(Wann) sagt man dem Kind wie es entstanden ist?

Hallo zusammen, ich stell die Frage hier, weil hier die Betroffenen sind und ihr wisst welche Fragen man sich so stellt.

Unsere Tochter ist nach 6 Jahren Kinderwunsch im 9. Transfer durch ICSI (Kryo) entstanden. Ich musste leider den Kinderwunsch und die Behandlungen vor meinem Arbeitgeber und damit auch vor den Kollegen geheim halten. Offiziell war „das so nicht geplant“. Nun möchte ich aber zu meiner Tochter ehrlich sein und ihr eigentlich von Anfang an sagen wie sie entstanden ist. Nur kann so ein kleines Kind ja nicht zwischen Mamas bester Freundin und Mamas Kollegin unterscheiden und „verquatscht“ sich sicher. Wir sehen viele Kolleg:innen auch oft privat.

Habt ihr einen Rat?

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Hi! Also ich persönlich fänd das Ganze nur schwierig, wenn ein Spendersamen genutzt wurde. Wenn es einfach „nur“ um die ICSI geht, sehe ich da gar keine Eile bzw vielleicht nicht mal eine absolute Notwendigkeit. Ich glaube, da würde ich eher, wenn sie älter ist und die Gelegenheit sich ergibt, sagen, dass man sich ein wenig Hilfe suchen musste und dann schauen, ob da noch mehr Interesse ist. Also alles niedrigschwellig. Und vor 10-12 Jahren würde ich es gar nicht ansprechen, glaube ich.

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Sehe ich ganz genau so.--Aufklärungspflicht besteht, finde ich, sobald genetisch ein anderer oder eine andere mitgemacht hat. Denn ein Mensch hat ein Recht, seine Herkunft zu erfahren. Wenn sowohl Mutter als auch Vater auch die biologischen Eltern sind, besteht doch null Aufklärungsnotwendigkeit. Ist doch für das Kind vollkommen bedeutungslos, ob der Zeugungsakt nun im Bett oder im Labor stattfand.

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Ich bin Grundschullehrerin und sehe auch in diesem Alter noch keine Notwendigkeit, dies dem Kind zu sagen. Kinder erzählen auch alles in der Schule.
Ich würde auch warten bis das Kind älter ist.

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Hallo Erinb,

verstehe ich das richtig, dass du deinem Umfeld erzählt hattest, die Schwangerschaft sei nicht geplant gewesen?
Unter diesen Umständen kannst du es deinem Kind natürlich erst später erzählen, in der Hoffnung, dass deine "Notlüge" nicht irgendwann trotzdem ans Licht kommt.... Denn rauskommen kann es auch, wenn dein Kind es im Teenageralter der besten Freundin erzählt.
Gänzlich verheimlichen, würde ich es meinem Kind aber trotzdem nicht.
Glaubst du, dass in 10 Jahren noch ein Hahn danach kräht, wie sie gezeugt wurde? Vermutlich nicht. 🙂

Ich habe es im weiteren Umfeld zwar auch nie breitgetreten, wie unsere Tochter (4 J.) entstanden ist. Aber sobald sie mich fragen sollte, wie sie gezeugt wurde, werden wir ganz offen sein.
Was andere Leute dazu sagen, falls sie es weitererzählt, ist mir völlig egal.

Wir haben sogar ein Fotoalbum von der Schwangerschaft mit ihr, in dem sich auch ein Foto der Blastozyste befindet, aus der sie entstanden ist. Sie kennt das Foto auch, fragt aber (noch) nicht genauer nach. Umso normaler man damit von Anfang an umgeht, umso normaler ist es auch fürs Kind.

Alles Gute für Dich!
Laurentia #blume

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Ach...mir fällt gerade ein, dass unsere Tochter sogar schon mal gefragt hat, wie die Babys in den Bauch kommen.😅
Ich erklärte ihr dann kindgerecht den "normalen" Vorgang und sagte ihr dann gleich noch dazu, dass bei ihr ein Arzt geholfen hat.
Mit dieser Erklärung war sie erst mal völlig zufrieden.🙃

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Hallo! Jein. Meine engsten Freunde und meine Familie weiß von den ICSIs. Aber mein berufliches Umfeld nicht. Wenn die Kleine im Teenageralter ist, hat sich mein Job vielleicht ja inzwischen geändert, oder die Verantwortlichen von heute sind nicht mehr verantwortlich, oder es ist dann auch bei meinem Job so lange her dass es egal ist. Aber die nächsten 5-6 Jahre spielt das denke ich schon noch eine Rolle.

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Ich finde auch dass du damit noch warten kannst. Auf jeden Fall kann ich Dir dieses Aufklärungsbuch empfehlen. In dem kommt auch die künstliche Befruchtung vor. So kann sie gleich mitbekommen, dass es was ganz normales ist. (Man kann auch einen Blick ins Buch werfen)

https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Ein-Baby-Wie-eine-Familie-entsteht/Rachel-Greener/Penguin-Junior/e590441.rhd

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Unser Sohn ist zwar noch nicht geboren, aber wir haben auch schon mal darüber gesprochen, ob wir es ihm irgendwann mal sagen. Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir es ihm nicht sagen werden. Es fand keine Spende statt, er ist genetisch unser beider Kind und daher muss er es auch nicht wissen. Ein Kind wird im Normalfall auch nicht nachfragen, wie oder wo es entstanden ist. Zumindest ich wollte solche Sachen von meinen Eltern nicht wissen. 🙈😄
Ausnahme wäre eventuell, dass er später mal einen ähnlichen Weg gehen müsste. Aber dann ist zu dem Zeitpunkt immer noch die Möglichkeit gegeben. 🤷‍♀️

VG Conny 🤰 38+5 💙

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Hihi... ich hatte bereits mit 6 oder 7 Jahren meine Eltern gefragt, ob sie noch wissen, wann bzw. wo ich gezeugt wurde. Sie grinsten und wussten es tatsächlich noch.;-)
Aber vielleicht hatte ich da einfach ein größeres Interesse als andere Kinder oder es lag daran, dass meine Eltern mit mir immer sehr offen über alles gesprochen haben. Dieses Gespräch war daher nichts besonderes...

Ich hatte vor einigen Jahren übrigens mal eine ähnliche Frage ins Forum gestellt, weil ich mir nicht vorstellen konnte, meinem Kind mal zu sagen, dass es im Labor gezeugt wurde.
Daraufhin hatte ich so viele positive Nachrichten bekommen... Der durchgängige Tenor der Nachrichten war, dass es doch ein absoluter Liebesbeweis für das Kind sei, für das man so viel getan hat, um es zu bekommen.#herzlich
Wieso sollte man das absichtlich vor seinem Kind verheimlichen?

Zudem kamen Stimmen, die bei IVF/ICSI-Kindern auf ein erhöhtes Risiko bestimmter Krankheiten hinwiesen, z. B. eine frühzeitige Gefäßalterung.
Ob das alles so stimmt, kann ich nicht beurteilen...allerdings wäre es für die betroffene Person doch gut zu wissen, dass sie evtl. zu einer gewissen Risikogruppe gehört. -Auch was das Risiko einer evtl. vererblichen eingeschränkten Fruchtbarkeit betrifft (z. B. beim Thema Endometriose).

Wer weiß, vielleicht seht ihr das Thema irgendwann ja auch mal anders...bei mir war es jedenfalls so, dass sich meine Meinung und meine innere Haltung zum Thema nach der Geburt geändert hatte.

Alles Gute für die bald anstehende Geburt!:-D#blume

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Für meinen Mann und mich war immer klar, dass wir es unseren Kindern sagen, wie sie entstanden sind. Meine persönliche Meinung ist, dass man auch dann als Mensch ein Recht dazu hat, so etwas zu wissen, wenn das genetische Material der Eltern verwendet wurde. Als ich selbst ein Kind bzw Teenager war, wollte auch ich - wie wohl die meisten - nichts über die Sexualität meiner Eltern wissen, ab wenn sie es mir verschwiegen hätten, wenn ich mit künstlicher Befruchtung entstanden wäre, wäre das für mich ein großer Vertrauensbruch gewesen.
Wir machen es mit unserer Tochter allerdings nicht als „großes Gespräch“ irgendwann, sondern beantworten Kinderfragen zu diesen Themen einfach wahrheitsgemäß aber altersgerecht und nur mit so viel Info, dass die Frage beantwortet ist. Wir überschütten das Kind also nicht mit Infos, die vielleicht überfordern. Kürzlich wollte unsere Tochter (3) wissen, wie Babys in den Bauch kommen. Da habe ich ihr gesagt, wenn Mama und Papa kuscheln, aber bei uns hat das nicht gleich funktioniert, da hat uns ein lieber Arzt ein bisschen geholfen. Mit dieser Antwort war sie zufrieden.
Ein bisschen Sorge habe ich aber auch, dass sie nicht differenzieren kann, wem sie das weitererzählt, und dass es wahllos jeder weiß, finde ich nicht gut. Sie erzählt auch jedem, dass ich ein Baby im Bauch habe, in der 15. SSW habe ich selbst eigentlich noch nicht so viel Interesse daran, dass es jeder weiß… aber ich möchte es ihr auch nicht völlig verbieten, weil es sie halt beschäftigt…
Liebe Grüße, Feldlerche

Bearbeitet von Feldlerche
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Darf ich mal fragen, warum du dich überhaupt äußern musstest dazu, wie es zur Schwangerschaft kam?
Das geht doch absolut überhaupt niemanden etwas an, ob ein Kind nun geplant war oder nicht, ob es ungeplant entstanden ist oder nach langer Zeit mit künstlicher Befruchtung.

Korrigiert mich, falls ich falsch liege, aber das darf ein Arbeitgeber doch gar nicht nachfragen. Ich hätte mich dazu gar nicht geäußert. Ich bin schwanger, fertig aus.

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Du hast natürlich vollkommen Recht. In der Theorie gibt es das Mutterschutzgesetz, der Arbeitgeber darf beim Vorstellungsgespräch nicht danach fragen usw. Das ist auch alles richtig so meiner Meinung nach. In der Praxis arbeite ich allerdings auf einer Führungsposition im oberen Management. Und da ist es leider Gang und Gäbe dass man im Auswahlprozess hinter verschlossenen Türen nach der Familienplanung gefragt wird, weil ein Ausfall natürlich nur sehr schwierig zu überbrücken ist. Und da hat man die Möglichkeit die Wahrheit zu sagen und den Job nicht zu bekommen, oder nix zu sagen, was aufs gleiche rausläuft, oder eben zu lügen und dann zu behaupten es war ein Unfall. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht mal ob es überhaupt jemals klappen wird und der Job ist mein Traumjob auf den ich viele Jahre hingearbeitet habe. Man kennt sich auch privat und es war für alle ein Schock als ich gesagt habe, dass ich schwanger bin. Ich habe viele enttäuschte Anrufe und Mails bekommen. Es war auch eine große Herausforderung die Zeit die ich ausgefallen bin zu überbrücken und teilweise „kehre ich immer noch die Scherben auf“. Natürlich hätte ich das nicht sagen müssen, natürlich ändern sich Pläne auch und natürlich ist das nicht in Ordnung dass da überhaupt nachgefragt wird. Und klar, ich hätte den Job auch ablehnen können. Aber wer weiß, vielleicht hätte es nie geklappt und dann würde ich ohne meine Tochter und ohne den Job hier sitzen. Immerhin sorge ich auf der Position jetzt dafür dass im unteren Management, wo ich bei den Auswahlverfahren dabei bin, nicht mehr danach gefragt wird. Jetzt hab ich ganz schön ausgeholt. Im Grunde genommen hast du aber einfach Recht. So. Danke für deine Antwort :)

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Es macht mich richtig traurig, wenn ich sowas lese...
Du bist da nicht allein.

Viele Frauen werden vom AG immer wieder mal "durch die Blume" (oder auch direkt) nach der Kinderplanung gefragt, man müsse schließlich planen.
Wenn man dann aber sowieso schon unsicher ist, ob man überhaupt mal das Glück haben wird, Kinder bekommen zu können, ist das wirklich eine sehr unschöne Situation.

Ich hatte damals gelogen und behauptet, es sein nichts in Planung. Auch meine Fehlgeburt musste ich verheimlichen. Mit "offiziellem" Kinderwunsch, wäre ich nicht mehr lange in meiner Position geblieben. Leider.

Letztendlich habe ich dort gekündigt.

Bearbeitet von laurentia-suani
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Liebe erinb,
Ich habe selbst vor, meiner Tochter erst im erwachsenenalter zu erklären wie sie entstanden ist. Das ist mir aber wichtig, da ich selbst lange nicht wusste, dass ich endometriose habe und nur durch Unterstützung schwanger werde.
Meine Mutter ist bereits verstorben, aber ich erinnere mich, dass sie selbst von Problemen mit der fruchtbarkeit und vermutlich clomifenzyklen berichtet hat. Deshalb und aufgrund weitere Fakten glaube ich, dass sie auch endometriose hatte.
Hätte ich das selbst früher gewusst, hätte ich mich früher mit meinem kinderwunsch und mir früher Unterstützung gesucht. So war es altersmäsig schon etwas spät und ich habe großes Glück, dass es übernachten geklappt hat.
Diesen wissensvorsprung würde ich ihr gerne ermöglichen und das Wissen, dass Kinder zu keine Selbstverständlichkeit ist.

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Danke euch allen für Eure empathischen Antworten! Ihr habt mir sehr geholfen!