Neid und Traurigkeit bei anderen Schwangeren

Liebes Forum,
ich lese hier schon viele Jahre mit und habe so viele Informationen sammeln können, die ich nirgends anders gefunden habe. (Danke dafür! :) )
Jetzt möchte ich mir etwas von der Seele schreiben, was ich sonst nirgendwo besprechen kann.

Mein Mann und ich basteln seid 8 Monaten an Kind Nummer 3. Basteln heißt bei uns GvnP mit hormoneller Unterstützung und Timing durch die Kinderwunschklinik bzw. IVFs. Nummer 1 und 2, für die wir sehr, sehr dankbar sind, sind ebenfalls so entstanden.
Das Problem liegt eindeutig bei mir. Ich habe sehr unterschiedlich lange Zyklen, teilweise eine schlechte Eizellreifung und vor allem einen unterirdischen AMH Wert - so schlecht, dass mich schon damals, vor Kind Nummer 1, Kliniken abgewiesen haben mit der Aussage, ich sei unfruchtbar. (Damals war ich 30.)

In den letzten 8 Monaten konnten wir nicht jeden Zyklus nutzen, da einige total durcheinander waren. Deshalb haben wir dann doch eine IVF gewagt.

Jetzt ist es so, dass zeitgleich mit uns zwei Familien aus dem engen Familien-/ Freundeskreis ebenfalls mit dem Basteln an Kind Nummer 2 bzw. 3 begonnen haben. Eine davon auch mit IVFs, allerdings unter etwas anderen Voraussetzungen. (Die IVFs sind notwendig wegen undurchlässiger Eileiter, das erste Kind ist bei der ersten IVF entstanden, sie haben dann mit Blastos aus der ersten IVF beim zweiten Kind weiter gemacht. )
Mein Mann hatte ein sehr großes Bedürfnis danach unsere Versuche mit den anderen Familien zu teilen und auch wenn ich von Beginn an etwas Sorge hatte, dass mir das dann zu viel ist, wenn sie schnell schwanger werden und ich nicht, haben wir es erzählt.

Mittlerweile sind beide schwanger und ich nicht. Bei der ersten sieht man schon den runden Bauch, mit der zweiten hatte ich komplett zeitgleich zwei Transfere.
Ich hatte nach dem ersten eine chemische Schwangerschaft, der zweite Transfer war negativ. Für uns war das die letzte Blasto und erstmal ist finanziell auch keine IVF mehr drin. Bei der Freundin war der zweite Transfer positiv.

Ich fühle mich nun furchtbar, weil ich mich gar nicht richtig für die anderen freuen kann. Eigentlich will ich von deren Glück gerade überhaupt nichts mitbekommen.
Mein Mann versteht das gar nicht, er meint es ändere ja nichts daran, dass wir bisher kein Glück hatten und damit hat er natürlich recht.
Ich möchte auch gar nicht missgünstig sein. Und ich weiß, dass wir ganz, ganz großes Glück mit unseren zwei tollen, gesunden Kindern haben.
Trotzdem macht mich jedes Treffen einfach nur traurig und… ich schäme mich, dass mein Körper so viel “schlechter funktioniert”, als der der anderen.
Und ja, ich weiß, dass ich so nicht denken sollte, aber irgendwie… bleibt das Gefúhl trotzdem.

Dummerweise fahren wir mit der Familie der einen Freundin in einigen Wochen gemeinsam weg. Und ich habe jetzt schon Bammel, dass es dann ständig um die Schwangerschaft geht und dass ich da richtig traurig und bitter werde und mich nicht für sie freuen kann.

Kann mich hier irgendjemand ein klein wenig verstehen oder habt ihr Tipps, wie ich da besser mit umgehen kann?

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Hi. Ich konnte meine Gedanken beim Lesen deines Textes sehr gut wiedererkennen. Auch ich fühle manchmal so. Habe ein Kind und wir basteln seit 4,5 Jahren am zweiten. Besonders hart war es für mich nach der FG 2019 als unsere Nachbarin zeitgleich schwanger wurde und alles gut ging. Auch kann ich mich phasenweise zwar schon für andere freuen aber ich stecke dann zeitlich sehr in meiner eigenen Enttäuschung. Letztes Jahr waren besonders viele in meinem Umfeld schwanger und das Thema war ständig auf gemeinsamen Veranstaltungen. Ich glaube da hilft nur ein dickes Fell zu entwickeln und sich dem ganzen zu stellen. Das Thema Schwangerschaft und alles drum herum wird natürlich sehr ausführlich von allen besprochen. Das fiel mir auch sehr schwer dann wenn der Tag zuende war. Aber letztendlich hilft es mir immer zu sagen das man 1 Kind hat. Das es jammern auf Hohem Niveau ist. Viel schlimmer ist so eine Situation wenn man Kinderlos ist.

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Verstehe dich sehr gut !
Meine Schwester hat schon ein Kind, ich noch keines, sind seit 2 Jahren am basteln, seit März start unserer ersten IVF.
Meine Schwester ist seit April mit ihrem zweiten Baby schwanger und das habe ich anfangs gar nicht gepackt, habe nicht mehr mit ihr reden können und war froh dass wir uns nicht oft sehen. Aber habe mich dann geschämt dass ich keine bessere Schwester sein kann, ich bin ja froh dass es bei ihr so gut klappt und das sie glücklich ist. Diese Reise die ich durchmache wünsche ich keinem. Jetzt kann ich ihr schon viel besser begegnen mit dem Gefühl: bei mir wird es auch noch klappen und das sie schwanger idt ändert bei mir nichts. Und ich möchte als Tante für Baby Nr2 genauso liebevoll dasein wie für Baby Nr1!
Aber es ist oft sehr schwer und ich finde das ist in Ordnung !!

Lg Meggi 🌺

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Fühl dich gedrückt ❤️

Objektiv hat dein Mann vollkommen recht, es ändert nichts an eurer Situation, ob andere schwanger werden oder nicht. Mach dir das bewusst.

Dein Körper hat schon 2 Mal geschafft, ein gesundes Kind auszutragen und wird es auch ein 3. Mal schaffen, früher oder später. Du brauchst dich nicht schämen, du kannst stolz sein.

Bei deiner Freundin war es auch schwierig, es hätte genauso gut umgekehrt sein können, du jetzt schwanger und sie nicht. Sie wird Verständnis für deine Situation haben.

Wenn ihr euch so gut versteht, dass ihr gemeinsam in den Urlaub fahrt, könnt ihr auch über eure Gefühle reden.

Ich denke, wenn ihr nicht offen über die Behandlungen gesprochen hättet, wäre es noch schwieriger.

LG Luthien mit ⭐⭐⭐ und 👶

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Liebe Lomo,

ich finde es schön, dass ihr so offen mit den Behandlungen umgeht und ich stimme Luthien vollkommen zu, dass es jetzt noch schwieriger wäre, wenn ihr mit den Freunden nicht so offen umgegangen wärt.

Du bist eine tolle Frau, hast so viel schon hinter dir und hast 2 wunderbare Kinder! Versuch dich von der spirale an negativen Gedanken zu befreien, denn wie dein Mann sagt, es ändert nichts an eurer Situation. Es braucht viel Kraft und Geduld bis Kind Nr. 3 zu euch findet und das wird es! Glaub daran!

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Hey,

einerseits kann ich dich gut verstehen aber andererseits musst du dich auch mal in die Lage deiner Freundinnen versetzten.
Sie und die Kinder, können nichts dafür dass es bei euch nicht geklappt hat. Für mich war es auch jedesmal hart wenn die nächste Freundin schwanger wurde. Ich hab kurz geschluckt und mich dann mit ihnen mitgefreut und mitgefiebert. NIEMALS hätte ich meine Freundinnen wegen sowas aufgegeben oder nicht mehr mit ihnen geredet!!!

Meine Beste Freundin hat innerhalb von 3 Jahren, ihren Schwiegervater, ihre Schwiegermutter, ihren Schwager (der Vater von 4 Kindern ist) und fast ihren eigenen Vater verloren!!!!
Manchmal sollte man mit dem zufrieden sein was man hat. 🫂

(Ist nicht böse gemeint!!!! Das mit dem Schwager (35J) war erst am Freitag und die Kinder und die Familie steht noch sehr unter Schock)
Bitte Schluck deinen Unmut runter und rede mit deiner Freundin, sie wird es verstehen.

Lg

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Hallo Lomo,

ich glaube, diese Gefühle haben sehr viele hier im Forum. Und zwar beide Arten, Traurigkeit und Neid aber auch ein schlechtes Gewissen deswegen.

Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben. Deine Gefühle sind berechtigt und absolut nachvollziehbar. Diese Kontakte halten einem einfach permanent den Spiegel vor. Es liegt ja nicht an den Frauen, sondern nur dass du immer wieder in deine Sehnsucht und Enttäuschung gestoßen wirst, wenn du sie siehst.

Ich kenne das auch. Auch bei mir ist besonders der nachklang der Fehlgeburt schlimm. Wenn ich hochschwangere Frauen sehe, kann ich nicht anders als daran zu denken, dass ich jetzt auch so weit wäre. Das passiert ganz automatisch.
Meine beste Freundin überlegt gerade, ob sie ein zweites Kind wagen soll und es tut mir weh, dass bei ihr ein Kind gefühlt nur eine Entscheidung entfernt ist und bei mir sicher viel weiter.

Mein Tipp ist, achte gut auf dich und deine Gefühle. Du darfst da ruhig eine gesunde Portion Egoismus mitbringen. Du darfst den Kontakt einschränken oder (vorübergehend) komplett weglassen. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Frauen mit dem Hintergrund das nicht verstehen würden, wenn du offen darüber sprichst, dass du das einfach gerade nicht ertragen kannst, ihre Schwangerschaft so mitzubekommen.

Pass gut auf dich auf! Du brauchst deine Energie für dich und deinen Weg. Das ist okay, auch wenn es vielleicht nicht alle verstehen. Dein Mann muss es nicht verstehen, aber er sollte deine Bedürfnisse und Wünsche akzeptieren.

Wenn du dich dafür entscheidest, mit dieser Frau zu verreisen, dann würde ich wenigstens offen darüber sprechen und sie bitten, in dieser Zeit das Thema Schwangerschaft auszuklammern, weil es dich zu sehr belastet.

LG und viel Kraft dafür für dich einzustehen!

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Ich kann dich verstehen. Wir versuchen es seit über drei Jahren inzwischen und starten nun bald in unsere 3. ICSI… viele Freundinnen um mich rum bekommen gerade Kinder. Zwei von ihnen im gleichen Zeitraum schon das zweite.

Mir geht es damit aber eigentlich genau umgekehrt. Ich bin froh dass es für sie klappt. Ich glaube ich sehe das ähnlich wie dein Mann. Dass es für sie klappert ändert nichts an meiner Situation und ich würde ihnen niemals wünschen, dass sie es auch so schwer haben wie wir. Daher ist der einzige Weg für mich mich zu freuen. Als meine Schwägerin schwanger wurde war ich auch kurz traurig und enttäuscht dass es bei uns noch nicht so weit ist, aber das legt sich schnell wieder.

Obwohl ich ganz andere Erfahrungen mache als du kann ich auch deine Sicht verstehen und denke es ist vielleicht sinnvoll offen mit deiner Freundin zu sprechen. Sie hat ja nichts falsch gemacht und wir sicherlich Verständnis für dich haben. Vielleicht hilft das nicht nur eurer Beziehung sondern auch dir emotional weiter deine Gefühle ihr gegenüber zu verbalisieren. 🍀