ICSI und Fehlbildungsrisiko

Hallo,
vielleicht hat ja jemand von Euch schon praktische Erfahrung mit einer erfolgreichen ICSI. Gestern bekamen wir den niederschmetterenden Befund, dass uns nur die ICSI bleibt. Gott sei Dank haben wir nicht auch noch das Problem mit der Kostenübernahme - das ist bei uns gut geregelt. Aber nun machen wir uns Sorgen über diese "unnatürliche" Zeugung. Ich wälze nun eine Seite nach der anderem im Internet und bekomme immer nur differente Aussagen: Erhöhtes Fehlbildungsrisiko ja; nicht erhöhtes Fehlbildungsrisiko.

Hat jemand von Euch schon eine ICSI erfolgreich beenden können? Welche Erfahrung habt Ihr diesbezüglich gemacht? Ich wäre über ein paar Erfahrungsberichte Eurerseits sehr dankbar. Anke

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Hi Anke,

wir mussten vor der ICSI zur humangenetischen Beratung. In dem Gutachten steht, dass das Fehlbildungsrisiko bei der ICSI knapp 9% beträgt im Vergleich zu anderen Methoden mit einer durchschnittlichen Fehlbildungsrate von 2-6% je nach Zentrum.
Aber ich habe auch schon andere Zahlen gehört.

Grüße
napsugar

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Hallo,
bei diesem Gutachten: betrifft diese 9% Euch ganz persönlich? Wir müssen nicht zwingend zu dieser Beratung, da wir bereits ein Kind haben, schon eine weitere schwangerschaft vorlag und wir nur eben jetzt seit über einem Jahr versuchen noch einmal Nachwuchs zu bekommen. Leider hat sich das Sperma meines Mannes so stark verschlechtert, dass zu einer ICSI geraten wird. Wir überlegen nun aktuell wir mit einem erhöhten Risiko von Fehlbildungen klar kommen oder nicht. Wir sind aktuell sehr verzweifelt. Anke

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Nein, 9% ist allgemein, bezieht sich nicht auf uns.
Bei uns wurde nichts gefunden und wir haben außer das normale kein erhöhtes Risiko.
Die Zahlen sind wie gesagt allgemein und durchschnittlich.
Ja es ist keine einfache Entscheidung. Ich weiss es.

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Hallo,

unsere im Sommer 2007 erfolgreiche ICSI wurde letzten Montag 1 Jahr alt #freu#huepf.

Aber Spaß beiseite: Ich kann Deine Bedenken verstehen und es ist nicht leicht, sich für oder gegen eine ICSI zu entscheiden. Letztlich hilft Euch nur, alle Punkte sorgfältig abzuwägen.

Bei uns war "nur" das SG das Problem. Alles andere ist supi und gerade in genetischer Hinsicht gibt es bei uns in beiden Familien nicht den Hauch von Verdachtsmomenten auf irgendwelche Erbkrankheiten. Deshalb haben wir auch keine genetische Beratung in Anspruch genommen, sondern uns auf Grund der Voraussetzungen für die Behandlung entschieden. Und die waren eben nicht soooo schlecht.

Aber bei allem lautete unsere Grundeinstellung: Selbst wenn wir ziemlich intensiv versuchen, der Natur auf die Sprünge zu helfen, erzwingen können wir eine SS nicht. Und in der SS habe ich auch abgesehen von einem feindiagnostischen Screening um die 22. SSW keinerlei besondere Untersuchungen machen lassen, weil für mich mit Eintritt der SS klar war, dass ich zwar eine FG akzeptieren könnte, aber niemals abtreiben.

Ich kann Euch nur raten, lasst Euch ein paar Tage Zeit für die Entscheidung - die brauchten wir damals auch. Wägt alles gegeneinander ab, aber hört auch ein bisschen auf Euer Bauchgefühl.

Alles Gute und viel #klee
Littlecat

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Hallo Littlecat,
danke für Deine ausführliche Antwort. Ich hätte nie gedacht, dass wir einmal so weit gehen müssten, um noch einmal ein Kind zu bekommen. Der Wunsch nach einem zweiten Kind ist sehr groß. Aber genauso groß ist die Angst davor, der Natur ins Handwerk zu greifen. Natürlich würden wir mit einem behinderten Kind leben. Und es wird ganz sicher genauso viele schöne Momente geben, wie mit unserem Sohn aktuell. Aber natürlich darf man sich im Vorfeld auch nicht davor verschließen, was das für eine große Verantwortung bedeutet.

Wir sind so froh ein Kind bei uns zu haben, das besser nicht sein könnte - in vielerlei Hinsicht. Und es ist gesund. Daher fragen wir uns, ob wir nicht einfach zufrieden sein sollten. Aber dann kommt eben doch wieder dieser verdammte Wunsch nach einem zweiten Kind durch.

Danke fürs Zuhören und alles Gute für die Zukunft. Bis bald, Anke

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Hallo Anke,

bei uns sieht es ganz ähnlich aus. Unsere per ICSI gezeugte Tochter ist nun schon ein Jahr alt und wir möchten eigentlich gern noch ein zweites Kind. Wir leben zwar momentan so, wie damals vor der Behandlung, soll heißen: wir verhüten nicht und warten ab, ob es auch so klappt. Allerdings haben wir vorher schon 4 Jahre gewartet, ohne dass etwas passiert ist, also stehen die Chancen eher gering, dass wir doch noch den Glückstreffer landen.

Und da ich eher ein bisschen weiter im Voraus planen möchte, haben wir uns entschlossen, nächsten Sommer nochmal intensiv - also mit medizinischer Hilfe - an einer SS zu basteln. Unterm Strich kann ich sagen, dass ich mich zu keinem Zeitpunkt der Behandlung zu stark gefordert gefühlt habe, weder psychisch noch körperlich. Allerdings muss ich trotzdem zugeben, dass eine ICSI eben auch kein Spaziergang ist. Man merkt hinterher eben doch, dass es schon eine gewisse Belastung ist.

Wir hatten unbeschreibliches Glück - der erste Versuch hat gleich den erwünschten Erfolg gebracht und die SS war traumhaft, kein Bangen, kein Stress, keine Beschwerden. Ich hatte mir aber schon im Vorwege oft die Frage gestellt, ob ich es schaffen würde, alle 3 von der KK genehmigten Versuche zu machen - evtl. mit Kryo sogar noch mehr. Und ich weiß bis heute nicht, ob ich es könnte. Das muss man wahrscheinlich immer von Fall zu Fall entscheiden und ggf. zwischendurch eine längere Pause einlegen.

Und manchmal ist es eben so, wie Du sagst: Wir sind uns über das wahnsinnige Glück, das wir haben bewusst. Wir haben eine wunderbare Tochter, ein absolut gesundes, fröhliches Kind, das jeden Tag für uns ein Geschenk bedeutet. Manchmal komme ich mir so undankbar und unbescheiden vor, wenn ich mir wünsche, noch so einen kleinen Spatz zu haben.

Ich kann Dich verstehen, aber es ist wirklich nicht leicht, die Entscheidung zu treffen. Weiterhin alles Gute und viel #klee

Littlecat

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Hallo Anke,

unser Sohn entstand auch durch eine ICSI und ja, wenn man es so ausdrücken will, er hat eine "Fehlbildung".
Er kam mit einem Herzfehler zur Welt.
Wir waren ebenfalls vor der Schwangerschaft zur humangenetischen Beratung. Ergebnis: kein erhöhtes Riskio.
Woher die Fehlbildung kommt, weiß keiner... Genetisch scheint alles in Ordnung zu sein. Ich lag im Frühstadium der Schwangerschaft mit einer schweren Überstimulation auf der Intensivstation und habe starke Medikamente bekommen... Vielleicht wäre es auch bei einer "normalen" Schwangerschaft passiert...
Ganz ehrlich? Es ist mir egal, ich bin jeden Tag dankbar, dass wir uns so entschieden haben und ich dieses wunderbare Kind bekommen durfte.
Im Krankenhaus habe ich übrigens eine nette Mami kennengelernt, deren Kind aus einer normalen Schwangerschaft stammt und das das Down Syndrom hat. Eine Garantie für ein gesundes Kind gibt es leider nicht...
Ich wünsche Euch, dass Ihr die für Euch richtige Entscheidung trefft!

LG
Liese

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Hallo Liese,
danke für Deine Antwort. Genau davor habe ich Angst. Ich weiß doch, wie ich jetzt schon reagiere, wenn mein Sohn auch nur einen geschwollenen Lymphknoten hat während einer Erkältung. Aber Du hast natürlich auch Recht: Es könnte so oder so passieren, dass einfach mal in der Schwangerschaft etwas nicht so verläuft, wie es sein sollte. Ich werde morgen also einfach mal einen Termin in der Humangenetik machen und vielleicht können die unsere Ängste ein wenig nehmen und auf ein Normalmaß reduzieren (was bei meiner Verfassung derzeit eher schwierig wird).

Danke nochmals für die Antwort - ein wenig hilft Sie mir schon weiter. Anke

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Eine Freundin hat 3 Kinder durch künstliche Befruchtung bekommen. Alle drei sind chromosomal und körperlich gesund, sind auf dem Weg zum Abitur, haben aber alle psychische Verhaltensauffälligkeiten. Natürlich legt sich da niemand fest, wodurch das nun kommt. Die Eltern sind aber normal, das Elternhaus liebevoll usw. Voraussetzungen, in denen sich Kinder eigentlich auch normal entwickeln müssten.

Liebe Grüße
Sabine

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Hallo Sabine, das ist es eben, was mir so sorgen macht. Diese ICSI ist ja noch eine junge Wissenschaft. Was ist, wenn wir dadurch irgendetwas Wichtiges nicht mit weitergeben? Darf ich fragen, was das für psychische Auffälligkeiten sind? Manchmal werden ja auch solche "Auffälligkeiten" von der Gesellschaft hochstilisiert. Ich wurde zum Beispiel mal von einer Dame unterwegs böse angesprochen. Sie meinte, mein Kind wäre hyperaktiv und gehört behandelt. Da war er etwas über ein Jahr alt. Und natürlich ist Elias ein sehr aufgeweckter kleiner Kerl, der zum Beispiel im Kindergarten den Ton angibt. Aber ist das nicht eigentlich auch normal, dass es Kinder gibt, die den Ton angeben, andere eher sehr ruhig sind und wieder andere genau im Fahrtwasser mitschwimmen?

Danke für Deine Info - wir denken und denken und denken immer noch nach :-( Wird auch nicht so schnell aufhören ;-)

Bis bald, Anke

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„...Darf ich fragen, was das für psychische Auffälligkeiten sind? Manchmal werden ja auch solche "Auffälligkeiten" von der Gesellschaft hochstilisiert...“

Natürlich darfst du fragen ;-) Nur die Antwort fällt mir selbst als Sozialpädagogin mit durchaus einschlägigen Berufserfahrungen recht schwer. Die Kinder sind alle drei „komisch“ im Sinne von „seltsam“. Sie wirken einfach deutlich anders als Gleichaltrige, haben eine seltsame Art im Kontakt mit anderen, wirken „abgehoben“, ohne es zu wollen irgendwie „unsozial“ (NICHT asozial!!) und sie verhalten sich in manchen Dingen nicht altersentsprechend. Eher als seien sie schon deutlich älter, manchmal habe ich den Eindruck, sie haben wichtige Phasen des normalen Kindseins gar nicht richtig durchlebt. Oder die Ziele dieser Phasen nicht "verstanden" oder erreicht.

Diverse Kinderpsychiater kamen nicht weiter mit ihnen, sie waren und sind und vermutlich bleiben sie auch einfach seltsam. Und ich denke, weil sie sonst „normal funktionieren“, gute Noten schreiben und sicher eine Zukunft in der Leistungsgesellschaft haben, wird es akzeptiert wie es ist. Bin gespannt, wie es mal wird mit Partnerschaften, eigenem Nachwuchs usw.

Ich gebe zu, mich in ihrer Nähe nicht wohl zu fühlen. Hat man ja manchmal bei Menschen. Aber bei Kindern habe ich das sehr selten. Und gleich bei dreien auf einmal... Naja.

Das war jetzt wahrscheinlich keine große Hilfe, aber es gibt für das, wie sie sind, offenbar gar keine handfesten Diagnosen oder Begriffe. Sie sind einfach auffällig seltsam. Ob es was mit der künstlichen Befruchtung, durch die sie entstanden sind, zu tun hat, ist ja auch nicht klar. Aber dran denken sollte man schon, dass diese Form der Fortpflanzung vielleicht Risiken haben könnte, die man noch nicht kennt. Oder für die es noch keine passenden Worte gibt, sie zu benennen.

Liebe Grüße
Sabine

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Hallo Anke,

ich habe eine Tochter im Alter von 15 Monaten. Sie ist durch ICSI entstanden (Grund: sehr schlechtes Spermiogramm: SS nur mit ICSI möglich; hinzu kam: Krebserkrankung meines Mannes: Spermien wurden deswegen kryokonserviert).

Meine Tochter ist also durch ICSI mit kryokonservierten Spermien meines Mannes entstanden.
Unsere Tochter ist absolut gesund. Sie ist ein sehr offenes und aufgeschlossenes Kind, welches sehr viel lacht. Sie geht auf andere Kinder zu und kann jetzt schon sehr klar signalisieren was sie will und was nicht.

Wir hatten uns auch Sorgen gamacht. Wir haben den Chromosomentest vor der Behandlung gemacht mit einem guten Ergebnis: also zu 99,9 % alles in Ordnung, kein erhöhtes Risiko auf Trisomie 21 usw.

Uns wurde das GAnze bezüglich Fehlbildungsrisiko so erklärt dass es nur um ein oder zwei Prozent erhöht ist und das eigentlich eher aus dem Grund dass es ja Ursachen hat weshalb man eine ICSI machen muss: also eher diese URsachen bzw. Bedingen würden DAs Risiko minimal erhöhen, nicht aber die ICSI selbst.

Wie auch immer: frage doch mal in Deinem Kinderwunschzentrum nach welche Erfahrung sie haben.

LG
Strawunzel

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Hallo, danke für Deinen Erfahrungsbericht. Es sind so wahnsinnig viele Fragen, die ich habe und die wahrscheinlich erst beantwortet werden, wenn tatsächlich ein Kind auf diese Art und Weise bei uns zur Welt kommt und es dann hoffentlich gesund ist.

Ich habe morgen einen Termin bei meinem Frauenarzt - ich werde dort um Clomifen bitten. Es gibt ja gesunde Spermien bei meinem Mann. Nur sind es eben zu wenige gesunde. Allerdings kommt halt bei mir noch dazu, dass ich keine vernünftigen Eizellen unter nicht-Hormonzugabe produziere. Wir hätten also unter normalen Umständen so oder so keine Chance. Nun will ich wenigstens versuchen vor Beginn der ICSi - so wir sie denn dann wirklich machen wollen - es noch einmal so zu versuchen, wie wir Elias auch bekommen haben. Vielleicht haben wir ja Glück. Es wäre für mich jedenfalls natürlicher als diese ICSI und meiner Seele täte das auch besser.

Danke nochmals, Anke