Kind 2.5 Jahre - sprechen! Bitte um Erfahrungen!

Hallo ihr lieben,

Ich frage heute wieder für meine Schwägerin.

Meine Schwägerin hat einen Sohn. Geboren in der 29. Ssw/970 gramm.

Es gab einige Komplikationen bei Ihm. Er hatte 2x eine Magen-Op, weil er 2x einen Loch im Magen hatte. Er hatte 1.5 Jahre die Sonde und er hatte eine Asphyxie.

Er ist heute genau 2.5 Jahre alt und kann leider kein einzige Wort sprechen. Wirklich, kein einziges. Mama, Papa auch nicht....

Er macht immer nur mmmmhhh mmmhhh. Ab und zu brabbelt er manchmal wie ein Baby. Er versucht nicht einmal ein Wort nachzusprechen.

Was das hören angeht, sind keine Probleme. Anweisungen kann er leider auch nicht immer befolgen. Wir haben das Gefühl, er versteht nicht alles. Einfaches wie "Heb das bitte auf" oder "Steige da bitte runter" versteht er nicht.

Letzte Woche fand der Bayley Test statt. Bei einigen Sachen hat er gut mitgemacht abwe irgendwann musste abgebrochen werden, weil er sich zu sehr durch andere Sachen ablenken lassen hat.

Blickkontakt kann er gut halten, er kuschelt auch gerne. Daher geht die Mama davon aus, dass er kein Autist ist.

Er kaut sehr oft an plastikteilen rum. Das bereitet der Mama auch etwas Sorgen.

Der nächste Bayley Test findet in wenigen Wochen statt. Die Ärzte haben erstmal nichts gesagt.

Sie bittet um eure Erfahrungen!

Sie macht sich große Sorgen und möchte wissen, ob das alles NOCH normal ist.


Liebe Grüße

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Also, verzeih mir die offenen Worte, aber das Kind Deiner Schwägerin hatte nun mal keine natürliche Schwangerschaft, keine natürliche Neugeborenenzeit hinter sich und ist daher auch nicht normal (also im normalen Zeitrahmen) entwickelt. Kinder mit solchen Krankenakten können sich fast unmöglich "normal" entwickeln, sie verbrauchen ja viel Kraft für ihre Rekonvaleszenz und hinken fast immer Wochen oder Monate hinterher. Normal wäre bei der Akte eigentlich längst, dass er Frühförderung bekommt und auch später wäre es durchaus normal, die eine oder andere Therapie zu brauchen also Logo, Ergo, etc. Das braucht die Akzeptanz der Eltern, dass es eben keine "normalen" Kinder sind. Auch liegt die Wahrscheinlichkeit für neurodiverse Störungen sehr hoch, in der SSW glaube ich noch bei um die 30 %. Und das Geburtstgewicht war ja echt niedrig. Also ja, irgendwelche Störungen im neurodiversen Spektrum wären jetzt schon alleine statistisch gesehen keine Überraschung. wobei man in der modernen Psychiatrie nicht mehr so scharf zwischen Autismus und ADS abgrenzt, das ist im Prinzip ein großes Spektrum mit zig Zusammenspielmöglichkeiten an Symptomen. Und viel wahrscheinlicher, wenn es was in die Richtung ist, als Autismus wäre auch erst mal AD(H)S.

Was nicht heißt, dass sie das nicht alles in Therapien nach und nach aufholen können bzw lernen können, mit ihren Eigenheiten umzugehen. Aber sie brauchen eben Unterstützung, machen manche Dinge später, lernen manche Dinge anders. Aber deswegen muss man sich jetzt nicht große Sorgen machen, viele Kinder haben Schwächen, brauchen irgendwo Hilfen. Zwischen keinen Selbsläufer haben und wirklich Grund zu großer Sorge liegen ja Welten. Nur weil ein Kind ADHS hat z.B. geht ja die Welt noch lange nicht unter, das liegt dann eher an der Einstellung der Eltern zu solchen "Annormalien".

Ob das Kind, das sich leicht ablenken lässt, die Anweisungen wirklich nicht versteht, oder, was typisch ADHS wäre, sie entweder im Hyperfokus nicht wahrnimmt oder die Impulskontrolle nicht aufbringen kann, der Anweisung Folge zu leisten, müsste man ganz scharf differenzieren! Das ist, wenn ich mal an unseren ADHSler zurückdenke, ganz typisch. Die Erzieher verglichen ihn immer mit Kindern, die in diesen Plastikbällen laufen. Wie in einer Bubble, in der er gegen alles von aussen immun ist. Das haben auch Frühchen sehr oft, überlege mal, was er alles durchmachen musste, da ist es doch eigentlich eher normal als unnormal, wenn er Strategien entwickelt hat, nichts unliebsames an sich heranzulassen. Und was früher halt die Infusionsnadel war ist jetzt das "komm da endlich runter" :)

Was Deine Schwägerin in meinen Augen, Du schreibst hier ja öfter, dringend braucht, ist Hilfe dabei, ihre Frühgeburt und die Komplikationen zu verarbeiten und anzunehmen. Dass sie ihr Kind annimmt wie es ist und nicht dauernd die "Normal" Frage stellt. Hatte sie seelsorgerische Hilfe? Und Du solltest sie anregen, mal ihre Einstellung gegenüber "normal, unnormal" zu überdenken. Was ist denn "normal"? Für meine ADHS-Freundin ist das Verhalten meines ADHS Kindes völlig "normal". Oft erkennen Eltern ihr eigenes ADHS, wenn sie die Fragebögen ihrer Kinder auswerten, der Psychiater sagt "an den und den Punkten erkennt man das ADHS gut" und sie dann sagen "Hä, ist das nicht normal dass man das so macht?"
Also, was ist denn "normal"? Viele Kinder mit ADHS machen Abi, erlernen "normal" einen Beruf. Sie müssen zwar teilweise andere Strategien und Wege einschlagen, die ihre neurotypischen Eltern fremd sind, aber für andere wieder ist es eben normal.

Bearbeitet von Inaktiv
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Der Neffe von meinem Mann ist 6 Jahre alt und spricht erst seit einem halben Jahr ,, gut ,,

Davor war er genauso. Ich glaub er hat mit 4 ein Kindergartenplatz bekommen und konnte bis dahin nicht sprechen.

Er ist aber kerngesund. Statt zu sprechen konnte er aber schon komischerweise schreiben😅

Vielleicht ist jedes Kind einfach anders.

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Hallo!
Ich fürchte ihr müsst die Einschätzung von euren behandelnden Ärzten und Therapeuten abwarten.
Dass er sich mit dem Sprechen aufgrund der langen Zeit mit der Sonde schwer tut und länger braucht, kann ich noch gut nachvollziehen. Wenn er wirklich auch so wenig versteht bei normalem Gehör, dann finde ich das schon besorgniserregend.
Mein Sohn hatte solche Komplikationen wie von dir aufgezählt nicht. Er kam bei 25+2 zur Welt und wird im August 3. Ich kann mich mit ihm schon seit einigen Monaten ganz normal unterhalten.
Ich halte euch die Daumen, dass alles gut geht und er noch aufholt.
Nach Unterstützung im Sinne von Logopädie etc. hört sich das auf jeden Fall an.
Informationen könntet ihr auch über das Forum rehakids bekommen!
LG

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Ich arbeite u.A. mit autistischen Kindern und kann dir nur sagen - viele halten Blickkontakt und die meisten kuscheln auch gerne.
Das ist also leider kein Ausschlusskriterium.
Dass er noch nicht spricht finde ich noch nicht so besorgniserregend, bis 3 Jahre gilt das noch als "normal".
Aber dass er kaum Aufforderungen versteht finde ich in dem Alter schon auffällig.
Es wurden ja scheinbar schon einige Sachen getestet. War deine Schwägerin schon mal mit ihrem Sohn im SPZ oder in der Frühförderstelle?
Vielleicht macht es Sinn mit unterstützter Kommunikation zu arbeiten? Also einfache Gebärden oder Bildkarten...