Wie schafft ihr das alles?

Hallo meine Lieben,

ich habe vor ein paar Wochen in das Forum hier gewechselt, da bei meinem Partner ein sehr schlechtes SG diagnostiziert wurde und wir somit ICSI Kandidaten sind. Wir haben vorher einige Monate probiert und sind immer erstaunter gewesen, dass es so lange nicht klappt, bis wir endlich eine Diagnostik gemacht haben. Gerade sind wir in der Antrags- und Formularphase und wir hoffen, wir können im nächsten, aber vermutlich eher übernächsten Zyklus starten. Ich stelle mich aber hier mittlerweile auch auf eine lange Phase mit viel Herzschmerz ein.

In der aktuellen Phase finde ich es nicht leicht mit vielen Alltags Situationen umzugehen. Beispielsweise im
Café sitzen und ganz viele Mamas um einen herum
zu haben. Verwandschaftsfeiern mit ganz vielen Fragen, wann es soweit ist. Selbst bei mir in der arbeit werde ich häufig darauf aufmerksam gemacht; dass meine Zeit “tickt” (bin 33 Jahre).

Ich habe meine engsten Freunden gesagt / geschrieben, dass es nicht so klappt und ich mich erst einmal sortieren muss und es toll fände, wenn wir nicht mehr so viel gefragt werden. Das funktioniert ganz gut. Ich werde nur im Alltag immer wieder so traurig, wenn ich viele junge Familien sehe und versuche mittlerweile viele Situationen zu meiden.. irgendwie weiß ich jedoch nicht, ob es dadurch besser wird.

Habt ihr das auch und wenn ja, wie geht ihr damit um? Wird das alles besser?

Ich würde mich über eure Meinungen freuen.

Liebe Grüße,
Roma

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Hallo Roma,

tatsächlich ist so etwas von vielen einfach unbedarft daher gesagt worden. Je nach Situation habe ich unterschiedlich reagiert. Es gibt so manche Sprüche, da kann man es zumindest andeuten. "Freut mich, dass bei euch das Kinder kriegen ohne Probleme funktioniert hat". "Ach, bei euch hat das schwanger werden wollen gereicht für euer Kind? Danke für den Tipp". Oder auch: "Braucht ihr mich nicht auf Arbeit? Gut zu wissen, dann kann ich anfangen für mein Sabbatical anzusparen/ die Arbeitszeit verkürzen". Wenn ich die Leute nicht so gut kenne, versuche ich es einfach an mir abprallen zu lassen, auch wenn es mich teilweise verletzt.

Wir hatten gerade unseren 5. Hochzeitstag und ich nehme an, dass die meisten ahnen, dass es entweder nicht funktioniert oder wir nicht wollen. Somit sind die Fragen auch nicht mehr ganz so penetrant.

Schwierige Situationen/ Melancholie, wenn man eine Frau mit Babybauch lässt sich nicht ganz abstellen. Genau sowenig wie der Neid, wenn es bei anderen scheinbar sofort funktioniert. Tatsächlich entscheide ich je nach Stimmung, ob ich mir das antue. Ich war z.B. nicht beim Baby-Abschied einer guten Kollegin, weil bei mir kurz davor ein missed Abort festgestellt wurde. Ich begründe das nicht, sondern sage einfach, dass ich nicht kommen kann.

Alles Gute und viel Glück #klee #klee #klee

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Mein Kinderwunsch begann mit einer FG aus dem 1. ÜZ nach Absetzen der Pille und bis ich ein gesundes, lebendes Baby im Arm halten konnte, sind fast 6 Jahre vergangen.

Es hilft nur zu akzeptieren, dass andere schwanger werden und Babys zu bekommen.

Es ändert rein gar nichts an deiner Situation.

Und wenn du mich jetzt mit meinem Baby im Café sitzen siehst, siehst du uns nicht an, wie lange der Weg bis dorthin war.

Auf blöde Fragen ist meine Antwortstrategie radikale Ehrlichkeit.

Das Durchhalten lohnt sich 💪

Alles Liebe ❤️🍀

LG Luthien mit ⭐⭐⭐ und 👶

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Liebe Roma,

diese Phase machen hier alle durch wo man einfach nur traurig ist.

Mir hat es geholfen mich auch die schönen Sachen in meinem Leben zu konzentrieren und bewusst diese zu geniessen, die man dann mit Kind nicht mehr so geniessen kann. :-) Dankbar zu sein für alles was man schon hat!

Auch ist mir bewusst geworden, dass das einfach unser Weg ist und alle anderen noch soviele Kinder kriegen können, an unserer Situation ändert das nichts.

Ich drück dich fest
Pauli 16+5 mit Eizellspende

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Ich glaube, damit wird bei vielen hier ein Nerv getroffen. Mir bereiten solche Situationen auch immernoch Probleme. Vor allem, wenn man viele im Bekanntenkreis hat die direkt nach der Hochzeit schwanger werden... Aber naja. Mein Mann und ich sind der Meinung, dass wir dafür in vielen anderen Lebensbereichen viel Glück hatten und dass das jetzt einfach eine Herausforderung ist. Und lieber haben wir den richtigen Partner und kein Kind als den falschen und 5 Kinder ;) ( Sorry, das ist etwas plump formuliert...)

Bei meiner entfernten Verwandtschaft muss ich mir sehr oft anhören, dass mir wohl Karriere wichtiger ist als eine eigene Familie. Eine Tante hat mich auch mal gefragt wie ich meinem Mann das antun könne, ihm keine Kinder zu schenken :D Man braucht bei vielen einfach ein dickes Fell. Meine engere Verwandtschaft und auch Freunde wissen das und fragen nur noch wenn ich aktiv etwas erzähle.

Aber ich schließe mich den Vorrednern an: Es ändert nichts an der Situation. Und die neuen Mamas und Papas können ja auch nichts dafür.


Ich wünsche dir viel Glück und schonmal gutes Durchhalten!!

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Hallo Roma,

ich glaube es ist wie bei allen: man wächst iwie hinein...
Den Schock über Diagnosen etc. bzw erstmal anzunehmen, dass der Kinderwunsch eben nicht so einfach ist, muss erstmal verdaut werden.
Situationen, die einen traurig machen, bleiben wohl leider nicht aus.
Ich habe das Glück, dass mich kleine Kinder einfach glücklich machen, sobald ich sie sehe. Manchmal kommt der Schmerz auch erst danach, zB wenn meine beste Freundin mich mit ihrem kleinen besucht und dann wieder weg ist. Da merke ich sofort wie ich das vermisse.

Ich Versuche auch zu schätzen was ich habe. Wobei ich durchaus auch die Phase hatte, dass mir alles sinnlos erschien ohne Kind.
Die Kiwu Reise hat meinen Mann und mich so zusammengeschweißt. Ich bin unendlich dankbar für ihn, auch für meine Katzen, meine Familie und Freunde, für unser Zuhause.

Mir hilft es auch, dass ich sicher bin, dass ich eines Tages ein Kind werde durchs Leben begleiten können. Dafür bin ich auch bereit, Alternativen einzuschlagen falls nötig. Das gibt mir Kraft. Ich habe gelernt demütiger zu sein. Die Natur, das Universum, Gott, wie auch immer man das sehen mag. Ich kriege nicht einfach alles was ich will, nur weil ich mich besonders anstrenge. Sondern das Leben entscheidet wann mein Kind zu mir kommt.
Ich hoffe bei jedem Versuch aufs Neue und werde nie aufgeben, für meinen Traum zu kämpfen. Und am Ende werde ich "glücklich" Sein über die gescheiterten Versuche, weil ich dadurch genau das Kind habe, was zu mir gehört! 🥰

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Hey Roma,

Wir waren auch viele Jahre in dieser Phase und wir hatten auch so viele icsis.

Letzten Endes bin ich seit Januar glückliche Mutter Dank einer Embryonenspende.

Wenn ich jetzt andere Mütter sehe denke ich, vielleicht hatten die es ja auch nicht so einfach?!!?

Damals konnte ich es auch nicht ertragen und nahm eine Zeit Antidepressiva.

Ich drücke euch die Daumen, dass es bei euch schnell klappt :-)

Liebe Grüße Lena

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Hallo ihr Lieben,

Ich möchte mich bei euch allen für eure empathischen und ehrlichen Antworten bedanken. Vielen Dank für euren Austausch. Ich versuche mich nun in der ‚neuen Realität’ zurecht zu finden.. ich gebe euch aber recht, man sollte sich wappnen und vermutlich nicht komplett zurückziehen..

Ich wünsche euch allen, dass eure Wünsche in Erfüllung gehen 🍀

Eure Roma

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Ich habe immer gesagt, dass ich keine Kinder haben möchte, als es nach 1.5 Jahren Kiwu mit Ivf geklappt hat, habe ich gesagt, dass ich es mir anders überlegt habe.

Lg