Aufklärung von Kindern, die mit Hilfe von Eizellspende entstanden sind

Hallo ihr Lieben,
ich wollte fragen, wie ihr eure Kinder, die mit Hilfe von einer Eizellspende entstanden sind aufklärt? Gibt es Buchtipps? Ich kennen bislang nur das von Mag. Julia König "Von Wunschkindern und Glücksboten".
Zu welchem Zeitpunkt habt ihr das geplant?

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Hi,

unsere Zwillingsmädchen sind aus einer Embryonenspende entstanden und mittlerweile 2,5 Jahre alt.

Wir richten die Aufklärung immer nach dem Interesse der Kinder. Sie wissen bereits durch Fotos, dass sie in meinem Bauch gewachsen sind - das war mir sehr wichtig, um die Spende gegen eine Adoption abzugrenzen. Ich vermute, dass in den nächsten 2 Jahren dann die Fragen kommen, "wie" sie als Babys in den Bauch reingekommen sind. Ab diesem Zeitpunkt werden wir die Info der Spende einflechten. Ich poche da sehr auf die kindlich-unbedarfte Neugier.

Erwarte in den ersten Jahren allerdings nicht zu viel Verständnis. Die Kinder können das Konstrukt der Spende noch gar nicht richtig erfassen - genauso gut könnte sie der Storch gebracht haben, und sie wären fein mit dieser Erklärung. Die wirkliche Erkenntnis, dass sie genetisch von anderen Menschen abstammen, wird erst mit den Jahren kommen, vermutlich ab dem Schulalter. Bis dahin sollte aber das Bewusstsein über die Spende da sein. Je offener und selbstverständlicher ihr mit dem Thema umgeht, desto leichter wird es dem Kind fallen, seine Herkunft anzunehmen.

Macht euch auch darüber Gedanken, wie offen ihr eurem Umfeld die Spende kommuniziert. Soll und darf es jeder wissen? Nur die Familie? Sollen die Kinder selbst entscheiden, wem sie es sagen?

Noch wichtiger als die Aufklärung finde ich aber die lebenslange Begleitung. Ab dem Jugendalter wird das Thema Abstammung sehr groß werden und irgendwann in Nachforschungen münden. Gerade bei anonymen Spenden werden die Kinder vermutlich beginnen, eventuelle Halbgeschwister oder gar ihre Spender suchen zu wollen. DNA-Datenbanken sei dank hat man in 20 Jahren wohl viele Möglichkeiten.

Ich rechne auch damit, dass wir unsere Motivation den Kindern erklären müssen. Warum wir uns also gegen die uns auferlegte Kinderlosigkeit entschieden haben und ich lieber zwei wildfremde Embryonen eingesetzt bekam. Auch der Gedanke wird kommen, ob sie als Embryonen vielleicht auch bei einer anderen Familie, in einem anderen Land gelandet wären, hätte die Klinik sie einem anderen Paar statt uns zugewiesen. Das Kopfkino kann sich hier unendlich drehen.

Als Buch haben wir "Das allergrößte Geschenk".

Bearbeitet von artemis86
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Finde ich ein sehr wichtiges Thema.

Ich kann leider nicht mitreden, da wir "nur" auf ICSI angewiesen waren.
Aber dennoch ist es mir wichtig meinen Kindern mal zu erzählen welche Wunder sie für uns sind und vorallem keinesfalls selbstverständlich.


Zum Zeitpunkt in eurem Fall denke ich evt irgendwann zwischen 6-10. Lebensjahr also alt genug um es schon zu verstehen, aber z.b. noch nicht in der Pubertät.

Aber vielleicht kann hier tatsächlich jemand mit Erfahrung darüber berichten.

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Die aktuelle Empfehlung lautet, den Kindern von Anfang an zu erklären, wie sie entstanden sind, also im Prinzip von Geburt an.

Natürlich versteht ein Säugling es nicht, wenn man ihm sagt, dass er aus einer EZS stammt. Aber wenn man von es Beginn an dem Kind immer mal wieder erzählt (also z.B. beim Wickeln) wächst es damit auf und es ist von Anfang an etwas Normales.

Durch das Verschieben der Aufklärung in ein höheres Alter wird es immer schwieriger, die Gefahr, dass das Kind in eine Identitätskrise rutscht ist wesentlich größer. Wann ist das der richtige Zeitpunkt? Wahrscheinlich gibt es dann immer irgendwelche Gründe es „jetzt“ noch nicht zu sagen.

In der Regel haben „Spenderkinder“ kein Problem damit aus einer Spende entstanden zu sein, sondern damit über ihre genetische Herkunft belogen zu werden.

Wir haben zwar noch kein Kind aus EZS. Wenn es aber hoffentlich bald soweit sein wird, werden wir es genauso machen, wie ich oben beschrieben habe. Ich möchte mein Kind nicht anlügen und von Beginn an offen und ehrlich sein.


An die TE: über das BKiD findest du zertifizierte Beratungsstellen in deiner Nähe. Viele sind zusätzlich zertifiziert zur Beratung zur Gametenspende. Ich kann dir bzw. euch nur raten, mal ein Gespräch in Anspruch zu nehemen. Uns hat das sehr geholfen! 🍀

Edit: von FamART gibt es auch ein Aufklärungsbuch.

https://www.famart.de/shop/kinderbuecher/aufklaerungsbuecher-deutsch/eizellspende/

Bearbeitet von Coernchen
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"Natürlich versteht ein Säugling es nicht, wenn man ihm sagt, dass er aus einer EZS stammt. Aber wenn man von es Beginn an dem Kind immer mal wieder erzählt (also z.B. beim Wickeln) wächst es damit auf und es ist von Anfang an etwas Normales."

Ich muss gestehen: obwohl ich die frühe Aufklärung ebenfalls unterstütze (siehe unten), habe ich im Säuglingsalter unserer Zwillinge nie den Drang verspürt, mit ihnen über die Spende zu sprechen. Ich möchte auch nicht, dass die Spende zu einem alles beherrschenden, ständig präsenten Thema wird.

Die Kinder haben den kleinen Maulwurf (als Symbol für Tschechien) zum Kuscheln, er war damals beim Transfer in meiner Handtasche als Glücksbringer. Die Bedeutung dieses Kuscheltiers werden sie bei der allmählichen Aufklärung erfahren.

In erster Linie sind die Mädels unsere Kinder, meine Babys, die ich ausgetragen, geboren und genährt habe. Beim Transfer, bei den ersten Kindsbewegungen, beim ersten Schrei, beim ersten Stillen und Kuscheln hatte ich nie die Spender im Kopf, denn sie haben lediglich den Grundstein für all das gelegt. Der Rest kam durch uns, durch mich und meinen Körper. Und genau diese Information steht immer an erster Stelle.

Bearbeitet von artemis86
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Hey Idab!
Ich selbst kann da leider nicht im
Thema, aber ich habe zufällig gestern auf Instagram einen Beitrag gesehen. Sie hat wärmstens dieses Buch empfohlen:
Unsere Familie - von Petra Thorn.

Alles Liebe für dich!💚