Kinderwunschbehandlung und Phobie vor Spritzen

Hallo ihr Lieben,

mein Mann und ich waren letzte Woche zum Erstgespräch in der Kinderwunschklinik. Aus verschiedenen Gründen sind wir auf eine künstliche Befruchtung angewiesen.
Das Gespräch letzte Woche lief leider nicht so besonders gut. Ich habe eine regelrechte Phobie vor Spritzen. Blut nehmen geht mittlerweile einigermaßen wenn ich mich hinlege, die Augen zu mache und am Besten noch Musik zur Ablenkung am Ohr habe. Bei Impfungen kippe ich aber wegen den Spritzen regelmäßig um. Das hab ich nun der Ärztin in der Klinik gesagt und darum gebeten, eine Behandlung ohne Spritzen zu bekommen.
Sie meinte dann, das wäre nicht möglich und ich müsse mich eben zusammenreisen. Sie lies sich auf keinerlei Diskussion ein.
Ich kann mir das gar nicht vorstellen, dass das nicht auch alles mit Tabletten möglich ist. Hat vielleicht jemand Erfahrung damit oder das gleiche Problem wie ich? Wie ist das bei euch gelaufen?

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Hey Laauzee,

Ob ich es bei lir Phobie nennen würde weiß ich nicht. Aber Blut abnehmen schaffe ich nur mit schwer zusammenreißen. Letztens musste bei einer Blutabnahme nach dem ersten Stechen eine andere Stelle probiert werden und ich hab fast geweint.
Impfen geht dafür etwas besser.... .

Ich habe bisher zwei Hormonbehandlungen hinter mir und die Nadeln in den Bauch stechen gehen einigermaßen. Ins Bauchfett ist es nicht so schlimm wie in den Arm, eigentlich piekst es nur kurz.
Ich gewöhne mich aber nicht an die Nadeln, ich gewöhne mich nur daran darunter nun mal leiden zu müssen. Ich hab mir niedliche Pflaster gekauft indem belohne mich mit lecker essen, wenn ich mich Spritzen muss. Das macht es etwas erträglicher.

Es geht leider nicht ohne Spritzen, da hat die Ärztin recht - auch wenn sie das ziemlich unsensibel rübergebracht hat.
Kann dir jemand der dir nahe steht sonst die Spritzen verabreichen?

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Bei den Spritzen geht es nicht so sehr um die Schmerzen, sondern einfach um die Spritze an sich. Sobald ich eine Spritze sehe wird mir schon übel. Ich mache daher auch beim Blut nehmen die Augen rechtzeitig zu, damit ich die Nadel gar nicht erst sehe.
Mein Mann sagt leider auch, dass er mir keine Spritze geben kann. Er kann bei sich auch nicht zusehen und könnte erst recht niemand anderem eine Spritze geben. Ich verstehe das, ich könnte das auch nicht.

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Ja mit Tabletten funktioniert das nicht, da die Hormone nach der Magen Darm Passage unbrauchbar sind. Darum muss man zwangsläufig spritzen. Das hat auch nichts mit Dikussion zu tun, sondern ist eine Notwendigkeit, leider.

Bei z.b. beiner ICSI Behandlung spritzt du je nach Stimulation unterschiedlich häufig. Aber die 15- 30 Piekser musst du tatsächlich hinter dich bringen. ABER die Nadeln sind viel viel dünner als beim blut abnehmen. Und anders als beim Impfen muss es nicht in den Muskel sondern nur ins Fett.

Hinzu kommen natürlich relativ häufige Blutabnahmen, um die Spiegel zu kontrollieren plus Venenzugang bei Punktion.

Natürlich ist das alles nicht angenehm, aber man fühlt sich schon auch stark wenn man am Ende von nem Zyklus den Haufen an Spitzen sieht. So hab ich das zumindest gesehen :)

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Es geht mir bei den Spritzen nicht um die Schmerzen, sondern einfach um die Spritze an sich. Sobald ich eine Spritze sehe wird mir übel. Da hilft auch der Gedanke nicht, dass die Nadel dünn ist. Wenn ich schon beim Anblick der Spritze umkippe, komme ich gar nicht so weit, mich hinterher stark zu fühlen.

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Hm also wenn es ne richtige phobie ist kannst du theoretisch ne Expositionstherapie vor beginn machen? Das würde dir ja auch im restlichen Leben helfen. Und so kurzinterventionen sind meistens nur einige Sitzungen. Ansonsten wirds leider schwierig:(

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Vielleicht kannst du die Phobie mit einer Psychotherapie behandeln lassen? So was ist ja immer dann behandlungswürdig, wenn es die Lebensqualität bzw die Möglichkeiten im Leben einschränkt. Es dauert zwar, bis man bei einer Therapeutin einen Termin hat, aber wenn ihr sonst euren Kinderwunsch nicht erfüllen könnt, lohnt sich das vielleicht.

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Ja, eine Behandlung ist eine Überlegung. Aber bis ich einen Termin bekomme, wir das dauern und die Behandlung nimmt auch Zeit in Anspruch. Ich werde bald 39 und wir haben daher nicht mehr so viel Zeit und der Arzt möchte im September mit der IVF starten.

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Kurzer Gedanke dazu: Bei spezifischen Phobien hilft Expositionstherapie am besten. D.h. ihr könntet euch z.b. ein paar Spritzen besorgen und die zuhause immer wieder einfach nur anschauen oder bedienen. Das klingt vielleicht affig, aber vielleicht wirds so mehr normalität.

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Hallo,

Ich verstehe, dass es dich sehr stresst. Leider führt kein Weg daran vorbei, wenn euer Kinderwunsch groß genug ist. Die meisten Paare brauchen auch mehr als einen Zyklus, von daher kann es eventuell auch mehrmals auf dich zu kommen. Wende dich doch an einen auf Phobien spezialisierten Psychiater oder Psychologen und versuche die Angst in den Griff zu bekommen UND gib deinem Mann einenTritt in den Arsch. Er ist genau so Teil der Behandlung und kann sich auch daran beteiligen wenn du es wirklich mal nicht selbst schaffst. Wir machen schon genug durch mit der ganzen Stimulation.

Eine ICSI im natürlichen Zyklus braucht zumindest auch die Auslösespritze und bei mir wurde dann ohne Narkose punktiert, lohnt sich ja nicht wegen einer Eizelle. Fand ich nicht dramatisch, ist aber halt auch eine (lange) Nadel.

LG

Bearbeitet von salule
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Ich kann doch meinen Mann keinen "Tritt in den Arsch" geben für ein Problem, das ich selbst habe. Wenn mein Mann mir jetzt einen "Tritt in den Arsch" geben würde nach dem Motto, ich solle mich nicht anstellen, würde ich ehrlich an unserer Ehe zweifeln.

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Naja, ihr habt einen gemeinsamen Wunsch und dabei eine gemeinsame Hürde zu nehmen. Meiner Meinung nach kann er dir durchaus dabei helfen. Muss ja nicht immer sein aber falls du es wirklich mal nicht schaffst, vor allem z.B. bei der Auslösespritze, die ja zeitkritisch ist.

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Hallo Lauzee,
ich antworte dir als Blut-Spritzen-Verletzungsphobikerin die inzwischen ihre 3.Icsi hinter sich gebracht hat.
Beim ersten Gespräch in der Kiwu bin ich in Tränen ausgebrochen als mir gesagt wurde, dass das der einzige Weg ist um Kinder zu bekommen. Die Ärztin war auch nicht gerade verständnisvoll...aber wenn man dann bewusstlos vor ihnen liegt ändert sich deren Meinung ziemlich schnell 😅
Es gibt einfach viele Leute die sagen sie mögen keine Spritzen... richtige Phobiker (ich bin einfach gnadenlos immer bewusstlos geworden) erleben sie nicht so oft.
Ich habe es trotzdem geschafft und inzwischen meine Phobie in ein vertretbares Maß gebracht.
Meine Strategie war/ist folgende:
-Ich setze keine Spritze selbst. Mein Mann muss da durch. War für ihn auch hart, aber so müssen wir uns beide überwinden. Inzwischen ist es sogar richtig gut so: es ist sein Job in der Behandlung und er ist dadurch ein wichtiger Teil des Ganzen!
-Mein Mann kümmert sich auch um die Kühlung, die Dosierung, das Timing etc. Ich muss keine Spritze anschauen oder in die Hand nehmen und mir null Gedanken darum machen. Dazu gehört natürlich auch eine gute Portion Vertrauen 😉
-Ich nutze eine Technik der Körperanspannung die du hier finden kannst:https://blog.uni-koeln.de/angstambulanz/blut-verletzungs-und-spritzenphobie-therapie/
Das hilft mir sehr. Unbedingt vorher (gerne auch in Stresssituationen, z. B. einem schwierigen Meeting) üben!
-Die Spritzenzeiten möglichst so legen, dass du keine Probleme im Alltag damit bekommst und nie zwischen Tür und Angel Spritzen musst. Ich habe zum Beispiel in Absprache mit dem Arzt immer sehr spät Abends gespritzt.

Da ich mir das Anfangs auch so gar nicht vorstellen konnte, haben wir dann erstmal noch IUIs gemacht, da müssten wir nur den Eisprung per Spritze auslösen.
Das ganze hat sich dann mit der Zeit langsam gesteigert. Mir war es auch wichtig, dass ich mit meinem Mann vereinbart hatte, jederzeit abbrechen zu dürfen wenn ich merke dass ich es nicht schaffe.

Die gute Nachricht : inzwischen ist meine Phobie fast überwunden. Mich selbst spritzen könnte ich zwar immer noch nicht, aber ich falle nicht mehr in Ohnmacht und es wird mir nicht mal mehr schlecht.
Glaub mir bitte dass du es auch kannst! Wenn es der einzige Weg ist, dann müsst ihr euch als Paar der Angst stellen. Du würdest dir sonst nur Vorwürfe machen es nicht wenigstens versucht zu haben.
Ich drücke dich ganz fest unbekannter Weise. Ich weiß wie du dich fühlst! Du bist nicht allein und du bist keine Simulantin aber du bist so stark, dass du es trotzdem schaffst!
Liebe Grüße
Mamantobe🧡

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Hallo liebe Laauzee,

ich glaube du hast eine ganz gute Prognose. 👍 Blut abnehmen lassen ist ein guter Anfang.

Vielleicht kurz aus dem Nähkästchen geplaudert. Ich hatte als Kind eine KiÄ, die es mir wirklich mit Spritzen verdorben hat. Ich bin weggelaufen und habe mich Stunden lang versteckt vor Panik. Blutabnahme ging nur im Liegen und oft ist mir vor Panik der Kreislauf weggerutscht.

In der KiWu habe ich meine Ärztin panisch ausgelacht, als sie mir Spritzen in Aussicht stellte. Nach und nach lies sich das jedoch nicht mehr umgehen. Nach 3 Jahren war ich auch bereit einiges mehr zu opfern. Die erste Spritze war eine riesengroße Überwindung und jede andere kostet mich viel Mut, aber wenn der Wunsch groß genug ist, dann kannst du das. Ich saß vor dem Endgegner und wusste, dass das nun da rein muss. Mein Partner darf mich nicht spritzen, damit ich die Kontrolle behalte. 🤷🏻‍♀️

Inzwischen sind wir schwanger und ich jage mir täglich 2 Spritzen rein. Eine mit ner voll langen Nadel und Heparin, was halt oft fies brennt.

Lange Rede gar kein Sinn, wenn der Wunsch groß genug ist, kannst du das. 👍 Die Stimmuspritzen gehen auch. Akzeptiere deine Angst und deinen Respekt und lass dir Zeit.

Viel Erfolg und berichte gerne mal.

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Hallo,

ohhh, ich verstehe dich soooo gut. Ich hatte auch eine fürchterliche Angst vor den Spritzen, mein Leben lang. Wie bei dir, hatte ich keine Angst vor den Schmerzen, sondern vor der Spritze.

Dann kam die Kinderwunsch- Behandlung und ich konnte es mir nicht vorstellen, wie ich es jemals hinbekommen soll. Dann hat mein Mann gesagt, er macht das. Als er die erste Spritze setzen wollte, hatte ich noch mehr Angst. Habe mich zusammengerissen und den Pen selbst in die Hand genommen und selbst gespritzt. Was soll ich dir sagen, wenn man es schafft die Angst zu überwinden, dann wird sie plötzlich kleiner. Mein Tipp, stelle dich der Angst und zeige ihr, wer das Sagen hat, sonst wird sie immer größer. Und die Nadeln sind klein und dünn.
Ich bin froh, dass ich meine Angst überwinden konnte, denn ich musste 4 IVFs machen und letztendlich musste ich während der ganzen Schwangerschaft Heparin spritzen und da meine Kinder Frühchen waren, bekam ich dann auch die Lungenreife-Spritze und die ist echt unangenehm.
Heute habe ich absolut keine Angst vor Spritzen.

Ich bin mir ziemlich sicher, wenn die Klnderwunsch-Behandlung mich nicht dazu gezwungen hätte, hätte ich heute noch eine wahnsinnige Angst davor.

Vor der Kinderwunsch-Behandlung Lage ich im Krankenhaus, wegen eine andere Geschichte, dabei musste mir Blut abgenommen werden, während der Blutabnahme bin ich panisch aufgesprungen, dabei ist die Nadel abgebrochen, der Arzt war geschockt über mein Verhalten und wahnsinnig erleichtert, dass er die Nadel doch noch aus meinem Arm rausholen konnte, denn das hätte auch gewaltig nach hinten gehen können.

Ich glaube, du schaffst das!!! Glaub auch du an dich!!! Jede Spritze bringt dich ein Stück näher zu deinem Baby.

LG

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Ich muss mich meinen Vorrednern leider anschließen, gar keine Spritze ist nicht möglich. Es gibt zwar sehr niedrig stimulierte Behandlungen mit Letrozol oder Clomifen, trotzdem müssen am Ende Unterdrückungs- und Auslösespritze gesetzt werden… Dazu kommt, dass bei dieser Stimulation max. 2-3 EZ zu erwarten sind. Deshalb wirst du wahrscheinlich mehrere Anläufe brauchen, so dass du unterm Strich genau so viele Spritzen brauchst, wie bei einer vollen Stimulation.
So hart das jetzt auch klingt, entweder ihr holt euch professionelle Hilfe, um an eurer Phobie zu arbeiten oder ihr verabschiedet euch von eurem Kinderwunsch.
Aber ich kann dir auch sagen, dass man sich wirklich wirklich wirklich wirklich daran gewöhnt. Ich musste mich früher auch immer zum Blutabnehmen hinlegen, weil mir sofort der Kreislauf weggesackt ist. Mittlerweile sitze ich und unterhalte mich mit der Arzthelferin. Und hätte mir das jemand vor ein paar Monaten gesagt, hätte ich es nie geglaubt.
Ich hebe übrigens jede Spritze die ich gesetzt habe in einem großen Glas als Trophäe auf 🏆
Glaub an dich, du kannst das. 💪🏼

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Hallo,
Ich kann auch keine Spritzen sehen.
Wir hatten nur eine stimulierte IUI.
Ja, am ersten Abend stand ich gute 40 Minuten mit der Spritze in der Hand. Hab mich dann überwunden. Hat geklappt. Die nächsten Tage waren dann einfacher.
Wenn du dich gar nicht überwinden kannst, frag eine Freundin, ob die das für dich macht. Oder eine Nachbarin oder so. Da findest du sicherlich jemanden. Meine Nachbarin hätte mir auch geholfen, wollte mich aber überwinden. Hat sich gelohnt.