Wie gewinnt ihr neue Kraft ?

Hallo zusammen,

ich habe letzte Woche das Ergebnis unserer dritten ICSI erhalten – erneut negativ. Ich hatte jetzt insgesamt sechs Transfers von insgesamt zehn Embryonen und es kam nie zu einer Einnistung.

Beim letzten Transfer hatten wir wirklich perfekte Voraussetzungen, aber es hat wieder nicht geklappt. Ich habe das Gefühl, ich kann nicht mehr. Emotional bin ich gerade so am Ende. Auf der einen Seite will ich unbedingt ein Kind, aber auf der anderen Seite weiß ich einfach nicht, wie ich das emotional noch schaffen soll. Seit letzter Woche muss ich die ganze Zeit weinen, so dass meine Augen schon ganz wund sind. Normalerweise bin ich ein sehr freudiger und extrovertierter Mensch, aber aktuell bin ich nur noch das Gegenteil.

Ging es jemandem schon ähnlich? Wenn ja, wie habt ihr es geschafft, aus dem Tief wieder herauszukommen? Ich weiß auch nicht, wann man sagen sollte, dass man aufgeben sollte.

Wir haben noch zwei Blastozyten auf Eis und sieben im Vorkernstadium. Ich wollte diesen Zyklus pausieren und eventuell im nächsten weitermachen. Aber es wird immer schwerer, wieder aufzustehen. Der Kinderwunsch tut einfach so weh.

Ich hoffe, ich kann den ein oder anderen Tipp von euch bekommen.

Alles Gute euch!

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Das habe ich mich heute morgen auch gefragt.
Wir haben "erst" eine IVF mit schlechter Befruchtungsrate und jetzt eine Icsi hinter uns. Bei der ICSi bin ich zum zweiten Mal in letzten halben Jahr kurz schwanger geworden. Das erste Mal war bei einer der 5 IUIs.

Ich weine im Gegensatz zu dir nicht, aber bin ganz in mich gekehrt und schlecht drauf und Frage mich, wie lange das noch gut geht, bis ich ganz zusammenbrechen werde... Heute morgen war ich irgendwie kurz davor alles abzublasen und mich abzufinden, dass ich niemals Mama werde. Aber dann wäre es sinnlos. Hört sich irgendwie hart an, aber ich habe mir immer ein Leben mit Kindern vorgestellt und will es nicht ohne Kinder leben. Deswegen weiter geht's...

Diesen Zyklus haben wir weitere Untersuchungen gemacht und warten jetzt auf die Ergebnisse.

Wurde bei dir alles geprüft?

Hast du psychische Unterstützung? Dein Weg scheint ja schon viel länger als meiner und ich überlege auch, ob ich mir nicht jetzt die Unterstützung holen werde.

Drück dich ❤️🌻🍀💓

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Liebe Schely,

es tut mir soooo leid für dich. Es ist wirklich unfair und ich kann es voll verstehen, dass es dir so schlecht geht. Das klingt alles unglaublich frustrierend. Fühl dich umarmt!

Vielleicht ist jetzt auch einfach die Zeit fürs Trauern, Selbstmitleid, Kraftlosigkeit.....
Wie oft musstest du in den letzten Jahren wohl immer wieder aufstehen, den Mut zusammen nehmen, Tränen runterschlucken, Lächeln obwohl dir zum Weinen war....?!

Nach meiner MA letzten Juni ging es mir auch unglaublich schlecht. Ich habe tagelang mit Tiefkühlpizza und Netflix im Bett verbracht und geweint und mich wirklich mal "richtig gehen lassen". Irgendwann kam dann die Kraft Stück für Stück zurück.
Ich habe mir dann eine Auszeit von der Arbeit genommen und bin alleine auf dem Jakobsweg in Spanien 800 km gepilgert......5 Wochen lang jeden Tag nur laufen, laufen, laufen......Das hat mir seeeeehr gut getan und mir geholfen, die Trauer, die Wut zu nehmen und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Danach konnte ich wieder mit viel Optimismus neustarten.
Ich kann so eine Auszeit wirklich nur empfehlen....es war der Raum und der Abstand, den ich brauchte, um wieder auf die Beine zu kommen....

Ich wünsch dir, dass du die Trauer aushältst, dass du bald wieder aufstehen kannst und dass sich Wege auftun, die dich zum Glück führen.

Ganz liebe Grüße und ich fühle mit dir

Floralila (T + 4)

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Hallo Schely

Ich weiß nicht ob ich hier richtig bin. Aber glaube mir hat geholfen das es bei mir im Kopf klick gemacht hat. Sonst habe ich immer nur funktioniert und das gemacht was mir die KiWu Ärztin gesagt hat. Für mich war das ätzend, dieses spritzen jeden Tag. Mein Kopf wollte es einfach nicht akzeptieren. Dann hatte ich ein Gespräch mit einer Freundin von meiner Schwägerin. Bei ihr hat die erste IVF direkt geklappt. Und die hat mit die Augen geöffnet. Und gesagt wie dankbar sie ist, dass es sowas wie die KiWu gibt. Und was wir ohne sie gemacht hätten. Und wir uns einfach glücklich und gesegnet schätzen. Die Möglichkeit die uns gegeben wird ist einfach toll. Und ab da hat mir das spritzen Spaß gemacht, ich hatte keine Probleme damit. Ich war so motiviert und positiv. Vielleicht kann ich dich ein bisschen motivieren.
Ich drücke dir ganz ganz fest die Daumen, dass das bald klappt und du endlich positiv testen kannst.

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Ich habe auf unserem bisherigen Weg auch so viel geweint, ich wollte zum Teil nicht mehr in den Spiegel schauen, so traurig hat mich mein eigener Anblick gemacht.
Ich bin eher introvertiert und bin es seitdem noch mehr. Aber ich „erlaube“ es mir auch - ich habe mein soziales Pflichtgefühl, die uns die Freundin mit Kind zu treffen, abgestellt. Momentan geht es um mich. Und nicht, was das Kind von der einen Freundin schon kann etc. Mich hat mein Umfeld zusätzlich traurig gemacht - immer vor Augen zu haben, was man selbst gerne will.

Ich bin jetzt zwar viel alleine, tue mir viel Gutes. Ich habe auch eine Therapie begonnen und es hilft mir, diese Baustelle mit jemandem besprechen zu können. Und nach und nach habe ich wieder etwas mehr Lebenskraft, die sehr sehr dunklen Gedanken übermannen mich weniger. Ich würde dir das auch raten!

Und was ich noch gemacht habe: Ich habe mir ein Pflegepferd gesucht. Ich wollte das schon lange und jetzt habe ich es endlich gemacht. Das ist auch eine Art Therapie. Hätten wir keine Katze, hätte ich auch einen Hund adoptiert. Mir hilft offenbar die Gesellschaft von Tieren.

Was tut dir denn gut? Vielleicht findest du ja an kleinen Momenten eine zumindest kurze Freude - Massage? Shopping?

Ich wünsche dir alles Gute!