Hallo Kämpferinnen,
ich hab mal eine grundsätzliche Frage, bei der mich eure Meinung interessiert:
Wir alle kämpfen ja hart für unser Ziel, schwanger zu werden und ein gesundes Kind auf die Welt zu bringen. Gleichzeitig kämpfen wir ja damit auch gegen das, was die "Natur" so vorgesehen hat, was meiner Meinung nach ja auch völlig legitim ist. Antibiotika und Penicillin hat die Natur so auch nicht ohne menschliche Nachhilfe vorgesehen.
Aber was, wenn man während der Schwangerschaft zum Beispiel im Rahmen des Harmony Tests oder der NFM eine Fehlbildung fest stellt? Wie würdet ihr damit umgehen? Und in wie fern spielt euer Kampf für dieses Kind da eine Rolle? Kommt bei euch das der Gedanke "Ich wollte dieses Kind unbedingt, also nehme ich, wie es kommt?" Oder denkt ihr "Ah, es gab also einen Grund, weshalb es so nicht klappen wollte." Behalten? Abtreiben? Ich weiß, es ist eine unglaublich schwierige Frage, aber gerade deshalb interessieren mich eure Gedanken dazu.
Warum? Ich wurde mit dem Thema Gott sei Dank nicht konfrontiert, bisher. Aber eine Bekannte hat kürzlich ein Kind zur Weit gebracht, bei dem das Prader-Willi-Syndrom diagnostiziert wurde. Und so kam mir der Gedanke, was ich wohl machen würde, wenn ich vor eine solche Entscheidung gestellt würde.
Ich bin gespannt auf eure Impulse. Oder vielleicht hat ja auch schon jemand Erfahrung damit?
Umgang mit Behinderung bei unterstützen Kinderwunsch
Hui, schwieriges Thema.
Ich würde es vermutlich vom Grad und der Art der Behinderung abhängig machen - und davon, ob dem Kind ein halbwegs glückliches Leben möglich ist. Nicht jede Behinderung führt dazu, dass das Kind "leidet". Umgekehrt gibt es für mich Behinderungen, die sowohl für das Kind als auch für die Eltern eine große Belastung sind.
Ich war als Kind in einem integrativen Kindergarten der Lebenshilfe und bin (als nicht behindertes Kind) mit Kindern aufgewachsen, die nicht so viel Glück hatten. Später machte ich in dem Kindergarten mein Praktikum und kam auch da mit vielen verschiedenen Behinderungen in Berührung.
Da waren Kinder mit Autismus und Downsyndrom, die fröhlich und unbekümmert waren, aber kleine Gruppen und feste Regeln brauchten. Da war ein spastisch gelähmter Junge im Rollstuhl, der Pudding liebte und seine drei Geschwister (Vierlinge, alle mit Handicap) vergötterte, wenn sie mit ihm spielten. Da war das körperlich und geistig mehrfach behinderte Mädchen, das nur im Rollstuhl lag, lallte und röchelte und vor Wut und Trauer weinte, weil es nicht wie die anderen Kinder toben konnte. Und während die anderen Kinder ihr Mittagessen futterten, bekam es Nahrung über die Magensonde.
Aber wo zieht man hier für sich den Strich? Was traut man sich zu, wo ist für einen persönlich Schluss? Ich glaube, im Falle eines Verdachts bräuchte ich da Unterstützung und Beratung, um alle Aspekte zu beurteilen. Nicht nur zum Wohle des Kindes, sondern auch zu meinem. Es hilft keinem Kind, wenn es mit einer Behinderung zu Welt kommt und wir als Eltern daran zerbrechen. Es kostet unglaublich viel Kraft, ein solches Kind groß zu ziehen, das darf man nie vergessen. Und es ist keine Schande, sich einzugestehen, dass man das nicht schaffen würde.
Wow, vielen Dank! Auch für die Begründung und deine Erfahrung. Ich hab richtig Gänsehaut bekommen, beim Lesen. Sehr nachvollziehbar, wie du denkst. Und wie schön, dass wir offenbar alle recht achtsam sind, bei dem Thema. Ihr seid toll 🤗
Zuerst: Penicillin ist ein Schimmelpilz, also schon irgendwo von der Natur vorgesehen
Wir haben uns mit dem Gedanken auch schon befasst und für uns beschlossen, dass wir nur aus einem Grund eine Abtreibung vornehmen lassen würden: wenn die Beeinträchtigung des Ungeborenen dazu führen würde, dass die Überlebenschancen stark beeinträchtigt wären. Wenn z.B. die Lebenserwartung bei unter 30 liegen würde und unser Kind somit nie richtig erwachsen werden könnte.
Mit Behinderungen jeglicher Form haben wir uns befasst und sind überzeugt, dass die Unterstützungssysteme als auch meine Vorbildung in dem Bereich absolut ausreichend sind, um den Würmchen die Chance auf ein Leben niemals nehmen zu wollen.
Das muss man aber je nach Art der Fehlbildung / Behinderung entscheiden, denke ich. Das braucht gute Unterstützungssysteme im familiären Umfeld als auch und vor allem eine sehr stabile Psyche.
Ja, das mit dem Penicillin stimmt natürlich und es gibt ja auch natürliche Antibiotika 😏 Mir ist auf die Schnelle kein besseres Beispiel eingefallen.
Danke für deine Antwort. Sehr, sehr erwachsene Einstellung, finde ich. Und auch toll begründet. Wirklich ein guter Impuls, das mit der Lebenserwartung. Ich finde es immer schwer, darüber zu urteilen, wann ein Leben lebenswert ist, und wann nicht. Und das, obwohl ich nicht gläubig bin.
Ich glaube, wir können da auch alle nur "sachlich" argumentieren grad. Wie du sagst: Wann ist ein Leben lebenswert, wann nicht? Und im Moment des Momentes können wir meist eh nur emotional entscheiden.
Ich finde es total gut, dass du dich mit dem Gedanken auch schon befasst. Sollte man je in die Situation kommen, hilft es bestimmt weiter, wenn man sich schon einen "Fahrplan" gemacht hat.
Wir haben auch schon darüber gesprochen, auch bevor wir wussten wie steinig der Weg zum Wunschkind ist. Unsere Meinung hat sich aber nicht geändert. Wir würden abtreiben. Meine Mama hat nach 2 Schlaganfälle mit Mitte 40 im Rollstuhl gessen und war auf Pflege angewiesen...so etwas ist einfach nicht lebenswert und das wollen wir unserem Kind nicht antun.
Ja, versteh ich auch total... Der gleiche Gedanke kam mit auch, als ich das von meiner Bekannten gehört habe... Und gleichzeitig finde ich es echt schwer, darüber zu entscheiden, wann ein Leben lebenswert ist, und wann nicht. Besonders das Thema Abhängigkeit finde ich hier wichtig....
Ich weiß halt nur, wie sehr meine Mama darunter gelittet hat. Ich habe Sie mitgepflegt. Ich möchte das nicht nochmal meinem Kind antun.
Hallo,
Ich habe das große Glück bereits ein gesundes Kind zu haben.
Dank icis.
Mein Mann und ich haben uns auch vorher schon Gedanken gemacht, was wäre wenn das Kind auf irgendeiner Art und Weise behindert wäre.
Für uns wäre und würde niemals ein Abbruch in Frage kommen.
Selbst dann nicht wenn es nach der Geburt nicht überlebensfähig wäre.
Wir würden es der Natur überlassen ob das Kind auf die Welt kommt oder es vorher verstorben würde.
Lieben würden wir es mit jeder Behinderung.
Wir sind ja nicht bei wünsch dir was.
Eltern sollten ihre Kinder lieben so wie sie sind.
Ausserdem gibt es in der heutigen Zeit auch genug Angebote für Behinderte.
Natürlich wäre der Alltag vermutlich wesentlich anstrengender als mit gesunden Kindern aber auch da kann man heutzutage unterstützung bekommen.
Wie stehst du den dazu?
Hast dir ja schon Gedanken gemacht.
Lg
Einfach wäre aber keine Entscheidung.
Ich glaub eine Abtreibung würde einen genauso belasten, als wenn man das Kind bekommen würde und man dann vielleicht denkt, das es vielleicht doch die bessere Entscheidung gewesen wäre das Kind abzutreiben weil es so krank ist.
Bei manschen Entscheidungen gibt es für die psyche kein richtig oder falsch.
Auch total nachvollziehbar... Es ist beeindruckend, wie unterschiedlich schon die ersten drei Antworten sind und jede finde ich dennoch verständlich. Ich glaube, es ist eine sehr persönliche Entscheidung und ich würde niemals über jemanden urteilen, egal, wie er sich entschieden hat. Denn wie du sagst... Auch mit einer Abtreibung muss man psychisch erst mal klar kommen und leichtfertig trifft man diese Entscheidung sicher auch nicht.
Ich denke, es kommt darauf an, welche Art von Behinderung zu erwarten ist. Der Umgang mit Trisomie 21 traue ich mir vielleicht noch zu... Aber alles darüber hinaus... Mann, davor habe ich schon auch Respekt. Für mich wäre wichtig, in wie fern das Leben lebenswert ist und das zu beurteilen ist fast unmöglich. Allerdings weiß ich auch, dass bei manchen Behinderungen mit Antidepressiva gearbeitet wird - zumindest ab einem gewissen Alter. Und da ich selbst eine schwere Wochenbettdepression hinter mir habe, würde ich solch einen Zustand mit allen Mitteln verhindern wollen... Ich muss dir ganz ehrlich sagen: Ich weiß nicht, wie ich entscheiden würde.
Hallo,
ein sehr spannendes Thema ...
Ich/wir haben mich nach der erfolgreichen ICSI gegen erstmal gegen vorgeburtliche Diagnostik entschieden.
Da mein Mann mit einem schweren komplexen Herzfehler zur Welt kam, haben wir in der 20 SSW eine Feindiagnostik machen lassen, um im Fall des Falles direkt in einer Spezialklinik zu entbinden. Dabei kam heraus, dass einer der Zwillinge mit doppelseitiger Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte hat, wir haben uns gegen weitere Diagnostik (Fruchtwasserpunktion) entschieden.
Früher sagte man zu schwangeren Frauen „sie ist guter Hoffnung“, eigentlich ein schönes Sprichwort ... vielleicht sollten wir aufhören alles kontrollieren zu wollen, und nehmen, was man uns schenkt. Gerade nach einer Kinderwunschbehandlung ist die Dankbarkeit für eine Schwangerschaft groß...
Hi! Ich wurde mit 29 durch einen Kryotransfer schwanger und habe jede Pränataldiagnistik gemacht. Ganz ehrlich, wenn mein Kind eine Behinderung gehabt hätte, hätte ich es abtreiben lassen. Natürlich können die Ärzte was übersehen haben oder es passiert etwas bei der Geburt, aber die Wahrscheinlichkeit ist gering. Natürlich ist es noch schwieriger, wenn man so für eine Schwangerschaft kämpft, aber die meisten behinderten Kinder sind oft ihr Leben lang auf Hilfe angewiesen. Was geschieht mit ihm, wenn die Eltern ihm nicht mehr helfen können? Das sind meine Gedanken dazu. Lg
Ich finde auch, man muss sich vor niemanden außer sich selbst für diese Entscheidung rechtfertigen.
In diese Richtung entwickelt es sich nämlich oft.
LG,
Laura
Ja, leider. Betrifft aber leider auch Themen wie Art der Geburt, Stillen (ja oder nein), Dauer der Karenz etc. Viele Leute sind auch sehr cool und halten sich zurück, leider gibt es auch immer welche, die ungefragt ihren Senf dazu geben müssen. 🙄
Lg
Ich finde das ist eine ganz persönliche Entscheidung und ich kann beide Varianten nachvollziehen, weiß aber auch genau wie ich mich entschieden hätte.
Paradoxerweise werden nachweislich über 90 Prozent der Kinder mit Trisomien nicht zur Welt gebracht.
Wenn man in Foren wie diesem liest, würden aber beinahe „alle“ sich für das Kind entscheiden, irgendwas passt da mMn nicht....
VG,
Laura
Genau mein Gedanke. Ich weiß nicht was ich wirklich gemacht hätte mit einer Diagnose trisomie 21. daher war es mir so wichtig den nipt schon in der 10./11.ssw zu machen um die Entscheidung in Ruhe treffen zu können.. ich denke aber ich hätte es nicht bekommen. Ich hätte danach aber nicht mehr versucht ss zu werden, ich hätte es falsch empfunden für mich. In der familie meiner Oma gab es einige behinderte Menschen, ich bin damit groß geworden, auch im gleichen Haus gewohnt mit Omas Schwester die keiner haben wollte. Ja das ist heutzutage alles besser ich weiß, mit Förderung u Integration. Nur hier am Land noch nicht, es gibt keine Busse wo die Kinder bzw jungen Erwachsenen in Betreuungen oder Werkstätten gefahren werden. Ich müsste meinen Beruf aufgeben und 1h in die nächste Stadt fahren etc.
Ich zb hab mir das alles durch überlegt. Mir würde es auch das Herz brechen zu sehen, wenn ein Kind mit t21 gehänselt wird etc.
Auch bin ich jetzt 40, das Kind wäre „bald“ ohne mich bzw mein gesundes Kind müsste es pflegen etc.
Dennoch meine größte Hochachtung vor allen, die diesen Weg gehen. Es müssen alles sehr starke Frauen sein.
Lg Joyce mit 👦 & 5⭐️ & 🎀36+2
Man sieht auch mittlerweile kaum mehr Menschen mit Trisomie 21, bzw. eher Erwachsene, Kinder und Kleinkinder sehr, sehr selten.
Wir haben uns darüber auch schon Gedanken gemacht, zumal ich meine erste FG aufgrund einer Trisomie (16, keine Überlebenschance) hatte.
Mein Mann und ich sind grundsätzlich gegen Abtreibungen. Es sollte nur eine absolute Notlösung sein, die Prognose müsste schon sehr sehr schlecht aussehen.
Ich glaube aber auch, dass man die Entscheidung noch einmal anders abwägt, wenn man - was hoffentlich für niemanden hier eintritt - in der Situation ist.
LG Luthien mit ⭐⭐
Ich war letztes Jahr in der Situation.
Bei unserem Cookie wurde eine Ebstein-Anomalie festgestellt und der Pränataldiagnostiker fragte uns "Kommt für Sie ein Schwangerschaftsabbruch in Frage?"
Wir haben uns eine Zweitmeinung bei einem Degum III Spezialisten eingeholt. Die beste Entscheidung und ich würde das immer wieder tun. Er hat sich sehr viel Zeit genommen, uns alles ausführlich erklärt und den komplexen Herzfehler aufgemalt.
Wir haben uns gegen einen Abbruch entschieden und auf eine Herz OP nach der Geburt gehofft.
Leider hat Cookie es aber nicht geschafft und uns in der 24. Ssw verlassen.
Ich würde es immer vom Einzelfall abhängig machen. Da ich beruflich mit Menschen mit Behinderungen zu tun habe ist mir allerdings auch mehr als klar was das Ganze für Nachwirkungen hat. Ich habe nicht die Möglichkeit das zu schaffen 😔
Eine Freundin von mir hatte allerdings die Diagnose: ihr Kind ist schwerst körperlich/geistig behindert, hat sich für ihr Kind entschieden und dann kam ein kerngesundes Kind zur Welt.
Da frag ich mich bis heute was da beim Ultraschall schief gelaufen ist 🙈
Die Arme hat erstmal stundenlang weinend im Kreissaal gelegen nach der Entbindung und bekam Beruhigungsmittel. Da fiel monatelange Anspannung und Sorgen von ihr runter.
Fazit: Kind ja, nicht um jeden Preis, aber ich würde mir Zweitmeinungen rein holen und wissen wollen wie schlimm die Lage ist.
Liebe Grüße
Regenbogen (PU+13/TF+8) mit ⭐⭐⭐
Den Fall kenne ich zweimal. Einmal ihr Kind wird eine Behinderung haben und es wurde ein gesundes Kind entbunden und ihr Kind ist gesund und es kam ein Kind mit Behinderung zur Welt.
Wenn man bedenkt wie vieles man heute testen kann.....und dennoch bleibt ein Restrisiko 🙏