TESE Erfahrungsbericht Prof. Schulze FCH Hamburg

Guten Abend,

gerne möchte ich hier einen Erfahrungsbericht über eine TESE aus der Sicht eines Mannes schreiben. Fast alle Berichte hierzu stammen meist von Frauen und als ich mich auf meine TESE vorbereitet habe, hätte ich mich damals über einen Bericht eines Mannes sehr gefreut. Vielleicht kann ich auf diese Art Paaren und natürlich Männern in einer ähnlichen Situation helfen.

Nach zwei Jahren unerfülltem Kinderwunsch waren meine Frau und ich über den Umweg Ihrer Frauenärztin dann in einem Kwz. Als Mann denkt man sich da erst mal nicht viel dabei. Als Mann wird Dir ja meist "verkauft", es liegt sowieso nur an der Frau.
Dann stand also ein Spermiogramm an, um die Behandlung abklären zu können.

Wenn Du dann als Mann das Ergebnis bekommst und es ist negativ, dann kannst Du das eigentlicht nicht glauben: Azoospermie! Das zieht dir den Boden unter den Füßen weg.
Es folgte dann ein Kontrollspermiogramm und auch dieses war negativ. Da bricht für Dich als Mann eine Welt zusammen. Ein Mann möchte doch in der Lage sein ein Kind zu zeugen. Das ist doch irgendwie der ursprünglichste Wunsch eines Mannes. Und jetzt kannst Du das nicht. Dir kommen Gedanken in den Kopf wie "meine Frau braucht einen anderen Mann" oder "Ich bin ein Versager".

Wir sind dann an einen Urologen für eine TESE verwiesen worden. Du fühlst dich als Mann wie im falschen Film, wenn Du dann beim Urologen sitzt und darüber sprichst, dass er eine Chance von 60% sieht, aber er gerne noch eine genetische Untersuchung machen möchte. Der Termin beim genetischen Institut war dann sehr positiv und nicht so "erniedrigend" wie bei einem Urologen. Hier waren die Werte aber alle in Ordnung und so konnte die TESE geplant werden.

Der Grund für die Azoospermie war mittlerweile auch klar; ein Hodenhochstand bei mir wurde erst viel zu spät (im Alter von knapp 4 bis 5 Jahren) operiert.

Meine Frau recherchierte dann weiter und so sind wir online auf Prof. Schulze beim FCH Hamburg gestoßen. Wenn ich als Mann schon solch einen Eingriff machen lasse, dann möchte ich mich zu einem Arzt begeben, der auf seinem Gebiet der Beste ist.

Bei Prof. Schulze gab es zu dem Zeitpunkt eine Wartezeit von knapp 6-8 Wochen für einen Termin. Die Behandlung von Prof. Schulze wird nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Man muss mit knapp 2500€ rechnen (im Erfolgsfall, da die Kyroservierung dann dazukommt); sollte das Ergebnis negativ sein, so sind es ca. 1800€.

Bei dem ersten Termin beim FCH hat Prof. Schulze mir dann Blut abnhemen lassen, um auch den Inhibin B Wert festzustellen (dieser war bei mir nur sehr gering nachweisbar). Weiterhin verschrieb mir Prof. Schulze Anastrozol (laut ihm eher unüblich aber erfolgversprechend) um, falls vorhanden, einzelne Oasen im Hodengwebe zu einer erhöhten Produktion von Spermien zu bringen.

Prof. Schulze operiert "nur" 4 mal in der Woche, um sich Zeit für die Untersuchung des Hodengewebes danach zu nehmen. Den chirugischen Eingriff führt er aufgrund eines Unfalles mit der Hand nicht selbst, sondern ein Kollege durch. Er selbst ist dabei und entscheidet wo geschnitten bzw. gesucht werden soll.

So erfolgte dann knapp 3 Monate später der Eingriff ambulant im FCH.
Die Tage davor sind für dich als Mann die Hölle auf Erden. Du hast auf der einen Seite Angst vor der dann endgültigen Diagnose und auf der anderen Seite einen kleinen Schimmer Hoffnung, dass es doch noch alles gut werden kann. Du wünschst dir einfach nur, dass Spermien gefunden werden, damit du die gleiche "Chance" hast eigene Kinder zu bekommen. Die möglichen Komplikationen wie das Absterben eines Hodens oder Impotenz geben dann noch das übrige dazu. Natürlich ist die Chance dafür gering, aber Du musst trotzdem daran denken. In dieser Zeit hat mir meine Frau unglaublich viel Kraft gegeben.

Einen Tag vor dem Eingriff erfolgte dann die erneute Vorstellung bei Prof. Schulze sowie beim Anästhesisten. Prof. Schulze meinte noch, dass wir Glück brauchen werden für den nächsten Tag.

So ging es dann in eine der unruhigsten Nächte meines Lebens. Ich lag mehr wach, als dass ich schlafen konnte. Am nächsten morgen ging es dann ins FCH in den 6. Stock. Der andere Mann war bereits im OP als ich mit meiner Frau ankam. So konnte meine Frau noch etwas bei mir bleiben. OP Hemd anziehen und dann beginnt das Warten darauf, dass man dann drankommt. Dann kam der andere Mann zurück und meine Frau musste leider das Zimmer verlassen.

Einige Minuten später wurde ich abgeholt und dann ging es zu Fuß in den OP Bereich und auf die Liege. Die OP an sich dauerte knapp 45 Minuten.

Danach ging es zurück in den Aufwachraum und meine Frau konnte zu mir. Die Schmerzen hielten sich wirklich in Grenzen und als die erste Infusion durch war ging es mir immer besser. Es war nun zwischen 8:30 Uhr und 09 Uhr. Die nun folgende Wartezeit bis 11 Uhr ist einfach schrecklich. Du kannst jetzt nichts mehr tun.

Gegen 11 Uhr kam dann Prof. Schulze mit den Ergebnissen. Hierfür geht man dann in den Nachbarraum um die Ergebnisse ohne andere Patienten zu besprechen.

Es wurde bei mir viel zerstörtes Gewebe gefunden, aber auch 8 positive Gewebsproben, in denen Spermien vorhanden waren.
Die Erleichterung nach dieser positiven Nachricht ist so unglaublich groß

Die Wahscheinlichkeit einer positven TESE bei mir lag laut Prof. Schulze bei knapp 20-25%. Man muss auch mal zu den 20-25% gehören. :)

Danach wurde der Verband bzw. die Pflaster noch einmal kontrolliert; ich erhielt Pflaster zum Wechseln und sehr starke Ibuprofen Tabletten für mögliche Schmerzen.

Natürlich ist danach der gesamte Bereich komplett geschwollen und blau. Schmerzen hatte ich fast gar nicht in den nächsten 2 Wochen. Auch das Wechseln der Pflaster war gut möglich. Die Fäden lösten sich selbst auf und nach mehreren Tagen ging auch langsam die Schwellung zurück.

Und dann? Dann erfolgte die Stimulation und Behnadlung meiner Frau. Die Punktion, die Befruchtung der Eizellen und dann der ET. Aber darum soll es in diesem Beitrag nicht gehen. Nicht weil das nicht auch eine schmerzhalfte, anstrengende und emotional belastende Behandlung ist. Im Gegenteil. Aber in diesme Beitrag sollte es um den Erfahrungsbericht einer TESE aus Männersicht gehen.

Danke für das lange Lesen bis hier her. Ich hoffe, ich kann so dem ein oder anderen Mann erklären, was auf ihn zukommt.

Nun bleibt mir noch zu sagen, dass meine Frau mittlerweile mit unserer Tochter im vierten Monat schwanger ist und wir uns unglaublich auf unser kleines Wunder freuen.

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Vielen Dank für deinen Text:-) schön zu lesen und gratuliere zur Schwangerschaft :-)

Wir hatten die TESE im Mai 2019 ... leider negativ:-(

Haben und dann für Samenspende entschieden und wurde tatsächlich beim ersten Versuch im Dezember 2019 schwanger. Leider mit Abgang in der 8 SSW🙁

ABER für morgen steht der zweite Versuch an und wir hoffen dass es nochmals klappt..

Wünsche euch alles Gute....🍀🍀🍀

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Vielen lieben Dank für deine Geschichte und das du sie mit uns teilst! Du hast Recht, Männer schreiben hier viel zu wenig und sind dich auch sehr stark von dem Thema betroffen. Danke dir!
und ganz herzlichen Glückwunsch zu eurer Schwangerschaft!

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Guten Morgen,

ich finde es richtig toll, das du dich so ausführlich über die TESE geäußert hast. Ich kann mir gut vorstellen, dass es dem ein oder anderen Mann in dieser Situation hilft.

Mein Mann hatte genau die gleichen Ängste und hat mir vorgeschlagen unsere Beziehung zu lösen. Was ich natürlich nie in Betracht gezogen habe. Schließlich wollte ich mit ihm Kinder und diesen Weg gehen. Grund für seine Azoospermie ist wahrscheinlich eine Mumpserkrankung in der Kindheit.

Er wollte sich jedoch nie tiefer mit dem Thema TESE beschäftigen. Beim Andrologen wurde er über den Eingriff aufgeklärt und dann gings auch schon los. Es konnten 6 Proben entnommen werden, wovon eine histologisch untersucht wurde. Die restlichen Proben wurden konserviert, aber ob da auch wirklich brauchbares Material zu finden ist, könne man uns erst im Zuge der ICSI sagen, so hieß es damals. Jedoch brauchten wir am Ende diese Proben nicht, da die Kinderwunschklinik mit frischen Material arbeiten konnte. Also war der Eingriff eigentlich umsonst. Was ihn heute manchmal noch ärgert, weil es wirklich nicht schön war. Wir sehen es heute so, dass wir beide ein Opfer für die Erfüllung unseres Wunders bringen mussten.

Bei uns beliefen sich die Kosten mit Kryo auf etwa 900 Euro, wovon die Krankenkasse 140 Euro für die Anästhesie übernommen hat.

Ich freue mich sehr für euch, dass ihr nun ein Kind erwartet und wünsche euch eine ruhige Schwangerschaft.

Einen lieben Gruß an dich und deine Frau