Hallo zusammen,
ich bekam heute die Nachricht von meiner Bekannten, dass sie vor 5 Tagen ihren Sohn an 24+5 per Notkaiserschnitt entbunden hat. Er wiegt 480 gramm und es geht wohl beiden entsprechend gut. Es tut mir so wahnsinnig leid für sie, und ich hoffe, dass der Kleine ein ganz großer Kämpfer sein wird, es überlebt und ohne größere Schäden davon kommt.
Meine Bekannte hat vor ein paar Jahren ihre Schwester an Leukämie verloren, es ist bis heute für sie und natürlich den Rest der Familie eine schwere Zeit und nun auch noch das Bangen um ihren Sohn. Wir haben hier eine sehr gute Klinik, die auf Frühchen spezialisiert ist, ich denke es wird alles Menschmögliche getan.
Mich hat das sehr mitgenommen heute und ich musste immer wieder daran denken, wie froh wir sein können, dass wir 2 gesunde Kinder haben, was nicht so selbstverständlich ist. Ich schrieb ihr ein paar Zeilen und denke ganz fest an sie, habe auch gesagt, dass, falls es je irgendetwas geben sollte, was ich für sie tun kann, sie sich selbstverständlich melden kann.
Dennoch habe ich das Bedürfnis, IRGENDWAS noch zu tun. Ich weiß aber nicht was... Vielleicht ist es auch besser, sich jetzt im Hintergrund zu halten und einfach auf weitere Rückmeldung zu warten?! Sie wird wohl genug mit sich und der Situation zu tun haben, ich weiß es nicht Bin ganz durcheinander, mag mir garnicht vorstellen, dass der Kleine es evtl auch nicht schaffen könnte...
Wie seid ihr damit umgegangen? Wolltet ihr erstmal Zeit für euch, fandet ihr es aufdringlich, wenn gefragt wurde? Gibt es tolle Bücher, die man evtl schenken kann, damit man sich mit dem Thema Extremfrühchen besser auseinandersetzen kann? Oder ist das eher garnicht angebracht?
Ihr seht schon, Fragen über Fragen, aber mir geht es nicht aus dem Kopf.
Vielleicht mögt ihr mir ja ein paar Tipps geben...
Danke und lg,
Melle
Bekannte hatte NotKS bei 24+5 - Baby wiegt 480gramm...Was können wir tun??
Hallo,
ich finde es schön, dass Du Dir so viele Gedanken um Deine Bekannte und ihr Frühchen machst.
Sie wird auf alle Fälle eine schwere Zeit durchmachen, positive und negative Erfahrungen machen müssen, denn bei den Kleinen ist es ein ständiges Auf und Ab, bis sie richtig stabil sind.
Wir haben auch ein so kleines Grühchen bekommen - Unser Großer wurde im Mai ´99 bei 24+6 geholt, da ich nach einer Strepptokokken-Infektion einen Blasensprung bekam. Er wog damals 610 g und war 32 cm klein.
Mir klingen heute noch die Worte des Oberarztes im Ohr: "Er ist klein, sehr klein und er hat eine Überlebenschance von max. 20 %. Außerdem wäre es besser, er wäre ein Mädchen geworden, denn die sind die besseren Kämpfer !"
Aber er hat es allen gezeigt und gekämpft - nach vielem auf und ab (Infektionen, offener Ductus, kurzzeitige Diabetes, Leistenbruch-OP und das schlimmste war die Laser-OP an beiden Augen, da er kurz vor der Erblindung durch Netzhautablösung stand (die Netzhautablösung kam durch die lange Beatmungszeit und den Bluttransfusionen zustande) - durfte er nach 18 Wochen nach Hause.
Wir mußten viel kämpfen für unseren Sohn, aber es hat sich gelohnt - heute ist er 13 Jahre alt und ist ein junger Mann, der seinen Weg gehen wird.
Eine Garantie, dass alles gut geht, hat man nicht. Und kein Arzt wird sich festlegen und irgendwelche guten Versprechungen machen - meistens kann erst nach dem 1. Geburtstag eine Prognose hinsichtlich der Entwicklung erstellt werden - vor allem, wenn die Frühchen extrem früh geboren wurden.
Laß Deiner Bekannten einfach auch die Zeit, gerade jetzt am Anfang, wo es sehr schwierig ist. Denn die SS wurde abrupt beendet - man fühlt sich nicht als Mama, denn alles ist anders, als man es sich erträumt und vorgestellt hat - das Kind sieht nicht aus wie ein fertiges Baby, sondern zerbrechlich, dünnhäutig - wie ein Vögelchen, das aus dem Nest gefallen ist ! Man hat Angst es zu berühren und Angst es zu verlieren - eine verdammt schwere Zeit.
Du hast Deiner Bekannten ja schon geschrieben und Du kannst Ihr nochmals anbieten, sie zu unterstützen, wenn sie Hilfe benötigt - vielleicht auch ihr im Haushalt helfen, einkaufen gehen,... Hat sie schon ein älteres Kind ? Das könntest Du vielleicht beaufsichtigen und mit Deinen KIndern spielen lassen...
Bücher über Frühgeborene gibt es viele, auch Biographien - aber, diese Bücher können auch verunsichern, traurig machen - in vielen Kliniken bekommen die Eltern ohnehin Lesematerial zur Verfügung gestellt - aber aus eigener Erfahrung - es kann auch kirre machen.
Ich wünsche alles, alles Gute für den Frühstart ins Leben.
LG
pfaelzerin69
Vielen lieben Dank für Deine Antwort. Sie hat mir schon sehr geholfen. Was die Bücherfrage betrifft, da werde ich wohl nichts besorgen, denn so wie Du schon sagst, es kann auch kirre machen...
Es ist ihr erstes Kind, ich habe auch momentan keine weiteren Informationen, warum und wieso es so plötzlich zu einem Abbruch der Schwangerschaft kam. So weit kamen wir noch nicht. Sie hat eine ganz tolle Familie, die zusammenhält und sich unterstützen, wo sie nur können.
Ich hoffe einfach nur inständig, dass der kleine Wurm es schafft, sie hat durch den Verlust ihrer Schwester schon so viel Trauer erleben müssen.
Die Entwicklung Deines Sohnes macht Mut! Deinem Arzt hätte ich damals allerdings eine gescheuert für diese Aussage...das geht ja garnicht!
Lg Melle
Hallo,
ich war damals so fertig mit der Welt, dass ich die Aussagen der Ärzte wie in Trance aufnahm. Aber es ist wirklich was wahres daran und der Arzt ist wirklich eine Koryphäe im Bereich der Frühchenintensivbetreuung. Er kämpft mit Leib und Seele für die Kleinen, aber er hat einen "Fehler": Er knallt den Eltern die Wahrheit an den Kopf. Im nachinein sehe ich das aber als richtig an, denn es gibt nichts schlimmeres, als wenn man große (unberechtigte) Hoffnungen gemacht bekommt, sich darauf stützt und dann bitter enttäuscht wird.
Ist doch super, dass Deine Bekannte großen familiären Rückhalt hat - das ist in ihrer Situation sehr gut.
Bleib einfach in lockeren Kontakt mit ihr - ich denke schon, dass sie auf Dich zurückkommt, wenn sie Deine Hilfe oder Deinen Kontakt benötigt.
Alles Gute
pfaelzerin69
Hallo,
Meine Tochter wurde am 06.12.11 geholt werden in der 27.SSW, gewogen hat sie 420g. Trotz des schweren Startes mit geringem Gewicht geht es ihr heute gut. Wir hatten einige "Probleme" zu meistern die viele Extremfrühchen haben, recht langer Sauerstoffbedarf, Trinkschwäche, unreifer Darm und dadurch Koliken, Leistenhernien, muskuläre Defizite durch das lange Liegen. Unser "größtes" Problem war der angeborene Herzfehler der erst im Juni operiert wurde und der Lina viel Kraft gekostet hat. Man sieht ihr an das sie ein Frühchen ist, das wird noch eine Weile so bleiben.
Was mir in der langen Klinikzeit sehr geholfen hat waren Freunde oder Familie die einem etwas den Haushalt abgenommen haben. So musste ich mich nicht mit Wäsche waschen oder bügeln beschäftigen, ich durfte meinen Einkaufszettel abgeben und bekam einen vollen Korb "geliefert". Oft wurden wir auch zum Essen bei Familie und Freunden eingeladen oder es wartete ein vorgekochtes Essen in unserem Kühlschrank.
So konnte ich so viel Zeit wie möglich auf der Neo verbringen. Was mir auch immer gut getan hat war einfach mal jemamden zum zuhören zu haben der nicht mit irgendwelchen Sprüchen geantwortet hat sondern einfach zugehört hat und einen auch mal tröstend in den Arm genommen hat.
Bücher lagen bei uns auf der Neo aus, gelesen habe ich nur eines zum Teil und das hat mich eher audgeregt und aufgewühlt. Aber da ist jeder anderst...
Ich finde es toll das Du Dir Gedanken machst, ich würde Dir empfehlen einfach konkrete Hilfe an zu bieten und nicht böse zu sein wenn erst mal abgelehnt wird, man muss sich erst mit allem anfreunden um Hilfe zu zu lassen.
Ich wünsche Deiner Bekannten und ihrem Sohn alles Gute
LG
Hallo Schmerle,
das einzige, was ich damals WIRKLICH richtig toll fand, war ein "Überlebenskorb" der eines Abends vor meiner Wohnungstür stand. Denn man ist einfach so oft wie möglich in der Klinik, und selbst wenn nicht sind so alltägliche Dinge wie einkaufen gehen manchmal ein Riesen-Act.
Toll sind gesunde Säfte, Obst, Nervennahrung, schnelle Gerichte oder auch Snacks, die man gut mit in die Klinik nehmen kann (es geht auch ganz schön ins Geld, jeden Tag was vom KH Kiosk zu kaufen).
Eine Karte dazu, dass du an sie denkst... das war für mich einfach nur Balsam für die Seele.
Wünsche deiner Bekannten und ihrem Sohn alles Liebe und hoffe, es geht alles gut!
LG Jana mit Thiago *26+6
Hallo,schön das du dich um deine freundin sorgst und ihr helfen willst..
Sie soll so oft und so lange zu ihrem Sohn fahren wie es geht und wenn der kleine fit genug ist,ganz oft Känguruen das gibt ihm Kraft und hilft ihm sehr !
Es stimmt das Mädchen es besser weg stecken als jungen wenn sie zu früh kommen wurde uns damals auch gesagt, unser Sohn Elias hat es nämlich leider nicht geschafft
Sie soll jede Minute mit ihrem Sohn geniessen,will nicht den Teufel an die wand malen,aber leider kann es von einer Minute zur anderen ganz anderst aussehen!
Kannst sie ja fragen ob du ihr bissi im haushalt helfen kannst..mir hat damals meine schwiegermutter geholfen,geputzt usw und ich war ihr dankbar dafür weil ich keinen nerv dazu hatte und war ja auch die meiste Zeit im kh..
Wünsche deiner freundin alles gute und das der kleine Mann den langen steinigen weg schafft..
Lg Melanie
Hallo,
das erinnert mich an den Start meines Sohnes, er kam auch bei 24+5 SSW mit 450 gr. Also ziemlich ähnlich. Unser Schatz hat es geschafft, es war eine harte Zeit 4 Monate Intensiv, viele Höhen und Tiefen, aber er sitzt gerade auf meinem Schoss und möchte in den Kindergarten.
Was uns in der ersten KH-Zeit half (wie oben auch schon geschrieben) war, wenn jemand was zu essen gebracht hat bzw es vor die Tür stellte (Reden ging nicht immer, je nach Stabilität des Kindes) oder einfach einen Einkauf übernommen hat. Unsere Familien haben uns immer mal wieder Spritgeld "gesponsert".
Wir hatten 2 Verwandte bzw Freunde, die wir regelmässig informiert haben und die haben es für uns übernommen, den "Rest" (es wussten nicht so viele, auch wenn das jetzt anders klingt) auf Stand zu halten.
Ich wünsche dem kleinen Kämpfer ganz viel Kraft und der Familie natürlich auch!
Sehr gut finde ich übrigens, dass sie in einer erfahrenen Klinik sind, das ist das A und O!
Ganz liebe Grüsse
Julia, die gerade den totalen Flashback hat.....
Liebe Merle,
ich finde es toll, dass du dich kümmern willst. Neben Überlebenskorb/ einkaufen gehen/ Haushalt schmeißen (ich weiß ja nicht, wie gut ihr befreundet seid und ob sie dir das überlassen würde) - noch eine Idee: wenn du stricken/ häkeln kannst, dann schau mal unter "Frühchenstricken.de" - da gibt es ganz tolle Anleitungen für Kleidung (vor allem Mützchen etc.) für die ganz Kleinen... denn es ist schwer, was zum Anziehen zu finden... und nur immer die Krankenhauswindel...
(wobei das bei den ganz Kleinen auch nicht so einfach ist, weil die Haut ja noch so dünn ist...)
LG
Singa