund, der fürs Bleiben sprechen würde, ist das Andenken an meine Eltern.
Vielleicht fehlt mir einfach der letzte Kick von Außenstehenden, das Haus zu verkaufen und einen Schlußstrich zu ziehen.
Vielleicht musste ich das einfach mal schreiben, um schwarz auf weiß zu sehen, dass es höchste Zeit wird, die Kisten zu packen.
Ich würde das Haus verkaufen und versuchen zur Ruhe zu kommen. Wenn die Erinnerungen dir -verständlicherweise- zu weh tun und du Albträume und Wahnvorstellungen bekommst, so ist es höchste Zeit, dich räumlich abzugrenzen. Zumal die Wohngegend sich ja auch stark zum Negativen verändert hat.
Du hast genug durchlitten, verkaufe das Haus und suche dir mit deiner Familie ein neues und unvorbelastetes Zuhause.
Ich denke es ist auch an der Zeit, dass du vielleicht überlegen solltest deine schlimmen Erlebnisse in einer Therapie aufzuarbeiten.
Alles Liebe und viel Kraft
Christina
Eine Therapie habe ich bereits gemacht, die Therapeutin meinte nach 1,5 Jahre Gesprächstherapie, dass ich einfach viiiiiiiiile Zeit bräuchte, um zur Ruhe zu kommen.
Ich hoffe, dass ich durch den Verkauf und den räumlichen Abstand die Ruhe finde, die ich brauche.
Unvorbelastet - diese Wort ist genau das richtige.
Hallo,
ich würde verkaufen, bevor es in der Gegend schlimmer wird. Ich glaube auch nicht, daß Du mit den ganzen Erinnerungen je deinen Frieden finden wirst.
LG
Nicole
"die beiden Mädels waren in unserem Garten. Ich hab gleich meinen Mann alarmiert, der ist dann raus und die beiden Gören (sorry für den Ausdruck, aber ihr hättet die mal sehen sollen - grrr, ich reg mich schon wieder auf) grinsen frech und fragen kackedreist, was wir denn wollen.
Mein Mann hat den beiden dann den Marsch geblasen und die sind dann ganz schnell abgehauen - natürlich über den Zaun geklettert, so wie sie auch rein gekommen sind. "
Ja genau, mir steht der Mund offen - bei oben zitiertem Absatz.
Ich denke mal, Ihr verhaltet Euch grundsätzlich so arogant und kalt den "sozial schwachen" und "ausländischen" Nachbarn gegenüber. Dann wundert mich nicht, dass Ihr zur Zielscheibe geworden seid! Ich käme im Traum nicht darauf, wegen spielender Kinder meinen LG "zu alarmieren"! Gehst Du mit Deinen Kindern auch so um, wenn sie was Verbotenes tun oder versuchst Du es da mit Reden? Und warum hast Du Dir die Kinder nicht erstmal in Ruhe angeschaut und ne halbe Stunde in Eurem Garten spielen lassen, wenn sie schon keinen eigenen haben?
Gruß,
Andrea
Was soll das denn für eine Antwort sein???
Sind wir jetzt im Sozialismus? Komm doch rein, mein Garten ist Dein Garten!
Sorry, aber nein. Eigentum ist Eigentum und muß Eigentum bleiben. Das gilt für den Garten ebenso sehr wie für ihr Auto.
Kann sein, daß sie inzwischen eine Zielscheibe für die 'sozial Schwachen' ist. Das zeigt aber nur, welches Niveau diese Leute (nicht) kennen. Vielleicht ist es auch der pure Neid, der daraus spricht. Ein noch niederes Verhalten.
Wer nicht in der Lage ist, rechtsstaatliche Grundsätze anzuerkennen und seine Kinder derart wenig im Griff hat, daß sie rauchen und das Eigentum von Nachbarn demolieren, der gehört m.E. zwangssterilisiert.
Ich würde dort ebenfalls wegziehen. Ich hätte keinen Bock, in einer solchen Nachbarschaft zu leben. Alternativ würde ich mir einen Zaun um mein gesamtes Grundstück ziehen und einen Wachhund anschaffen, der alles stellt, was sich ungefragt auf das Grundstück traut.
Wirklich, wo kommen wir denn da hin, wenn sich Leute, nur weil sie ein Haus besitzen jetzt schon dafür schämen müssen oder gar Mitleid mit den Sozial Schwachen ohne Garten haben, so daß diese sich da ungestraft aufhalten.
!!!!
Hallo
ich stand gerade vor einer ähnlichen Situation. Meine Schwester will mein Elternhaus verkaufen. Mein Vater ist damals auch als ich 11 war an Leukämie gestorben. Meine Mutter war damals schon neu verheiratet da sie sich mit einem kranken Mann nicht belasten wollte. Für mich bedeutete dieses Haus immer Heimat und Geborgenheit. Es war ein Schock für mich das es meine Schwester verkaufen will.
ABER ehrlich nach einem halben Jahr überlegen, ich könnte da einfach nicht einziehen. Das einzige was ich von diesem Haus bekomme sind die Erinnerungen und die sind so oder so in meinem Kopf. Ich habe auch lange gebraucht um mir klarzumachen das ein Haus meine Erinnerung nicht erhalten kann und der verkauf sie nicht trübt. Ausserdem ist auch bei uns alles anders ringsum geworden. Es ist einfach nicht mehr das Haus und die Gegend meiner Jugend.
Es ist immer schwer zu erklären was man in so einer Situation tun sollte, aber wenn ihr euch nicht mehr wohlfühlt und vorallem nicht sicher fühlt und wenn du dazu eher von der Vergangenheit verfolgt als beschützt wirst, dann verkauft lieber.
Erinnerungen und Andenken kann man auch in sich haben. Und die sind meistens grösster als jede Immobilie sein kann.
Wenn du reden magst mail mich einfach an.
LG
semi
Hallo!
Ich bin total betroffen von deinem Schicksal. Das tut mir wirklich leid. Va weil du genauso alt bist wie ich und ich daran denke, wie gut es mir gerade ging, als du deine Eltern verloren hast....
Es ist so unglaublich traurig, daß du dann auch noch eine so schreckliche Pflegefamilie ertragen musstest. Ich habe erst kürzlich von einer Bekannten gehört, die bei einer Horror Pflegefamilie aufgewachsen ist... Was treibt diese Familien dazu Kinder aufzunehmen? Bekommt man denn so viel Geld dafür und wird man nicht kontrolliert...?
Zu deiner eigentlichen Frage: Ich würde auf alle Fälle ausziehen. Obwohl ich nachvollziehen kann, daß du nat. irgendwie die letzte Verbindung mit deinen Eltern hinter dir läßt, wenn du gehst...
(Wir ziehen in Kürze auch in mein Elternhaus. Mein Stiefvater ist auch im Wohnzimmer im Krankenbett gestorben. Dort, wo jetzt der Esstisch steht. Die ersten Jahre konnte ich dort gar nicht essen und hatte auch immer ein seltsames Gefühl...)
Deine Therapeutin hat sicher recht damit, daß du einfach sehr viel Zeit brauchst, aber die Vorfälle rund um dein Haus sind ja unzumutbar. Nichts würde mich dort halten...
Ich wünsche dir echt von Herzen alles Gute für dich und deine Familie!!!!
LG Birgit
Hallo,
ich würde das Haus verkaufen und versuchen, woanders ganz neu an zu fangen.
Ich wünsche Dir alles alles Liebe und ganz viel Glück!
Liebe Grüsse
Sandra + inside 15+3
an alle!
Irgendwie fehlten mir von komplett Außenstehenden einfach mal Meinungen.
Meine Freunde und Familie raten natürlich zum wegziehen, da sie um unser Wohl besorgt sind. Daher sind diese Meinungen nicht objektiv.
Eure sind ja nun auch nicht objektiv, da ihr diese Gegend nicht kennt und auch nur meine Version der Geschichte, aber ihr seid nicht (all zu sehr) um mein Wohlergehen besorgt.
Ich werde gleich morgen einen Termin mit einer Immobilienfirma machen zwecks Suche nach einem "zu Hause" und Verkauf dieses Hauses.
Mit meinem Bruder habe ich gestern auch schon lange gesprochen. Er will dieses Haus auch nicht und unterstützt mich/uns beim Verkauf.
@ Klau_die: auch dir für deine Antwort - so konnte ich bei meiner an sich traurigen Geschichte doch noch was zum Schmunzeln finden.
Hallo Sternchen,
habe eben erst deinen Beitrag gelesen.
Erstmal Hut ab vor so viel Energie und Zuversicht trotz all der schlimmen Sachen, die dir passiert sind.
Ich finde es toll, wie du dein Leben meisterst - da könnten sich manche Schreiber/innen hier ne Scheibe von abschneiden.
Auch ich würde nicht mehr zögern und versuchen, das Häuschen so schnell wie möglich los zu werden. Wird sicher nicht einfach mit solchen Nachbarn, aber auch nicht unmöglich.
Vielleicht bekommt ihr nicht ganz so viel dafür, wie ihr euch erhofft, dafür aber - Seelenfrieden.
Die Erinnerung an deine Eltern wirst du trotzdem immer bei dir haben, nämlich in deinem Herzen.
Sie hätten mit Sicherheit nicht gewollt, dass du dich quälst. Auch ein (Eltern-)haus ist letzendlich nur ein Gegenstand, den man durch einen besseren ersetzen darf, wenn man damit nicht mehr glücklich ist.
Du wirst sehen, wenn diese ganze negative Energie erst weg ist, dann brauchst du auch keine Therapie mehr.
Alles Gute für dich!