Guten Morgen ihr Lieben,
Ich hatte gestern mal wieder eine Diskussion mit meinem Vater. Er weiss als einziger in der nahen Familie nicht, dass wir in Behandlung sind und nachhelfen müssen.
Gestern bei dem Besuch von ihm und meiner Mutter sind wir wieder mal auf das Thema gekommen und er hat erneut klar zu verstehen gegeben, was seine Meinung zu dem ganzen ist. Nämlich dass wenn die Natur es so nicht zulässt, dass ein Paar Kinder bekommt, es absolut widernatürlich ist dort nachzuhelfen. "Wenn man keine Kinder bekommen kann adoptiert man eben eins oder man findet sich damit ab."
Ich liebe meinen Vater,wirklich, und er ist kein schlechter Mensch, aber bei solchen Diskussionen werd ich immer so wütend weil mein Vater im Grunde von Sachen redet von denen er keine Ahnung hat und mit denen er sich noch nie befasst hat. Gestern nicht. Gestern war ich sehr traurig.
Einer meiner Cousins ist durch eine IVF entstanden und mein Vater macht seitdem er auf der Welt ist immer wieder diese Bemerkungen (er ist mittlerweile 19 und trotzdem macht er jedesmal diese Bemerkung wenn wir von ihm reden oder ihn sehen) . Wenn er als Kind ein durchaus normales, trotziges Benehmem hatte, oder ihm irgend etwas anderes "Seltsames" auffiel. Dann kamen und kommen immer noch Sprüche wie "Aber der ist ja auch aus der Petrischale, was soll man da anderes erwarten?" Jedes Benehmen, jeder Charakterzug wird bei ihm auf die IVF zurückgeführt. Auch darüber streiten wir uns immer weil ich das unmöglich finde. Wir haben nicht sehr viel Kontakt zu dem Cousin. Es ist ein Thema das ihn ängstlich macht und bei dem er Bedenken hat, aber anstatt sich mal ernsthaft damit zu beschäftigen blockt er einfach ab.
Ja, wieso erzähl ich euch das...?
Keine Ahnung. Ich mach mir einfach Sorgen. Keine Ahnung ob ich es immer vor ihm verheimlichen könnte wenn wir tatsächlich durch ivf oder icsi schwanger werden würden, da alle anderen Bescheid wissen. Ich find es generell traurig, dass ich ihm das nicht erzählen kann. Würde er über seinen eigenen Enkel auch solche Sprüche klopfen? Hätte er ihn dadurch weniger gern, würde ihn vielleicht sogar gar nicht akzeptieren?
War von euch schon einer in einer solchen Situation? Wie würdet ihr damit umgehen?
Ich weiss natürlich, dass jedem seine Meinung zusteht, aber es hat mich trotzdem verletzt.
Ich danke euch fürs Lesen.
Liebe Grüsse,
Dragonflies
Vater ist gegen künstliche Befruchtungen
Puhhhh.. Schwierige Fragestellung. Ich vermute Mal das du deinen Vater nicht ändern kannst, wenn er das nicht möchte. Die Frage ist womit kannst du am Besten leben? Was ist für dich das kleinere Übel? Ihm zu verschweigen, wie ein Kind entstanden ist oder mit ihm um die Meinung zu kämpfen. Es ist höchst individuell was für dich das Richtige ist. Also wirklich mal weg davon, was für deinen Vater richtig oder falsch ist.. Welches Problem im Umgang mit ihm wäre dir lieber?
Das ist einfach zu beantworten:verschweigen. Ich weiss wie stur und ignorant mein Vater sein kann.
Aber da alle anderen es wissen hab ich Angst, dass die sich mal verplappern.
Vielleicht gibt es einen Mittelweg? Erstmal nichts sagen und wenn er das Kind richtig lieb gewonnen hat, dann entscheiden, ob man das Thema nochmal offensiv angeht? I
Schwierige Situation.
Ich mag ignorante, vorurteilsvolle, schlechtinformierte, verurteilende Menschen nicht. Egal um welches Thema es geht. Unser Thema ist nicht unerfüllter Kinderwunsch, unser Thema ist die Transidentität (von Junge zu Mädchen) unserer Töchter. Im engen Familienkreis besonders schwierig, denn beim Freundeskreis kann ich notfalls Leute aussortieren.
Wir haben uns dazu entschieden in die Offensive zu gehen. Haben frühzeitig, vor dem nächsten Zusammentreffen informiert. So hatte das Gegenüber Zeit sich doch noch reflektierter mit eigenen Vorurteilen und Unwissen auseinanderzusetzen, wir wiederum hatten die Zeit notfalls die Konsequenzen zu ziehen.
Wäre das eine Option, dass ihr deinen Vater informiert, ihm anbietet mit ihm fundierte Gespräche zu führen, ihn im Gegenzug dazu auffordert unqualifizierte und boshafte Behauptungen zu unterlassen, und euch allen etwas Zeit gibt? Anders hängt euch immer die Angst/Ungewissheit im Nacken ob er es erfährt und was dann los ist.
So könnt ihr euch mit der Realität arrangieren. Wie geartet danach auch immer eure Beziehung zu deinem Vater aussieht.
Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt in die Offensive zu gehen, hab aber Angst, dass er dann sein hypothetisches Enkelkind überhaupt nicht akzeptieren wird. Vielleicht fällt ihm das leichter wenn besagter enkel bereits da ist und er es dann erfährt?
Schwieriges Thema. Aber dein Vater sucht ja auch medizinische Hilfe auf, wenn er etwas hat. Ich verstehe das Problem nicht. Aber das sind viele Leute, nicht nur dein Papa.
Bei uns weiß es keiner, da ich es nicht vorhabe zu sagen. Keiner frägt wie das Kind entstanden ist. Aber für dich musst du deinen Weg finden.
Hallo Liebes,
es muss ziemlich schwer für dich sein, dass es so ist, und du eigentlich den Rückhalt ohne Einschränkungen benötigst. Das tut mir leid.
Ich würde es dem Vater unter 4 Augen sagen, in einer ruhigen Atmosphäre. Und ihm auch erklären, dass ein Leben ohne Kind für euch nicht in Frage kommt, auch einer Adoption nicht (wenn es denn so ist). Und das du dir solche Sprüche gegenüber seinem Enkelkind nicht erlaubst. Das es dich verletzt. Er hat dann zwei Möglichkeiten, entweder er ist bereit diese Vorurteile abzulegen Und akzeptiert es, oder er ist raus und du wirst dich zurück ziehen.
Ich hoffe, er lenkt ein. ✊🏻✊🏻🍀🍀
Hallo.
Sollte das Thema wieder mal aufkommen würde ich ihn mal fragen warum er gegen assistierte Befruchtung ist aber ALLE anderen medizinischen Möglichkeiten in Anspruch nimmt? Was ist da der Unterschied?! Wenn jemand Krebs bekommt ist es selbstverständlich das er ne Behandlung macht die ihm entgegen des willens der Natur zum Überleben hilft. Wenn jemand eine Brille braucht ist es ganz normal eine zu benutzen. Frag ihn warum diese Menschen Hilfe annehmen und leben dürfen?
Warum darf man das beim Kinderwunsch nicht?!
Chemotherapie, Antibiotika, Brillen, Kaiserschnitte, Bluttransfusionen, Impfungen, im Grunde genommen alle Medikamente und Operationen sind widernatürlich! Frag ihn warum er (welche medizinische Hilfe auch immer er jemals angenommen hat) diese Hilfe angenommen hat! Warum er nicht der natürlichen Ordnung gefolgt ist und sein Schicksal zu sterben/erblinden/unsägliche Schmerzen zu haben, akzeptiert hat.
Mal sehen ob er dann immer noch seine alte Meinung vertritt oder vielleicht doch mal wach wird und erkennt was für eine dumme Meinung er hat.
Niemand spielt bei der künstlichen Befruchtung Gott, eine künstliche Befruchtung ist keine Garantie auf ein Kind, die Natur hat immer das letzte Wort!
Puh da kommt direkt das Thema zwischen mir und meinem Erzeuger wieder hoch. Ich habe ihn nichts von der IVF erzählt und seit eigentlich schon immer halte ich sehr viel Distanz zu ihm. Er hat nun die IVF gegen mich verwenden wollen und damit zu beweisen, was ich für ein schlechter Mensch ich bin. Meine Mutter hätte mich sowas von vergiftet und er würde sein enkel gerne kennenlernen, wüsse aber genau dass ich es als Waffe gegen ihn verwenden würde.
Dein Vater ist aber hoffentlich nicht der gleiche Schlag Mensch. Ich gehe in erster Linie davon aus, dass er in keinster Weise nachdenkt und derzeitig nicht gewillt ist sich mit dem Thema auseinander zu setzten. Du kennst deinen Vater und eure Beziehung am besten. Aber wenn ein Elternteil auf die Gefühle seiner Kinder pfeift um seine eigene unqualifizierte Meinung kundzutun, dann tut es weh. Den schmerz wirst du auf Dauer auch nicht ertragen wollen.
Du hast viele Möglichkeiten damit umzugehen. Ein paar Vorschläge hast du hier schon bekommen.
Du kannst ihn auch von eurer IVF wissen lassen ihn aber zu verstehen geben, dass seine Meinung keinesfalls irgendwie jetzt von Belang ist. Das wäre allerdings in Kampf und könnte darin enden, dass du irgendwann Konsequenzen ziehen musst.
Du kannst ihm alles verheimlichen, wird aber wohl eher dazu führen, dass er es erfährt und sich die ganze Problematik nur nach hinten verschiebt.
Ich wünsche dir sehr viel Kraft und viel Erfolg 🍀
Semia 12+6
Ich muss dir ehrlich sagen mir wäre es egal was andere davon halten selbst meine Eltern, denn es ist dein Leben und deine Entscheidung. Wenn dein Vater meint er muss der Natur seinen Lauf lassen, dann soll er bitte seine Medikamente ins Klo werfen und künstliches Hüftgelenk und Bypass ist dann auch Tabu, mal sehen wie seine Meinung dann aussieht ohne Schmerzmittel usw. Ich würde ihn das auch direkt so ins Gesicht sagen, und auch wie er mit solchen Aussagen verletzt. Ich denke aber wenn er wüsste wie dich die ganze ohnehin schon nervenaufreibende Situation belastet, würde er mit seiner Meinung bisschen hinterm Berg halten, wenn nicht, hätte ich zb kein Problem damit den Kontakt auf ein Minimum zu beschränken.
Alles Liebe für euch 🍀🐞
Hallo,
Ja, würde er bestimmt, aber nur zum Teil. Er würde immer wieder mit der diskussion anfangen. Ich kenne ihn. Und ich habe Angst, dass er meinem Kind gegenüber dann auch mal Sprüche klopfen würde oder es anderweitig anders behandeln würde. Ob diese Angst begründet ist weiss ich nicht.
Ich sehe es mittlerweile so... Ein Kind kommt dann, wenn es seine Zeit ist. So wie es sein weg ist. Es ist alles bestimmt. Brauchen wir länger um schwanger zu werden, dann nur um unser familienglück in ehren zu halten. Meine Tochter (aus einer icsi entstanden) ist eine so interessante, wunderschöne Mischung aus unserer beiden Familien. Sowas wundervolles wollte man uns schenken, weil die Natur es alleine nicht geschafft hat. So sehe ich es und hoffe, dein Papa wird es auch so sehen... Alles Gute!