Erfahrene mit Kinderwunsch nach Chemotherapie beim Mann?

Hallo zusammen,

Ich suche Frauen die wie ich einen Mann haben der an Krebs erkrankt war und durch Chemotherapie und Bestrahlung wieder geheilt wurde.
Wir haben zum Glück eine gesunde Tochter die wir vor seiner Erkrankung auf normalem Weg bekommen haben#verliebt aber uns beschäftigt immer noch der Wunsch nach einem Geschwisterchen. Auf normalem Weg wird das nicht mehr möglich sein da er durch die Behandlung zeugungsunfähig ist.

Er hat vor der Therapie Spermien einfrieren lassen. Nun frage ich mich wie groß die Chance ist damit schwanger zu werden. Wir waren noch nicht in einer Kinderwunschklinik das werden wir erst Ende des Jahres machen. Aber vielleicht gibt es hier Frauen die mich etwas darüber aufklären können wie eine künstliche Befruchtung funktioniert.

Gerne auch per PN....

Lg isasmia

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Hallo isasmia!

Mein Mann hatte Krebs - Hodenkrebs um genau zu sein und ihm wurde aufgrund dessen 1 Hoden entfernt. Anschließend hat er eine Chemotherapie gemacht.

Zwar kann er noch Spermien produzieren, aber das Spermiogramm ist stark eingeschränkt - wir müssen wohl ICSI machen, um ein Kind bekommen zu können. Hoffentlich können wir bald damit anfangen.

Wir haben ebenfalls Spermien einfrieren lassen - vor der Chemotherapie. Auch damals war das Spermiogramm stark eingeschränkt, aber anscheinend ist es - zumindest für ICSI - absolut ausreichend. Mit einer Spermaabgabe konnten wir zwischen 12 und 16 Pipetten/Portionen gewinnen - pro ICSI-Versuch braucht man wohl 1 - 2 Pipetten.

Natürlich ist die Qualität der Spermien nach dem Auftauen immer schlechter als wenn man sie nicht eingefroren hätte, aber anders geht es nun mal nicht und für ICSI wird es sicher auch bei euch genügen.

Für eine ICSI muss ein besonderer Antrag von der Kinderwunschklinik gestellt werden. Wenn ihr beide verheiratet und bei der gleichen Krankenkasse seid, ist es einfacher mit der Kostenübernahme.

Manche Krankenkassen übernehmen sogar 100% der Kosten! Viele Paare wechseln extra deswegen auch zu den betreffenden Krankenkassen (z.B. Knappschaft - ich glaube, die IKK übernimmt auch 100%). Das ist auch nichts, weswegen man sich schlecht fühlen muss, die krankenkassen wissen, dass man deswegen zu ihnen wechselt, sie werben damit und haben damit kein Problem. Aber verheiratet muss man sein und über 25, sowie als Frau unter 40 (bei manchen Krankenkassen auch unter 43) und der Mann unter 50.

So, also eine ICSI:

Für eine ICSI werden von der Kinderwunschklinik allerhand Untersuchungen gemacht - Blutuntersuchungen, Spermiogramm etc.

Dann wird ein Stimulationsprotokoll gemacht - darüber wird festgelegt, mit welchem Mittel man stimulieren muss und wie lange.

Das Ganze sieht dann so aus: Man spritzt sich über mehrere Tage zu einer bestimmten Uhrzeit jeden Tag ein Follikelstimulationshormon (in den Bauch z.B.) - das regt die Eierstöcke an und lässt mehr als nur einen Follikel heranwachsen. Alle 2 Tage muss man zum Ultraschall (und wohl auch zur Blutanalyse) um zu kontrollieren, wie die Therapie anschlägt und wie die Entwicklung ist. Erreichen die Follikel eine gewisse Größe (es können zwischen 4 und 40 Follikel heranwachsen - angepeilt werden wohl um die 10 - 15 pro Frau, aber jede Frau reagiert anders auf die Hormone und die einen produzieren weniger, die anderen viel mehr), wird ein zusätzliches Mittel eingenommen - entweder als Nasenspray oder auch als Spritze, das dann verhindert, dass die Follikel springen - denn sie dürfen nicht einfach so springen, wann sie wollen.

Der Arzt bestimmt dann auch, wann der Eisprung ausgelöst werden soll. Dies geschieht wiederum auch mit einer Spritze. in der Regel wird dafür HCG - also das Schwangerschaftshormon - oder ein ähnliches Hormon gespritzt. Dieses bewirkt dann anch etwa 36 Stunden, dass die Follikel ALLE platzen und damit alle Eier springen. (Das wird übrigens auch bei vielen anderen Methoden der künstlichen Befruchtung gemacht). Dann muss man ins Krankenhaus und bekommt entweder keine Narkose (manche finden das nicht schlimm), oder eine leichte Narkose - oder auch eine Vollnarkose. Der Arzt punktiert dann mittels einer Punktionsnadel die Eizellen aus dem Körper, die gesprungen sind. Manche punktieren durch die Bauchdecke, andere vaginal.

Danach sollte man sehr viel trinken und eiweißreiche Lebensmittel zu sich nehmen, da man somit einer Überstimulation entgegenwirkt. Bei einer leichten Überstimulation muss man beobachtet werden, in besonders schweren Fällen (ist aber wirklich selten), kann man auch für ein paar Tage auf der Intensivstation landen.

Der partner gibt dann das Sperma ab (oder es wird eingefrorenes genommen). Dieses wird im Labor dann begutachtet und dann gibt es zwei Möglichkeiten.

1. IVF - Dabei werden die Eizellen und die Spermien zusammen in ein Gefäß gegeben und die Spermien sollen die Eizellen selbst befruchten. Dabei kann es allerdings sein, dass, falls die Spermien zu schwach sind, nur wenige oder gar keine befruchtet werden.

2. ICSI - Dabei wird jede einzelne geerntete Eizelle mittels einer Kanüle befruchtet. es wird ein Spermium direkt in die Eizelle gespritzt.

Erfolgreich befruchten lassen sich meist nur etwa die Hälfte der Eizellen. Manchmal natürlich auch alle oder fast alle, manchmal aber auch weniger oder sogar gar keine. Dies kann dann verschiedene Ursachen haben (genetische Fehler zum Beispiel). Aber das muss genauer untersucht werden.

Die befruchteten Eizellen werden dann kultiviert und teilen sich. Manche sterben dabei auch ab. Bei macnhen werden schnell genetische fehler bemerkt, auch diese sind dann nicht zu gebrauchen.

Nach 2 - 3 tagen, manchmal auch nach 5 Tagen, werden dann zwischen einer und 3 Embryonen mittels eines Katheters durch den Gebärmuttermund in die Gebärmutter transferiert. Dieser Eingriff ist schmerzfrei und nicht invasiv.

Sollte eine Überstimulation bestehen oder kann aus einem anderen grund der Transfer nicht direkt stattfinden, können die Embryonen eingefroren werden. Das gilt auch für alle übrigen Embryonen - denn die will man ja nicht wegschmeißen - wenn man z.B. 10 Embryonen hat und 2 transferieren lässt, kann man die übrigen 8 für spätere Versuche einfrieren. Das nennt sich Kryokonservierung und wird leider von den deutschen Krankenkassen nicht getragen - muss man also selbst zahlen.

Tjoa, meist nimmt man dann sicherheitshalber nach dem Transfer Utrogest ein - das ist natürliches Progesteron in Kapselform. Man nimmt es vaginal ein, damit die Schleimhäute es direkt aufnehmen und es somit stärker wirkt. Schluckt man es, was auch geht, filtert die leber leider einen großteil des Wirkstoffs direkt heraus. Utrogest/Progesteron bewirkt, dass die Schleimhaut nicht abgestoßen wird.

Nach ca. 12 Tagen erfolgt dann ein Bluttest, über den ermittelt wird, ob eine Schwangerschaft eingetreten ist. Falls ja, nimmt man das Utrogest bis zur 12. Woche weiter.

Es gibt auch noch die Möglichkeit, statt einer ICSI oder IVF eine IUI zu machen - aber dafür braucht man schon ein recht gutes Spermiogramm. Dabei wird entweder eine frischprobe genommen oder 2 eingefrorene proben, diese werden aufbereitet und dann - so wie die Embryonen bei der ICSI - über einen katheter in die Gebärmutter gespritzt. Dazu bedarf es in den meisten Fällen vorher keiner Stimulation mit Spritzen, aber es ist besser, ein wenig zu stimulieren, damit auch wirklich eine oder zwei gute Eizellen wachsen. Oft nimmt man dazu Clomifen. Das sind Tabletten, die man über 5 Tage nimmt (meist von Zyklustag 3 - 7 oder 5 - 9). Dann muss man zwischen dem 11. und 13. Zyklustag zum Ultraschall, der Arzt guckt dann, ob und wie die Follikel gereift sind und ob sich keine Zysten gebildet haben, dann kann man entweder den Eisprung auch mit einer Spritze auslösen oder auch nicht - und dann wird der Termin für die IUI gemacht. Keine Sorge, Ultraschalltermine und IUI-Termine zur rechten Zeit zu kriegen ist kein Problem, die Ärzte regeln das und sind darauf vorbereitet.

So, zu den Chancen.

Die Chancen bei einer IUI schwanger zu werden liegen bei einem GUTEN Spermiogramm 8was bei euch eher nicht der Fall ist) nur bei 10 - 15%.

Bei einer IVF oder ICSI liegt die Chance PRO EMBRYO der transferiert wird bei 35%.

Hier im Forum findest du jeden Tag im Thread "Aktuelle Behandlungsliste" eine Übersicht der letzten jahre, wie viele ICSI/IVF/IUI-Versuche es gab und wie viele Frauen damit schwanger wurden.

Durch IUIs werden etwa 20% aller Frauen, die hier IUIs machen, schwanger.
Durch IVF und ICSI werden zwischen 35 und 50% schwanger! Das erklärt sich wohl auch dadurch, dass man, wenn man 2 oder 3 statt einem Embryo nimmt, eine höhere Chance auf eine Schwangerschaft hat.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen.

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Das ist eine sehr ausführliche und schöne Beschreibung!!!
Nur eine kleine Verbesserung: Der Eisprung findet bei einer ICSI NICHT statt. Das Hcg wird lediglich für die finale Eizellreifung verabreicht. Die Eizellen werden aus den noch intakten Follikeln abgesaugt. Wenn sie vorher springen, ist es zu spät.

Aber ansonsten, wie gesagt, sehr gute Beschreibung. Hast dir viel Arbeit gemacht!

#winke

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Ahhh ok. Danke :-) - hab mich schon immer gefragt, warum die Follis bei ner ICSI springen sollen. Aber wenn die gar nicht springen sollen, sondern das nen anderen grund hat, dann versteh ich das. :-)

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Hallo,

Es tut mir sehr leid, dass dein Mann Krebs hatte umso erfreulicher ist es, dass er es überstanden hat.

Für eine ICSI braucht man pro Eizelle nur 1 Spermium. In unserer Klinik (mit 25 Jahren Erfahrung) werden etwa 6-8 Eibläßchen angestrebt. Manche haben auch sehr viel mehr, aber da leidet in den meisten Fällen die Qualität.

Bei den gesetzlichen Krankenkassen muss einfach der Behandlungsplan bewilligt werden. Wenn ihr beide verheiratet, über 25, du unter 40 und er unter 50 ist, dann ist das kein Problem (manche haben etwas andere Kriterien - siehe Liste)

Wenn wenige Spermien vorhanden sind, dann wird der behandelnde Arzt sicher eine ICSI beantragen. Bzw. in eurem bestimmt zur Sicherheit, da ja nur eine begrenzte Anzahl von Spermien (Straws) vorhanden sind.

Wenn ihr das bei der Krankenkasse persönlich vorbei geht, dann bekommt ihr die Genehmigung meistens gleich wieder mit. Auf dem Postweg kann es etwa 2 Wochen dauern.

Hier ist eine Liste von verschiedenen Krankenkassen und was übernommen wird:
http://ra-kinderwunschrecht.de/zusatzleistungen-von-krankenkassen-fur-eine-kunstliche-befruchtung/

Verschiedene Methoden:
IUI:
http://www.wunschbaby.at/insemination/homologe-intrauterine-insemination.html
http://www.wunschkinder.net/theorie/behandlungen-methoden/insemination/

Ivf:
http://www.wunschbaby.at/ivf.html
http://www.wunschkinder.net/theorie/behandlungen-methoden/ivf/

ICSI:
http://www.wunschbaby.at/icsi.html
http://www.wunschkinder.net/theorie/behandlungen-methoden/icsi/

Es gibt verschiedene Stimulationsprotokolle bei der IVF/ICSI. Hier kannst du die Unterschiede ansehen (auf der linken Seite sind die verschiedenen Protokolle - kurzes Protokoll, langes Protokoll, Antagonistenprotokoll):
http://www.wunschkinder.net/theorie/behandlungen-methoden/hormone/protokolle-stimulation-hormongaben/

Die Stimulationsdauer kann man vor Beginn nicht festlegen. Es wird nur ein plan erstellt, der aber in der Regel bei jedem Besuch angepasst wird. Es kann sein, dass die Dosis angepasst werden muss oder auch dass man kürzer oder länger stimulieren muss, als vorgesehen.

Der erste Ultraschall wird am Anfang des Zyklus gemacht um Zysten auszuschließen. Danach erfolgt der nächste Ultraschall und Bluttest NICHT 2 Tage später. Meist etwa am 5. - 6. Stimulationstag. In der Regel sind es bis zur Punktion etwa 3-4x Ultraschall mit Bluttest (einschließlich dem am Anfang des Zyklus).

Hier kannst du die die unterschiedlichen Stimulationsmedikamente ansehen (links wieder die Auswahl):
http://www.wunschkinder.net/theorie/behandlungen-methoden/hormone/gonadotropine-spritzen/

Es kommt vor der Punktion NICHT zum Eisprung, sonst kann man die Eizellen nicht gewinnen. Denn die Follikel werden mit einem speziellen Ultraschallgerät, an dem eine Hohlnadel vorne angebracht ist, angestochen und abgesaugt. In ganz seltenen Fällen kommt es zu einem vorzeitigem Eisprung und der Versuch muss abgebrochen werden.

Die Punktion wird vaginal gemacht. In Deutschland wird das in den meisten Fällen mit einer Narkose durchgeführt. Es geht aber auch mit einer Sedierung. Über die Bauchdecke wurde es früher gemacht und heute nur noch, wenn es vaginal nicht möglich ist. Die Punktion selbst dauert nur in etwa 10 Minuten. Deshalb ist es auch keine Vollnarkose, aber du bekommst nichts mit.

Leider muss ich sagen, dass es bei eingefrorenen Spermien auch sein kann, dass sie nicht mehr aufwachen. Aber auch daß kommt eher selten vor. Wenn das passiert, dann werden die Eizellen ohne Befruchtung vitrifiziert (eine spezielle Methode des Kryokonservierens).

Zu welchem Zeitpunkt der Transfer stattfindet hängt von deiner Klinik ab. Es gibt die einen, die als Standard einen Transfer 2 oder 3 Tage nach der Punktion machen und die anderen, die kärger kultivieren und nach 5 Tagen Blastos transferieren. Unsere Klinik macht standardmäßig Blastotransfer.

Genetische Fehler kann man bei Embryos nicht sehen, es sei denn es wird eine PKD (Polkörperdiagnostik) oder PID (Preimplatationdiagnostik) durchgeführt. Beide Verfahren sind in Deutschland kein Standard und werden nur in wenigen Zentren durchgeführt. Auch wunderschöne Blastos können genetische Fehler aufweisen, die man nicht sehen kann.

Man hat nicht pro transferiertem Embryo eine Chance von 35% und verdoppelt sich auch nicht mit mehr Embryos. Chancen und Statistiken gibt es hier im deutschen IVF Register:
http://www.deutsches-ivf-register.de/pdf-downloads/dirjahrbuch2012-d.pdf

Der Bluttest ist auch nicht in jeder Klinik zum gleichen Zeitpunkt. Bei uns war der immer 11 und 14 Tage nach der Befruchtung (bei Blastos also 6 Tage nach dem Transfer). Bei anderen ist es 14 Tage nach dem Transfer (und das auch, wenn es 5 Tage nach der Punktion transferiert wurde).

Ene ICSI kann auch im natürlichen Zyklus ohne Stimulation durchgeführt werden, was aber bei euch sicher nicht so gut wäre. Oder eine Mini-ICSI mit geringer Stimulation.

Viel Glück

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habt ihr schon ein spermiogramm gemacht? also ist die zeugungsfähigkeit absolut ausgeschlossen?

ich frag deshalb, weil mein mann hodenkrebs hatte. ihm wurde ein hoden entfernt und anschließend hatte er chemo. sein spermiogramm ist unverändert.

zwar unverändert schlecht, aber unverändert.

wir hatten vor der krebserkrankung schon probleme und unsere tochter ist ein ICSI kind. dass er krabs hatte, haben wir erfahren als ich in der 24. woche schwanger war. wir haben ein jahr nach der chemo ein weiteres spermiogramm machen lassen und es ist wie gesagt unverändert.

uns wurde damals auch angebiten sperma einzufrieren, was wir abgelehnt haben weil wir noch embryonen eingefroren habenwie lange ist fenn die behandlung her? wenner noch spermien produziert (auch wenn es nur ein paar sind), würde ich auf jeden fall friache nehmeb für die behandlung, wenn die chemo ausreichend lange zurück liegt.

ansonsten habt ihr natürlich die möglichkeit mit dem kryosperma zu arbeiten und da stehen die chancen auch nicht so schlecht :-)