Bewusst die Frage hier: könnt ihr euch vorstellen dass die Kleinen für euch zur Belastung werden?

Hallo in die Runde,

ich höre in letzter Zeit so viele Mütter sich beschweren über ihr Leben als Mutter, dass sie gerädert sind, dass die Kinder nerven bis hin zu einem Beitrag im Baby Forum, bei dem eine Mutter mit 9 Monate alten Kind schrieb, sie hasst es Mutter zu sein (wegen der Lebensumstellung). Und auch noch relativ viel Zuspruch bekam, weil es Einigen dort auch so ging. In meinem Bekanntenkreis gibt es nicht sooo viele Kinder und diejenigen, die welche haben, sind gefühlt immer dauergestresst wegen ihnen, und freuen sich immer darauf, sie in Betreuung zu geben. Sagen sogar teilweise, dass sie unglücklich sind weil sie so fremdbestimmt sind und nie Ruhe haben. Nie Feierabend.

Wir haben 3 Jahre auf unsere Tochter warten müssen und sie ist unser größtes Glück, ein Geschenk. Klar ist es manchmal anstrengend, aber ich kann mir nicht vorstellen, je so genervt von ihr zu sein, auch wenn sie erst knapp 9 Monate alt ist.

Schätzen wir, die Kinder nur mit Hilfe oder Wunder bekommen können, es vielleicht mehr als andere? Liegt es daran?

Oder ist es Einstellungssache?
Mein Jahr war ein Glücksjahr aber gleichzeitig ein Schwarzes, meine Tochter ist geboren und mein Vater ist elendig an Krebs verstorben - ich habe nicht zuletzt deswegen gelernt jede Sekunde zu genießen und mich weniger zu beschweren über die kleinen Probleme des Alltags.
Man sollte schätzen was man alles Gute und Glück hat und sich nicht an Kleinigkeiten aufhängen, was alles so schlecht ist...

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Hinter deiner Frage scheint die Annahme zu sein, dass das alles ja nur Einstellungssache sei, ob man gestresst und überfordert ist und es einem zu viel ist. Und man nur seine Einstellung ändern und dankbar sein müsse und schon ist alles gut.

So einfach ist das aber nicht. Überforderung und Gestresst-Sein hängt auch ganz viel mit der allgemeinen Persönlichkeit der Eltern (Introvertiertheit, Hochsensibilität, Neigung zu psychischen Problemen,… vieles davon ist zu einem großen Teil auch angeboren), der Persönlichkeit des Kindes und der Passung zueinander, der Geburt (Stichwort Geburtstrauma und postpartale Depression) und den sozialen Rahmenbedingungen (Wohnverhältnisse, Partnerschaft, Geld, Berufssituation,…) zusammen. Ist also viel mehr als Einstellung und Schuld und nicht genug dankbar sein des Einzelnen.

Und weil du hier fragst: ja, ich habe eine Bekannte, bei denen erst die x-te ICSI geklappt hat und sie ihren Sohn bekommen haben. Und die dennoch danach in eine lange postpartale Depression gestürzt ist, sogar stationäre Behandlung brauchte und jetzt, nach ein paar Jahren, schon glücklich über ihren Sohn, aber nicht mehr voll arbeitsfähig ist und definitiv kein zweites will. Man weiß eben vorher nicht, wie es wird, ein Kind zu haben, was alles passiert und was das mit einem macht.

Bearbeitet von Eternal-Hope
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Sehr sehr gut geschrieben!

Ich hatte nach der Entbindung unserer Tochter (Icsi) eine postnatale Depression, die behandelt werden musste, und ein Schreibaby. Das erste Jahr war schlimm...

Wenn ich mit meinem absoluten Wunschbaby spazieren war, sah ich immer die freundlichen Blicke der Passanten, die wahrscheinlich davon ausgingen, dass ich eine glückliche Mutter mit Baby sei - war ich aber nicht. Ich schämte mich regelrecht vor mir selbst, dass es mir so schlecht ging.
Alle bewunderten und lobten meine schlanke Figur aber niemand wusste, dass ich vor Kummer kaum noch was essen konnte.

Es ist nicht immer alles so einfach zu bewerten, wie es scheint. Jeder Mensch ist ist individuell, jedes Baby ist anders, jeder hat andere Lebensumstände, Erfahrungen, Ängste, Erkrankungen usw.
Einfach zu sagen, das sei eben "Charaktersache" , fühlt sich für mich persönlich unglaublich oberflächlich und auch verletzend an.

Mir geht es jetzt übrigens wieder gut. (Dank Therapie) 😊 Unsere Tochter ist mein größtes Glück! ❤️

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Das mit deinem Vater tut mir sehr leid...

Und die Frage oben stelle ich mir tatsächlich manchmal!

Ich habe riiiesigen Respekt vor dem Elterndasein und glaube, dass es wirklich eine große Herausforderung wird. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass man sich in schwierigen Momenten vielleicht einmal mehr dran erinnert, wie hart der Weg dahin war und man die schwierigen Phasen dadurch etwas besser übersteht.
Aber jedes Kind ist ja auch anders.

Ich weiß noch, dass eine Freundin mal soo gejammert hat, dass sie die (ab und zu) Übelkeit in der Schwangerschaft nervt.

Als ich einmal kurz schwanger war, war mir auch öfter übel und in diesen Momenten war ich aber fast froher, die Schwangerschaft zu spüren, als dass mich die Übelkeit genervt hat.

Kann man vielleicht nicht ganz vergleichen, aber ein bisschen geht es in die Richtung 😉

Bearbeitet von Beere2
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Hmm ich denke die Frage lässt sich nicht im Allgemeinen beantworten, denn ich glaube es ist schlicht und einfach eine Sache der Einstellung.
Ich bin momentan im Endspurt mit meinem dritten Sohn, meine Großen sind schon 10 und 8 und natürlich gibt es Tage an denen sie mir den letzten Nerv rauben - die Tage gab es schon immer ABER ich bin mit Leib und Seele Mama und mir wären solche Gedanken noch nie gekommen.
Meine Kinder waren immer so wenig wie möglich in Fremdbetreuung denn ich hab sie nicht, um sie dann dauernd wo anders zu lassen.
Aber ich denke schon, dass sehr viele Mütter sich in gewissen Maßen in ihrer eigenen Persönlichkeit eingeengt fühlen. Ich kanns nicht nachvollziehen warum man so denkt 🤷🏻‍♀️

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Ich denke es ist Einstellungssache, ich habe unser erstes Kind spontan empfangen dürfen und das zweite hat 6 Jahre gedauert und viel Hilfe gebraucht bis ich endlich schwanger war. Ich habe die sehr anstrengende Zeit mit Kind 1 sehr genossen und es hingenommen das es anstrengend ist, es war ja genauso auch wunderschön! Jetzt mit 2 Kindern muss ich sagen das es mir, jetzt nach 2,5 Jahren auch anfängt schwerer zu fallen immer positiv zu bleiben. Ich muss viel arbeiten, Hausaufgaben unterstützen und zeitgleich ein rebellisches Kleinkind bespaßen, auch ich frage mich manchmal warum tut man es sich an?? Ach, nen Haushalt hab ich auch, der ist nicht instagramfähig aber das ist mir egal 😉 Die Antwort kommt prompt, es ist einfach auch wunderschön. Die Medaille hat zwei Seiten, sie gehören nun mal beide zum elternsein und das ist ok, man darf auch mal dampf ablassen und sagen wenn man fertig ist oder genervt.

LG LLL

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"Schätzen wir, die Kinder nur mit Hilfe oder Wunder bekommen können, es vielleicht mehr als andere? Liegt es daran?"

Das glaube ich eher weniger. Bei mir hat es auch gute 8 Jahre und diverse Fehlschläge gebraucht bis es dann endlich geklappt hat.
Ich finde es trotzdem extrem belastend und anstrengend mit Kind und bin froh, dass mein Mann sich mehr um den Kleinen kümmert als ich. Ich würde gleichzeitig trotzdem nicht sagen, dass ich lieber kein Kind hätte, denn ich liebe ihn ja 🤷‍♀️
Stress bleibt es trotzdem: Wenig Schlaf, die Lautstärke, wenn er den halben Tag vor Schmerzen schreit, das Mitleid was man dann mit ihm hat (und einem selbst irgendwie Schmerzen bereitet), das permanente Tragen und die Rückenschmerzen, usw. Das sind für mich, und viele andere, eben auch keine Kleinigkeiten, sondern große Belastungen. Jeder steckt sowas anders weg.
Ich glaube auch nicht, dass die meisten froh darüber wären ihr Kind dauerhaft "abzugeben", sie freuen sich einfach über eine kleine Ruhepause zwischendurch.

Ich denke man darf doch auch gerädert sein und fertig mit den Nerven, wenn man es halt einfach ist und kann trotzdem sein Kind lieben und auch die positiven Seiten sehen 🤔
Und nur weil man sich nicht über etwas beschwert heißt das ja auch nicht gleich, dass es einen nicht belastet.

Meine Eltern sind auch beide vor kurzem verstorben, aber grad deshalb fällt es mir schwer das Leben zu genießen - ohne die beiden.
Es ist eben nicht jeder Mensch gleich. Wir haben alle einen unterschiedlichen Charakter und bestimmte Ereignisse wirken sich auf verschiedene Menschen teils komplett anders aus.

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Wir haben auch drei Jahre auf unseren Sohn warten müssen und sind letztendlich durch ICSI schwanger geworden. Mittlerweile ist unser Schatz 11 Monate alt (wo ist die Zeit geblieben?) und ich kann es teilweise nachfühlen, wenn Frau ein bisschen leidet. Ich persönlich habe hier und da mit dem Identitätsverlust zu kämpfen, also dass ich nur noch "Mama von" bin. Unser Sohn ist das größte Glück meines Lebens, er ist so supersüß und wirklich pflegeleicht und ich liebe die Zeit mit ihm. Aber trotzdem freue ich mich schon wieder darauf, nach der Elternzeit MEIN eigenes Ding zu haben und arbeiten zu gehen, einfach, weil ich dann etwas anderes bin als Mama. Viele können das nicht nachvollziehen. Bei uns kommt hinzu, dass wir keine Großeltern etc haben und uns 24/7 selbst kümmern. Ihn mal einen Nachmittag woanders hinbringen, damit man in Ruhe einkaufen, putzen etc kann, geht hier nicht. Das muss man alles nebenbei machen, meistens noch mit Kind auf dem Arm (seit ein paar Wochen extrem anhänglich). Aber ich weiß natürlich auch, dass der Tag kommt, an dem ich mir diese Intimität zurückwünschen werde, denn die Zeit rennt nur so davon 🥰

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Ja, kann ich mir vorstellen. Ich sehe es an Freunden, zB denen mit Zwillingen im Kleinkindalter. An manchen Tagen kann man nicht mal zwei Sätze miteinander wechseln, weil immer einer von beiden etwas braucht.
Trotzdem lieben sie alle ihre Kinder und ich (die der Freunde) im Übrigen auch.
Ich denke, man kann phasenweise furchtbar genervt, übermüdet und auch mal sauer sein. Ich denke aber nicht, dass man es bereut, wenn man sich bewusst für ein Kind entscheidet.

Bearbeitet von FerryCrossTheMersey
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"Ich denke, man kann phasenweise furchtbar genervt, übermüdet und auch mal sauer sein."

All das kann man auch sein, wenn man keine Kinder hat. 🤷🏻‍♀️

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Eben 🤷‍♀️

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ich glaube nicht, dass nur mütter ihre kinder schätzen, die lange darauf gewartet haben ... es liegt einfach an der persönlichen situation, am charakter des kindes und dem der mutter ... wenn es nicht gerade ein "unfall" war und sich eine mutter dafür entschieden hat, obwohl sie eigentlich nicht wollte, glaube ich nicht, dass irgendeine mutter, die mega gestresst ist, sich auf freizeit freut und was weiß ich, ihr kind nicht zu schätzen weiß oder liebt ... im gegenteil, ich finde es wichtig, dass eine mutter auch noch sie selbst sein kann und könnte mir selbst gar nicht vorstellen, nur noch als mutter in der welt wahrgenommen zu werden, denn jede mutter ist auch frau und heutzutage finde ich es sogar super, dass väter auch ihrer rolle wesentlich gerechter werden (wollen) als nur erzeuger zu sein und das essen auf den tisch zu bringen und auch sie haben es verdient sich einbringen zu dürfen, daher ist auch da es absolut nicht verwerflich, wenn eine mutter das gemeinsame kind auch dem vater überlässt und sich um sich kümmert

ich selbst gehe seit 9 monaten auch auf dem zahnfleisch, ich wünsche mir oft zeit für mich, aber wenn ich sie dann habe, kann ich nicht abschalten, tue nichts für mich, sondern kümmere mich um den haushalt, allerdings sind die "me" phasen immer noch extremst selten, ich bin tag und nacht für unseren schatz da ... nicht falsch verstehen, ich will nicht meckern, ich liebe ihn über alles, denn auch er ist unser absolutes wunder und ich habe viel auf mich genommen, damit wir eine chance haben ihn zu bekommen und kann nicht stolzer sein ... da ist mir sogar der nervenschaden egal, den ich von einer op davon getragen hab und dass ich nun wohl mein leben lang pillen gegen die schmerzen nehmen muss ... oder die absolut ätzende schwangerschaft von tag 1 bis ende, in der ich körperlich echt am abgrund war und mir immer nur das ergebnis vor augen gehalten habe, dass wir unser lang ersehntes kind bekommen, egal wie es mir ging, das wichtigste war, dass zu keinem zeitpunkt mein sohn im bauch gefährdet war ... und die zeit war absehbar

so wie jetzt auch, die zeit ist absehbar ... jeder tag, an dem er so weint, klammert, mcih am liebsten keine sekunde allein lassen will, jede nacht die anstrengend ist und jeder knochen der weh tut, weil ich seit monaten kaum entspannt schlafen kann, ist in dem moment, wo es hart ist, schlimm, aber kurze zeit später, wenn ich merke, es ist schon wieder ein monat vorbei, dann kommt mir alles viel zu schnell vor

allerdings muss ich sagen, ich möchte eigentlich noch ein zweites kind, aber hadere auch extrem mit mir, denn mein kleiner ist ein high need aus dem bilderbuch ... er IST anstrengend, das ist nicht nur dahin gesagt und ich weiß nicht, ob ich ein zweites wirklich packen würde, auch, aus angst, dem kleinen dann nicht mehr geben zu können, was er braucht, zudem war ich ein zweites kind und lief nur noch nebenher, das möchte ich einem weiteren auch nicht antun und eben meine nerven, mein körper und so weiter ...

mütter dürfen und müssen auch egoistisch sein, nur so können sie dauerhaft für ihre kinder sorgen und ihnen die aufmerksamkeit bieten, die sie brauchen, jedenfalls sehe ich es so ... lieber, wenn man mit den nerven und körper am ende ist, das kind, ob wunsch oder nicht, abgeben, wissen, wo die grenze ist und dann frisch weiter machen, als total genervt vernachlässigen oder schlimmeres

vielleicht sind aber auch gerade die mütter von den kindern, die viel mehr dafür tun mussten die helikoptermütter, die ihre kleinen nicht für eine sekunde aus der hand geben wollen und andere mütter, die damit kein problem haben, eher als rabenmütter sehen (wobei rabenmütter ja bekannterweise mit die besten mütter in der natur sind ;) ...)

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Hallo,

ich kann nicht leugnen, dass es manchmal anstrengend ist und sich das Leben komplett ändert.

Die Kinderwunschzeit und das Warten auf die Schwangerschaft fand ich tausendmal anstrengender! Das möchte ich nie wieder so erleben.

Bearbeitet von sabmann