Meine 1. künstl. Befruchtung: Überstimulation und seine Folgen

Hallo ihr Lieben,

ich hoffe, euch wird es nicht so ergehen wir mir. Aber vielleicht kann der eine oder andere auch etwas hieraus mitnehmen.

Seit 5 Jahren wünschen wir uns nun Kinder. Letztes Jahr haben wir uns entschieden eine Künstliche Befruchtung zu beginnen.
Im März kam uns der Gedanke. 3 monate später dann der Termin.

Da ich in der Vergangenheit bei einer OP Probleme mit dem Herzen hatte - ein AV-Block III° wurde vom damaligen Anästhesisten vermutet - stellte mein jetztiger Anästhesist die Möglichkeit einer Schwangerschaft bei mir völlig in Frage. Denn diese Form eines Herzfehlers bedeutet Herzschrittmacher und zu hoher Belastung für das Herz bei einer Schwangerschaft. Ich sagte ihm, dass ich danach damals beim Kardiologen war und alles in Ordnung ist. Ohne weiteren Befund keine OP, meinte er. Ist ja auch vernünftig.
Ich musste wieder 3 Monate für einen Kardiologen-Termin warten. Alles in Ordnung. AV-Block ist quatsch. Sag ich doch. Die Entscheidung für die OP kam genau einen Tag zu spät für diesen Zyklus. Ich war schon sehr angespannt, genervt und wütend wegen der Warterei.

Einen Monat später ging es los, es war schon fast November.
Hormone, Hormone, teure Hormone. Mir ging es gut, alles lief Vorbildlich.
Die Follikelentnahme war schnell vorbei, alles gut, alle zufrieden. 13 Follikel waren es.
Nach 4 Tagen der näcshte Termin. 7 Befruchtete Eizellen, super Qualität, super Wachstum. 2 wunderschöne Blastula wurden mir eingesetzt. Ich habe sie sofort geliebt.

Mir ging es blendend, also bin ich am nächsten Tag wieder zur Arbeit.

Bis dahin hatte ich nie Probleme mit dem Progesteron.
3 Tage später gin es dann los. Auf einmal kam diese Schwere, diese Müdigkeit. Mein Bauchumfang hat zugenommen. Ich hab gewartet, bis es mir wieder besser ging und bin nach Hause gefahren. 50 km.
Wieder Müdigkeit, ich habe angehalten und 10 min geruht. 2 km vor der Haustür bin ich Ohnmächtig geworden. Der erste Baum hat meinen Seitenspiegel abgefetzt, ich hab nichts mitbekommen. Der 2. Baum hat mich an der Beifahrerseite erwischt, davon bin ich aufgewacht - ein Knall, die Wucht, der Gestank. Ich war voll da. Ich konnte einem anderen Auto ausweichen. Den Menschen kann ich nicht mit reinziehen, ich konnte weiter rüberlenken. Am 3. Baum kam ich zum Stehen. Wieder die Beifahrerseite. Noch ein Knall, noch mehr Gestank. Mein erster Gedanke: ich habe meine Eizellen umgebracht.
Mir ging es gut, ein Blauer Fleck am Knie, keine Schmerzen. Alles erstmal ok mit mir.
Mein Auto Totalschaden. Verrückt, ich lebe noch.

Am nächsten Tag bin ich zum Gyn: Tut mir leid, der Wartebereich ist überlastet. Haben Sie Schmerzen? Bluten Sie? Nein? Dann kommen Sie nächste Woche wieder."

Übers Wochenende nahm der Bauchumfang zu, mir ging es etwas schlechter.

Es kam schleichend und ich dachte, es gehört halt dazu. Als ich endlich dahinter kam, dass es eine Überstimulation war, war es für "viel trinken und eiweißreich ernähren" schon zuspät. Es hat wohl nicht gereicht mit meinen 3 Litern Tee am Tag.
Auf Arbeit ging es mir innerhalb von wenigen Stunden (trug nun schon eine Woche einen dicken Wasserbauch mit mir umher) so schlecht, dass ich einen Kreislaufkollabs bekam. Ich konnte nicht mehr essen, nicht mehr trinken. Mein Mann hat mich abgeholt. Am nächsten Tag ging es mir noch schlechter, konnte kaum zur Toilette gehen. Habe bis nachmittags gebraucht um in der KiWu-Klinik anzurufen. Ich bekam einen Termin für den nächsten Tag. "Das deutet auf eine Schwangerschaft hin.", sagte die Schwester am Telefon.
Nur mit größter Anstrengung konnte ich mich überhaupt fertig machen für den Arzt. Alles war wie ein Marathonlauf, mein Kreislauf wollte gar nicht mehr.

Ich wurde dann auch gleich eingewiesen. Nach 3 Tagen ohne Essen und extrem wenig trinken (nichts wollte drin bleiben) habe ich den Tropf herbeigesehnt.

Ich bekam dann die nächsten Tage Flüssigkeit und einen Nierenspülmittel.
2 Tage später hatte ich dann 10 Liter im Bauch, extreme Schmerzen - die Flüssigkeit hat sichseinen Weg gesucht und zog den Rücken hoch. Ich konnte nur noch auf einer Seite liegen. Meine Lunge, mein Herz und mein Magen mussten sich nun einen winzigen Raum zum arbeiten teilen. Essen tat weh. Gehen tat weh. Liegen tat weh. Sitzen ging gar nicht. Es kam dann auch ein Pleuraerguss dazu, sodass ich beim Atmen geknistert habe. Für mein Herz war es sehr anstrengend.
Ich musste stündlich auf die Toilette - Tag und Nacht - und habe ein Urin-Protokoll geführt.
1 Liter rein, 100 ml raus...daher auch die 10 Liter im Bauch. Nach 3 Tagen verstopfte dann mein Zugang, da meine Venen auch nicht mehr wollten. Da ich dann mehrere Stunden auf einen neuen Zugang gewartet habe, hatte ich Zeit für die Toilette. Da stellte sich heraus, dass nach einiger Zeit, als endlich der schlimmste Druck weg war auch wieder mehr Urin kam. Erst 150 ml, dann 200 ml. Mir gings besser, ich konnte wieder trinken und etwas Kleines essen.....bis zur nächsten Infusion.

Ab dann habe ich mich geweigert die Infusionen zu nehmen. Denn immer nur rein (4 Liter pro Tag) und zu wenig raus (1 Liter pro Tag), wie lange soll das gut gehen? Die Ärzte hatten kein Verständnis, da die Flüssigeit ja die Proteine aus meinem Bauchraum spülen sollten. Doch das funktionierte nicht bei diesem extremen Druck in meinem Körper. Ohne die zusätzliche Flüssigkeit baute sich der Druck auch wieder ab, trinken war wieder möglich. Nach insgesamt 10 Tagen konnte ich entlassen werden.
Hört auf euren Körper! Er sagt euch, was gut für euch ist. Jeder reagiert anders auf die Überstimulation.

Die ganze Zeit hat mich nur die Hoffnung auf Nachwuchs das alles ertragen lassen.
Ich hatte Zwillinge.

1,5 Wochen nach dem Krankenhaus kam die erste Blutung. Notaufnahme. Ich dachte, alles ist vorbei. Da sagt uns die Ärztin, dass es Beiden gut ginge, sie leben würden. Keine Ahnung, was war. Mir kullerten die Tränen nur so herunter. Die Hoffnung war wieder da.
5 Tage später kam die nächste Blutung. Nach 7 Wochen war der Erste tot. Kein Herzschlag mehr. Verzweiflung, Angst um den 2ten. Es folgten 2 weitere Blutungen. Angst, Sorgen, Schmerzen, Müdigkeit waren meine sicheren Begleiter. Und dieses ungute Gefühl.

In der 12. SSW war es dann endlich soweit, die erste offizielle Vorsorgeuntersuchung, wo ich auch den Mutterpass bekam. Bis dahin hatte ich immer noch mit 2 Litern Wasser im Bauchraum zu kämpfen. Ich spürte schon lange kein Dranggefühl der Blase mehr. Der hohe Druck war schon völlig normal.
Die Ärztin und ich schauten uns den Ultraschall an. Es sah immer noch aus wie eine Bohne. Die Ärztin war ganz still. Wo sind die Arme und Beine? Der Herzschlag war kräftig. Da sagte sie: "Es tut mir sehr leid, aber mit Ihrem Baby stimmt etwas nicht. Ich sehe keine Extremitäten und ein Ödem um den Kopf vermute ich auch."
Was in mir vorging, brauche ich wohl nicht zu schreiben. Ich bekam den Mutterpass.
2 Tage später gings zur Feindiagnostik. Mein Mann und ich hatten schon abgeschlossen. Das Unausweichliche kam näher.
2 Ärzte schauten sich jeweils eine halbe Stunde alles genau an: Die Amnionhülle, in der sich das Kind mit reichlich Fruchtwasser befinden sollte, lang eng um den Körper herum. Es hatte also kein Ödem. Es hatte Arme, die fröhlich über dem Kopf zu tanzen schienen. Da zeigte es sich, durch die Enge in seiner Hülle haben sich die Beine gedreht und nach hinten verwachsen. Durch ein winziges Loch in der Hülle sind in der 3.-4. SSW (da war ich im Krankenhaus) die Bauchorgane herausgetreten. Dadurch ist das Fruchtwasser immer wieder abgeflossen und die Beine hatten keinen Platz. Das ganze wurde dann als "Body-Stalk-Syndrom" diagnostiziert. Keine Chromosomenanomalie, sondern ein mechanischer Einfluss, wahrscheinlich durch den hohen Druck im Bauchraum während der Überstimulation haben mir auch mein 2. Kind genommen.
Ein Schwangerschaftsabbruch eines Wunschkindes ist grausam.

Es ist 3 Wochen her. Ich habe immer noch Probleme und Schmerzen. Ich kämpfe mit einem Reizdarm, einer Reizblase und wenn ich "Glück" habe mit einer wiederholten Ausschabung, weil meine Gebärmutter auch noch Probleme hat.

Ein Kinderwunsch kann viel kosten.

Und wisst ihr, was mich nicht völlig verzweifeln lässt nach so einer Tortur?
Ich werde es nochmal versuchen.

Doch dieses Mal habe ich viel dazugelernt!
Ich werde von Beginn an 5 Wochen Urlaub nehmen, werde mir Eiweißshakes und ähnliches einverleiben und kenne nun alle Warnsignale.

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Hallo,

das klingt ja echt schrecklich, was du da durch machen musstest #liebdrueck
Ich hatte zwar auch schön üble ÜS, wo ich nicht liegen, nicht sitzen und nicht essen konnte, aber so extrem war es dann doch nicht.

Es gibt einiges mehr, was man zur Vorbeugung machen kann.
Z.B. den Eisprung gar nicht mit HCG auslösen, sondern mit Decapeptyl.
Das wurde das letzte Mal bei mir so gemacht und mir ging es super.
Zudem hilft es bei mir, gleich von Anfang an Blutverdünner zu spritzen. Vermutlich weil dadurch der Abtransport des Wassers verbessert wird.

Ich drücke dir die Daumen, dass das nächste Mal alles gut verläuft!

LG

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Danke für den Tipp mit dem Decapeptyl, beim nächsten Versuch im Sommer werde ich meine Ärztin darauf ansprechen. Was ändern wird sie bestimmt.

Ich hatte vor ein paar Jahren eine Lungenembolie, daher muss ich während der Behandlung, SS und in der potentiellen Stillzeit Blutverdünner nehmen.
Ohne diese wär ich bestimmt schon nicht mehr.

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Dann wundert es mich echt, dass die ÜS so krass bei dir war.
Vielleicht wäre es zu überlegen, vorsichtshalber nur einen Embryo zu transferieren und die anderen einzufrieren.
Bei Zwillingen scheinen die Symptome ja meist schlimmer zu sein...

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Hallo Kej,

mir fehlen echt die Worte! Was du durchmachen musstest, ist wirklich furchtbar!!! Ich wünsch dir von Herzen, dass du das alles gut verdauen kannst und das der nächste Versuch die seelischen Schmerzen zumindest lindern kann!!

Alles Gute & viel Kraft für deinen weiteren Weg!!

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Ich kann und möchte nicht gegen die Tränen ankämpfen!!!

Keine Worte können das besser machen was dir passiert ist!!

Behalte deine Stärke und deinen Optimismus!! Ich bete für dich!!

Viel Glück!!!!!

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Hallo,

oh mein Gott, das hört sich nach einem richtigen Horrortrip an, was du durchgemacht hast!! Das tut mir wirklich sehr leid für dich/euch! :-(
Und ich bin ganz ehrlich, solche Geschichten wie deine habe ich leider schon öfter gelesen bzw. gehört und diese sind auch der Grund, wieso ich keine KB machen werde... Habe zu arg Angst vor ÜS, Langzeitfolgen usw.
Aber das muss jeder selbst entscheiden, wie weit er für den Kinderwunsch geht.
Alles Gute dir!