Hallo zusammen,
ich möchte euch zuerst vorwarnen, dieser Text wird sehr lang. Ich würde gerne meine Kinderwunsch Reise mit euch teilen, damit ich vielleicht der einen oder anderen damit helfen kann. Ich habe nämlich immer das gesamte Internet nach Fällen wie dem meinen durchsucht, um einen Vergleich zu haben. Außerdem beschäftigt mich das Thema immernoch und ich hoffe damit etwas abschließen zu können. Wenn ich also auch nur einer Person irgendwie geholfen habe, war es das wert :)
Ich habe die Pille abgesetzt da war ich 26 Jahre und mein Mann 29 Jahre alt. Wir probierten ein Jahr lang völlig erfolglos schwanger zu werden (mit einer Polypen Entfernung, die aber nichts verändert hat), bevor ich meine Frauenärztin fragte, ob man bei mir nicht was testen könnte. Sie nahm Blut und meinte alles sei in Ordnung, die GMS ist evtl etwas dünn, ich solle Aspirin ASS 100 nehmen und als nächstes soll mein Mann sich testen lassen.
Es dauerte 3-4 Monate, bis er das auch tatsächlich tat und heraus kam, dass keine Spermien im Ejakulat sind. Nicht mal unbewegliche oder degenerierte – Gar keine. Fazit: Azoospermie. Ein Schock für uns. Seine Hormonwerte wurden getestet und da sein Prolaktin Wert erhöht war, wurde evtl ein Gehirntumor vermutet (als ob man nicht schon gestraft genug wäre…). Nach einem Kopf CTG wurde das zum Glück schnell revidiert, brachte aber viel Sorge.
Wir sind also in eine Kinderwunschklink gegangen (unsere kann ich nur empfehlen! Wer wissen möchte welche, schreibt mich gerne an). Dort wurden erstmal alle möglichen Untersuchungen gemacht. Bei mir wurde eine Gerinnungsstörung fest gestellt (Faktor V Leiden Mutation – unbedingt sowas vorher abklären lassen und nicht erst nach 2 ICSIs) und bei meinem Mann, dass er keinen Samenleiter hat. Nun war die Frage, ob da etwas zu holen ist oder nicht. Wir wurden an einen Andrologen weiter geleitet, wo wir uns dann für eine TESE entschieden haben. Zum Glück konnten sechs Proben gewonnen werden mit dem Satz „Für das was sie vorhaben, reicht das völlig“.
Wir waren also hochmotiviert eine künstliche Befruchtung zu starten. Was soll schon schief gehen, wir sind jung, haben genug Proben, die Ärzte schienen zuversichtlich, dass es klappt. Ich Nachhinein etwas naiv…
Da wir ja „nur“ TESE Material hatten, mussten wir eine ICSI machen und haben das erstmal bei der Krankenkasse genehmigen lassen, drei Versuche sollten also zur Hälfte bezahlt werden. Na immerhin…
Ich kürze das hier etwas ab (haha) , denn - Spoiler Alarm – es hat nicht sofort geklappt. Daher eine Auflistung meiner Werte.
Eizellen entn. / reif und befr. / Blastos eing. /Sonstiges
1. ICSI 14 /11 (6 direkt eingefroren) / 2 /kurzes Protokoll, Ovaleap 300 Einheiten
Kryo 6 (aus 1. ICSI) / 1 (C Morula)
2.ICSI 5/ 3/ 2 /kurzes Protokoll, Menogom
Wegen meiner Gerinnungsstörung musste ich mir immer ab Hormonzufuhr bis vier Wochen nach der letzten Hormonspritze auch Heparin spritzen. Autsch… :( Aber es war gut zu wissen, denn es hätte ohne Heparin zur Fehlgeburt kommen können und man hätte vergeblich nach der Ursache gesucht.
Nach nun drei erfolglosen Transferen (das war wohl Voraussetzung) konnte ich an einen Immunologen (... Namen des Arztes entfernt) weiter geleitet werden. Er sollte untersuchen, ob mein Immunsystem vielleicht eine Einnistung verhindert. (Namen des Arztes entfernt) Er ist ein Privatarzt, da ich aber eine Überweisung von der KW Klinik bekommen habe, musste ich die Blutuntersuchungen nicht bezahlen. Das kann sonst sehr teuer werden! Holt euch also unbedingt eine Überweisung, manchmal stellt die auch der Frauen- oder Hausarzt aus, wenn sich die KW-Klinik weigert. Manche stehen dem nämlich sehr skeptisch ggü.
Viel kam bei der Untersuchung erstmal nicht raus. Mein Immunsystem funktioniert ja und „man müsse schauen, wie es auf einen Embryo reagiert“, dieser ist ja zur Hälfte fremd. Dafür sollte ich 2/3 Tage vor und nach Transfer Blut abgeben und eine Omegaven Infusion bekommen (das reguliert das Immuns.) Außerdem sollte ich jeden Tag 5T Einheiten Vitamin D, Omega 3 in Form von Fischöl nehmen und ab Transfer 5 mg Prednisolon (Kortison). Die Infusion konnte ich für ca 45€ bei der KW Klinik machen, das Omegaven musste ich aus der Apotheke mitbringen (nochmal 45€). Diese Kosten mussten wir selber zahlen.
Nun ging es also mit dem Immunologen an die nächsten ICIS:
Eizellen entn./ reif und befr. / Blastos eing. / Sonstiges /Prendisolon
3.ICSI 9/ 7/ 2/ langes Protokoll, Ovaleap, Embryo Scope/ 5mg ab ET
4.ICSI 15/ 8/ 2/ kurzes Protokoll, Ovaleap, Embryo Scope/ 30mg ab 10 Tage v. ET
5.ICSI 13/ 10/ 2/ langes Protokoll, Ovaleap, Embryo Scope/ 40mg ab 10 Tage v. ET
6.ICSI 17/ 11/ 3/ langes Protokoll, Ovaleap, Embryo Scope/ 5mg ab ET (eigener Wunsch)
Bei der 3. ICIS war dann ab Eizellen Punktion + 14 Tage der Test zuhause endlich positiv! Ich schwebte auf Wolke 7 zur Blutentnahme zwei Tage später, die bestätigte: positiv. Wir waren super glücklich und kauften direkt im Angebot Baby Möbel. Tja, ziemlich idiotisch, ich weiß. Beim 2 Bluttest drei Tage später, war der HCG Wert wieder gefallen und es hieß Fehlgeburt…. Zum „Glück“ ging alles von alleine ab, wenn auch schmerzhafter als sonst…
Aufstehen, Krone richten und weiter machen. Immerhin hatte es geklappt und unsere Krankenkasse hatte sogar noch zugestimmt eine weitere ICIS zur Hälfte zu bezahlen, da ich ja (kurz) schwanger war. Das war aber ehrlich gesagt auch Glück, denn die KW Klinik meinte, das wird nicht bezahlt, ich brauche gar nicht fragen, weil es wohl zu frisch war. Erst wenn man etwas im Ultraschall sieht, sei es eine richtige Schwangerschaft für die KK. Aber ich bin zu einem Servicecenter vor Ort gegangen und dort hat man mir eine weitere ICIS einfach genehmigt, also versucht euer Glück. Das hat uns locker 3T Euro gespart!
Wir hatten bei der 3. ICSI das Embryo Scope genutzt. Auch sehr umstritten, ob das was bringt. Kostet viel Geld (ich glaube ca 600 Euro) und wird nicht von der KK bezuschusst. Da werden die Eizellen zur Kultivierung reingetan und müssen nicht wie sonst für eine Untersuchung heraus genommen werden. Da wird in dem Ding alle 10 Min oder so ein Foto gemacht und man kann genau sehen, wann eine Eizellen in der Entwicklung stehen geblieben ist. Außerdem müssen sie nicht die Temperaturschwankungen aushalten. Da ja nun dieser Versuch immerhin einen kleinen Erfolg gebracht hat und die Qualität der Eizellen von B auf A rutsche (ob das daran lag?), haben wir das seitdem immer genutzt. Muss jeder für sich entscheiden :)
Der Arzt (Namen des Arztes entfernt) hat mein Prednisolon jede Woche erhöht. Das hat mir ehrlich gesagt immer Sorgen bereitet und nach so vielen ICSIS mit einer so hohen Dosis, habe ich die Nebenwirkungen (Hunger, Appetit, Mondgesicht) deutlich gespürt. Aber was tut man nicht alles. Ich habe darauf vertraut, dass er schon weiß, was er tut – ohne ihn wirklich zu verstehen. Er hat eine eigene Art. Angeblich ist es nicht Plazenta durchlässig und tut auch den Eizellen nichts, soweit jedenfalls dort die Aussage.
Es folgten ICSI Nr. 4 und 5 – beide erfolglos. Es hatte doch einmal kurz geklappt, ich dachte nun klappt es bestimmt sicherlich schnell wieder. Tja, hat es nicht und ich weiß nicht warum.
Bei der letzten ICSI (letzte Probe von der TESE) war meine Hoffnung gen Null. Wir waren mittlerweile im vierten Jahr nach Absetzten der Pille und die wöchentliche Gänge zur KW Klinik zwecks Blutentnahme, Ultraschall, Infusion, Punktion, Transfer waren mein Alltag. Prednisolon nahm ich wie Bonbons und wir waren seit einem halben Jahr sogar auf der Vorwarteliste zur Adoption. Dort haben wir im März 22 das erste Gespräch gehabt und damals hieß es, dass es 1,5 bis 2 Jahre dauert bis man überhaupt erst mit dem Bewerbungsprozess starten kann (!). Ich hielt das damals für übertrieben, aber nach mittlerweile 1,5 Jahren hatte sich tatsächlich noch nichts getan. Und der Bewerbungsprozess dauert auch locker mal 10 Monate und wenn man dann als gut genug befunden wurde, wartet man im Zweifel jahrelang auf DEN Anruf, der vllt niemals kommt. Also alle die sagen „Warum adoptiert ihr nicht einfach? Muss es denn was eigenes sein?“ : Nein, muss es nicht, aber es ist echt verdammt schwer zu adoptieren…. Und dann soll man bestenfalls noch unter 40 Jahren alt sein, um ein Säugling zu bekommen.
Nun ja, bei der sechsten und letzten ICSI hatte meine KW Ärztin die wunderbare Idee alles so zu rekonstruieren wie bei dem Mal, wo es geklappt hat. Ich bestand daher darauf nur 5mg Prednisolon ab Transfer zu nehmen (ich war mittlerweile bei 50 mg und wusste ja nichtmal, ob das was bringt…).
Und dann waren zum erste Mal überhaupt drei Blastozysten übrig. Sonst hatten wir immer egal aus wievielen Eizellen zwei übrig. Das konnte auch kein Arzt erklären. Man sagt aus drei Eizellen wird üblicherweise eine Blastozyste. Bei uns war es eher aus fünf wurde eine. Trotz guter Eizellen, guter Reife, guter Befruchtungsrate.
Aber dieses Mal waren es drei, eine wurde eingefroren und zwei wie immer eingesetzt. Und siehe da: ab PU + 14 konnte ich tatsächlich wieder positiv testen. Wir waren nur dieses Mal sehr zurückhaltend mit der Freude. Beim 2. Bluttest war die Steigerung des HCG nicht so hoch wie sie sein sollte und auch 2 Tage später hatte er sich wieder nicht verdoppelt. Ich rechnete schon mit einer Fehlgeburt. Eine Woche später sah man eine Fruchthöhle mit Dottersack. Es hieß, nächste Woche müssen wir einen Embryo sehen, sonst sieht es nicht gut aus. Und in der nächsten Woche war da ein Embyro und sogar mit Herzschlag! <3 Eventuell war der HCG Wert durch mein verdünntes Blut (Heparin Spritze) verfälscht oder die zweite Blastozyste hatte versucht sich einzunisten – man weiß es nicht.
Meine Schwangerschaft verlief an sich problemlos (bei der Geburt wurde ich eingeleitet und die Plazenta musste leider manuell geholt werden, aber ob das an dieser ganzen Geschichte liegt, weiß ich nicht). Da ich aber Vitamin D, Omega 3, Omegaven und Kortison (bis zu 50mg trotz Schwangerschaft) nahm, musste ich bis zur 14 SSW auch Heparin spritzen. Da hatte ich dann das Kortison ausgeschlichen. Ich hatte auch ab und zu Blutungen bis dahin, das kann aber am Heparin liegen. Und ich machte mir viele Sorgen wegen der hohen Dosis Kortison, aber ich habe ein sehr gesundes Baby und hätte mir gewünscht, dass ich von so einem Fall vorher gelesen hätte. Das hätte mir einiges an Sorgen erspart.
Die Freude auf das Baby hab ich erst ab der 24. Bzw 28 SSW zugelassen. Zu groß war die Angst, dass etwas passiert. Alles in allem habe ich mir sehr viele Sorgen und Gedanken gemacht und kann jedem nur raten das zu tun, was sich für dich am besten anfühlt. Wenn das googeln ist, dann tu das, wenn das Ablenken ist, dann tu das. Wenn ihr einen so großen Kinderwunsch habt, dann versucht alles in euerer Macht stehende dafür, damit ihr es später nicht bereut. Ich weiß nicht, wie ich mit dem Thema Adoption klar gekommen wäre (mein Mann wollte kein Fremdsperma) und ob ich nicht doch noch eine weitere TESE vorgeschlagen hätte. Aber es ist auch immer eine Frage des Geldes. Wir haben für alle 6. ICSIS und die Medis in der Schwangerschaft ca 30T Euro ausgegeben und das obwohl wir bei den Selbstzahler ICSIs die Medis in Frankreich bestellt haben (super!). Das kann sich nicht jeder leisten und wir hatten das Glück mit unserem letzten Euro schwanger zu sein. Blank, aber glücklich. Ich werde mir irgendwann die letzte Blastozyste abholen und einsetzten lassen, aber wenn das nicht klappt, dann sind wir wahnsinnig dankbar für unser kleines Wunder und ein Wunder war das wirklich!
Also gebt die Hoffnung nicht auf, aber seid auch traurig, lasst das zu! Eine negative ICSI ist immer scheiße. Aber richtet euch auf und geht weiter, wie auch immer der Weg aussehen mag.
Alles Liebe und viel Glück (denn das ist es letztendlich hab ich das Gefühl) an alle da draußen, die etwas Ähnliches durchmachen. Vielleicht konntet ihr euch an irgendeinem Punkt in meiner Geschichte wieder finden und wisst nun: ihr seid nicht alleine und es gibt noch Wunder. Ihr seid super stark und habt es sowas von verdient Eltern zu werden!
PS: Wenn tatsächlich irgendjemand das alles gelesen hat und sogar noch Fragen hat, bin ich sehr gerne bereit die zu beantworten :)
Meine Kinderwunsch Reise
Wow.. was für eine Odyssee! Vielen Dank für‘s Teilen eurer Geschichte, sie wird hier bestimmt einigen im Forum Mut machen.
Ich freue mich für euch, dass ihr am Ende ein gesundes Baby in den Armen halten durftet.
Alles Gute weiterhin 💜
Vielen lieben Dank und dir auch alles Gute 💗
Danke für deinen Beitrag!
Ich versuche nach eine Missed abortion nach dem zweiten Transfer gerade meine Kraft wieder zu mobilisieren, um wieder aufzustehen und nicht völlig aufzugeben. - solche Erfolgsgeschichten helfen da ungemein!
Noch ein kurzes zusätzliches Kommentar: ich habe leider viel Erfahrung mit Kortison - wg meines Rheumas und bin völlig fassungslos, wie viel du genommen hast! (Also Dosis, meine ich) in der Rheumatologie gilt grundsätzlich eher immer - so schnell wie möglich weg von dem Teufelszeug - in Kombi mit Kinderwunsch soundso. Ich nehme zwar aktuell auch in den Zyklen eine Minimaldosierung (5mg) - aber 50mg - da bin ich grad echt sprachlos!
Deine MA tut mir sehr leid! Wie furchtbar...
Es freut mich, dass ich vllt etwas helfen konnte, genau das wollte ich damit bezwecken. Bei mir hat es 6 ICSIs, eine kryo, eine Fehlgeburt und 13 Embryonen gebraucht um ein baby zu bekommen. Und dabei bin ich gesund, jung und habe angeblich die besten Voraussetzung.
Gib also noch nicht auf!
Und ja das Kortsion hat mir echt zugesetzt, ich bin so froh, dass es keine Auswirkungen auf mein Baby hatte. Aber erst ca 8 Monate nach Absetzung und nach Geburt wurde mein Gesicht wieder schmaler. Aber die Nebenwirkungen gingen auch erst ab 30mg los ca. Bei 5mg war immer alles ok. Und man weiß ja nicht mal ob es etwas bringt, die Blut Ergebnisse versteht ja auch kein Mensch.
Lieben Dank für diesen wertvollen Beitrag. Habe gerade einen 4. erfolglosen Tf aus der 3. Icsi hinter mich gebracht und war am Boden zerstört wie noch nie. Wenn ich das so lese, dann denke ich mir, eigentlich geht es noch 10x schlimmer...
Ich hätte ein paar Fragen an dich. Kannst du mir vielleicht eine pivate Nachricht schreiben? Ich kann es irgendwie nicht aus technischen Gründen.
Vielen Dank. Würde mich sehr freuen.
Ich habe dir eine Nachricht geschickt :)
Das tut mir sehr leid, das ist scheiße. Ich weiß noch, dass ich immer nicht wollte, dass man mir sagt "ach das wird schon, Kopf hoch". Denn ein negativ ist einfach immer erstmal scheiße und da darf man dann auch erstmal traurig sein, bevor man weiter macht.
Herzlichen Glückwunsch.
Darf ich nach deinem Alter fragen?
Dankeschön:) ich war mit 30 schwanger und bin jetzt 31 Jahre alt.
Zu allererst, herzlichen Glückwunsch zu eurem kleinen Wunder!
Und vielen Dank für das Teilen deiner Geschichte und deiner Emotionen. Das ist unglaublich wertvoll solche Geschichten in dieser harten Zeit zu lesen, in der wir uns hier alle befinden.
Darf ich fragen, ob oder was du alles untersuchen lassen hast? Also außerhalb der Immonologie?
Gebär-/Bauchspiegelung, Genetik, usw?
Dankeschön und schön, dass ich etwas helfen konnte.
Und ja genau, vor der 1. ICSI wurde eine Gebärmutterspiegelung gemacht, unsere Genetik untersucht , Schilddrüse und verschiedene Blutwerte (Z.B. Gerinnung). Und es wurde noch ein spermiogramm gemacht.
Die Immunologie kam dann bei der 3. ICSI dazu.