Hallo zusammen,
ich habe im Laufe des letzten Jahres sehr viel Zeit damit verbracht, Beiträge in diesem Forum zu lesen. Danke für all die Tipps, Tricks und eure Offenheit, die dazu geführt hat, dass ich mich nicht so alleine gefühlt habe.
Ich habe mir immer vorgenommen, irgendwann auch mal einen Post zu verfassen über unseren KiWu-Weg, weil ich selbst alles gelesen habe, was mir vor die Augen gekommen ist und ich es als hilfreich empfand.
Unser aktiver Kinderwunsch begann im Februar 2022 (ich war damals 32 J, mein Mann 34). Leider hat es über Monate nicht geklappt, mein Zyklus war teilweise auch etwas durcheinander bzw. lang und ich begann immer mehr zu zweifeln. Ich empfand schon nach 2-3 Monaten die Situation als relativ belastend, weil ich einfach gehofft hatte, dass es schnell klappt. Ich hatte mir vorgenommen, bereits nach einem halben Jahr ein paar Dinge checken zu lassen, damit man nicht unnötig Zeit verliert. Meine Frauenärztin hat mich beruhigt und gemeint, dass alles gut aussieht, nur der TSH-Wert war etwas hoch. Daraufhin nahm ich L-Thyroxin. Parallel hat mein Mann ein Spermiogramm beim Urologen machen lassen (Oktober 2022).
Dann der Schock: In einem nicht sehr einfühlsamen Telefonat teilte der Arzt meinem Mann mit, dass er sich schwer getan habe, überhaupt etwas, also Samenzellen, zu finden. Er diagnostizierte Azoospermie und überwies zum Andrologen. Für uns ist eine Welt zusammengebrochen. Der Termin beim Andrologen stand erst Mitte Dezember an und so begann eine schreckliche Zeit, in der wir wirklich in ein tiefes Loch gefallen sind, wir alles zu Azoospermie gelesen haben, was wir konnten und wir einfach ziemlich fertig waren – zu dem Zeitpunkt waren wir bereits 10 Jahre zusammen, Kinder gehörten fest in unseren Zukunftsplan. Nicht besser machte es, dass um uns herum alle Kinder bekommen haben oder Ankündigungen gemacht haben.
Glücklicherweise habe ich dann beschlossen, schon vor Ablauf der 3 Monate für das Kontrollspermiogramm einen Termin in einer KiWU-Klinik auszumachen, weil ich einfach über Optionen sprechen wollte. Mein Mann gab vor dem Termin schon eine Probe ab, so konnten wir über das Ergebnis sprechen. Das war ein sehr guter Tag. Es lag keine Azoospermie vor, sondern ein OAT-Syndrom 3. Grades, über 20 Mio. Spermien waren vorhanden und es waren auch einige Millionen „gute“ dabei. Hier also der erste Tipp: Lasst das Spermiogramm nicht beim Urologen machen, sondern gleich in der Kinderwunschklinik! Die können das viel besser. Wir hätten uns viele Sorgen erspart, wenn mein Mann nicht zu diesem unfähigen Urologen gegangen wäre (sicherlich lag damals auch keine Azoospermie vor). Es war auch super, dass das Ergebnis des SG schon zur Besprechung vorlag, also das hat auch Zeit gespart, wenn das bei euch in der Klinik möglich ist, das schon vor dem ersten Besprechungstermin zu machen.
Wegen des Schocks und der Angst, möglicherweise keine biologischen Kinder bekommen zu können, haben wir uns dann sehr schnell für eine ICSI entschieden. Spritzenstart war der 19.01.2023. Ich habe mit Ovaleap (zuerst ein paar Tage 175 i.E., dann Erhöhung auf 225 i.E.) stimuliert und mit Orgalutran unterdrückt. Die Punktion war sehr erfolgreich, wahrscheinlich zu erfolgreich. 23 EZ konnten entnommen werden und 19 davon befruchtet!! Wir waren uns sicher, dass da also schon unsere ganze Familie auf Eis schlummert -> wegen einer drohenden Überstimulation wurde alles eingefroren.
Der erste Kryozyklus fand dann im Feb. 2023 statt (künstlich). Um auf Nr. sicher zu gehen, ließen wir 5 Vorkerne auftauen. Am Transfertag war nur eine frühe Blastozyste übrig. Bluttest negativ.
Das war schon ziemlich entmutigend, da ich ab dann dachte, dass vllt doch ein größeres Problem vorliegt, da die Entwicklung der Embryonen so schlecht war.
Beim zweiten Kryozyklus (dieses Mal natürlich) ließen wir dann 6 Vorkerne auftauen. Es blieb genau eine Blasto übrig, die wurde aber mit 5 BA bewertet – eigentlich perfekte Voraussetzungen. Naja, Bluttest negativ.
Ich war ganz schön am Boden. Dass das erste Mal nicht geklappt hat, ok, aber 50% schaffen es doch beim zweiten Transfer. Hab mich wie eine Versagerin gefühlt, was natürlich Schwachsinn ist!
Wir entschieden uns dazu, vor weiterer Diagnostik nochmal unser Glück mit der ersten Ausbeute zu probieren, ließen 8 Vorkerne auftauen (Mai 2023). Übrig blieb eine Blasto 5AA und eine Morula. Wir ließen beide einsetzen. Ich war nicht sooo optimistisch, weil ich dachte, dass die erste EZ-Ausbeute wohl qualitativ vielleicht einfach schlecht war, wegen der Menge an EZ.
Bluttest wird bei unserer Klinik schon an Tf+6 gemacht, der zweite an Tf+9. Und beide fielen positiv aus, aber mit sehr geringen Werten. HCG 10,5 an ES+11 und 49 an ES+14. Die Klinik gratulierte aber zur Schwangerschaft und meinte, dass Kryos sich manchmal langsamer entwickeln. Dennoch gab es noch ein Wechselbad der Gefühle, da ich in der 5., 6., und 7. Woche auch nochmal leichte Blutungen hatte (später auch nochmal). Aber: an SSW 5+2 war eine Fruchthöhle zu sehen, an 6+2 der Herzschlag. Außer den leichten Blutungen verlief die Schwangerschaft mit einem Einling ziemlich gut, hatte kaum Beschwerden, aber sehr viel Angst, die aber ab der Feindiagnostik immer besser wurde. Jetzt habe ich am 30.1. ET und kann gar nicht glauben, dass ich heute vor einem Jahr die erste Spritze gesetzt habe. Ich freue mich so darauf, mein Kind in den Armen zu halten.
Weitere Erfahrungen: Ich fand den natürlichen Kryozyklus sehr viel angenehmer, auch wenn es länger gedauert (habe einen späten Eisprung) hat und wegen mehr Untersuchungen deutlich teurer war, sehr viel angenehmer als den künstlichen. Lasst immer mal wieder eure TSH-Werte messen, das ging bei mir ganz schön auf und ab, nach der Stimu und auch dem künstlichen Zyklus. Konnte ich bei mir in der KiWu mitmachen lassen, aber nur auf meine Nachfrage. Vitamin D hätte ich auch mal früher checken sollen, da gabs einen Mangel. Das wäre bestimmt gut gewesen, den vor der Stimu zu beheben.
Ich wünsche allen, die noch oder wieder auf dem Weg sind, viel Kraft, Nerven und Durchhaltevermögen!! Ich bin sehr dankbar, dass es heute die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin gibt! Dennoch war es, obwohl unser Weg im Vergleich wahrscheinlich recht kurz war, eine extrem ätzende Zeit und ich denke, das muss man sich auch eingestehen und sich nicht noch ein schlechtes Gewissen machen, dass man es lockerer angehen sollte oder an was anderes denken oder sowas. Es ist einfach ganz klar, dass das sehr belastet. Also eine dicke Umarmung an alle, die in der Behandlung stecken!
So, der Text ist jetzt sehr lang geworden, aber vielleicht hilft er ja manchen von euch weiter 😊.
Viele Grüße
Mutmachpost – 1 Jahr nach Start der 1. ICSI
Liebe Lilli,
was für ein schöner Mutmachpost.
Es kommt wirklich zur rechten Zeit bei mir.
Ich kann viele Parallelen bei uns sehen (auch wir haben offiziell im Oktober 22 begonnen), auch liegt unser Hauptproblem bei den Spermien meines Mannes. Nur bin ich schon älter, inzwischen 38, mein Mann 33.
Nach so vielen aufs und abs stimulieren wir aktuell für unsere erste ICSI, und ich habe endlich wieder neue Hoffnung geschöpft.
Dein Beitrag macht mir daher wirklich sehr viel Mut. Danke dafür.
Ich wünsche euch alles gute und auf dass ihr euer Baby schon ganz ganz bald kennenlernen dürft 🧡🧡
Viel Erfolg für die erste ICSI! Ein weiterer Schritt zum Ziel! Und lasst euch nicht entmutigen, wenn es nicht sofort klappt, auch wenn es sehr hart ist. Manchmal braucht's leider mehr Transfers...
Das hast du alles sehr schön geschrieben 💓 wir sind auch gerade mitten in der 2. Kryo (3. Transfer)
Bei uns liegt es leider an mir. Ich bin medizinisch gesehen leider unfruchtbar. Linker eileiter dicht und rechter eierstock "tot" aufgrund von endosalpingiose. Ich hatte bei meinem 1. Transfer eine biochemische Schwangerschaft hcg lag an pu+16 bei 6 😞 ich habe letzten Transfer viel Angst gehabt und von Anfang an ein schlechtes Gefühl.
Diesen Transfer ist nun alles normal. Weder negative noch positive Gefühle, ich hoffe nur sehr dass alle guten Dinge bei mir auch 3 sind.
Ich wünsche dir eine schöne Geburt und eine wunderschöne Zeit mit deinem würmchen💕
Danke!
Ganz viel Erfolg für den nächsten Transfer, Daumen sind gedrückt!
Mein Transfer war vor 3 Tagen. Hab total Angst dass es wieder nichts wird 😓
Ich kann mich auch in vielen Aspekten wiedererkennen, speziell was du zum Urologen schreibst! Meinem Mann wurde damals am Telefon gesagt, dass alle Spermien tot seien und man damit nicht mal eine künstliche Befruchtung machen könnte. Sowas von unsensibel.. das war im November 2022. Und letztlich sind wir dann bei der 2.ICSI schwanger geworden, mit eineiigen Zwillingen, die wohl spätestens in einer Woche kommen 🥰
Juhu, dann sind wir ja zeitlich ziemlich ähnlich. Alles Gute für die Geburt!! Mit zwei ja wahrscheinlich nochmal aufregender!