Wie bleibt man positiv?

Hallo ihr lieben!
Über zwei Jahre Kinderwunsch, drei Fehlgeburten, zwei nicht geglückte IUI und nun im ersten ICSI Zyklus. Mir geht die Kraft aus. Manchmal habe ich das Gefühl, ich kann das alles nicht mehr und es gibt nichts Unbeschwertes mehr in meinem Leben. Mein Mann und ich streiten viel, ich fühl mich oft sehr alleine. Aber jetzt aufgeben?
Wie sammle ich neue Energie?
Wie macht ihr das, wenn ihr am Boden seid?

Liebe Grüße

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Fühl dich erstmal gedrückt, auch wenn wir uns nicht kennen. ♡

Wir haben 4 Jahre gebraucht...

Mir hilft self-care..sich selbst mögen und achtsam mit sich sein. Sich im Café ne heiße Schokolade holen, ein schönes neues Buch kaufen, spazieren gehen. Das sind Dinge, die ich mache, wenn es mir nicht gut geht. Nette Meschen treffen, Musik hören- sehr wichtig.

Vielleicht hilft dir meine Antwort etwas. Ich weiß, wie schwer das ist

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Hallo Liebes, ich fühle deine Zeilen so. Wir waren 4 Jahre in der Kinderwunschklinik. 6 IUI und 3 Icsi hat es gebraucht bis unser Sohn geboren wurde. Wenn ich an die Zeit zurück denke frag ich mich manchmal wie ich das alles ausgehalten habe. Ich war so oft so traurig und fast hätte unsere Ehe die Zeit nicht überstanden. Aber man funktioniert irgendwie, man bleibt dran weil man keine andere Wahl hat. Also so war es bei mir. Es gab nur das, oder Aufgeben und das war keine Option. Ich kann dir nicht sagen wie dein Weg ausgeht aber ich wünsche dir ganz viel Kraft und hoffe das auch du einen „positiven Ausgang“ bekommst.

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Danke für deine lieben Worte!
Hast du dich auch so alleine gefühlt?
Wie haben dein Mann und du immer wieder zueinander gefunden?
Wir nehmen das alles so unterschiedlich wahr….
Vielleicht liegt meine gerade komplett depressive Stimmung auch an den blöden Hormonspritzen….

Krass, dass du das so oft durchgemacht hast. Ich kann mir im Moment kein weiteres Mal mehr vorstellen. Aber ja, man geht dann einfach weiter und weiter und weiter.

Schlimm finde ich auch, dass man bei der Arbeit und in seinem Umfeld einfach weiter funktionieren muss. Ich erzähle auch niemanden mehr davon, weil es ja doch keiner versteht. So schwer alles

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Ich habe mich sehr sehr einsam gefühlt vorallem da in meinem Umfeld niemand bescheid wusste somit hab ich auch mit niemandem gesprochen. Mit der Arbeit fand ichs ganz schlimm, immer diese spontanen Termine zur Blutabnahme und zum Ultraschall, ich war wirklich verzweifelt. Mein Mann und ich waren irgendwann keine Eheleute mehr aber durch die vielen Jahre waren wir dennoch beste Freunde, das mag kitschig klingen aber das war der Grund der uns zusammen gehalten hat weil man jeweils den anderen nicht allein lassen wollte in dieser schweren Situation. Ich bin keine Frau die es schafft sich mit Büchern, Freunden oder spazieren abzulenken. Mir half nur mich daheim zu verkriechen viel zu weinen und mir immer wieder zu sagen „du schaffst das“ Ich wurde dann mit 34 schwanger, meine persönliche Grenze war 40. Ich wusste also im Inneren ich habe noch „Zeit“ Diese Zeit mit dem Kinderwunsch hat mich als Mensch sehr verändert (für mich aber ins positive) Man wächst über sich hinaus und ich bewundere mich als Frau so sehr. Lass den Schmerz zu denn er ist dein Begleiter und du kriegst ihn nicht weg, aber lerne mit ihm umzugehen denn im Unterbewusstsein weisst du, du schaffst auch noch die nächsten Versuche. Und die Medizin ist soooo weit mittlerweile vertraue darauf.

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Hallo liebe Lindenbaum4

Deine Situation und bisheriger Weg ist meinem sehr ähnlich, kurz zu uns:

Kinderwunsch seit August 21, März und Juni 2022 biochemische Ss, dann im August 2022 KiWu Klinik. Mein Mann hat ein eingeschränktes SG, nur 1% Normalformen. Ich habe keine Diagnosen.
2023 dann 3 negative Inseminationen, nie mehr schwanger geworden bis Heute. Letzten Monat dann die 1. ICSI.
Wir haben nun 8 Blastos auf Eis und ich lasse mir im Januar die erste transferieren ❤️

Ich fühle mich genau so, wie du es beschreibst. Selbst jetzt, mit der guten Befruchtungsrate und den vielen Blastos, bekomme ich diese negativen Gedanken nicht weg. Ich habe Depressionen, leide an starken Stimmungsschwankungen und bin extrem dünnhäutig. Die daraus entstehenden Eheprobleme, Frust, Wut, Trauer... alles Folgen der jahrelangen Kinderwunsch-Hölle! Von dem Gefühl, komplett allein zu sein, da natürlich niemand im Umfeld das gleiche durchmacht, ganz zu Schweigen.

Wie positiv bleiben... Ich denke, wichtig ist dass man sich selber nicht verliert. Aber vorallem auch, dass man die Trauer und die Wut zulässt. Und sich bewusst macht, dass kein Zustand ewig anhält. Und dadurch schafft man es auch wieder Hoffen und positiv denken zu können, so zumindest erlebe ich es.
Und was ich auch ganz wichtig finde: leben! Sich nichts verbieten, und einfach das machen was einem gut tut. Denn die Zeit gibt uns niemand zurück ❤️‍🩹

Bearbeitet von michii90
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Was Laura geschrieben hat, finde ich richtig gut 👍🏻 ja, so ist es im großen und ganzen.

Fast 6 Jahre Kinderwunsch, davon 2 Jahre sehr intensiv in der KiWu Klinik, 4 IUIs, 2 Fehlgeburten, erste ICSI war Erfolg. Ich habe mich sehr sehr einsam gefühlt… Wir haben niemandem ein Wort erzählt. Aufgeben war nie eine Option 🤷‍♀️
Ich war fast 40 als unser Wunder kam. Jetzt 17 Monate später gehen wir denselben Weg für Geschwisterchen 🤷‍♀️ damals hätte ich mir psychologische Unterstützung geholt… diesmal ist unsere kleine Familie mir Therapie genug… bis jetzt 🤷‍♀️🤷‍♀️🤷‍♀️

Bearbeitet von Lulu-
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Wir sind seit knapp 3 Jahren dabei und hatten unfassbar viele Tiefs und dann noch tiefere Tiefs. In vielen Freundschaften hat sich viel Distanz aufgebaut, insbesondere in denen, die bereits 1, 2 oder teilweise auch 3 Kinder haben. Am Anfang habe ich noch versucht ein Teil davon zu sein, aber ich bin außen vor und ab einem bestimmten Punkt habe ich mich auch herausgezogen. Sie verstehen nicht, was wir durchmachen. Sie verstehen nicht, was für einen Tritt es uns versetzt, wenn sie herausposaunen, wie schnell es bei ihnen ging oder dass sie erneut schwanger sind, obwohl es gar nicht geplant war. Ich habe mich furchtbar allein gefühlt und tue es immer noch. Das Einzige, was mir hilft, ist, dass ich mich mit meinen Interessen und Zielen befasse und versuche mein Leben zu leben und zu hoffen, dass es einfach irgendwann für uns auch sein soll. Die Freundschaften leiden, die Partnerschaft leidet und man macht sich mürbe... es ist eine sehr schwierige Zeit

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Danke! Ihr ahnt nicht, wie sehr mir eure Antworten helfen. Seit Wochen hat sich in mir ein Druck aufgebaut, mit jemandem zu sprechen, der mich einfach nur versteht. Aber es gibt in meinem Umfeld niemanden. Wenn ich mal anfange, auch nur andeutungsweise etwas von mir und der Situation zu berichten, merke ich direkt, dass es nichts bringt. Entweder sehr viel Mitleid (was nett gemeint ist, aber mich fühlen lässt wie ein Versagerin) oder komische Tipps, oder auch im Anschluss zu viele Fragen, ob es jetzt geklappt hat und dann Hilflosigkeit und Enttäuschung, wenn ich das wieder mal verneinen muss.

Zum Thema Freundschaften: Auch das konnte ich mir nie vorstellen. Ich war immer jemand mit einem sehr stabilen und wirklich guten Freundeskreis. Aber mittlerweile haben alle Kinder und es geht einfach nicht mehr. Ich kann nicht fröhlich mit den anderen Silvester feiern. Wie soll man das schaffen?

Durch eure Antworten merke ich, dass ich aber wirklich nicht alleine bin. Euch geht es exakt gleich. Gleiche Wut, gleicher Frust, gleiche Ängste. Und das hilft. Ich sitze hier zwar gerade heulend, während ich diese Zeilen tippe, aber mit etwas mehr Wärme in mir Es ist alles so hart, aber man kann es schaffen, da gesund wieder raus zu kommen.



DANKE!

Bearbeitet von Lindenbaum4
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Hallo Lindenbaum! Hast du dir schon mal das BKID angesehen? Das ist ein Netzwerk, bei dem du in deiner Nähe jemanden finden kannst, mit dem du mal auf psychologischer Ebene sprechen kannst, die kennen sich besondere mit dem Thema unerfüllter Kinderwunsch aus.
Oft sind sie an die Diakonie, Fabi etc angegliedert. Das Ganze ist dann gratis und die Wartezeiten sind gering.
Darüber zu sprechen ist SO wichtig, irgendwo müssen die Gefühle und Gedanken hin.

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Ich habe mal versucht, eine Therapeutin zu finden. Diese haben sich dann aber nicht mehr zurück gemeldet, dann habe ich wieder aufgegeben.
Aber vielleicht schaue ich mit mal noch Empfehlung an! Danke!!