Blasto abholen oder nicht?

Hallo zusammen,

mein Mann und ich versuchen im Moment eine Entscheidung zu treffen, bei der uns im Grunde natürlich keiner helfen kann - aber ich würde mich sehr freuen, ein paar Meinungen und vielleicht auch Erfahrungen zu hören, vielleicht hilft mir das, Klarheit zu finden.

Wir sind im April 2019 nach einer ziemlichen Kinderwunsch-Odysee (1 ELSS/3 Fehlgeburten teils nach spontanen SS, teils nach Icsi; anschließend diverse OPs, schließlich Abortsprechstunde und neue Kiwu-Klinik) Eltern eines wunderbaren kleinen Jungen geworden und seitdem eigentlich rundum wunschlos glücklich. Wenn da nicht noch die Blastozyste wäre, die nach der erfolgreichen ICSI ungeplant übrig blieb. Bisher bezahlen wir das weitere Einfrieren, um noch keine Entscheidung treffen zu müssen, aber das ist ja keine Dauerlösung...

Es gibt mehrere Faktoren, die unseren Kopf sagen lassen: auf keinen Fall noch mal. Zum einen bin ich drei Monate nach der Geburt 40 geworden. Dann war die Schwangerschaft psychisch ein ziemlicher Ritt, weil es diverse Komplikationen gab, die wohl mit der Vorgeschichte zusammenhingen (u. a. Antikörper, die dem Baby hätten schaden können - zum Glück aber nicht geschadet haben). Körperlich war es ok bis auf extreme Übelkeit bis zur 20. und ab der 33. SSW, aber das war sicher auch mit psychisch bedingt. Und dann ist ein gesundes Baby, speziell in diesem Alter und mit der Vorgeschichte, ja doch ein sehr großes Geschenk und Wunder - sollte man Wunder überstrapazieren? Wie gesagt, wäre nichts übrig, würden wir keinen Gedanken an ein zweites Kind verschwenden, aber die - laut Klinik bestens entwickelte - Blastozyste ist ja nun mal da...

Hat jemand sowas in der Art erlebt? Wie habt ihr euch entschieden und wie geht es euch damit?

Ich würde mich sehr über Antworten, Tipps, Erfahrungen freuen! Liebe Grüße!

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Möchtet ihr denn ein 2.Kind?

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Tja, ob wir ein zweites Kind wollen? Hätte das jemand vor acht Jahren, am Anfang dieser Reise gefragt, hätte ich gesagt: na klar, auch ein drittes! Auf keinen Fall ein Einzelkind, unbedingt eine große Familie... Aber das Schicksal oder wer auch immer hat nun mal anders entschieden, und offenbar haben uns all die Rückschläge und vor allem die Verluste so zugesetzt, dass wir uns nicht so richtig trauen, unser Glück noch einmal herauszufordern. Vor allem, da wir uns wunderbar komplett fühlen, seit unser Sohn auf der Welt ist, aber es bleibt eben, wenn wir uns dagegen entscheiden, immer die Frage, was gewesen wäre wenn... wäre es doch noch mal gut gegangen, wäre es noch ein gesundes Kind, ein Geschwisterchen für unseren Sohn? Und was wenn nicht, wenn es sich eben nicht einfach nur nicht festbeißt (das war bisher sehr selten das Problem) - lässt sich Verlust leichter verschmerzen, wenn man schon eine Familie ist? Das sind leider die Fragen, die uns so umtreiben :-/

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Ich versteh dich! Hab aber bewusst nichts anderes gefragt, denn da solltet ihr zu allererst in euch reinhören. Angst zu haben, dass es nicht klappt ist total normal. Hoffnung zu schöpfen und dann vielleicht enttäuscht zu werden, das will keiner! Manchmal entscheidet man sich halt gegen eine Behandlung und verzichtet in der Konsequenz auf ein (weiteres) Kind. Ohne sich aktiv gegen ein Kind entschieden zu haben. Auch ok.
Du sagst, du hast Angst, hinterher vielleicht etwas zu bereuen. Ich glaube, dass das nicht "so schlimm" wird, wenn du dich jetzt mit diesen Fragen auseinander setzt (was du ja tust).


Als ich fürs 2. Kind zum ersten Mal wieder zur KiWu bin, kamen die ganzen alten Gefühle wieder hoch und ich habe mich ganz schrecklich gefühlt! Wir hatten noch 3 Kryo Blastos. Die wollte der Biologe 2 Jahre vorher verworfen haben, weil sie qualitativ so schlecht waren. Ich wollte sie aber behalten. Eine hat das auftauen überlebt und kuschelt seit 2 Monaten in meinem Arm, als kleine Schwester ihres großen Bruders... Wir sind so unheimlich dankbar, dass es sofort geklappt hat. Ich weiß nicht, ob ich nochmal die ganzen Strapazen wie beim 1.kind geschafft hätte... Auch mit einem Kind wären wir glücklich gewesen und waren schon total dankbar. So ist es für uns nun perfekt! Das Glück war auf unserer Seite...

Gleichzeitig bin ich froh, dass wir keine Blastos mehr auf Eis haben und uns deine Fragen nicht mehr stellen müssen. Ich hätte die Blastos nicht verwerfen können... Aber das muss jeder für sich entscheiden... Blastos altern ja nicht, ihr müsst also nichts überstürzen.

Alles Gute euch!

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Hey! Wir bekommen hoffentlich unser gesundes erstes Baby Anfang August. Nach dann schon 8 Jahren KiWu. Wir haben aus der icsi noch 1 Blasto und 3 Vorkerne. Mein Mann möchte danach alles verwerfen lassen. Ihm reicht das eine Gesunde, er ist überglücklich damit. Ich kann das leider nicht alleine entscheiden, aufheben oder nicht. Aber diese Entscheidung steht bei uns auch noch an. Ich mein, die Wahrscheinlichkeit, dass man damit schwanger wird ist ja schon nicht sooooo groß. Wenn es nicht klappt, kann man sich ja nichts vorwerfen. Liebe Grüße

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Oh, ich drücke alle verfügbaren Daumen und wünsche euch alles erdenklich Gute für den Endspurt bis zur Geburt! Für die Entscheidung habt ihr dann ja ein bisschen Zeit, oder? Bei uns wird das Einfrieren immer für jeweils ein ganzes Jahr berechnet, erst dann muss man entscheiden, wie es weitergeht. Mein Mann war ursprünglich auch ganz sicher, dass wir die Blasto verwerfen, aber jetzt ist er leider auch nicht mehr überzeugt. Das würde es mir einfacher machen, wenn wenigstens einer wüsste was er will ;-) liebe Grüße!

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Hallo meine liebe,
Ich kann dich sehr gut verstehen.
Am Mittwoch ist mein Transfer, 2018 kam meine Tochter zur Welt.
War ein steiniger weg, letztens bin ich mit Hilfe von Spwndersamen schwanger geworden.
Es sind noch 3 blastos von guter Qualität und glaub 18 Eisbären vorhanden.
Wir wollen noch ein Geschwisterkind, sind aber auch sehr ehrfürchtig vor der ganzen Behandlung und hoffen das alles klappt.
Ich glaube die übrigen Embryonen in meinem Fall würde ich gerne spenden wenn dies möglich ist.
Ich kann euere Zweifel gut nachvollziehen.
Die aktuelle Behandlung ist im Vergleich zu 2017 ein Spaziergang, kein spritzen oder so.
Auch die Kosten sind mit 600€ überschaubar.
Ich würde an deiner Stelle wohl nochmal den Versuch starten ob sich die kleine blasto einnisten will.
Für mich wäre es wohl leichter, zu wissen es hat nicht geklappt und das Geschwister Kind hat sich nicht erfüllt, als es nicht versucht zu haben.
Dieses was wäre wenn ist für mich psychisch immer schwer. Aber es zumindest probiert haben finde ich leichter zu „ertragen“ bzw. damit abzuschließen.
Ganz liebe Grüße und einen schönen Feiertag

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Vielen Dank für deine Antwort! Ich wünsche euch ganz, ganz viel Glück für den neuen Versuch und hoffe, ihr dürft euch bald über ein Geschwisterchen freuen :-) Die Kiwu-Klinik hat mir auch versichert, dass das alles viel weniger aufwendig (und billiger) ist, und sicher wäre auch der Druck viel geringer, denn der Unterschied zwischen einem und zwei Kindern ist ja deutlich kleiner als zwischen einem und keinem Kind, denke ich. Bloß ob die Schwangerschaft unkomplizierter wird, weil ich einmal ein lebendiges Kind geboren habe (mit einnisten ist bei mir leider noch nicht so viel gewonnen), das kann mir leider keiner sagen, und das ist so ein bisschen die Krux an der Sache. Viele liebe Grüße und alles Gute!

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Hallo, uns geht es ähnlich. Der Wunsch nach einem zweiten gesunden Kind ist groß, aber die Angst das wieder was schiefgeht größer. Wir wissen leider aus Erfahrung, das schwanger werden nur die halbe Miete ist und in der SS so viel passieren kann. So wird unsere vierte Tochter wohl als Einzelkind aufwachsen mit drei großen Schwestern im Himmel.

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Hallo! Das tut mir sehr leid, dass ihr auch solche Erfahrungen machen musstet, und dann noch drei Mal... Wir haben auch - je nachdem, wer fragt - zwei Söhne, ein quicklebendiges Bengelchen und ein Engelchen, das auf ihn aufpasst. Die anderen Schwangerschaften endeten - ehrlicherweise: zum Glück - zu früh, um das Geschlecht zu wissen, bzw als ELSs (NICHT zum Glück, es war echt knapp, weil ich Spezialist nicht gerafft habe, dass ich schwanger bin :-p). Deshalb fällt uns die Entscheidung auch so schwer, die Angst ist riesig. Mit Kind kann man sich hinterher ja auch nicht wochenlang vergraben, ob das nun gut oder schlecht ist; und was, wenn es wieder in der Notaufnahme endet, am besten mitten in der Nacht, ich alleine mit dem Kleinen, weil mein Mann beim Nachtdienst?? Andererseits ist die Blasto ja quasi "unser Kind", das können wir doch nicht per Telefonanruf... verwerfen? Ich hoffe, wir kommen auch bald wie ihr zu einer endgültigen Entscheidung. Liebe Grüße und alles Gute!

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Hallo,

uns ging es genauso. Im letzten Sommer kam unsere Tochter nach erfolgreicher ICSI zur Welt. Während der Schwangerschaft wussten wir schon, dass wir der einzigen übriggebliebenen Blastozyste eine Chance geben wollen. Haben uns immer gesagt, wenn es klappt freuen wir uns sehr und wenn es nicht klappt, sind wir auch zu dritt glücklich. Waren ja schon mehr als froh, dass wir überhaupt ein liebliches Kind bekommen dürfen.

Wir wollten nach der Entbindung nicht zu viel Zeit verstreichen lassen. Im April, 10 Monate nach Entbindung war es dann soweit und wir haben es gewagt. Die ganze Behandlung war so unkompliziert und entspannt, kein Vergleich zum Frischversuch. Wir hatten ehrlich gesagt keine große Hoffnung das es klappt, aber was soll ich sagen, morgen bin ich schon in der 9. SSW. Es kann immer noch viel passieren, aber wir sind zuversichtlich bald zu viert zu sein 😍

Ich hoffe ihr könnt für euch die richtige Entscheidung treffen.

Alles Gute 🍀

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Oh, herzlichen Glückwunsch!! Ich drücke die Daumen, dass ihr bald zu viert seid.

Bei uns wäre es so schnell gar nicht möglich gewesen, weil mein Sohn per Kaiserschnitt zur Welt kam, da soll man ja ein Jahr warten. Aber jetzt wäre es eben theoretisch denkbar. Wir haben über die übrige Blasto in der Schwangerschaft gar nicht wirklich nachgedacht, weil wir erst geglaubt haben, dass wir wirklich ein lebendes Kind haben, als er zum ersten Mal geschrien hat... und dann waren wir eigentlich sicher, wir sind komplett, aber Nächte werden ja auch irgendwann besser ;-) liebe Grüße und alles Gute!

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Wir sind in einer ähnlichen Situation. Die 3. ICSI hat geklappt. Ich habe eine wunderbare Tochter, die bald 1 Jahr alt wird. Ich war Ende 39 zu ihrer Geburt. Körperlich gesehen wurde meine Schwangerschaft im letzten Drittel sehr anstrengend: Gestationsdiabetes, Schwangerschaftscholestase, Schilddrüsenüberfunktion, Wassereinlagerungen. Ich habe über 25 kg zugelegt. Aber: es hat sich gelohnt!

Wir haben wie ihr noch ein Eisbärchen auf Lager. Wir werden es auf alle Fälle versuchen, auch wenn es sich zu Dritt bereits irgendwie komplett anfühlt und wir wahnsinnig dankbar sind, dass wir überhaupt ein eigenes Baby in den Händen halten dürfen. Ein Geschwisterkind ist willkommen, aber hätten wir kein Eisbärchen, würden wir keine 4. ICSI starten.

Wenn meine Kleine besonders anstrengend ist, denke ich mir auch ab und an, ob ich mir ein zweites Kind "antun" möchte. Aber ich könnte mein Eisbärchen nicht vernichten. Es hätte ja theoretisch meine Tochter sein können.

Ich wünsche Euch alles Gute!! Ihr werdet die für Euch richtige Entscheidung treffen!

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Das klingt in der Tat sehr ähnlich, und offenbar sind sogar unsere Blastos etwa gleich alt ;-) Den Gedanken, dass es ja theoretisch auch mein Sohn sein könnte, hatte ich auch schon mehrfach, und es fühlt sich gar nicht gut an, dann darüber nachzudenken, die Blasto zu verwerfen. Wenn es nur nicht so viele Wenns und Abers gäbe. Irgendwie hatte ich gehofft, dass die in der Klinik mir dazu was Emotionsloseres sagen, stattdessen (vermutlich gar nicht in böser Absicht): na rein rechtlich ist das schon ein Embryo. Danke vielmals :-p . Ich glaube, wir brauchen einfach noch Zeit für die Entscheidung, aber leider haben wir die nicht endlos - die Blasto altert nicht, wir aber schon... ich wünsche euch alles Gute und ganz viel Glück für den Versuch!

P.S.: ich hab in der Schwangerschaft wegen der ständigen Übelkeit übrigens 8 Kilo zugenommen und nach drei Tagen und Nächten Stillen war ich bei Minus 2 - das war dann auch wieder nicht recht, in der Schwangerschaft gabs dauernd Infusionen und im Wochenbett hat meine Hebamme meinen Mann ständig Essen holen geschickt. Wie man es macht, ist es verkehrt ;-)