Psychotherapie bei unerfülltem Kinderwunsch

Hallo ihr Lieben! 💚

Ich wollte mal in die Runde fragen, wer von euch Erfahrungen mit Psychotherapie i.R. der Kinderwunschbehandlung gemacht hat. Wart ihr vorher schon in psychologischer Behandlung oder war der Kinderwunsch der Anlass?

Ich merke einfach, dass mich das Thema zunehmend belastet und auch mit der Entscheidung zur EZS wird das ganze nicht leichter!
Ich habe ein Hausärztin, die auch psychosoziale Beratung zum Thema Kinderwunsch anbietet (zu ihr gehe ich nur zur KiWu-Beratung, ist also nicht meine „eigentliche HÄ“). Zwei Termine hatte ich schon bei ihr, die mir auch weitergeholfen haben.

Trotzdem habe ich in den letzten Jahren immer mal wieder depressive Züge an mir festgestellt, auch unabhängig vom unerfüllten KiWu. Ich bin antriebslos, bekomme nichts auf die Reihe, mache wenig im Haushalt etc.

Ich könnte mir vorstellen, dass mir eine Therapie über einen längeren Zeitraum evtl. dabei helfen könnte, meine Gedanken zu sortieren, Strategien zur Stressbewältigung zu erlangen etc.

Ich habe hier im Forum von einigen Mädels gelesen, die auch in Therapie sind bzw. schon vorher waren.

- Wie läuft denn sowas ab und an wen muss ich mich wenden? An den Hausarzt, damit der eine Überweisung oder ähnliches ausstellt?
- Zahlt das überhaupt die Krankenkasse und wenn nicht, was kosten die Therapiestunden?


Ich weiß auch, dass man mitunter sehr lange warten muss, bis man einen Platz bekommt. Aber wie finde ich einen passenden Therapeuten oder Therapeutin?

Ich habe heute bei der Hausärztin angerufen und wieder einen Termin ausgemacht. Der ist allerdings erst im November, da sie vorher keine Kapazitäten hat…

Der Austausch hier im Forum ist natürlich auch sehr wertvoll, keine Frage. Aber manchmal ist es vielleicht doch hilfreich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Vielleicht kann mir hier jemand von eigenen Erfahrungen berichten!

Bin um jeden Tipp und Hinweis dankbar! 😘

Vielen Dank schon mal an alle, die bis hier gelesen haben 🙈

1

Hallo 🤗

Ich war bereits vor der Kinderwunschbehandlung aufgrund einer anderen Diagnose psychologisch angebunden (1x wöchentlich seit 2021).
Seit 01/2023 befinden mein Mann und ich uns in einer Kinderwunschklinik. Dementsprechend findet diese Thematik auch immer mal wieder Raum in meinen Therapiestunden. Ich merke, dass es mir unheimlich gut tut, mit meiner Therapeutin über das ständige Auf und Ab, Enttäuschungen, Zweifel, Hoffnung, Schuldgefühle (ich bin „Verursacherin“, dass es nicht klappt) und Ängste zu sprechen. Inwiefern es hilfreich sein kann, hängt denke ich zum einen davon ab, welcher Typ Mensch man selbst ist und zum anderen natürlich, ob es mit dem bzw. der TherapeutIn zwischenmenschlich passt (es gibt leider viele schwarze Schafe).

In der Regel übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Psychotherapie. Das Verfahren hängt ein bisschen davon ab, ob du privat oder gesetzlich krankenversichert bist. Auch die Kosten für eine Therapiestunde variieren je nach TherapeutIn. Bei mir sind es pro Sitzung etwa 95€.

In der Regel startet man mit 5 probatorischen Sitzungen, in denen ein erstes Kennenlernen erfolgt und beide Seiten schauen, ob es zwischenmenschlich passt.

Therapieplätze sind tatsächlich rar. Falls du gesetzlich krankenversichert bist, besteht die Möglichkeit über das Kostenerstattungsprinzip schneller an eine*n TherapeutIn zu gelangen, da man in diesem Fall auf TherapeutInnen ohne Kassenzulassung ausweichen darf. Die Techniker Krankenkasse ist hier sehr entgegenkommend (ich spreche aus Erfahrung).

So viel dazu erst einmal. Ich hoffe, das hilft dir weiter. In jedem Fall wünsche ich dir alles Gute 🤍

Bearbeitet von Me147
2

Hallo liebe Coernchen,

ich finde es ganz stark sich damit auseinanderzusetzen. Viele kämpfen so lange alleine und erlauben sich nicht, sich dabei unterstützen zu lassen. Dabei ist genau das sehr gesund.

Ich habe seit 2020 Therapieerfahrung. Da kam bei mir alles zusammen und ich bin in eine Depression gerutscht.

Ich habe mir aus verschiedenen Gründen jemand gesucht, den ich selbst bezahle.

Aber im Normalfall läuft es so:

Du brauchst keine Überweisung. Die brauchst du nur für Ärzte. Also für einen Psychiater. Das ist aber eher relevant für Medikamente und Krankschreibungen. Es gibt auch Ärzte die Psychotherapie anbieten, aber meistens handelt es sich um ärztliche Kurzkontakte. Meist so 10-15 Minuten Termin alle 4 Wochen.

Einen Therapeuten kannst du dir direkt suchen. Über die 116117 gibt es eine Möglichkeit, Psychotherapeuten mit Kassensitz zu finden (die lassen sich dann entsprechend über die KK abrechnen). Da musst du dann eben nur entsprechend anklicken, wie du versichert bist, was du suchst etc.
Da bekommt man einen ganz guten Überblick. Dann kannst du bei den verschiedenen Therapeuten anrufen und kannst dich auf eine Warteliste setzen lassen. Meist dauert es leider Monate, bis ein Platz frei wird. Von daher der Tipp sich ruhig auf mehrere Wartelisten setzen lassen. Dann gibt es ein Erstgespräch, in dem auch eine Diagnose festgelegt wird. Es braucht eine Diagnose und einen Behandlungsplan, damit das bei der KK eingereicht werden kann. Und dann bekommt man ein bestimmtes Stundenkontingent bewilligt, das evtl verlängert werden kann.

Der andere Weg ist es sich jemanden privat zu suchen. Vorteil: es geht schneller, ist flexibler, keine Diagnose bei der KK. Nachteil die Kosten. Ich habe mir jetzt eine Heilpraktikerin gesucht, die ganzheitlich arbeitet. Da habe ich eine gutes Gefühl. Die Stunden Sätze sind da aber echt unterschiedlich. Ich war bis jetzt bei 3 unterschiedlichen Personen. Kosten lagen zwischen 80 und 100 Euro. Die Heilpraktikerin jetzt verlangt aber wohl weniger. Ich bin gespannt.
Wenn du noch Fragen hast, gern :)

3

Hallo Coernchen.
Vorab: eine sehr gute Entscheidung wenn du mich fragst! :)

Letztes Jahr kamen bei mir viele Dinge zusammen: eine toxische Beziehung zu einem engen Familienmitglied, parallel die 1. negative ICSI, danach die positive Kryo mit anschließender MA und Kürretage, Umzug mit Jobwechsel und die Frage wo mein Mann und ich in Zukunft leben wollen… Das war zu viel und ich bin in ein tiefes Loch gefallen. Ich suchte mir eine Therapeutin. Auf Anhieb hatte ich nur die Möglichkeit eine Selbstzahler-/Privattherapeutin aufzusuchen. Die Sitzung kostete 100€, sie empfiehl mir aber eine längere Therapie auf Kassenleistung. Da begann die Suche für mich - einige Telefonate später hatte ich nur Absagen bekommen. Es gibt hier in der Gegend eine Möglichkeit sich auf Therapeuten zu bewerben bzw. die Praxen die einen freien Platz haben, melden sich dann. Ich hatte nach 3 Monaten Glück und bin in eine neue Praxis gerutscht! Da hab ich mich auch wohl gefühlt. Nachdem ich 5 Probesitzungen hatte, hat meine Therapeutin einen Antrag für eine Kurzzeittherapie gestellt. Ich musste nur einen Zettel bei meinem Hausarzt ausfüllen lassen. Super unkompliziert!

Ich drücke dir sehr die Daumen, dass wenn du möchtest auch einen zeitnahen Therapieplatz findest!! 🍀
LG Huu

4

Hallo Coernchen,

ich fand es für mich nicht schlimm in der ICSI-Zeit nicht viel anderes zu wuppen. Arbeit und Arzttermine, und an die Medikamente denken war das einzige was erledigt werden musste. Zwischendurch (Wartezeiten) hatte ich auch bessere Zeiten wo dann wieder etwas Kapazität für andere Dinge im Kopf da war.

Sei nicht zu hart zu dir, du leistest unheimlich viel und du bist nicht alleine! ♥️ Wenn du den Plan für die weitere Behandlung entschieden hast kannst du sicher wieder hoffnungsvoller in die Zukunft blicken.

Ganz liebe Grüße
🐻

5

Hallo Coernchen,

von der 116117 gibt es einen Terminservice. Da können Psychotherapeuten freie Termine angeben, die man als Patient ganz unkompliziert und vor allem zeitnah (innerhalb weniger Tage!) buchen kann. Vielleicht hast du da Glück?

https://eterminservice.de/terminservice

Alles Gute!

6

Hallo Coernchen,

Bin seit 2020 in Psychotherapie, Kiwu seit 2021 also schon vorher gestartet. Psychotherapie ist der Luxus den ich mir leiste.

Ich habe sehr viel über mich gelernt: mit mir umzugehen, über andere reflektieren, auch mal weniger streng zu mir zu sein. Ich kann es wirklich jedem ans Herz legen, etwas über sich lernen will/bereit ist sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Fühlte mich wirklich ausgeglichener nach 3 Jahren Therapie. Natürlich ist das Thema kiwu bei mir in der Behandlung mittlerweile auch groß :)

Man kann auf alle Fälle festlegen (bzw. sieht ein guter TherapeutIn) was du/man grad braucht. Zb muss man sich ja nicht gleich mit seinen Schwächen auseinandersetzen, sondern konzentriert sich vll erstmal auf Ressourcen-Wahrnehmung und - Aufbau, wenn du aktuell belastet bist. Es ist deine Therapie und du formst sie nach deinen Wünschen ;)

Du solltest auch überleben welche Richtung. Psychoanalyse ist ganz was anders als Verhaltenstherapie... Ich fühle mich bei meiner Personenzentrierten Therapeutin sehr wohl.

Hier in Österreich kannst du einen unterstützen Therapieplatz bekommen, aber es dauert ewig. Und eine Freundin von mir steht zb seit November auf der Warteliste. Zwei Therapeuten haben sich gemeldet, aber dann hat es doch irgendwie nicht gepasst. Ich bin Selbstzahlerin, 120€, bin aber auch im Stadtzentrum bei einer arrivierten Psychotherapeutin, also es geht auch günstiger. Zb bei Psychotherapeutin in Ausbildung, die machen meist billigere Tarife.

Ich überlege grad wegen Paartherapie. Wir kommen sehr gut zurecht derzeit, können auch gut miteinander reden und reflektieren, aber ich merke, dass es schon an den Reserven zeert. Außerdem wünsche ich mir einen Raum,wo mein Mann auch mal frei sprechen kann. Weil er redet halt oft nur mit mir und ich aber mit meiner Psy, meiner mum, meinen Freundinnen...

Die Therapeutin von Kiwu Zentrum sieht leider nicht sympathisch aus auf ihrem Bild. Aber ich glaub ich möchte trotzdem mal hinschauen. Kann nicht falsch sein, immerhin kennt sie dafür Paare mit kiwu wie uns. Einen Kontakt für Paartherapie hab ich schon... Aber ich kenne das Problem... Ich trau mich dann auch nicht wirklich anrufen... Vll Montag ;)

7

Gerade wegen der Wartezeit wäre vielleicht noch die normale Familienberatung was? Donum Vitae, die Fabi usw bieten auch psychosoziale Beratung im Bereich KiWu an, völlig gratis. Ich hatte ein Gespräch dort und war positiv überrascht.

Vielleicht findest du hier was: https://www.bkid.de/fuer-ratsuchende/beratungsfachkraefte-in-ihrer-naehe/

8

Ich bin Psychotherapeutin in Ausbildung. Das Thema ist nicht selten ein Anlass eine PT zu beginnen. Wir haben in der Ausbildung Seminare zu dem Thema.
Um eine PT zu beginnen braucht es eine Diagnose, das kann im Zweifelsfall eine Anpassungsstörung sein. Das bedeutet, dass man bestimmte Symptome hat, die durch eine belastende Lebenssituation hervorgerufen wurden.
Ein Therapieplatz ist schwierig zu bekommen. Unter der 116117 kann man dabei Unterstützung erfahren. Ansonsten ist es hilfreich hartnäckig zu bleiben und Therapeuten regelmäßig zu kontaktieren. Man sollte sich nicht auf eine Warteliste verlassen. Eine Alternative ist es, deine Therapie bei einer Therapeut*in in Ausbildung zu beginnen (psychologische Psychotherapeuten haben ein 5 jähriges Psychologiestudium und eine 3 bis 5 jährige therapeutische Weiterbildung hinter sich, um selbst zu therapieren muss man die Hälfte der Weiterbildung hinter sich haben). Diese findet man eher in größeren Städten. Stichwort wäre hier Lehrpraxis oder Institutsambulanz.
Man braucht keine Überweisung.
Wenn man sich Hilfe bei einem Heilpraktiker oder Coach sucht, sollte man wissen, dass man dies selbst finanzieren muss und dass diese häufig keine fundierte therapeutische Ausbildung haben.

9

Ich hatte auch schon vor dem Kinderwunsch psychologische Beratung. Zwischendrin dann nicht mehr. Ich bin als es zu belastend wurde zur gleichen Therapeutin zurückgekehrt. Dadurch habe ich schnell einen Platz bekommen. Die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen. Allerdings merke ich grade, dass sie sich überhaupt nicht auskennt mit dem Thema und mir nicht gut tut. Häufig kriege ich zu hören, dass sich ja nur etwas in der Pyche lösen muss und es dann sicher funktioniert … mit Endometriose ein toller Rat! Das belastet mich zusätzlich und schadet eher. Ich bin jetzt bei einer Kinderwunschberaterin beim Sozialdienst katholischer Frauen (ich bin nicht gläubig … aber jeder kann dort hin gehen). Sie kennt sich in der Thematik super aus und weiß um die psychologischen Folgen, Herausforderungen und Schwierigkeiten der Situation. Bei uns wurde die Beratungsstelle vom Kinderwunschzentrum empfohlen und sie arbeiten auch zusammen. Mir tut es sehr gut verstanden zu werden. Dort kann man regelmäßig hingehen und die Begleitung ist umsonst. Ich glaube es gibt auch eine entsprechende Zertifizierung für spezielle Kinderwunschberatungen. Ich kann eine solche Stelle also sehr empfehlen.
Ansonsten genau schauen, ob es mit dem Psychologen/ der Psychologin hinsichtlich der Thematik passt! Dazu unbedingt die 5 probatorischen Sitzungen in Anspruch nehmen.