Hallo,
ich begleite meine Freundin schon mehrere Jahre durch ihre Kinderwunschbehandlung.
Bin bei Untersuchungen dabei und auch bei Gesprächen mit den Ärzten.
Als Außenstehende hab ich das Gefühl, dass die Kliniken nicht wirklich realistisch darüber informieren wie hoch die Chancen im Einzelfall wirklich sind, ein Kind in den Armen zu halten.
Meine Freundin hatte am Anfang die Auffassung : jetzt bin ich in Behandlung und werde auf jeden Fall ein Kind bekommen.
Ich hab dem Arzt jetzt mal auf den Zahn gefühlt, er hat dann erst ausweichend geantwortet und gesagt, dass ihre Chancen ein Kind zu bekommen nach wie vor da sind.
Als ich dann sagte, wie denn die Baby take home Rate tatsächlich sei, sagte er: 15 Prozent, unter optimalen Voraussetzungen, also Frau unter 30, Spermiogramm ok und Hormone top sogar 25 %.Die Schwangerschaftsrate liege zwischen 25 und 40 %pro Versuch.
Er sagte bei normal fruchtbaren Paaren wäre die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden pro Zyklus auch maximal 25 %.
Daraufhin sagte meine Freundin, das wäre ihr so nicht klar gewesen und er solle doch mal sagen wie die Chance bei ihr konkret aussähe, einfach nach seiner Einschätzung und Erfahrung: sie ist 38, hat Endometriose, AMH Wert schlecht, auch beim langen Protokoll nur max 5 Eizellen und beim letzten Versuch hat sich keine befruchten lassen.
Spermiogramm zeigt OAT III.
Da sagte er, dass aufgrund dieser ganzen Einschränkungen die Schwangerschaftsrate pro Versuch und Eizelle bei max 10 % liegt und die Chance, dass sie es bis zur Geburt schafft bei ca.5%.
Er meinte dass die Eizellen in ihrem Alter halt oft genetisch nicht i.O wären und bei OAT III auch die Spermien häufig Defekte aufweisen.
Warum sagt einem so was keiner ungefragt?
Seid ihr über eure Chancen aufgeklärt worden?
Ich finde das sehr wichtig, denn wenn man eh nur eine 5 % Chancehat, ein Kind zu bekommen, dann liegt die Entscheidung nicht weiter zu machen doch auf der Hand.
Meine Freundin jedenfalls ist geschockt und hat jetzt jede weitere Behandlung abgelehnt.
Es sind doch belastende und gesundheitlich nicht ungefährliche Behandlungen, daher finde ich das sehr seltsam, dass nicht automatisch noch mal auf die reelle Chance auf ein Kind hingewiesen wird: also Allgemeine Chancen der Behandlung und individuelle Erfolgsaussichten je nach Diagnose.
Sind da die Erwartungen der Paare nicht unrealistisch hoch?
Bzw. reden Ärzte da bewusst nebulös von guten Erfolgsaussichten und lassen die Realität absichtlich außen vor?
Ich käme mir als Patient da ziemlich verarscht vor, wenn man mich nicht villumfänglich über Chancen und Risiken aufklären würde,bevor ich mich solch einschneidenden Behandlungen unterziehe.
Ist das normal, dass die Kiwukliniken einen da im Unklaren lassen?
Vielleicht sogar um weiter abzukassieren?
Werden die Chancen mit einer Kinderwunschbehandlung auch letzten Endes ein Kind zu bekommen nicht meist überschätzt?
Wie hoch ist die Chance?
Mmh, also ehrlich gesagt war das vor jedem neuen Schritt eine meiner ersten Fragen!...und mein Arzt hat mir beispielsweise gesagt (ich bin mit mittlerweile 31) low responderin mit max 2 Eizellen pro Versuch, das er nicht mehr als vier icsis/ivfs machen möchte. Er sagt das die psychische wie auch physische Belastung zu groß sei! Ich stimme dem (für mich) zu. Bei uns kommt dann Plan B in den Fokus! Allerdings liegt bei mir die Wahrscheinlichkeit auch bei 30% laut meinem Arzt, da die wenigen Eizellen gut sind und das Spermiogramm uneingeschränkt!
Alles Gute für deine Freundin!!
Das die Chancen im kleinen Prozentbereich sind ist uns denke ich allen klar, wie hoch genau, das kann auch garantiert ein Arzt nicht sagen. Mir ist zum Beispiel gerade neu das sich das pro Eizelle richtet und das gibt mir gerade unglaubliche Hoffnung, denn diese produziere ich wenigstens genug pro Versuch :), aber der springende Punkt ist das wir alle diese Hoffnung brauchen um all diese Versuche bis zum hoffentlich Erfolg durchzustehen und wir brauchen eine positive Einstellung! Aber selbst wenn ein Arzt mir am Anfang sagen würde ich hätte nur eine Chance von 5% würde ich ja deswegen nicht gleich aufgegeben. Ich glaube die Ärzte halten mit absichtlich bedeckt, denn wenn man gleich negativ an die Sache ran geht, wie hoch sind dann die Erfolgschancen? Liebe Grüße vom Optimisten :)
Wo
Da muss ich dir an einer Stelle entschieden widersprechen: Eine 5%-Chance ggf. nicht wahrzunehmen hat nichts mit "aufgeben" zu tun. Und - viel entscheidender: die mentale Einstellung (Optimistisch/Pessimistisch/Stress/Ruhe) absolut nichts mit der tatsächlichen Erfolgschance. Das sind genau die Floskeln die keiner braucht: "Irgendwann klappt es SICHER", "Das konnte nicht klappen, du arbeitest ja viel zu viel....bei dem Stress", "Du musst es auch wollen..."
Bei mir war es so, dass der Arzt am Anfang schon alles sehr rosig dargestellt hat. Hat Sachen gesagt wie "Sie sind noch so jung (damals 32 J.), schlank (70 kg bei 1,68m), Nichtraucher,... ihr einziges Problem ist das SG ihres Mannes." Ich hab dann gleich klar gestellt, dass ich Pragmatisch bin und sowas nicht hören will. Im Vergleich zu seinen "harten Fällen" stimmt seine Einschätzung vielleicht, hilft mir aber nicht weiter. Da meine EZ-Beute ganz ok ist, wir trotz OAT eine sehr gute Befruchtungsrate haben und die Kultivierung problemlos bis zu Blastos kommt rechnet er mir für jeden Versuch ne Chance von ca. 30-40% aus. Trotzdem hab ich jetzt 4 TFs mit neg. Ergebnis hinter mir und hab mittlerweile den Stempel des Implantationsversagers. Der Arzt ist da ehrlich und sagt, dass die Chancen mit zunehmendem Alter schlechter werden und jetzt ab 35 auch rapide fallen. Daher machen wir jetzt nur noch die letzte ICSI und danach mögl. Kryos. Dann ist Schluss und ich versuche nicht die tote Sau zu reiten. Viele schaffen diesen Absprung leider nicht.
Ich finde das Thema gesellschaftlich sehr interessant. Alle glauben, dass durch eine künstliche befruchtung jedem ein Kind verpasst wird (siehe 50jährige Promis). Wenn es dann immer noch nicht klappt ist das Unverständnis groß. Leider spricht keine KiWu über ihre Statistik der "Leer-Ausgeher", das würde einen besser vorbereiten.
Hallo,
Danke für die Schilderung deiner Erfahrungen.
Meine Freundin hat sich ja jetzt auch dazu entschlossen, nicht weiter zu machen.
Ihr Mann empfand den Druck schon lange als zu hoch.
Das Leben wurde nur noch um die Termine in der Klinik herum geplant .
Dann war US,dann Punktion, dann Transfer, dazwischen das Bangen ob überhaupt eine Befruchtung bzw.Kultivierung gelingt, und ob bis zum Transfer es überhaupt eine Eizelle schafft.
Dann die 2 Wochen Wartezeit bis zum Ergebnis.
Jahrelang ging das so und die Lebensqualität der beiden hat m.M.nach schon gelitten, auch die Partnerschaft ist stark belastet worden.
Sexualität gab es teil gar nicht mehr.
Meine Freundin hatte gar kein Interesse mehr am Sex da ja kein Kind dabei entstehen konnte.
Dass Sex auch was mit Bindung und Nähe zum Partner zu tun hat, konnte sie nicht so sehen.
Ihr Mann hattw vor zwei Jahren schon mal um eine Auszeit vom Kunderwunsch gebeten , da ist sie fast zusammen gebrochen .
Da hat ihr Mann darauf bestanden, dass sie sich Hilfe sucht um ihre Fixierung auf den Kinderwunsch zu reflektieren.
Das hatte auch gut funktioniert, sie konnte sich erstmals damit auseinander setzen wie es wäre ohne Kind zu leben.
Vorher gab es da in
ihrer Vorstellung keine Alternative.
Damals hat sie sich also schon damit beschäftigt wie es wäre, wenn sie kinderlos bleibt.
Nachdem die letzten beiden ICSis mit Nullbefruchtung geendet haben, ist jetzt Schluss. ..nach insgesamt 8 Jahren.
Ich finde das bitter,gerade auch weil sie 8 Jahre diesem Wunsch alles untergeordnet hat und mit einem Tunnelblick durchs Leben gegangen ist.
Sie ist nach einer kurzen Trauerzeit jetzt aber wieder voller Zuversicht und kann als wieder nach Vorne sehen, hat jetzt berufliche Chancen ergriffen, die sie bis vor Kurzem immer abgelehnt hat, weil" ich werde ja eh bald schwanger " ihre Überzeugung war.
Auch ist es schön zu sehen,dass sie nicht nur noch das eine Thema kennt, sondern man sich auch mal wieder über andere Themen als Hormone,Zyklusmonitoring und Follikelgröße unterhalten kann.
Es ist als wäre sie aus einer anderen Welt wieder ins Leben eingetaucht.
Ich finde 8 Jahre sind auch eine verdammt lange Zeit. Wir sind jetzt im 3. Jahr und wollen das Thema dieses Jahr auch "zu Ende bringen", egal wie es ausgeht.
Wir haben uns da als Paar aber auch schon vor Beginn die Karten gelegt, festgehalten, dass wir das nicht ewig weiter machen auch wenn es aussichtslos ist,...
Wir hetzen z.B, auch nicht durch die Behandlungen, sondern lassen uns Zeit. Bisher immer nur 1 ICSI udn 1 Kryo im Jahr. Klar geht es schneller und man will die Zeit nicht vergeuden, aber ich wollte einfach nicht, dass mein ganzes Leben nur noch davon bestimmt wird und ich da so durch eile, dass ich gar nicht mehr auf meinen Körper, meine Psyche, etc. hören kann.
Unsere größte Angst war von Anfang an, dass wir uns dabei verlieren, dass unsere Beziehung das womöglich nicht verkraftet. Noch liegen Chancen vor uns, aber wir setzen uns auch ganz offen mit der Möglichkeit auseinander, dass wir kinderlos bleiben. Ich habe mir dazu auch professionelle Hilfe geholt, zum Reden und um "Plan B" auszuhecken. Wer weiß, wie ich es dann wirklich aufnehme, wenn der Punkt kommt. Aber mir wird immer klarer, dass ich es viel länger in dieser furchtbaren "Warteschleife" nicht aushalte und nicht einfach mein Leben auf Eis legen kann.
Viel Glück für deine Freundin. Vielleicht können wir uns ja auch per PN austauschen!