An Tag 5 keine Blasto, trotzdem Transfer

Hallo DaEli,

es tut mir leid für dich, dass es nicht so gelaufen ist, wie du dir das gewünscht hast.

Bei deinem Fall fällt mir auf, dass da einfach auch Aufklärung seitens deiner Klinik fehlt. Das ist nicht nur schade, sondern kann sich letztendlich auch negativ auf deine Behandlung auswirken. Ich werde mal konkret...

Du schreibst:
"Sie wollten mir die EZ auch an Tag 3 zurück transferieren aber ich wollte unbedingt eine Blastozyste zurück und erst Transfer an Tag 5. da ich gehört habe das Blasto besser sind."

Hier hätte dich deine Ärztin aufklären müssen, denn ein Transfer an Tag 3 wäre in diesem Fall tatsächlich erfolgsversprechender gewesen.

Du hast gehört, dass Blastos "besser" sind als ein Zeller zu einem früheren Zeitpunkt. Hier muss man differenzieren...

Vergleicht man eine zeitgerechte Blasto direkt mit einem zeitgerechten Achtzeller, so hat die Blastozyste bessere Implantations-Chancen, weil sie ein paar wichtige Entwicklungsschritte schon erfolgreich hinter sich gebracht hat. Soweit korrekt.

Die Sache ist aber die, dass man durchschnittlich 3 befr. EZ in die Kultur schicken muss, um eine Blastozyste zu erhalten (zwei von drei degenerieren durchschnittlich in der Petrischale).

Es ist also nicht so, dass die Blastozystenkultur im Labor den Embryo besser macht, sondern dass die Kultur eine Möglichkeit bietet, die "besten" Embryonen (die es eben bis Tag 5 schaffen) zu selektieren.

Eine Selektion macht also Sinn, wenn man viele befruchtete Eizellen hat, denn dann hat man ja auch eine gewisse Menge, aus der man Selektieren kann.

Ein Nachteil der Blastokultur ist, dass es hier nachweislich auch einen gewissen Prozentsatz "Schwund" gibt. Das sind Embryonen, die in der Petrischale degenerieren, es bei einem frühen Transfer in den Mutterleib aber zum gesunden Baby geschafft hätten.

Wenn man viele befr. Eizellen zur Verfügung hat, ist etwas Schwund "no big deal", wie sich Dr. Norbert Gleicher in einem Video zu genau diesem Thema mal sehr passend äußerte.

Hat man aber, wie du, sowieso nur zwei Eizellen, ist es viel sinnvoller früh zu transferieren, weil die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft so signifikant höher ist, als mit dem riskanten Versuch einer Blastokultur.

Hier das besagte Video, in dem alles nochmal genau erläutert wird:
https://www.youtube.com/watch?v=WqwdUk27ZMo
(Ab 5:24 wird es höchst interessant, wobei ich nur empfehlen kann, das ganze Video anzuschauen.)

Du fragst außerdem:
"Wieso transferiert man die anstatt bis Tag 6 zb zu warten wo sie vielleicht nicht mehr aktiv ist?"

Weil deine Gebärmutter der einzige Ort ist, an dem es ein bummelnder Embryo überhaupt noch schaffen könnte!
Ob es wirklich sinnvoll war, einen Embryo zu transferieren, der zwei Tage zurück liegt, sei dahingestellt... aber deine Ärztin wollte vermutlich retten, was zu retten ist und dir die bestmöglichen Chancen verschaffen.

Ich habe hier im Forum tatsächlich mal einen Fall gelesen, in dem sich ein Embryo, der beim Transfer zwei Tage zurück lag, eingenistet und es zu einem gesunden Baby geschafft hat. Es ist also nicht komplett unmöglich aber sehr sehr selten.

Wäre dein Embryo noch einen weiteren Tag in der Petrischale geblieben, hätte man ihn direkt entsorgen können - da gebe ich dir Brief und Siegel drauf.

Eine Blastokultur bedeutet für den Embryo Stress, es macht den Embryo nicht besser...im Gegenteil. Nur die besten und robustesten Zeller schaffen es in der Petrischale bis zur Blastozyste. "Schwächere" Embryonen hingegen, die es in der Petrischale nicht schaffen, hätten im Mutterleib evtl. noch eine Chance gehabt.
- Deshalb ist die kumulative (!) Schwangerschaftsrate bei frühen Transfers höher, als bei Blastotransfers.

Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du ein kleines Wunder im Bauch hast!

Liebe Grüße
Laurentia