Unsere Geschichte - vielleicht ein Mutmacher - aber lang! :-)

Hi Ihr,

ich möchte Euch hier "kurz mal ein bißchen" von uns berichten, da ich mich noch gut erinnere wie ich vor ein paar Jahren hier im Forum unterwegs war und mich fragte, ob ich jemals ein Baby bekommen werde.

Also mein Mann und ich sind 2004 ein Paar geworden, als ich im Frühjahr 2006 mein Studium beendet hatte waren wir bereits verheiratet und, da mein Mann älter ist als ich, begannen wir mit der Familienplanung. Also den Persona nicht mehr zur Verhütung eingesetzt, sondern umgekehrt. Doch nach einem Jahr war ich noch nicht schwanger und stattdessen nervlich total runter und hatte jedes Mal heftiges PMS und Brustschmerzen. Allerdings fanden 2 FÄ nix bei mir und mein Mann dann sein Sperma testen. Das SG sah bescheiden aus, und meine FÄ schikcte uns zu einer Kinderwunschpraxis. Das SG dort sah noch schlechter aus, und der Arzt erklärte uns, dass auch das Swim-up nicht erfolgreich war und wir so eigentlich nur per ICSI mit einem Erfolg rechnen könnten.

Also kündigte ich meinen Job im Schichtdienst und dann starteten wir im Spätsommer 2007 mit dem Downregulieren und die erste ICSI war dann im September. Leider ohne Erfolg. Die 2. ICSI schlossen wir direkt nach einem Monat Pause an. In dieser Zeit ging es mir wirklich furchtbar, ich dachte es wird nie gelingen, und ich machte mich innerlich zur Schuldigen, da ja mir ja 2 befruchtete Eizellen eingesetzt worden waren und diese es nicht geschaft hatten, sich einzunisten. Ich hatte echt Depressionen und konnte es kaum ertragen, wenn ich mitbekam, dass eine Bekannte schwanger war.

Nun wir hatten Glück - obwohl wir es nicht mehr erwartet hatten, war die 2. ICSI erfolgreich und im August 2012 bekamen wir eine gesunde Tochter. Wir waren überglücklich.

Als sie etwa zweieinhalb war, erinnerten wir uns an die noch gelagerten Eisbärchen aus den ICSIs und beschlossen, per Kryo zu versuchen, ob es mit einem Geschwisterchen klappt. Leider waren von 7 Eisbärchen nur 2 nach dem Auftauen vital, uns als ich diese eingesetzt bekam erwischte mich am darauffolgenden Tag die Grippe mit 40 °Fieber und ich wusste, das wird nix. So wars dann auch.

Wir wollten aber noch nicht ganz aufgeben und sparten ein halbes Jahr, um Geld für eine weitere ICSI zusammenzubekommen. Der Arzt in der Kiwu-Praxis reit uns aber ab, er meinte das SG sei damals schon so schlecht gewesen, dass unser 1. Kind bereits ein Wunder sei und er könnte uns keine ernsthafte Chance ausrechnen. Das war uns aber in dem Moment egal, wir dachten: jetzt oder nie! Das Geld war ja schon zusammengespart und so machten wir es trotzdem.

Tatsächlich wurde ich auf Anhieb schwanger! Die ICSI also ein voller Erfolg, aber dann in der 9. Woche heftige Blutungen. Ih kam ins KH und in der Nacht sagte man mir, ich erlitte gerade eine Fehlgeburt und würde am nächsten Tag wahrscheinlich ausgeschabt. Doch am nächsten Morgen lebte das Würmchen noch, und obwohl ich insgesamt 6 Wochen lang blutete, ist es gutgegangen. Es stand lange auf Messers Schneide, weil gleich neben dem Baby dieses Riesenhämatom war, das eben immer wieder blutete. Auch die restliche SS war nicht komplikationslos, aber am Ende kam im Juli 2012 unsere 2. Tochter gesund zur Welt.

Damit waren wir wunschlos glücklich, der Kinderwunsch erfüllt und abgeschlossen und es hätte nicht besser sein können.

Als Mila im Sommer 2013 1 Jahr wurde, zogen wir in ein Haus, um beiden Kindern ein eigenes Zimmer bieten zu können. Wir hatten viel Stressund Arbeit mit dem umzug und der Renovierung, außderm noch Ärger mit dem Vermieter unserer alten Wohnung, und die Ehe litt. Im Oktober versuchten wir, uns als Paar mal wieder mehr Zeit zu gönnen und so wieder zusammenzufinden. Leider bekam ich eine Nierenbeckenentzündung und war ziemlich fertig wegen der Schmerzen. Anfang November ging es mir besser. Wir hatten eine sehr nette gemeinsame Nacht, doch sonst kamen wir wegen des vielen Stresses mit dem Haus kaum zueinander. Dann entdeckten wir auch noch Schimmel, und das Chaos war perfekt, so viele Handwerker und die ganze Schimmelbeseitigung - echt heftig. Also wunderte ich mich nicht, dass es mir Anfang Dezember echt bescheiden ging, ich schob es auf den Stress. Und auch dass die Regel noch nicht gekommen war fand ich nicht seltsam. Aber mein Mann hatte wohl den 6. Sinn und sprach mich an, dass er es gut fände, wenn ich mal einen Schwangerschaftstest mache. Ich hab ihn für verrückt erklärt, aber ihm zuliebe einen Test besorgt und gleich abends gemacht. Und tatsächlich hatte er Recht. Nun wir waren zuerst geschockt und wussten gar nicht, wie wir das alles hinkriegen sollen, aber nun freuen wir uns. Ich bin jetzt Ende 12.Woche und hoffe, dass wir im Sommer wieder ein gesundes Kind bekommen werden.

Warum ich das hier erzähle? Mein Mann und ich haben viel geredet, um zu verstehen, wie das alles sein kann, und mittlerweile glauben wir, dass es so ist: uns Frauen wird immer gesagt: wenn du zu verbissen versuchst, schwanger zu werden, dann wird es eh nix. Ich denke das gilt auch für die Männer. Meiner ist eh schon so ein ganz sensibler Typ, der kann mit Druck generell nicht funktionieren. Und ich glaube daher kam die schlechte Spermienqualität. Was haben wir alles versucht, gesunde Ernährung, ProFertil für den Mann und dieses Zeug von Orthomol ohne die kleinste Verbesserung... Doch nun wo der Kiwu abgeschlossen war, hat sich anscheindend alles von allein geregelt. ;-)

Also ich weiß, dass es nicht an der Tagesordnung ist, was wir erlebt haben, aber nun wo wir das so erlben, erfahren wir plötzlich, dass es wohl immer wieder vorkommt, und es gar nicht sooo besonders ist.

Vielleicht macht das etwas Mut, vielleicht hilft es mal wieder anders auf den Thema Kinderwunsch zu blicken, wenn es gerade nur frustrierend ist...wie gesagt, ich hab das alles auch durchgemacht und kann es so nachfühlen...euch allen viel Glück und alles Gute!!!!

LG georgiasleute

P.S. Wer will kann mich gern über VK anschreiben ;-)

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Wow!

Von "ungeplant schwanger" mit evtl. Termin bei Pro familia nun eine "Mut mach Geschichte" im Unterstützen Kiwu!
Respekt!

Dass Du überhaupt darüber nachdenken musstest hat mich persönlich ein paar Tage runtergezogen.

Es ist schön, dass Du Dich für Dein Wunder entschieden hast!

Warum sollte man anders auf das Thema Kinderwunsch blicken nach dem Lesen Deiner Geschichte?
Ich mein warum sollte es jemandem helfen, der gerade frustiert ist?

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Schade, ich dachte das wär rausgekommen. Ich denke ehrlich gesagt es kann schon Mut machen, wenn man sieh, dass es einfach anders kommen kann, als einem die Ärzte das sagen, dass die eben auch nur nach ihren Messwerten gehen können.

Ich wollte sagen: die Diagnose "infertil" ist nicht immer was endgültiges, und ich gehe sogar soweit zu sagen, dass mindestens in unserem Fall, die Ursache für die Infertilität psychisch bedingt war und es vielleicht niemals nötig gewesen wäre all diese Belastungen zu erdulden, wenn wir beide damals mehr Vertrauen und Geduld aufgebracht hätten und uns nicht vom Kinderwunsch so sehr beherrschen hätten lassen. Nun damit will ich nicht sagen ich würde die ICSIs bereuen, denn unsere Kinder sind ja unser großes Glück.

Jedenfalls weiß ich, dass ich damals große Schwierigkeiten hatte zu glauben, dass Kinder einfach ein Geschenk sind, das man eben oft dann bekommt, wenn man nicht damit rechnet (und das man auch nicht erzwingen kann). Und gleichzeitig ist eben gerade ein wenig Gelassenheit etwas, das man nicht durch Willenskraft bekommt, sondern eher durch einen veränderten Blickwinkel.

Mich haben die Kiwu-Behandlungen damals enorm unter Druck gesetzt und mein Mann hat sehr gelitten, weil er nicht viel mehr tun konnte als zuzusehen und Händchen zu halten. Dennoch halte ich Kinderwunschbehandlungen natürlich nach wie vor für eine große Hilfe und echte Option, wenn es von alleine nicht klappen will.

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Das ist schon klar - es kann trotz schlechtester Voraussetzungen auch mal spontan klappen.
Ich denke, das weiß jeder hier.

Vielleicht spielt auch die Psyche eine große Rolle.
Das hilft aber doch niemandem hier im unterstützen Forum, denn der Blickwinkel ändert sich nicht einfach auf Wunsch wie Du schon selber sagst.
Da kann man sich noch so sehr anstrengen alles locker zu sehen.

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Ich fand deine Geschichte toll! Ich werde im Mai mit meiner 4ten Icsi beginnen. Du hast mit dem Blickwinkel vollkommen recht. Es war schwer für mich mir das einzugestehen aber ich werde jetzt die psychologische Beratung der Klinik in Anspruch nehmen.

Meine Ärztin sagt, dass die Psyche viel dazu beiträgt.

Das Problem ist selbst zu erkennen wann man nur noch funktioniert. Ich hab es für mich erkannt und mache jetzt was dagegen.

LG

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Ich finde deine Geschichte super. Danke dafür. "Wunder geschehen..."

Alles Liebe für dich und deine Familie #blume

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Danke, und dir für die Zukunft alles Gute.

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Schöne Geschichte, danke!

Ich hoffe ich habe auch irgendwann mal so viel Glück wie du. Es hat ja doch immer wieder schön schnell geklappt.

Komisch fand ich den Arzt, der euch von der ICSi abgeraten hat. Wozu das denn??

Aber: die schlechte Spermienqualität oder -menge kommt in den allerwenigsten Fällen vom "Druck, ein Kind zeugen zu müssen". Da hattet ihr dann wirklich Glück, dass es bei ihm kein angeborener oder durch eine Krankheit etc. erworbener Schaden war...

#winke

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"Komisch fand ich den Arzt, der euch von der ICSi abgeraten hat. Wozu das denn??" Der Arzt hat uns damals abgeraten, weil die Spermienqualität schon 2007 sehr schlecht war. Deshalb hatten wir auch Sperma kyrokonservieren lassen für den ICSI-Versuch Nr. 2, bei dem dann unser 1. Kind entstand. Nach der ICSI hatten wir das restliche Sperma vernichten lassen, weil die Kryokonservierung im Jahr 1000 EUR gekostet hätte. Darum gab es kein "altes" Sperma mehr, als wir 2011 wieder eine ICSI wollten, und der Arzt ging davon aus, dass sich über die Jahre die Qualität nur verschlechtert haben kann. Dem war nachher aber nicht so. Mein Mann ließ erneut eine Probe einfrieren, zur Sicherheit, damit am Tag X auf jeden Fall was Brauchbares da ist, und dann wurde aber die ICSI mit frischem Sperma gemacht. Dieses war dann in der Tat noch "besser" als das eingefrorene - sicherlich auch wieder mal ein Beispiel, dass es besser wurde, sobald es nicht so drauf ankam.

Bei der allerersten ICSI hat mein Mann nämlich vor Aufregung überhaupt gar nicht erst die Probe abgeben können, aber die Geschichte führt hier zu weit...