Angst vor einer neuen Enttäuschung

Hallo, meine Frau und ich sind gerade in der Wartezeit nach einem Kryotransfer. Wir haben schon 3 gescheiterte ICSIs hinter uns das ist jetzt insgesamt der 5.Transfer. Es kam nie zu einer Einnistung. Auch jetzt ist die Hoffnung nicht so groß. Es wurde ein 4-Zeller an Tag 3 zurück gesetzt, also mit einer Entwicklungsverzögerung. Eine schlechte Befruchtungsrate und Entwicklungsverzögerung Embryonen waren eigentlich auch immer unser Problem.

Ich habe jetzt enorme Angst vor der erneuten Enttäuschung und davor, dann wieder in ein riesiges Loch zu fallen. Ich bin einfach nur enorm müde, habe das Gefühl, nur noch von Versuch zu Versuch durchzuhalten und mich mit nichts ablenken zu können. Ich kann irgendwie an nichts anderes mehr denken und mir bereitet irgendwie nichts mehr richtig Freude und alles andere kommt mir so unwichtig vor. Auch das Beibehalten meiner sozialen Kontakte fällt mir enorm schwer. Bin auch schon in psychotherapeutischer Behandlung, aber geholfen hat es bislang nicht und die Ängste werden irgendwie mit jedem Versuch größer. Kann meiner Frau dadurch auch nicht wirklich eine Stütze sein, weil mich das ganze so runterzieht.

Kann das jemand nachvollziehen? Habt ihr Tips zum Umgang mit dieser Angst vor der Enttäuschung? Und sind hier vll. auch noch andere Männer im Forum, denen es ähnlich ergeht?

P. S.: Entschuldigung für den Jammerpost

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Puhh, sooo schwer. Ich kann es total nachvollziehen.

Besonders wenn noch nie was hängen geblieben ist, genau wie bei mir.. Ich empfinde es auch so wie du, insbesondere wenn man so optimistisch in einen Versuch rein geht, ist bei mir beim langen Warten die Luft raus. Auch mit wenig Hoffnung auf Erfolg .

Ich finde es sehr gut, dass du therapeutische Hilfe in Anspruch nimmst. Es hilft bestimmt mit einer Person zu sprechen, die einfach unvoreingenommen und aussenstehend ist. Die Freunde, die es von uns wissen, haben jedenfalls nicht viel dazu zu sagen. Außer meine Freundinnen von denen eine den gleichen Weg vor mir beschritten hat.

Aber was kann man dir zur Aufmunterung sagen? Ich versuche es mal so zu sehen. Wir gehen einen Weg, bei dem wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, unseren Wunsch zu erfüllen. Wir geben unser Bestes. Ich glaube vor der Enttäuschung kann man sich nicht schützen, aber wir würden den Weg ja nicht gehen und auch von den Ärzten behandelt werden, wenn es keine Chance auf Erfolg gäbe. Es dauert nun mal bei vielen länger, bis sich ein Erfolg einstellt. Für mich sehe ich das so, mit jedem negativen Versuch gibt es vielleicht die Möglichkeit nochmal an Stellschrauben zu drehen und die Behandlung zu optimieren. Und so ergibt sich beim nächsten Mal vielleicht eine Verbesserung.

Viele Mädels berichten auch von langsamen Embrionen oder mit einer schlechten Qualität und es hat trotzdem geklappt.

Also gib die Hoffnung nicht auf. Es ist wieder ein neuer Versuch und eine neue Chance. Welche Möglichkeiten es später noch geben könnte, das lass wenn überhaupt nötig, die Sorgen deines zukünftigen ichs sein, das Kapitel ist überhaupt noch nicht geschrieben.

Ich wünsche euch ganz viel Kraft und drücke alle Daumen. ✊✊✊

Viele Grüße
Paula

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Danke dir für die Nachricht. Ich muss irgendwie sagen, dass mit jedem gescheiterten Versuch auch die Zweifel daran größer werden, ob die Ärzte tatsächlich die richtigen Schlüsse ziehen. Irgendwie relativieren die immer und sagen, dass es nicht ungewöhnlich sei, dass es noch zu keiner Einnistung kam und auch nicht soo ungewöhnlich sei, dass die Embryonen nicht ganz zeitgerecht entwickelt sind. Ich habe das Gefühl das es meinen vorwiegend männlichen Freunden auch vll. noch etwas schwerer fällt, zu verstehen wie es mir geht, bzw. das sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen.

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Lieber Toga,

ich glaube jede(r) hier im Forum kann nachvollziehen, dass Dich/Euch das sehr belastet und hat dafür vollstes Verständnis!
Den meisten geht es nicht anders.

Die Warteschleife war für mich die bisher schlimmste Phase in der KiWu-Zeit… Weil man - wenn es schlecht läuft - danach wieder komplett bei 0 dasteht oder sogar bei -1, wenn es der letzte Versuch mit eigenem „Material“ war. Mir hat ein wenig geholfen, einen Plan B zu überlegen (in unserem Fall ist das auch der Weg mit Spendersamen). Aber ich muss zugeben, dass ich den Gedanken erst so richtig durchspielen konnte, als dann der finale Versuch gescheitert ist und uns von einer weiteren TESE abgeraten wurde.
Was mir am meisten hilft ist die Vorstellung, dass im schlimmsten Fall alles genau so bleibt wie es ist: ich lebe in einer glücklichen Beziehung mit meinem Partner und wir sind beide gesund und froh, uns zu haben.

Ich drücke Euch weiterhin die Daumen für den Versuch und auch dafür, dass Du hier andere Männer findest, mit denen Du Dich austauschen kannst.

Liebe Grüße,
Karotina

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Danke. Deine Nachricht hat mich echt bewegt, vor allem dass, was du über das glückliche Leben mit deinem Partner sagst. Ich habe auch meine Traumfrau gefunden, das ist mir in dieser schweren Zeit auch noch viel klarer geworden. Auch ansonsten ist/war unser Leben eigentlich perfekt. Aber dieser Kinderwunsch legt sich leider echt wie so ein Schleier über alles andere. Und ja, einerseits tröstet es mich auch, dass meine Frau und ich uns gegenseitig haben. Andererseits wünsche ich mir dann umso mehr, dass aus dieser wunderbaren Beziehung auch ein Kind entsteht, dass wir zusammen lieben können.

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Huhu,

mir geht's ähnlich, hatte am Mittwoch meinen 6. TF mit 2 frühen Blastos, die einzigen, die von 21 Eizellen übrig geblieben sind. Hatte nur einmal eine Einnistung, Abgang 8. SSW.

Ich habe keine Lust mehr, es belastet unsere Beziehung und mir graut jetzt schon vor dem Tag, an dem ich testen muss.

Andererseits habe ich ein Ziel, aufgeben ist auch keine Option, und Verzweiflung hilft mir kein Stück weiter.

Ich versuche, mir bewusst Gutes zu tun und mich abzulenken.

Wünsche dir alles Liebe und viel Kraft 💪🍀😘❤️

LG Luthien mit ⭐⭐

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Danke für die Antwort. 2 Blastos sind ja erstmal super. Ich drücke dir auch die Daumen und wünsche dir ganz viel Glück. Werden es dann ja wohl am gleichen Tag erfahren.

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Auch ich kann dich sehr gut verstehen. Ich habe auch schon ein paar Posts von dir gelesen und ihr habt wirklich eine besondere Geschichte, die mich sehr berührt hat. Ich drücke euch alle Daumen und Zehen und hoffe so sehr, dass sich euer Wunsch erfüllt.

Freunde, die diesen Weg nicht gehen müssen können es oft nur schwer verstehen. Wie sollten sie auch, sie haben nichts ähnliches erlebt. Ich finde es toll, dass du dir psychologische Unterstützung gesucht hast. Es dauert leider bis sich die Wirkung entfalten kann. Wichtig ist, dass du dich dort gut aufgehoben fühlst.

Diagnostik habt ihr schon recht umfangreich gemacht, oder?
Es kann leider wirklich manchmal etwas länger dauern. Die Wahrscheinlichkeit erfolgreich zu sein steigt bis zur 6. ICSI an. Die Daten kennst du sicher aber was dir Druck macht sind eure limitierten Resourcen. Ich habe hier aber schon von einigen Embryonen gelesen, die sich langsam entwickelt hatten und es trotzdem geschafft haben. Jeder Zyklus ist eine neue Chance, gib die Hoffnung noch nicht auf.

Mit der regelmäßigen Enttäuschung umzugehen ist wirklich schwer. Geh dabei nicht so hart mit dir ins Gericht. Deine Gefühle sind total nachvollziehbar und gerechtfertigt. Ich bin dabei auch manchmal verzweifelt. Leider kann uns niemand abnehmen das jeden Monat zu verarbeiten. Doch wir schaffen das. Zum einen haben wir ja keine Wahl und zum anderen sind wir stärker als wir denken.

Ich bin auch noch nicht ganz bereit mich mit einem Plan B zu beschäftigen. Doch mein Mann hat schon einen und damit tröstet er uns auch beide immer wieder. Er sagt zB dass wenn es nach Ausschöpfung aller reproduktionsmedizinischer Methoden nicht klappen sollte wir ja auch ein Kind adoptieren können. Und wir werden es lieben, no matter what...Und er hat recht. Und wenn das auch nichts wird ist das "worst case scenario", dass wir zu zweit sind, einander weiterhin lieben und schätzen und uns ein Leben ohne den anderen nicht vorstellen können. Und solange mein Mann bei mir ist, ist es gut. Das ist auch alles was du für deine Frau tun musst um für sie da zu sein. Nehmt euch in den Arm und steht es zusammen durch. Viel mehr könnt ihr leider du nicht tun.

Ich drücke ganz ganz fest die Daumen, dass der Kryozyklus klappt. 🍀🍀🍀🍀🍀

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Danke für die gedrückten Daumen und Zehen. An Diagnostik haben wir bereits eine Gebärmutterspiegelung, Gerinnungsuntersuchung, Gen-Test gemacht. Könnten evtl. noch eine Bauchspiegelung machen. Meine Frau hat davor allerdings noch ziemlich Angst und ich glaube unser Problem ist nicht die Einnistung an sich, sondern die schlechte Befruchtungsrate und die schlechte Embryonenqualiät. Und da kann man glaub ich nicht viel diagnostizieren. Klar könnte man auch noch nen ERA-Test machen und Killerzellen untersuchen, aber das wird von unserem kiwu-Zentrum nicht gemacht und grds. für nicht sinnvoll erachtet.

Eine Adoption können wir uns grds. Auch vorstellen, aber das ist ja auch ein steiniger Weg mit ungewissen Erfolgsaussichten. Und ein paar Ängste sind mit der Vorstellung auch noch verbunden.

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Ah verstehe. Das ist natürlich schwierig. Macht deine Frau schon Pimp my eggs? Das wäre noch eine Idee wovon man aber nicht zu viel erwarten sollte.

Gibt es noch eine andere KiWu Klinik in eurer Nähe? Ihr könntet auch nur zur Diagnostik in eine andere Klinik gehen falls ihr Plasma-/Killerzellen oder ERA machen möchtet.

Die Angst vor der BS kann ich total verstehen. Ich habe mich auch über ein Jahr davor gedrückt, mich dann aber nach 2 FG überreden lassen. Im Endeffekt bin ich froh es jetzt sicher zu wissen aber ich denke auch "ich war mir vorher schon sicher, dass ich keine Endometriose habe". Wobei ich schon von einigen hier gelesen haben, die Endo ohne Symptome hatten.

Die Adoption sollte nur ein bsp sein falls dir vielleicht ein Plan B hilft die schwere Zeit zu überstehen. Es gibt ja auch noch Samen- und/oder Eizellspenden o.ä. Es ist vielleicht etwas leichter wenn man sich vor Augen halten kann, dass (egal wie es kommt, im schlechtesten Fall ohne Kinder) man ein schönes, glückliches Leben haben kann. Mein Mann rückt da meine Perspektive immer mal wieder zurecht. Im Zweifel haben wir immer noch einander und sind bisher ja auch sehr glücklich.

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Hallo, leider kann der Kinderwunsch ein sehr steiniger und herausfordernder Weg sein für den man sehr viel Kraft braucht. Wir sind gerade in unserer 5. ICSI und hatten bisher leider auch noch keine Einnistung. Mein Mann hat Azoospermie, wir haben zwei TESE gemacht danach riet man uns von einer weiteren ab. Auch wir haben uns dafür psychologische Hilfe geholt und erstaunlicher Weise konnten wir uns damit recht rasch mit dem Weg der Samenspende anfreunden, der Kinderwunsch ist einfach so groß und wenn das unsere einzige Möglichkeit ist, dann soll es eben so sein, ich bin davon überzeugt, dass mein Mann unser hoffentlich bald entstehenden Kind umso mehr lieben wird, weil wir so einen schweren Weg gehen, um es in unserem Leben zu haben.

Mit Freunden sprechen wir nicht darüber, wenn man selbst nicht in der Situation ist, kann man auch nur schwer helfen bzw das nachvollziehen. Wir versuchen uns gegenseitig zu stützen und auch wirklich zu sagen was wir uns denken - zu Beginn hat vor allem mein Mann eher still gelitten, das hilft aber auch nicht weiter, ich denke reden ist in der Situation ganz wichtig und schweißt zusammen. Und wir nehmen immer wieder Mal nach einem Rückschlag die Hilfe der Psychologin in Anspruch.

An manchen Tagen funktioniert es besser, an manchen schlechter, ich denke das ist menschlich und normal. Man muss in der Situation auch manchmal ein bisschen egoistisch sein und sich vielleicht ein bisschen zurückziehen - ich persönlich halte es aktuell leider gar nicht aus, wenn mir gegenüber jemand mit Babybauch sitzt..Corona war da eigentlich ganz hilfreich dem aus dem Weg zu gehen.

Und was wir immer wieder versuchen uns vorzuhalten ist, dass es halt statistisch gesehen 7 von 10 Mal leider nicht klappt. Ja klar man liest hier auch immer wieder von Paaren bei denen es gleich beim ersten Versuch funktioniert hat, ich glaube das ist ganz ganz großes Glück und sicher nicht die Norm.

Ich wünsche euch viel Kraft für die kommenden Tage, versucht positiv zu denken, aktuell ist deine Frau ein bisschen schwanger ;o)