Wo sind eure Grenzen?

Ich hoffe, hier verirren sich die Trolle nicht auch noch her 🙄 und wir Betroffenen bleiben unter uns...

Aber diese Frage hat mich schon beschäftigt.

Ich musste in den letzten Jahren feststellen, dass sich meine eigenen Grenzen durch das Betroffensein und durch (gezwungenermaßen) angeeignetes Wissen deutlich verschoben haben.

Vor drei Jahren hätte ich noch gesagt, die Natur wird das schon regeln, im schlimmsten Fall wird mit ein bisschen Hormonen nachgeholfen (die sind mit Pille und Co schließlich schon immer Teil meines Alltags - nahm die Pille ab 11).

Dann verschob sich die Grenze so nach und nach auf "ein kleines Anschubsen", sprich IUI. Mit dem Gedanken, das ist ja nicht wirklich künstliche Befruchtung - mit der ich mich nie richtig anfreunden konnte, auch wegen der wenigen mir bekannten Geschichten, die durchweg in gescheiterten Existenzen resultierten... Ich schäme mich dafür schon fast, wie negativ ich das immer gesehen hatte 😕 denn je mehr ich mich schlau gemacht hab, desto mehr empfand ich IUI als eben genau das: ein kleiner Schubs.

Dann kam jedoch recht schnell die Mitteilung vom Arzt, dass das mit dem Spermiogramm aussichtslos ist. Dass es auf "Reagenzglas" hinauslaufen wird (wie IVF/ICSI bei mir im Kopf noch immer heißt) Das war für mich ein Tritt in die Magengrube. Ich bin erst mal in ein verdammt tiefes Loch gefallen... Denn diesmal hat sich meine Grenze nicht über viele viele Monate langsam verschoben, sondern wenige Wochen, nachdem ich mich gerade erst mit der IUI abgefunden hatte...

Ja aber je mehr ich mich darüber informiere, desto mehr kann ich mich auch mit diesem Verfahren anfreunden. Ja, ich nehme sämtliche Nebenwirkungen aus der Packungsbeilage mit... Das tue ich aber bei dem kleinen Anschubsen genauso wie beim "Reagenzglas". Und zack, hat sich meine Grenze wieder verschoben...

Aktuell ist jedenfalls meine Grenze, dass es genetisch unser eigenes Kind sein muss, das heißt, keine Spenden von außen. Ich hoffe, dass diese Grenze bestehen bleiben darf - verstehe aber mittlerweile jeden, der darüber hinausgeht. Ich selbst wäre auch bereit, sollte je mal was übrig bleiben, das zu spenden... Mein Mann wäre da aber vermutlich dagegen, und auch das wäre für mich ok.

Auch Leihmutterschaft wäre für mich vor zwei, drei Jahren noch ein Tabuthema für viel zu reiche Verrückte gewesen. Von dem hohen Ross hat mich eine (erstaunlich neutrale) Doku runtergeholt, in der eine stolze indische Leihmama gezeigt wurde... Ich persönlich könnte das (noch?) nicht, mein Kknd von jemand anderem austragen zu lassen, aber ich habe Respekt vor Menschen, deren Grenzen darüber hinaus gehen.

Wie seht ihr das? Wo sind eure Grenzen? Haben die sich auch mit dem Betroffensein/mit dem Wissen darüber immer weiter verschoben? Oder wart ihr schon immer sehr offen, weil letztlich jeder selbst wissen muss, wie weit er gehen mag?

Und bitte keine sinn- und hirnlosen Angriffe aufeinander 🙄 Deutschland hat sehr strenge Gesetze, was (ungeborenes) Leben anbelangt, deutlich strenger als viele (ebenfalls durchaus zivilisierte) Nachbarstaaten und innerhalb dieser gesetzlichen Grenzen sind Meinungen (meiner Meinung nach) zu akzeptieren...

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Ach, irgendwie ist doch alles am Ende relativ, oder? Ich werde jetzt nach zwei Icsis eine embryospende "machen". moralisch gibt es für mich generell bedenken, wenn der Kinderwunsch so intensiv ist. wird "mein" kind gerne leben? findet es einen platz in der Welt? wir alle müssen damit leben, geboren zu werden, ohne gefragt worden zu sein. das müssen wir annehmen und etwas annehmen liegt heute gesellschaftlich nicht mehr im Trend. ich nehme ja auch meine Kinderlosigkeit nicht an, sondern probiere weiter.

ich kann nur versuchen, reflektiert und zugeneigt zu lieben und zu begleiten. dann ist sicher egal, wie ein kind gezeugt wurde.

wir sollten Kinder nicht bekommen, um eine leere zu füllen, unser frauen und Mutterbild hinterfragen.

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Hallo Liebes, ich kann deine Worte nur teilen. Für mich kam die IVF recht schnell auf den Tisch, weil klar war das es nicht anders geht. Ich war jedes Anfangs so optimistisch, dass ich erstmal alles andere abgelehnt habe für mich persönlich. Ich bin auch sauer geworden, wenn eine Freundin vorschlug, dass ich dich eintach adoptieren sollte. Nächste Woche lassen wir uns dazu beraten. Ich wollte zu Anfang auch ein genetisch eigenes Kind und ich hatte sogar schon Kontakt mit der Ukraine. Ich finde, wenn man so wie wir an diese Grenzerfahrung kommt und irgendwann an den tiefsten Kern zu kommen, weshalb man überhaupt Kinder möchte. Ich habe mit diesen Gedanken so viel gearbeitet und hatte mehrere Stimmen dazu im Kopf. Ich finde es auch einfach richtig, dass wenn man mehr Wissen und Erfahrung hat, sich tiefgründig beschäftigt hat, dass man Meinungen ändert und Grenzen verschiebt. Das ist letztlich die stärkste Macht die wir haben, an unseren Gedanken und Werten zu arbeiten. Aus meiner Sicht ist das auch eine wichtige Fähigkeit, um mit der ganzen Sache zurecht zu kommen. Es ist alles ein Prozess.. Selbst irgendwann zu sagen, dass schluss ist. Meiner Meinung nach ist das hoch individuell und auch richtig. 💕🍀

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Hi du!
Ich kann dich total verstehen, bei uns war es genauso.
angefangen vor 2 Jahren mit "wir probieren es mal, wird bestimmt klappen, warum auch nicht".
Nach 1 Jahr probieren habe ich dann erst mal bei mir alles checken lassen, habe gedacht, irgendetwas stimmt nicht mit mir, das kann man aber bestimmt irgendwie regeln.
Nach 1 weiteren Jahr mit BS+GS, einstellen mit L-Tyroxin wegen Hashimoto und Hormoncheck hat sich auch mein Freund testen lassen.
Bis dahin haben wir immer gesagt, wir wollen nix künstliches machen.
irgendwie sind wir dann in die iui gerutscht auf Empfehlung meines frauenarztes. Naja, ist ja nicht "allzu" künstlich...
Nachdem es beim zweiten mal nicht geklappt hatte, wollte ich gerne das jemand anders nochmal über unsere Befunde schaut und wir hatten unseren ersten Termin in der Kiwu.
Das Ende vom Lied war, dass wir icsi Kandidaten sind und es ohne icsi wohl so schnell nicht geklappt hätte.
Wegen einer leichten Überstimulation haben wir alles eingefroren und hoffen auf die kryo im nächsten Monat.
über alle weiterführenden Themen möchte ich nicht nachdenken, momentan bin ich der Meinung dass es für mich nicht OK wäre, wenn wir eine EZ Spende oder samenspende bräuchten...
aber wer weiß... Man sieht ja, wie schnell die Grenzen verschwimmen.
die Hauptsache ist, dass sich die Beteiligten mit den Entscheidungen wohl fühlen. Dann wird es hoffentlich auch bald mit unserem Traum klappen.
Ich drücke dir die Daumen 👍
Schönen Abend!

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Hey! Für mich war die Diagnose verklebte Eileiter und das nicht optimale Spermiogramm am Anfang furchtbar, aber ich hätte, auch ohne meiner Diagnose am ehesten die Icsi genommen, weil die Erfolgschancen einfach am höchsten sind. Eventuell wäre eine Eizellenspende in Frage gekommen, eine Leihmutter wäre okay gewesen, aber einer Embryonenspende wäre nicht in Frage gekommen. Ich hätte auch nicht so viele Stimulationen wie andere Frauen geschafft, dafür bin ich nicht stark genug. Ich wünsche euch allen dass es bald klappt. Lg

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Hallo zusammen,

Schön, dass du dieses Thema aufgemacht hast, habe die gestrige Diskussion leider verpasst.
Mir war schon länger klar, das es wohl ohne Hilfe nicht klappen würde bei uns, aus verschiedenen Gründen. Es hat einige Zeit gedauert meinen Mann zu überzeugen, zum Arzt zu gehen. Da war für ihn schon die 1. Grenze. Als der Arzt gesagt hat unsre Chance auf natürlichem Weg sei unter 1% mussten wir schon schlucken. Ich hab gehofft mit Insemination wäre was machbar. Aber Arzt sagt ICSI, ok hab ich gesagt, aber nur mit meinem Mann. Ich persönlich kann mir zum jetzigen Zeitpunkt kein Spendermaterial vorstellen.
Ich bin froh, dass es heutzutage die Möglichkeiten gibt, sich behandeln zu lassen. Ungewollte Kinderlosigkeit ist vergleichbar mit dem psychischen Druck einer Krebserkrankung, hab ich mal gelesen. Dieser Wunsch nach einem Kind ist ein elementares Bedürfnis und wenn man eine ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen kann, warum nicht? Ich geh ja wg meinem Asthma auch zum Arzt und nehm meine Medikamente.
Unsere Grenze wird wohl das liebe Geld sein, oder mein 40. Geburtstag. Aber das ist der Stand heute, falls es bis 40 nicht geklappt haben sollte, und wir im Lotto gewinnen sollten, dann werden wir das evtl noch überdenken 😉
Ach so, ich könnte mir Embryonenspende am ehesten Vorstellen, dann sind wir beide nicht die genetischen Eltern, aber noch hoffe ich, das es mit unseren Genen klappt.

Wünsche einen schönen Abend allen 🍀🤗

LG Jodi

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Hi,

uns ging es wie euch...mit jedem Misserfolg und jeder Erkenntnis verschoben sich die Grenzen ein bisschen weiter.

Zunächst Sex nach Terminplan, dann war IUI geplant... dann war ich plötzlich zwei Mal spontan schwanger (FG/Elss) Nachdem klar war, ein Eileiter ist der ELSS zum Opfer gefallen, der andere unbrauchbar, ging es weiter zur IVF...aber nur naturelle, wir wollten keine Hormone und keine Kinder auf Eis.

Nach Misserfolg dann doch ICSI naturelle...nach zwei weiteren FG sollten wir es mit Blastos versuchen, um die Entwicklung von Anfang an beobachten zu können... also doch stimulierte ICSI. Nun haben wir, was wir unbedingt wollten - ein wunderbares Kind - , und was wir unbedingt vermeiden wollten - ein Kind auf Eis.

Für das bräuchten wir eigentlich eine Leihmutter, denn es war reines Glück, dass die eine Schwangerschaft gut ging, mein Körper ist dafür einfach nicht gemacht. Wir hätten sogar eine, die beste ... meine Schwester (zwei Ein-Schuss-ein-Treffer-Kinder) würde es tatsächlich machen. Darf sie aber nicht... das hätte ich bei anderer Gesetzeslage noch in Erwägung gezogen, weiter werden wir nicht gehen.

Liebe Grüße und alles Gute für euch alle 💪🍀🥰
Marie mit Wunderkind an der Hand und ⭐⭐⭐&💙⭐

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du hast es sehr treffend beschrieben!
die eigenen grenzen verändern sich mit der situation in der man sich befindet...

was einem undenkbar erschien ist mit den erfahrungen die man macht und mit den infos die man sammelt plötzlich gar nicht mehr so undenkbar...

klar, keiner wünscht sich an seine grenzen oder darüber hinaus gehen zu müssen aber leider hat nicht jeder das glück in seiner "heilen welt" bleiben zu dürfen...

genau deshalb ist es so sinnlos über die entscheidungen von menschen zu urteilen deren weg man nicht gegangen ist...

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Hallo meine Lieben,
ein interessanter Thread, da will ich auch meinen Senf dalassen.
Ja, mit der Betroffenheit verschieben sich die Grenzen wie man es zuvor oft nicht sich hätte vorstellen können. Ich muss sagen, dass ich ethisch eher schmerzbefreit bin, so lange für das Kind gut gesorgt ist (auch emotional) und die Eltern ehrlich ihm gegenüber sind. Da finde ich es zweitrangig wie es entstanden ist oder wer die genetischen Eltern sind.
Ich finde Kinder in die Welt zu setzen ist immer egoistisch und deshalb sind wir ihnen dann auch ein gutes Leben schuldig.
Meine Grenzen habe ich dort überschritten wo ich mich und meinen Körper freiwillig diesen Prozeduren unterworfen habe, und mich mit Medikamenten vollstopfe, wo ich sonst 3x überlege ob ich mir ein Aspirin einwerfe oder nicht.
Die Grenzen meines Partners sind klar: es muss genetisch von ihm sein oder er verzichtet auf Kinder. Für mich kämen auch eine Eizellen oder Embryonenspende in Frage, wenn das das Problem wäre.
Leihmutterschaft wäre nicht finanzierbar.
Ich könnte mir auch vorstellen Embryonen zu spenden, frage ich mich jedoch immer wie das wäre, wenn ich ein Kind bekommen würde und dieses sich dann zufällig in ein leibliches Geschwister verlieben würde..
Ich glaub ich schaue zu viele schlechte Filme 😅
Was aber gar nicht geht, ist dass sich jeder und jede erdreistet über Betroffene zu urteilen auf der Basis völlig unreflektierter Moralvorstellungen. Sowas macht mich wütend. Diese Dinge gehören in die Hand von Betroffenen und ExpertInnen, klar auch was ethische Fragestellungen angeht, aber nicht in die Zuständigkeit von irgendwelchen Sofapredigerinnen.
Alles Liebe!

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Bei uns war bereits nach der ersten Diagnostik klar, dass icsi die einzige Möglichkeit darstellt. Für uns war das ok, mir persönlich ist es egal ob das Kind aus der petrischale kommt oder nicht. Auch Eizellen-, Embryonen- oder Samenspende finde ich ok (auch wenn die uns persönlich nicht weiter hilft). Ja, es ist dann genetisch nicht von uns, aber das wäre es bei einer adoption auch nicht. Nach meinem Verständnis entsteht Familie durch das sich darauf einlassen, nicht durch Genetik.
Der Leihmutterschaft stehe ich kritisch gegenüber, da das je nach Land die Ausbeutung einer Notlage der Leihmütter darstellt (gerade in Indien scheint es da eine Menge schwarze Schafe zu geben - da gab es mal einen Zeitungsartikel zu). Solange jedoch Freiwilligkeit und ein Verhältnis auf Augenhöhe gegeben ist, von mir aus auch das (z.b. hat in Griechenland eine Mutter das Kind ihrer Tochter ausgetragen, da die das selber nicht konnte).
Fazit, bei mir gibt es kaum Grenzen, solange es allen Parteien gut damit geht.