Wozu die "Auslösespritze" vor IVF/ICSI wirklich dient

Wozu dient eigentlich die HCG-Spritze vor der Punktion?

Ich hatte heute einen Termin mit einem Biologen unserer Klinik und konnte dort all meine Fragen stellen.

Unter anderem wollte ich gern genau erklärt haben, warum es vor der Punktion eine HCG-Spritze gibt.

Die Erklärung ist sehr gut nachvollziehbar.

Das HCG entspricht dem Hormon LH so ziemlich - welches wiederum den Eisprung auslöst. Jedoch will man bei der Punktion überhaupt keinen Eisprung.

Das HCG wie das LH bewirken jedoch nicht nur einen Eisprung, sondern auch die letzte Reifeteilung der DNA in der Eizelle, die Herausbildung des Polkörpers, sowie außerdem die Ablösung der Eizelle von der Follikelwand und zudem den letzten Wachstumsschub der Eizelle.

Das, was immer behauptet wird - die Spritze sei zum Auslösen des Eisprungs - will man im Falle von ICSI/IVF definitiv nicht und das ist in dem Fall ein lästiger Nebeneffekt.

Ich durfte mir kürzlich anhören, das sei ja totaler Blödsinn, denn es gäbe auch Punktionen ohne HCG-Spritze vorher, denn Decapeptyl enthalte kein HCG.

Auch das konnte mir der Biologe erklären - Decapeptyl bewirkt keine Reifeteilung - es bewirkt stattdessen eine Stimulation des Hypothalamus, was wiederum bewirkt, dass dieser LH ausschüttet. Im Falle einer Decapeptylgabe erfolgt also ein natürlicher LH-Anstieg des Körpers. Jedoch ist dieser natürliche LH-Anstieg unter Stimulation nicht so stark wie erwünscht, weswegen in dem Fall prinzipiell nach der Punktion mehrere HCG-Spritzen in geringen Dosen verabreicht werden - die sogenannten Einnistungsspritzen. Diese Einnistungsspritzen beeinflussen die Gebärmutterschleimhaut, wie es erforderlich ist, damit es in dem Fall zu einer Einnistung kommt. Ohne diese HCG-Spritzen treten seltener Schwangerschaften ein, sofern zuvor mit Decapeptyl statt mit HCG "ausgelöst" wurde.

Der natürliche LH-Peak reicht aus für die meiotische Teilung, die Polkörper, den letzten Wachstumsschub und die Ablösung der Eizelle. In einem Zyklus, in dem statt Decapeptyl HCG gespritzt wird, wird der natürliche LH-Peak unterdrückt.

Da ich finde, dass die Bezeichnung "Auslösespritze" im Falle von IVF/ICSI irreführend und im Grunde falsch ist (was der Biologe bestätigte), wollte ich euch die Erklärung des Ganzen nicht vorenthalten, vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen. :-)

Übrigens - ich fragte ebenfalls danach, ob man nicht den vorzeitigen Eisprung, wie er ja leider immer mal vorkommt bei IVF/ICSI, einfach verhindern kann, indem man einmal mehr Orgalutran nimmt - nein, kann man nicht. Orgalutran blockiert an der Hypophyse die Rezeptoren, die ermöglichen, dass es zu einem natürlichen LH-Anstieg kommt. da jedoch HCG extern durch eine Spritze zugeführt wird, bringt Orgalutran dann nichts mehr. Das LH (in Form von HCG) ist ja dann trotzdem im Körper - und beim Decapeptyl-Zyklus würde man damit generell den nötigen, natürlichen LH-Peak verhindern, man hätte also ausschließlich unreife Eizellen.

Ich fand das Gespräch jedenfalls sehr interessant und aufschlussreich - mich lässt es die Behandlung noch einmal sehr viel besser verstehen.

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Hi du vielen dank für die Erklärung jetzt ergibt das auch sinn lg

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Danke, so genau hatte ich das auch noch nicht gewusst.

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Sehr interessant, vielen lieben Dank.
Ich hab das jetzt versucht auf unsere Behandlung "umzustricken". Ich habe nämlich bereits 1 Woche vor Stimu Start täglich Decapeptyl gespritzt bis zur HCG Spritze und Puregon zur Stimu. Ich bekomme immer die Blutwerte und der LH lag während der Stimu Phase immer deutlich unter 2. Mir wurde gesagt das Decapeptyl den Eisprung, sprich den LH Anstieg unterdrücken soll. Laut der Aussage deiner Biologin sorgt es ja für einen LH Anstieg. Jetzt versteh ich es irgendwie schon wieder nicht ;-)
Ich glaub ich muss da auch einfach mal nachfragen, würde mich schon mal interessieren wie das jetzt Sinn macht.

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Hallo,
ich bin zwar eine Insimination-Pat. Aber finde das super erklärt!!
Vielen Dank für deine Bemühungen uns das näher zu bringen!!
VL

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Dafür gibt es eine einfache Erklärung. :-)

Decapeptyl provoziert eine Stimulierung der Rezeptoren, die die LH-Ausschüttung bewirkt - diese Stimulierung hält aber nur 1 - 2 Tage an. Danach sind die Rezeptoren quasi überreizt bzw. es tritt ein Gewöhnungseffekt ein, so dass die Rezeptoren gar nicht mehr auf das LH reagieren und in dem Fall wird ein erneuter LH-Anstieg gehemmt. Das heißt - zuerst erfolgt ein Anstieg, danach soll ein weiterer Anstieg verhindert werden. Und darum wird es auch zur Downregulation benutzt.

Wie bei allen Medikamenten gibt es aber auch da eine Versagerquote - sprich dass es trotz Decapeptyl mal einen LH-Anstieg gibt. In dem Fall kann es sein, dass auf ein anderes Medikament zurückgegriffen werden muss. Da gibt es ja ein paar Alternativen (Synarela, Entanone und ich glaub noch 1, 2 andere).

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