Frühchenbrief

Hallo,

ich bin heute zum ersten Mal in diesem Forum. Am 10.01.09 sind meine Zwillinge Niklas und Lenny in der 34 SSW zur Welt gekommen.
Damals habe ich von der Kinder-ITS einen Brief in die Hand gedrückt bekommen und er hat mir sehr geholfen.

Vielleicht kennt ihn die eine oder andere von euch auch.

Liebste Mama und liebster Papa!

Ich bin ganz winzig, ich wurde viel zu früh geboren und es kann sein, dass ich zu klein bin.

Ich weiß, dass es ziemlich schwierig ist, mit mir umzugehen,
wenn ich im "Glashaus" liege mit Atemstillstandsalarm, Herzschlagmonitor und solchen Dingen.

Mich hochzunehmen ist noch schwieriger!

Ich kann verstehen, dass es kein Vergnügen ist, mit mir zu schmusen, wenn ich Euch nicht einmal damit entschädigen kann, die Augen zu öffnen.

Aber ICH LIEBE EUCH!

Ich kann meine Gefühle nicht aussprechen. Wenn Ihr mir eine Hand reicht, werde ich mich noch mehr anstregen, zum Leben JA zu sagen.

Wenn Ihr meinen Kopf, mein Gesicht und meinen Körper 2x am Tag streichelt, werdet Ihr sehen, dass ich auf die liebevolle Stimulierung, dir Ihr mir durch Eure Berührung gebt, antworten werde.

Mama und Papa,
Ihr könnt mehr tun, als mir nur von außen durch das "Glashaus" zuzuschauen und meine Windeln zu wechseln. Ich brauche zwar die Fürsorge der Ärzte und Schwestern, aber ich brauche Euch viel mehr!

Ich kann Euch riechen und Eure Berührung spüren, wenn Ihr mich streichelt.
Lasst mich bitte nicht nur unangenehme Empfindungen erleben, streichelt mich bitte, ich liebe das!

Euer Baby

GLG Nicole

1

Hallo Nicole,

erstmal herzlichen Glückwünsch zu Deinem süßen Nachwuchs....

Der Brief ist ja wirklich wunderschön und eine tolle Geste der ITS. Ich habe davon noch nie gehört aber ich finde es suuper #pro

Ich hoffe Deinen Jungs geht es mittlerweile gut und Ihr genießt die Zeit daheim.

Liebe Grüße Maren

2

Hallo Maren,

ich danke dir!

Fand es auch eine sehr schöne Geste von der Station und der Brief spricht einem aus der Seele! Am Anfang steht, oder vielmehr sitzt, man total hilflos vor dem Inkubator und weiß nicht wo und wie man sein Würmchen anfassen soll.
Ich weiß noch, das Beide losweinten als ich sie ansprach und sich aber sofort wieder beruhigten, als ich sie berühert habe. Schon erstaunlich wieviel die kleinen Wesen schon mitbekommen!

Meinen Jungs gehts soweit super. Niklas sowieso, er machte noch nie Schwierigkeiten und bei Lenny wirds auch besser.

Er hat seit Geburt eine Fazialisparese und eine ausgeprägte Trinkschwäche, die sich aber gottseidank gebessert hat!

Niklas hab ich am 06.02. und Lenny am 07.03. mit nach Hause bekommen.

Beide sollen jetzt eigentlich Mittagschlaf machen, brüllen aber fröhlich vor sich hin.

GLG Nicole

3

Hallo Nicole,
von mir auch nachträglich noch alles Guten zu den Kleinen. Den Brief finde ich auch total schön und er hätte mir in den ersten Tagen auch gut getan. Meine Zwillinge sind mittlerweile schon 22 Monate alt, aber die Hilflosigkeit der ersten Wochen und Monate vergißt man so schnell nicht....
Liebe Grüße
Nina

4

hallo der ist auch super ich kenn nur diesen

Liebe Eltern,

ich komme zu euch als ein kleines, unreifes Wesen mit der mir ganz eigenen Persönlichkeit. Ich bin nur kurze Zeit bei euch - genießt mich.

1. Nehmt euch Zeit herauszufinden, wer ich bin, wie ich mich von euch unterscheide und was ich euch geben kann.

2. Bitte gebt mir Nahrung, wenn ich hungrig bin. In Deinem Bauch, Mama, habe ich keinen Hunger gekannt und Zeit und Uhren sind mir noch fremd.

3. Bitte haltet mich nah an eurem Körper, liebkost mich, streichelt mich, küßt mich, erzählt mit mir. In Deinem Bauch, Mama, fühlte ich mich auch immer getragen und ganz nah bei Dir. Ich war da nie allein.

4. Ich hoffe, ihr seid nicht zu enttäuscht, wenn ich nicht das perfekte Baby Eurer Träume und Hoffnungen bin. Seid auch nachsichtig und großzügig mit euch selbst, wenn ihr nicht die perfekten Eltern seid, die ihr so gerne wärt.

5. Erwartet nicht zuviel von mir neugeborenem Baby, und erwartet auch nicht zuviel von euch als Eltern. Gebt uns beiden sechs Wochen - sozusagen als Geburtsgeschenk. Sechs Wochen für mich, daß ich reifen kann, mich stabilisiere und meinen Rhythmus finde und sechs Wochen für euch, wieder allmählich zu euch zu kommen und mich in euer Leben zu integrieren.

6. Bitte vergebt mir, wenn ich viel weine. Habt Geduld mit mir: mit der Zeit werde ich immer weniger weinen und euch mit meiner Gesellschaft erfreuen.

7. Achtet gut auf mich - schaut mir aufmerksam zu, denn ich kann euch auch ohne Worte sagen, was ich brauche, wie ihr mich trösten könnt und was mich zufrieden macht. Ich bin wirklich kein Tyrann, der zu euch gekommen ist, um euch euer Leben zu vermiesen. Aber der einzige Weg, wie ich euch momentan zu verstehen geben kann, daß mir etwas fehlt, ist Weinen.

8. Bitte denkt daran, daß ich ganz schön zäh und widerstandsfähig bin. Ich kann schon viele Fehler aushalten, die ihr anfangs aufgrund eurer Unerfahrenheit natürlicherweise machen werdet. Solange ihr mich lieb habt, kann eigentlich gar nichts schief gehen.

9. Bitte achtet auch auf euch. Seht zu, daß ihr euch ausgewogen ernährt und genügend Ruhe und Bewegung bekommt, damit ihr euch in den Zeiten, in denen wir zusammen sind, gesund und kräftig fühlt. Versucht, zwischen "unwichtig" und "wichtig" zu unterscheiden, seht die Dinge etwas gelassener - dann könnt ihr mich viel besser genießen.

10. Und bitte hegt und pflegt auch eure Beziehung zueinander, weil diese mein Nährboden ist und mir zeigt, wie man Menschen lieben kann.

Wenn ich auch momentan euer Leben ein bisschen durcheinandergebracht habe, so denkt daran, daß dies nur vorübergehend ist.

Ich danke euch beiden.

Euer Kind

5

Hallo!
Von mir auch noch herzlichen Glückwunsch zu den Zwergen!
Mensch, so einen tollen Brief hätte ich mir als mein Julius noch auf der Kinderintensiv lag, echt gewünscht. Er war zwar nur 4 Wochen zu früh, wollte aber nicht richtig trinken und war recht klein und leicht- wahrscheinlich weil ich 2 Wochen vor der Geburt schon ziemlich krank war, das ganze entwickelte sich zu ner heftigen Lungenentzündung, deswegen wurde Julius auch geholt.
Wir bekamen nur ein ganz sachliches Infoblatt über Besuchsregelungen usw. und darin stand unter anderem, daß es manchmal sinnvoller ist, das Kind in Ruhe zu lassen #aerger. So wurde ich auch behandelt dort- einmal kam die Aussage "Jetzt fassen Sie mal ihr Kind nicht an, sonst regt der sich auf und dann kotzt er wieder". Bis auf direkt nach der Geburt durfte ich Julius erst nach 3 Tagen auf den Arm nehmen, obwohl eigentlich kein wirklicher Grund dafür vorlag. Als ich ihn mal übers Köpfchen streicheln wollte, hat die Schwester gesagt, ich solle mein Kind nicht ärgern. Ich hab sooo viel geweint in der Zeit.
Ich denke, ich brauch nicht erwähnen, daß ich dort nicht zufrieden war...
Ich hatte echt lange Angst, daß das alles unserer Bindung schaden könnte- hat es zum Glück aber nicht! Julius ist ein kleiner Schmuser- und wenn wir ihm dort die Flasche geben wollte, wollte er oft einfach nur Kuscheln!
Sorry, daß ich hier jetzt etwas ausgeschweift bin- ich bin einfach echt froh, daß mir bestätigt wird, daß sowas eben nicht überall in Kliniken so üblich ist und ich immer im Recht war, wenn ich gesagt habe, er braucht auch körperliche Nähe! Danke dafür...
LG, Nathalie und Julius (mittlerweile ein halbes Jahr alt, und zwar genau heute ;-))

6

Hallo Nathalie,

da hattest du wirklich keine schöne Zeit und grad da braucht man die Unterstützung der Schwestern und Ärzte. Die sind die Situationen gewöhnt, wir nicht.

Ich weiß auch das ich wahnsinnig oft am Weinen war. Lenny war immer unser Sorgenkind und hatte oft Atemaussetzer. Natürlich meist dann wenn ich mit ihm am kuscheln war!

Ich hatte letztendlich richtig Angst davor ihn in den Arm zu bekommen und hab mich immer in Blickrichtung des Monitors gesetzt. Genießen konnte ich die Stunden nicht!
Aber grad da, haben die Schwestern mir oft Unterstützung gegeben und mich einfach auf den Stuhl gedrückt und Lenny auf die Brust gelegt. Er braucht das, meinten sie. Und das war auch richtig und wichtig für uns Beide.

Mir haben die Schwestern auch einen gewissen Halt gegeben, denn die Klinik war gute 60 km entfernt und mein Mann konnte nicht jeden Tag in die Klinik kommen, er muß ja arbeiten. Darum stand ich oft allein da, keiner da der mich mal in den Arm genommen hat, grad wenn Lenny wieder einen Abfall hatte. Gottseidank war Niklas immer stabil. Und da waren die Schwestern immer da. Haben mit mir geredet, gesagt das das normal ist und haben auch immer angeboten einen Arzt zu holen, nur damit er das nochmal bestätigt.

Mir kommt die Zeit noch so oft hoch und grad sitze ich hier und mir laufen wieder die Tränen!

Meine Beiden liegen jetzt gesund und satt im Bettchen und ich bin soooo froh drüber.

GLG Nicole

7

Hallo Nicole!
Mir kommt das ganze auch oft noch hoch- vor allem wenn Julius krank ist oder es mir nicht so gut geht :-(
Julius hatte glücklicherweise nie Abfälle- manchmal hatte ich aber das Gefühl genau deswegen waren die Schwestern so zu mir, nach dem Motto "Was stellt die sich so an, anderen Kindern hier geht es viel schlimmer" Leider nützt einem sowas aber nicht, wenn man sich um sein Kind sorgt.
Als Julius endlich heim durfte, hätt ich diesen Monitor am liebsten mitgenommen, den ersten Abend sagte ich immer zu meinem Mann "Na, er wird jetzt nicht die erste Nacht sterben"
Zum Glück sind diese Ängste jetzt weg- ich hoffe nur, daß Julius niemals mehr in diese Kinderklinik muß, und ich bin sicher, wenn er was hätte, wo ein Klinikaufenthalt längerfristig geplant werden kann würde ich lieber ne halbe Stunde Fahrt in Kauf nehmen, als Julius nochmal dahinzubringen.
Ich steh oft vor seinem Bettchen und kann es garnicht glauben, daß er trotz allem so ein süßer, lieber kleiner Bub ist- dann sag ich ihm, er ist mein kleines Wunder.
Trotz allem hat mich diese schwere Zeit unheimlich stark gemacht- ich hab gemerkt, daß viel mehr in mir steckt als ich jemals geglaubt hätte.
Ich wünsch Euch von Herzen weiterhin alles, alles Gute und freu mich wirklich, daß es den Zwergen jetzt gutgeht!
LG, Nathalie

8

Leider haben wir nicht so einen wundervollen Brief bekommen.

Meine Kleine kam nur 4,5 Wochen zu früh, aber auch wir wissen, was es heißt sein Baby nicht ständig um sich haben zu dürfen. Zu schmusen, zu küssen, mit ihm zu reden, wenn man es gerade will.

Als mein ungeplanter KS bevorstand, kam eine Betreuerin von der Frühchenintensiv und zeigte mir Bilder, wie es dort aussieht. Wir hatten schon die Möglichkeit zu Gesprächen mit den Schwestern (naja, einige waren auch ganz nett) und den KIÄ dort, aber so ein Brief ist schon toll.


Ich hab immernoch Tränen in den Augen ....





LG Mel