Habt ihr auch noch immer mit der Verarbeitung der Frühgeburt zu tun?

Hallo,

ich hab bislang immer nur still mitgelesen und bewundere die Mamas (und natürlich auch Papas), die so winzige Frühchen haben und trotzdem immer so viel Positives ausstrahlen.

Ich selbst habe meine Tochter am 25.11.2009 bei 33+4 SSW mit 1900g geboren. Ich hatte einen vorzeitigen Blasensprung und die Geburt fand nach 5 Tagen im KH per Kaiserschnitt statt.

Im Vergleich zu einigen von euch war meine Süße ja geradezu kräftig. Und sie ist ein tolles, gesundes Kind und man sieht ihr den schweren Start nicht mehr an, aber trotzdem komme ich immer noch nicht mit der Situation zurecht. Ich liege oft nachts wach und denke an die Geburt, den Blasensprung und die schlimmen Wochen im Krankenhaus zurück. Ich mache mir Vorwürfe, dass ich mich mehr hätte schonen sollen und was meine Kleine wegen mir alles aushalten musste. Andere Babys werden ihrer Mutter nach der Geburt auf die Brust gelegt und mit Zärtlichkeiten überhäuft, meine lag ganz allein im Inkubator. Ich konnte sie erst am nächsten Tag sehen und auch nur durch die Öffnungen im Inkubator berühren. Dann hatte ich auch nicht genug Milch, sodass ich sie nichtmal Stillen konnte. Ich fühle mich so schuldig, dass ihr all das nicht vergönnt war. In diesen Nächten -manchmal auch tagsüber in ruhigen Momenten- überkommen mich dann die Tränen.
Mein Mann wird dann wach und versteht mich nicht. Was ich denn habe, wir haben doch ein gesundes Kind und es fehlt ihr an nichts. Ich soll doch froh darüber sein.
Das bin ich auch, aber ich habe ihr dennoch den allerwichtigsten Kontakt genommen, den es für ein Kind gibt: den zu seiner Mutter gleich nach der Geburt. Liebevoll in der Welt anzukommen.
Und das kann ich trotz aller Zärtlichkeit, die ich ihr jetzt gebe, doch nie wieder gutmachen.

Hat jemand von euch auch solche Überlegungen? Ich glaube manchmal, ich habe nervlich einigen Schaden genommen. Geht das irgendwann wieder weg?

Danke für's Zuhören.

Kathrin

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Lass Dich einfach mal ganz fest #liebdrueck


Ich habe das jetzt nur durch zufall gelesen!!

Lg #blume

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Hallo,

ich kann Deine Überlegungen nachvollziehen, und meine Maus ist schon 20 Monate alt!
Sie wird nach der Geburt gepiesackt, als liebevoll in den Arm genommen,... der Gedanke ist mir oft nachgelaufen. Mußte mir aber in den Sinn rufen, daß es ihr in diesem Moment einfach im Inkubator besser ging, als in meinem Bauch,.. es war zu ihrem/ unserem Besten.
Der erste Kontakt hat mir auch sehr gefehlt. Sehen konnte ich sie erst 5 Stunden später,... berühren erst am nächsten Tag. Aber Deine Tochter hat gespürt, daß Du da warst!!!
Darf ich Dir was berichten?
Als ich meine Kleine zum ersten Mal sehen konnte, meinte die Intensivschwester, ich könne ruhig mit ihr reden, sie würde mich hören! Erst habe ich gedacht, ich würde es nicht machen, mit einem Kasten sprechen. Aber es kam aus mir heraus... "Hallo Mäuschen!" Just in diesem Moment öffnete sie die Augen,... das ist unser Moment! Wir haben schon ihr ganzes Leben lang eine so intensive Bindung zueinander,.. schon vor ihrer Geburt, seit ihrem Entstehen!
Sie ist ein absoluter Sonnenschein, und sie hat uns viel gelehrt! Wir sehen die Dinge anders. Nehmen die Entwicklung unserer Kinder intensiver wahr,... es ist eben nicht mehr alles selbstverständlich.

Natürlich wirst Du die Zeit auf der Intensiv nicht vergessen, das geht mir heute noch so. Und bei Reportagen über Frühchen weine ich auch heute noch. Die Angst, und Sorge,... sämtliche Gefühle kommen wieder hoch. Aber sieh Dein Kind an, welch wunderbares Kind es ist!

Sollte es Dich zu sehr quälen, würde ich Dir raten, professionelle Hilfe zu suchen! Oft hilft es tatsächlich!

Ob diese Gefühle irgendwann weggehen? Weiß ich nicht, aber ich denke, es läßt sich mit der Zeit besser tragen...ertragen!
Außenstehende können die Gefühle der Frühchenmütter oft nicht nachvollziehen,... ist einfach so!

Liebe Grüße und alles Gute!

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hallo kathrin,

ich kenne deine gefuehle gut und kann sagen,du bist nicht alleine damit!!!

ich denke nach ueber einem jahr noch oft und viel an den kaiserschnitt und die zeit danach.wobei ich nicht so denke,dass ich daran schuld bin.
wir haben leider nach wie vor noch viel mit den folgen der fruehgeburt zu tun.und mein kleiner kann und darf nach wie vor noch kein "normales"leben eines baby bzw. kleinkindes leben.das macht mir die verarbeitung natuerlich schwerer.
aber es wird immer besser und auch wenn wir es nie vergessen werden,so denke ich doch,dass es verblasen wird.

ich #liebdrueck dich ganz doll und mache dir bitte keine vorwuerfe

lg anna mit joel (28+1)

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Hallo Kathrin,

fühl Dich ganz lieb gedrückt - Du bist sicher nicht allein mit den Gedanken! Gerade beim Lesen kamen mir sogar die Tränen. Vielen gehts so und ich kann selbst nach fast drei Jahren noch nicht sagen, dass diese Gefühle weg sind. Aber es wird besser, weil es meinem Sohn gut geht, er sich toll entwickelt und so viel zurück gibt, ... Diese Zeit bleibt ein Teil von uns, aber ich glaube die Kinder verkraften das viel besser. Das wichtigste ist, dass sie alles an Liebe bekommen, die wir in dem Moment geben können und wenn es eben nur die Hand durch den Inkubator ist - sie wissen nicht (so wie wir), dass sie jetzt eigentlich auf unserer Brust liegen sollten oder zu Hause, ... Das sind die Gedanken, die wir uns machen! Ach ich könnte jetzt ewig so weiterschreiben, denn diese Gedanken befreien gerade etwas!

Alles Liebe und Gute!
Mimi

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Hallo Du,

Mir gehts genauso!
Habe das ganze nun 2x miterleben dürfen.Und es waren meine schlimmsten Momente in meinem Leben!!!
Noch nie habe ich so in meinem Jungen Leben gelitten,vor Angst um meine Babys!

Ich habe mir auch immer eine natürliche Geburt gewünscht,mit allem drum und dran.

Auch ich liege manchmal Abends noch wach.
Hole dann meine Fotoalben und schaue mir an,wie klein meine Mäuse doch mal waren und wie hilflos.
Oft weine ich deswegen auch noch.
Mein Mann(der auch richtig gelitten hat)meint auch,sei doch froh,dass alles gut gegangen ist,ist doch jetzt vorbei!
Klar bin ich froh,und ich Danke Gott jeden Tag dafür,dass er mir 2gesunde Mädchen geschenkt hat,aaaaber trotzdem,die Wunden und die Erinnerungen bleiben.

Siehst du,bist also nicht alleine!!!#liebdrueck

LG Stephie mit Lea(*21.09.06 bei 36+0)und Hanna(*30.12.09 bei 32+2)#verliebt#verliebt

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Hallo Kathrin,

mein 2.Kind wurde in der 24+3 SSw geboren und wird bald 4 Jahre.
Inzwischen habe auch wieder ein 3.KInd, termingerecht und zuhause geboren.

Die Erlebnisse damals und die damit verbundenen Ängste drängen sich immer wieder in mein Herz.
Ich glaube, das wird auch so bleiben.
Ich verdränge nichts, aber versinke auch nicht in Traurigkeit.
Die Ängste kommen und gehen.
Besonders schlimm war es in der Ss meines 3.Kindes als ich um die gefürchteten Ssw war.

Ich hatte damals auch große Schuldgefühle, weil mein Körper versagte und mein Frühchen so viel Leid ertragen mußte.
Mein 1.Kind wurde dagegen zuhause in schummriger und ruhiger Atmosphäre geboren. Ich war die Erste die sie anfasste und lange Zeit auf dem Arm hielt bis die Nabelschnur auspulsierte. Mein Mann und ich waren mit dem Kind sofort vereint.

Ängste die ich jetzt habe, beziehen sich auf die Gesundheit meines Kindes oder das ihr etwas zustösst.

Übrigens waren die entsetzlichen Schuldgefühle um ein Großteil minimiert als mir die Kinderärztin einst sagte "ihr Kind ist so gut geraten, weil sie es immer bei sich hatten"
Ich habe mein Frühchen sehr viel getragen, auf dem Arm oder sehr oft im Tragtuch. Wir schliefen sehr lange Zeit dicht beeinander. Habe also den fehlenden Kontakt anschliessend nachgeholt.

LG von belala