Liebe Mitschreiber und Mitfieberer,
in den letzten Wochen habe ich als stiller Mitleser sehr viel Zeit hier verbracht und dieses Forum hat meine erste ICSI begleitet.
Um zwischen all den vielen traurigen Geschichten und fortwährenden Enttäuschungen ein paar Lichtstrahlen scheinen zu lassen, möchte ich Euch meine Geschichte erzählen:
Im Grunde habe ich seit meinem 26. LJ ungeschützen Verkehr und einen Kinderwunsch. Da ich mich mit 27 selbstständig gemacht habe, hatte ich irgendwie aber auch immer genug Gründe, das alles schön vor mir herzuschieben und mir selbst zu erzählen, dass es nun nicht so der perfekte Zeitpunkt sei. 2013 habe ich dann mit 33 geheiratet und irgendwie wurde aus dem Wunsch eine echt tiefe Sehnsucht. Alle um mich rum haben kleine Kinder, unser Freundeskreis wurde immer kleiner, weil irgendwie alle gerade mit ihrer "Brut" beschäftigt waren und mir war klar, dass ich gar nicht zu den Karriere-Pärchen gehören wollte sondern viel lieber selbst über die perfekte Windelmarke philosophieren möchte.
Also gingen wir nach Heidelberg ins Kinderwunschzentrum mit unserem Wunsch und die erste Maßnahme war GVnP unter Stimulation mit Puregon. Und das war der Anfang eines echten Aufs und Abs von Hiobsbotschaften und Hoffnungen.
Diagnose bei mir: PCO - keine Eisprünge, hoher Anti-Müller Wert und eine vage Reaktion auf Puregon in der Höchstdosis!
Nach drei erfolglosen Zyklen mit jeweils einem Monat Pause dazwischen war ich ausgelaugt. Vom puregon wurde ich depressiv und habe das erste mal erlebt, wie es sich anfühlt, komplett die Kontrolle über meine Gefühle zu verlieren und hemmungslos stundenlang weinen zu müssen. Es war schrecklich.
Dann schlug mir das KWZ eine laparoskopische Elektrokoagulation der Ovarien (LEO) vor. Nach dieser OP ist die Wahrscheinlichkeit von Eisprüngen deutlich höher, allerdings muss man danach 6 Monate pausieren mit Hormonbehandlungen.
Die OP verlief komplikationslos, hat allerdings nichts gebracht. Mens kam auch danach nicht und mehr Eizellen wurden unter Menogon auch nicht gebildet. Tat nach der OP schon auch noch weh, aber alles auszuhalten...
Zwischenzeitlich hat mein Mann seine Liebe fürs Fitnessstudio entdeckt und fleißig trainiert. Sein Trainer hat ihm zusätzliches Eiweis empfohlen. Alles schön und gut, nur als das KWZ ein neues Spermiogramm anforderte war das plötzlich katastrophal schlecht: Kaum Spermien - keine Chance auf natürliche SS. Also Endokrinologe, der sagte, wir sollen das Eiweis absetzen und geduld haben - vielleicht wird es ja wieder besser.
Und so zogen die Monate ins Land und nun steht mein 35. Geburtstag vor der Tür. Es wurde Zeit, wir wollten nun endlich auch ein Baby.... 35 ist genug - länger warten geht nicht mehr.
Also wechselten wir von der AOK zur Knappschaft, um echte 100% für die ICSI zu bekommen und warfen uns Mitte März gemeinsam in das Nerven zerreißende Abenteuer unserer ersten ICSI. Ich habe mir vorgenommen, mich nicht verrückt zu machen und habe die blöden Depressionen des Menogons mit Cannabis bekämpft. Nun könnt ihr alle die Moral-Keule rausholen, ist mir egal... Es hat geholfen - und zwar super gut. Ich habe trotz deutlich höherer Dosis der Medikamente alle aufkommenden Nebenwirkungen mit ein-zwei kleinen puren Joints am Abend besiegt und auch offen mit meiner Ärztin darüber gesprochen. Die fand das ganz spannend und meinte, dass Nikotinfreie Tütchen seit Jahrhunderten in vielen Kulturen ein wertvolles Mittel wären und ich das machen soll, wenn ich nach der Punktion damit aufhöre. Dieses Forum ist dazu da, ECHTE (!) Erfahrungen auszutauschen und wem mein Weg nicht passt, der muss ihn ja nicht nachmachen Also bitte keine Moralapostel, ok?
Nach ein paar Tagen Menogon war der erste US und meine Eierstöcke waren leer ... nix ... einfach keine Reaktion. Die Ärztin bat um Geduld und schickte mich wieder nach Hause. Eine Woche und einige Spritzen später war der nchste US und siehe da, es kamen EZ. Nicht sonderlich viele, aber ich habe auch bei vorherigen Stimulationen nie zu denen gehört, die massig EZ bildeten. In der GVnP Phase war es auc immer nur eine. Also war ich mit neun ganz zufrieden....
Am 21.4.15 war nun die Punktion und aus neun wurden fünf, die man gewinnen konnte. Das war nun nicht so der beste Start und gemessen an den allseits bekannten Statistiken stellte ich mich auf einen Testlauf ein und wollte nicht allzu große Hoffnungen aufkommen lassen. Am nächsten Tag kam der Anruf vom KWZ und ich rechnete mit viel Glück mit einer befruchteten EZ. Aber nein, es waren zwei ... Ich sollte am 23.04.15 zum Einsetzen kommen und bis dahin die Daumen drücken, dass beide Eizellen sich teilen würden. Also bekam ich am 23.04.15 zwei Vierzeller in AB Quali zurück und war fast ein bisschen enttäuscht, wie unspektakulär dieser "große" Moment in der Realität ist. Es war keine super Ausgangsvoraussetzung, aber so ganz konnte ich mich der Hoffnung nicht entziehen. Am Wochenende fuhren wir nach Amsterdam und ich habe mein letztes Entspannungstütchen genossen und ein wundervolles Wochenende verbracht. Ganz romantisch. Ohne Gedanken an die Kaulquappen...
Sonntags habe ich ein Pieksen bemerkt, immer an der selben Stelle auf der Rückseite meiner Gebärmutter. Wäre das Pieksten mal hier und mal da gewesen, wäre es nicht so aufgefallen, aber es war anders. Immer am gleichen Punkt und irgendwie dachte ich, das fühlt sich anders an, als alles, was ich bisher so an Gefühlen kannte... Ich habe noch 3x HcG nachgespritzt im Abstand von jeweils drei Tagen und mir war schlecht. Am 29.4. ging es mir echt komisch. Ich war müde, meine Brüste taten weh - aber das war ja alles durch das gespritzte HcG zu erklären. Ich gehörte auch zu denen, die es nicht lassen konnten und nach so vielen Enttäuschungen einfach mal einen positiven Test in der Hand halten wollten, also habe ich am 30.4.15 einen SST gemacht und der war -ohne überraschung - durch das HcG positiv. Ich würde das aus heutiger Sicht nicht mehr machen, denn das Gefühl macht süchtig und mich wahnsinnig, aber ich wollte das so lange weiter machen, bis er wieder negativ ist.
Nur... er wurde nicht mehr negativ... seit diesem Tag blieb er positiv und am 7.5. war nun endlich mein Bluttest und was soll ich sagen: Es hat geklappt, ich bin schwanger ... HcG liegt bei 106, es besteht also kein Zweifel - wir bekommen endlich unser Baby im Januar, wenn uns das Glück nun nicht wieder verlässt.
Warum ich das alles aufschreibe? Um all denen Hoffnung zu machen, die genauso wenig daran glauben wie ich es getan habe, um sich vor Enttäuschungen zu schützen. Schlimm ist, dass schwanger nicht heißt, dass man sich freut, sondern die Angst, dieses Glück wieder zu verlieren, steigt Tag für Tag. Ich pinkel immer noch jeden Tag auf einen Streifen, um sicher zu sein, dass das HcG nicht wieder abfällt ... die Angst frisst mich fast auf und nun muss ich ohne "Kräuterhilfe" einen weg finden, mich zu entspannen, aber ich glaube einfach fest daran, dass alles gut wird.
Ich hoffe, meine Geschichte hilft der ein oder anderen und gibt ein bisschen Mut. Mir hat das mitlesen hier im Forum viel geholfen, dennoch fehlt es an positiven Geschichten, denn nur die, die enttäuscht wurden, machen sich die Mühe, ihr Leid zu teilen. Darum löse ich hiermit mein Versprechen an mich selbst ein und teile meine Geschichte mit euch.
Viele Grüße, Baghira
Ein bisschen Hoffnung zwischen so viel Enttäuschung
Hallo baghira12,
vielen Dank für deinen so ausführlichen und ehrlichen Bericht und vor allen Dingen herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft!!! Ich wünsche dir alles alles Gute!
Mir machst du damit tatsächlich Mut, auch wenn ich lange nicht einen so schweren Weg hinter mir habe wie du. Bald startet meine 1. ICSI und ich habe in den letzten Tagen wirklich große Angst bekommen, dass es nicht klappt... Drück mir die Daumen
Ellie
Liebe Ellie,
Nach einer ICSI bin ich bestimmt kein Profi aber mir hat es geholfen, mich abzulenken. Ein schönes WE und vielleicht ein kleines Projekt im Garten? Die Wartezeit ist soo zermürbend. Ich halte mich für psychisch echt stabil aber die Zeit nach der ICSI bis zum Bluttest war die Hölle.
Ich habe übrigens jeden Morgen gebadet, das tat mir gut und hat mich geerdet. Ich musste 6 Progestan Tabletten vaginal nehmen und die daraus resultierende Matsche lässt kaum zu, sich attraktiv zu fühlen. Darum hat das morgendlich Bad auch durchaus Sinn gemacht.
Und etwas Kontakt mit Deinem Mann schadet ganz sicher auch nicht. Zumindest hat es bei uns nicht geschadet
Gaanz viel Erfolg!!!!
Baghira
Hallo Baghira!
Danke für deinen Bericht!
Ich wünsche dir eine ganz tolle Schwangerschaft! Genieße die Zeit!
Viele liebe Grüße
Hallo,ein wirklich "echter" Bericht!! Ich wünsche dir auch ohne Kräuterhilfe die Entspannung die du brauchst während der Schwangerschaft... Alles liebe und viel Glück!!!!