Hallo an alle
Ich habe eine Frage zur Kryokonservierung.
Kurz zur jüngeren Vorgeschichte:
Ich habe nun die 2. ICSI hinter mir - bei der ersten musste aufgrund einer Überstimulation noch vor der Entnahme abgebrochen werden - und bin somit erstmals an dem Punkt angelangt, an welchem mein Mann und ich uns Gedanken über das weitere Vorgehen (Blastozystenkultur ja/nein etc.) machen müssen/dürfen. Ich hatte auch diesmal wieder eine Überstimulation, so dass kein Frischezyklus durchgeführt werden konnte. Dafür wurden 27 Eizellen gewonnen, wovon 12 sich befruchten ließen und nun kryokonserviert wurden.
Wir hatten uns schon vor der Entnahme entschieden, dass wir eine Blastozystenkultur wollen. Und ich dachte, ich hätte das Prinzip auch verstanden, allerdings war dem wohl nicht so. :D Ich ging davon aus, dass alle gewonnenen Eizellen sich direkt nach der Entnahme einfach bis zum 5. Tag entwickeln dürften und man dann die wenigen, die es bis zur Blastozyste geschafft hätten, einfriert. Nun habe ich gelernt, dass das nicht möglich ist. Stattdessen müssen alle im PN-Stadium eingefroren werden und dann werden immer nur 3er-Packs aufgetaut, so wurde es mir erklärt.
Nun endlich zu meiner Frage. ^^
Wie ist das denn, wenn so ein 3er-Pack aufgetaut wird, und alle 3 zu Blastozysten werden? So unwahrscheinlich es auch ist. Dürfen dann die beiden überschüssigen Blastozysten eingefroren werden? Oder sind die dann verloren?
Und was passiert, wenn sich keine davon bis dahin entwickelt? Vermutlich wird das Auftauen zeitlich ja sehr kalkuliert mit dem Eisprung abgestimmt. Hat man dann noch Zeit, eine zweite 3er-Reihe aufzutauen und sich entwickeln zu lassen? Aber das dauert ja 5 Tage... Oder ist der Zyklus damit verloren?
Vielleicht könnt ihr mir aufgrund eurer Erfahrungen ja weiterhelfen. Mein Kopf dreht sich von all den Gedankenexperimenten...
Ablauf einer Kryokonservierung
Also dass alle zur Blasto kultiviert werden und dann eingefroren werden (die die nicht transferiert werden) machen wohl manche Kliniken, aber nicht alle und meine macht es auch nicht. Grund dafür ist das Embryonenschutzgesetz. Das ist aber sehr schwammig geschrieben und deswegen legt es jeder anders aus.
Die Statistiken zeigen, dass die Blastoquote bei ca 30% liegt. Das heißt aus jeder dritten Eizelle entsteht eine Blasto. Deswegen die 3erPacks.
Wenn allerdings aus 3en 2 Blastos entstehen muss man überlegen, ob man sie wieder einfriert oder ob man sich 2 einsetzen lässt. Wieder einfrieren birgt das Risiko, dass die Blasto das 2. Mal auftauen nicht überlebt oder sich danach schlecht bis gar nicht einnistet, weil die Kälte sie geschädigt hat. Allerdings birgt auch der Transfer von 2 Blastos Risiken. Mehrlingsschwangerschaft oder dass eine die bessere ist und die schlechtere die Gebärmutter lieber abstoßen will und die gute mit abgestoßen wird…
Schwierig. Muss man abwägen.
Meine Klinik transferiert am 3. Tag der Kultivierung wenn eine oder zwei aus dem 3er Pack bis dahin stehenbleibt. Ich persönlich lass aber immer bis Blasto kultivieren, ob ich dann was zum Transferieren habe oder nicht. Bei uns bleiben vieler der Zeller nämlich ab Tag 3 stehen und das würden sie in der Gebärmutter genauso wie außerhalb. Also will ich wissen, ob und welche es zur Blasto schafft und nur diese einsetzen lassen.
Ich war beim 1. Tf total erschrocken, als sie angerufen haben, dass „heute“ also am 3, Tag transferiert wird. Ich war voller Panik. Dabei blieb eine auf der Strecke und „sicherheitshalber“ wurden dann die 2 übrigen an Tag 3 transferiert.
Wenn alle 3 auf der Strecke zur Blasto stehenbleiben, dann muss der Versuch abgebrochen werden. Du wirst ja mit Medikamenten so eingestellt, dass an Tag 5 transferiert wird. Dein Körper hat dann also auch das Einnistungsfenster an Tag 5. bis man einen neuen Straw aufgetaut und kultiviert hat, dauert es wieder 5Tage und dann ist dein Einnistungsfenster längst geschlossen.
Wow, ich danke dir von Herzen für diese ausführliche Antwort!
Oh man, es bleibt also spannend. Ein Abbruch des Versuchs (weil alle 3 stehengeblieben sind) wäre echt der Horror...
Eigentlich wurde von der Klinik ganz klar entschieden, dass nicht mehr als eine Eizelle/Blasto eingesetzt wird bei mir. Aber sollten sich wirklich 2 entwickeln, hätte ich schon Angst, dass die zweite die erneute Kryo nicht übersteht. Aber das ist wohl eher kein Fall, der sehr wahrscheinlich ist, denk ich. Und auch gut zu wissen, dass evtl. doch spontan schon an Tag 3 transferiert werden könnte, sollten sich schon 1-2 bis dahin verabschiedet haben.
Aber nun gut, mit diesem Wissen kann ich die Wartezeit bis zum übernächsten Zyklus auf jeden Fall besser überstehen. Und im Januar/Februar sind wir dann hoffentlich schlauer.
Nochmal ganz lieben Dank!
Nur noch mal kurz zum SET/DET, also ob eine oder zwei transferiert werden. Bei Zellern, weil die fragiler sind werden oft 2 eingesetzt, auch wenn man mit der Klinik vereinbart hat, dass nur eine Blasto eingesetzt werden soll. Ist halt noch mal ein Unterschied. Eine Blasto hat eine viel höhere Wahrscheinlichkeit sich einzunisten als ein Zeller, deswegen kann man auch 2 Zeller an Tag3 gut einsetzen.
Ich persönlich würde es aus genannten Gründen eben nicht mehr machen und immer bis 5. Tag kultivieren lassen.
Daumen sind gedrückt 😊
"Nun habe ich gelernt, dass das nicht möglich ist. Stattdessen müssen alle im PN-Stadium eingefroren werden und dann werden immer nur 3er-Packs aufgetaut, so wurde es mir erklärt."
Stimmt aber so absolut sicher nicht. Bei mir wurden 28 EZ geerntet, 20 ließen sich befruchten (IVF), und 9 haben sich zur Blasto weiterentwickelt. Die wurden dann alle eingefroren, wegen Gefahr einer ÜS.
Meine Klinik hat das also genau so gemacht (sogar ungefragt), wie du zuerst dachtest, und das ist eine der ältesten und größten in Deutschland, Gesetze zu ignorieren können die sich wohl kaum leisten.
Das auf den ersten Blick nicht ganz nachvollziehbare Vorgehen hat mit der Gesetzeslage in Deutschland zu tun. Das Embryonenschutzgesetz besagt, dass grundsätzlich nicht mehr Blastozysten produziert werden sollen, als dann auch transferiert werden. Das Vorgehen, alle Embryonen fünf Tage wachsen zu lassen und dann die beste Blastozyste für den Transfer auszusuchen und die anderen einzufrieren (oder an Tag 5 ein „freeze all“ zu machen), wäre ein so genannter „elektiver Blastozystentransfer“ oder auch „Blastozystenselektion“ genannt. Das ist in Österreich und der Schweiz erlaubt und gängige Praxis, aber in Deutschland eben nicht. Hier muss an Tag 3 entschieden werden, welche Embryonen in die verlängerte Kultur bis Tag 5 (also bis zum Blastozystenstadium) gehen, und der Rest muss eingefroren werden. Das nennt sich „Deutscher Mittelweg“ (wenn du das googelst findest du Infos).
Wie aber oben schon erwähnt ist das Gesetz eher schwammig formuliert und wird von manchen Kliniken strenger und von anderen weniger streng ausgelegt. Daher sind selbst die Infos, die man online findet, nicht immer eindeutig und auch hier im Forum die Erfahrungen in den Kliniken verschieden.
Es dürfen aber auf jeden Fall auch in Deutschland ein paar mehr Embryonen in die verlängerte Kultur geschickt werden, als transferiert werden sollen, weil davon auszugehen ist, dass es nicht alle bis zur Blastozyste schaffen, sondern manche die Entwicklung vorher einstellen. Die Anzahl soll lt. Gesetz von der Klinik individuell festgelegt werden, 3 ist aber üblich, weil sich durchschnittlich einer von drei bis zur Blastozyste entwickelt . Daher die 3er-Packs.
Gerade wenn man so viele Embryonen hat wie ihr, ist es natürlich wirklich frustrierend, dass ihr nicht einfach sehen könnt, aus welchen schöne Blastozysten werden. Ich drücke euch aber ganz fest die Daumen, dass ihr eine schöne Blastozyste bekommt!
Ein Wiedereinfrieren ist grundsätzlich möglich, wenn es aus einem aufgetauten 3er-Pack alle bis zur Blasto schaffen.
Liebe Grüße, Feldlerche
Hallo,
Ich denke deine Fragen wurden hier schon sehr gut beantwortet. Ich möchte dir noch kurz zum Thema Abbruch des Versuches oder weiteres Vorgehen, wenn sich der 3er Pack nicht zu Blastos entwickelt, von meiner Erfahrung berichten.
Meine Klinik hat auch immer bis Blasto kultiviert und dann eingesetzt. Ein Kryoversuch musste bei mir einmal abgebrochen werden, weil alle stehen geblieben waren. Das war natürlich sehr traurig. Bei unserem letzten Versuch haben wir daher mit unserer Ärztin verabredet, dass, sollte sich erneut abzeichnen, dass die Zellen stehen bleiben, das nächste Paket auch aufgetaut wird. Es kam dann auch so, und zum Glück war beim zweiten Paket am Ende noch eine schöne Blasto übrig.
Also auch hier kann noch reagiert werden, wenn frühzeitig erkannt wird, dass keine es aus dem Paket schafft.
Viel Erfolg! 🍀