Frühförderung ohne besondere Baustellen?

Unser spätes Frühchen von 34+1 ist jetzt 17,5 Monate, korrigiert 16 Monate alt.

Die Entwicklung ist normal, er hat gut aufholt, läuft seit fast 3 Monaten.

Nur sprachlich passiert noch nicht viel. Er versteht einiges, er reagiert auf jedes kleine Geräusch, Ohren sind in Ordnung.

Er kann ungefähr 10 Wörter, und das schon länger, aber er sagt sie selten.

Er ist generell zurückhaltend, beobachtet erst einmal und motorisch hat er immer erst etwas gemacht, wenn er es sicher konnte, dann gleich richtig.

Wir waren heute bei der Kinderärztin zum Impfen und sie hat uns darauf hingewiesen, dass wir Frühförderung in Anspruch nehmen können.

Ist das sinnvoll? Habt ihr damit Erfahrung?

Physio hatte er ab der 4. Lebenswoche bis etwa 14 Monate alle 1-2 Wochen. Jetzt steht dort nach ein paar Wochen Pause noch ein Kontrolltermin aus.

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Haben wir auch, obwohl sich unser Frühchen bestens entwickelt. Bei uns gibt es viel Ressourcen und wir nehmen keinem Kind einen Platz weg, das es dringender benötigen würde. Es ist toll und nützt ganz sicher jedem Kind etwas :)

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Ich finde 10 Wörter mit noch nicht mal ganz 1,5 überhaupt nicht wenig. Bei der U7, also mit knapp 2 sollte der aktive Wortschatz mindestens 30 Wörter betragen. Bis dahin habt ihr noch ein halbes Jahr Zeit, da werdet ihr sicherlich in der Zeit deutlich drüber kommen. Nur weil er die Wörter nicht oft benutzt, würde ich mir keine Gedanken machen, gibt ja eben auch stillere Menschen.
Also Bedarf für Frühförderung sehe ich überhaupt nicht. Im Gegensatz zu dem, was meine vorschreiberin sagte, ist es bei uns gar nicht so leicht, einen Platz für Frühförderung zu bekommen. Das weiß ich durch eine Freundin, deren Kind mit fast 4 immer noch nur wenige Wörter spricht. Ich würde also keine Förderung in Anspruch nehmen, um niemanden einen Platz zu klauen, der ihn dringender braucht. Wenn es bei euch genug Plätze gibt und ihr Lust und Zeit dazu habt, wird es aber sicherlich auch nicht schaden.

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Mit welcher Begründung hat die Ärztin den Rat denn gegeben? Sind es ihr zu wenig Wörter? Ist er zu spät dran? Liegt es an der Frühgeburt (die ja eigentlich absolut moderat ist, meine Zwillinge kamen nur 4 Tage später an 34+5)?

Ich finde, hier wird zu früh zu viel Panik gemacht. Mit 16 Monaten konnten unsere Mädels auch nur ein paar Wörter, und die waren sehr rudimentär. Mit 20 Monaten in der Krippe kam dann der erste richtige "Schubser", und ab dann kam die Sprachentwicklung rasant ins Rollen. Mittlerweile (bald 3) klatsche ich mir teilweise an die Stirn, wenn ich die beiden absolut taktvoll, grammatikalisch weitestgehend korrekt und in Haupt- und Nebensätzen philosophieren höre. Da kommt nicht mal der Cousin mit 4 Jahren ran.

Deshalb: Abwarten, Geduld haben.

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Wo liest du da denn Panikmache raus? Irgendwie ist anscheinend Frühförderung für manche Eltern ein rotes Tuch. Das Kind hat das Recht darauf und die Ärztin hat es der Mutter nochmal gesagt. Panik lese ich da keine, eher ein wohlwollend Hinweis.


Unser Kind konnte genauso wenig und entwickelte sich ganz schlecht und macht selbst im Grundschulalter noch Logopädie. Was soll immer dieses persönliche 'also bei uns wars so und so, das hilft keinem.

Bearbeitet von Inaktiv
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Nein, nicht unbedingt rotes Tuch. Aber wir reden hier von einem 18 Monate alten Kind, das sich offenbar zeitgemäß entwickelt - von "wenig können" lese ich da gar nichts. Die Aussage der Ärztin hat Luthien offenbar verunsichert, sonst hätte sie sich hier nicht gemeldet. Wenn Baustellen aufploppen, bin ich absolut für Frühförderung. Aber einfach so, nur weil man Anspruch hat? Dann müsste eigentlich jedes Kind zur Förderung, aus der Expertensicht gibt es sicher bei jedem etwas zu fördern.

Und wie gesagt, ich hatte auch späte Frühchen und ebenso Anspruch auf Förderungen. Ich hatte mich mit 3 Monaten zu Vojta breitschlagen lassen, weil ein Zwilling eine schiefe Haltung hatte und damit angeblich nicht richtig laufen lernen könnte. Die Motivation von mir und dem Kind tendierte gegen 0, aber ich schleppte das Kind trotzdem ein paar Mal zur Therapeutin. Oft endeten die Sitzungen nach 15 Minuten in absoluter Verweigerung und Eskalation vom Kind. Zuhause turnte ich die Übungen nie nach, weil ich es nicht hinbekam. Trotzdem verwuchs sich die Fehlhaltung ab dem sicheren Laufen komplett.

Und wenn Luthien keinen Vergleich zu ähnlich früh geborenen Kindern hat, fehlt ihr vielleicht der Maßstab, was im Rahmen ist und was nicht.

Bearbeitet von artemis86
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Unsere Tochter (reif geboren) ist jetzt 18 Monate alt und das sprechen im Sinne von mehr als Mama und Papa kommt erst so seit 3-4 Wochen… ich sehe da absolut keinen Bedarf bei euch, aber natürlich kennt ihr euer Kind am besten.

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Diese unser Kind ist reif geboren Antworten helfen hier leider wenig. Genau davor warnen nämlich alle Mediziner und Verbände, die sich mit dem Thema Entwicklung von Frühgeborenen beschäftigen. Denn genau, es ist reif geboren. Sein Gehirn konnte in aller Ruhe ausreifen. Eine Frühgeburt wirkt sich aber nachteilig auf die Entwicklung des Gehirnes aus. Klar kannst Du entspannt sein, wenn Dein Kind kein durch eine Frühgeburt unreifes Gehirn hat, das es zu kompensieren gilt! Frühchen entwickeln ihr Gehirn dann zwar extrauterin weiter fertig, aber durch die viel extremeren Reize, die auf sie einprasseln, und die Anforderungen die das selbständige Atmen und Verdauen und Essen in diesen Wochen mit sich bringt, entwickelt es sich etwas anders. Ist in MRTs abbildbar und sieht selbst ein Laie, aso doch deutlich. Und gerade das Kleinhirn (Sprache, Erinnerung etc) ist von den Veränderungen betroffen, und das macht den Unterschied zu Reifgeborenen. Sie sprechen nicht nur einfach später. Auch die Reflexe zb bilden sich oft viel später zurück etc.
Und wo man da jetzt die Grenze zieht ist schwierig. Statistisch kann man ab 32. SSW 'entspannter' sein. Aber entspannter heisst entspannter, man kann auch ganz entspannt Frühförderung machen. Als Frühcheneltern sieht man das anders. Ich hab immer das Gefühl, für Eltern Reifgeborener ist Frühförderung etc was negatives, was mit Sorge verbundenen. Als Frühcheneltern hat man genug Sorgen schon hinter sich und will meist was tun, um nicht erst wieder in den Bereich des sich Sorgen machen müssen zu kommen. Und wie gesagt, die Statistik gibt der Ärztin Recht.
Mich ärgert das Thema ehrlich auch ein bisschen. Sonst wird immer gejammert, dass in unseren Gesundheitswesen zu wenig Wert auf Prophylaxe gelegt wird, und wenn es dann mal passiert, reden alle dagegen.

Die Anforderungen der Schulen etc später sind auch auf normal gebaute Gehirne ausgelegt, frag mal Neurodiverse. Und um da gut aufzuholen sollten sie Frühförderung bekommen, und zwar egal, ob man gerade Handlungsbedarf sieht oder nicht. Denn die Probleme merkt man bei Frühchen oft erst im Schulalter. Das Nachreifen geht aber in dem Ausmass nur in den ersten Monaten, und man läuft sonst Gefahr, das ganze Schulleben lang dauernd zu therapieren. Prof. Wolke sagt 'Frühchen lernen nicht schlechter, aber anders'. Kann ich so bestätigen, aber das anders ist leider in unserem Schulystem ein Problem.

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[***vom URBIA-Team editiert. Bitte bleibt sachlich***]

1. ist es kein super frühes Frühchen
2. hat er anscheinend eine bisher völlig normale Entwicklung
Und
3. geht es doch genau darum! Auch reif geborene sprechen in dem Alter nicht mehr, also besteht hier noch absolut kein Grund zur Sorge.
Warum soll das Kind zur Förderung gezerrt werden, wenn es völlig altersgerechte entwickelt ist??
Nur aus Prinzip, weil es etwas zu früh geboren wurde?

Bearbeitet von urbia-Team
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Wenn du sagst, dass motorisch alles passt, würde ich nur bei der Sprache ansetzen und mal mit Logopädie starten. Soweit ich weiß, kann man da ab 2 starten, aber so schnell wirst ja sowieso keinen Platz kriegen.

Du sagst er reagiert auf jedes kleine Geräusch. Vielleicht hat er überempfindliche Ohren, das hat unser Sohn nämlich.

Alles Liebe 🩷

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Ich würde den Kontrolltermin bei der Physio abwarten und dort nachfragen, wie deren Eindruck bezüglich der Entwicklung ist.
Die kennen dein Kind ja schon länger.

Ansonsten denke ich immer, dass keine Förderung schaden kann.
Sofern sie Fachkräfte machen.

Hier werden für Frühförderung leider oft Leute eingestellt, die nicht speziell dafür ausgebildet sind, sondern " eine pädagogische Ausbildung" in irgendeinem Bereich haben.
Deshalb würde ich hier keine Frühförderung nutzen wollen, sondern lieber Ergo oder Logo.

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Hallo, mein Sohn ist 15. Monate alt und reif geboren - von sprechen ist hier wirklich nicht viel zu hören ggf. Mama/Papa/da. Vor dem 2. Lebensjahr wird auch keine Logopädie durchgeführt - oft auch erst mit 2 1/2 Jahren. Jungs sind wohl generell immer etwas "fauler" bzw. LateTalker.💙

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Hey, ich habe zwar leider keine Antwort, aber eine Frage: Du hast geschrieben er war immer alle 1-2 Wochen zur Physiotherapie.
Unsere Zwillinge sind an 34+2 geboren (jetzt 13 Monate alt) und hatten nie Physio, unser Kinderarzt hat auch nichts dazu gesagt. Hatte das damals einen besonderen Grund bei euch?
Ich habe gerade echt einbisschen die Sorge, dass ich dieses Thema "verschlafen" haben und manche Frühchen das eigentlich benötigen🙈
Möchte den beiden nichts vorenthalten was ihnen helfen könnte.

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Meine Kinderärztin verordnet bei Frühchen immer Physio. Andere machen das nicht, erst wenn Bedarf besteht.

Eine Bekannte hier bei einem anderen Arzt und für ihr spätes Frühchen wurde eine Frist gesetzt, er sollte zur Physio, wenn er sich mit 9 Monaten noch nicht drehen kann. Er war damit spät dran, aber er konnte es dann doch noch vorher.

Macht jeder Arzt etwas anders.

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Okay alles klar🙏🏼
Ich frage bei der nächsten Impfung vielleicht trotzdem mal nach. Soweit entwickeln die beiden sich ganz gut, krabbeln, sitzen und ziehen sich hoch. Bin mal gespannt wann sie laufen können. Danke :)

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Seid ihr beim SPZ angebunden? Was sagen die denn?

Wir waren vor zwei Wochen mit unserem bei 32+2 geborenen Frühchen dort, sie wird jetzt im Juni echte 2. Uns hat man empfohlen, dass wir uns auf die Warteliste für die Frühförderung setzen lassen, da man ja eh nicht direkt Termine bekommt. Wir haben aber auch als Baustelle eine leichte Schwerhörigkeit die seit 1,5 Jahren mit Hörgeräten und seit Weihnachten mit einem Paukenröhrchen unterstützt wird. Seit Weihnachten kommen also jetzt mal endlich die Worte und unsere Hörfrühförderung ist sehr zufrieden, dem SPZ geht es aber nicht schnell genug. Dinge wie "zeige mir wo das kochende Mädchen ist" klappten beim Termin nicht so gut und beim Stapeln hat sie den obersten Stein nicht losgelassen... Aber gut.
Wir warten jetzt also und entweder es erledigt sich bis zum Termin von selbst, oder wir haben mal ein paar Profis die schauen können. Vielleicht machen wir auch einfach bei der Logopädie separat mal einen Termin.

Lange Rede, kurzer Sinn. Sich auf die Warteliste setzen lassen ist bestimmt nicht falsch und notfalls kann man ja nach der Beurteilung sagen, dass es sich nicht lohnt, einem anderen Kind einen Platz wegzunehmen und es dann lassen. Wenn es nämlich nachher dann doch relevant wird, kriegt man nicht schnell genug einen Platz.

LG
Nessie