***Nicht wegen der Angst, sondern weil diese real begründet ist in einem stark erhöhten Risiko.***
Das Basisrisiko einer jungen Frau für T21 liegt bei 0,1%. Dieses steigt auf 1% für eine 40jährige. Das ist eine enorme 10fache Steigerung, das stimmt. Aber auch für andere genetisch bedingte Behinderungen (oder Krankheiten) steigt das Risiko mit dem Alter der Mutter, wenn auch nicht in diesem extremen Maße.
Das Basisrisiko einer völlig gesunden jungen Schwangeren ohne familiäre Vorlastung für (irgend)eine genetische Fehlbildung liegt bei 2-4%, wobei es sich bei 1% um schwerste Fehlbildungen handelt.
Diverse Faktoren wie zB Mehrlingsschwangerschaften, PID oder stimulierende Hormongaben erhöhen dieses Basisrisiko. Und zwar jedes für sich.
Das Alter der Mutter spielt bei genetischen Veränderungen nicht ganz so eine große Rolle wie bei einer Chromosomenaberration (zB T21), weil bei den Aberrationen handelt es sich nicht um Fehler in den Genen, sondern um Verteilungsfehler der Chromosomen. Das liegt daran, dass die Eizellen prinzipiell schon zur Geburt der Frau angelegt sind und in einem Stadium, in dem die Chromosomen eng aneinanderliegend (in Tetraden), bis zum Eisprung verharren.
Das Risiko für genetische Veränderungen beim Baby steigt mit dem Alter der Mutter "lediglich" in einem Maße vergleichbar mit dem Risiko mit zunehmendem Alter an Krebs zu erkranken. Die Ursache für Krebs sind bekanntermaßen genetische Veränderungen, die eben auch in gleicher Weise die verharrenden Eizellen einer Frau treffen können. Wie hoch das Risiko steigt ist abhängig von den Lebensumständen, also wie häufig man den Körper/die Zellen genverändernden Stoffen/Strahlungen ausgesetzt hat (kommen in unserer Umwelt unzählig vor). So hat ein Raucher ein höheres Risiko für Lungenkrebs als ein Nichtraucher. Und das Risiko einer Frau für ein behindertes Baby ist eben abhängig davon wie häufig sie zB geröntgt wurde, ungewaschene ladenfrische Kleidung getragen oder behandelte Lebensmittel gegessen hat usw. Im Durchschnitt liegt die Risikosteigerung wohl bei 50%, das heißt dass eine Durchschnitts40jährige, wenn ansonsten vollkommen gesund, ein Risiko von ca 3-6% mitbringt.
Bedeutender für alle anderen genetischen Veränderungen (also keine Trisomien) ist aber das Alter des Vaters. Seine Zellen sind nicht nur den üblichen genetischen Veränderungen im Laufe seines Lebens ausgesetzt, sein Erbgut ist zusätzlich noch durch zig Teilungen bei der lebenslangen Spermienbildung jahrelang einer Fehlerquelle ausgesetzt.
Das kannst du hier nachlesen:
http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/spaete-vaterschaft-alte-vaeter-kranke-kinder-1.1249077
Da steht auch, dass Mann in vielen Ländern deswegen nach 40 keine Samenspende mehr machen kann.
(Ich weiß zwar nicht wie alt dein Mann ist, meiner ist 10 Jahre jünger als ich, aber das ist ja nicht die Regel)
Mit einer PID könnt ihr also das allgemeine Risiko für eine Trisomie von 1% wieder auf 0,1 % senken (mindesten 5% der Trisomien (sog Mosaiktrisomien) entstehen erst in späteren Zellteilungsstadien und sind mit einer PID überhaupt nicht erfassbar, dazu kommen falsch negative Ergebnisse der PID). Jedoch erhöht ihr mit der PID gleichzeitig euer persönliches Risiko für andere Behinderungen. Mit einer PID habt ihr also, wenn überhaupt, nicht viel gewonnen, außer eine T21 ist für euch eine besonders auslesenswerte Behinderung.
*** Ich möchte nur kein behindertes Kind. Und das ist ja wohl verständlich. ***
Ich finde das alles andere als verständlich, im Gegenteil ich finde das höchst diskriminierend. Natürlich will ich auch nicht, dass mein Kind behindert ist, ich kenne keine Mutter, die das wollte oder will.
Aber das ist ein großer Unterschied zu deinem Satz. Selbst Frauen, die nach der praenatalen Diagnose T21 noch abtreiben, machen das oft nicht, weil sie grundsätzlich "kein Kind mit Behinderung wollen", sondern aus einer Panik heraus oder weil sie in irgendeiner Weise unter Druck stehen.
Ja, eure Grundeinstellung gibt es leider auch bei anderen Eltern. Sonst würden keine behinderten Kinder nach der Geburt im Krankenhaus einfach zurückgelassen werden oder Kinder nach einem späteren Erwerb einer Behinderung im Heim landen. Auch würden keine Frauen plötzlich alleine mit dem behinderten Kind dastehen.
Mit diesem Hintergrund, in Kombination mit eurem Alter, finde ich, ihr solltet euch lieber ein Haustier und kein Kind zulegen. Und das ist sicher nicht weniger anmaßend als zu sagen "ich will kein behindertes Kind" und dafür sogar eine PID anzuvisieren.