Vorgeplänkel
Unsere Tochter wurde geboren und hat unser Leben komplett auf den Kopf gestellt. Dass ein Baby Leben in die Bude bringt und alles „irgendwie anders“ ist, als vorher, war ja klar. Aber die Realität traf uns mit voller Wucht. Logo, wurde dieses Wesen immer süßer und wir liebten es jeden Tag immer noch ein Stückchen mehr – aber das Baby zehrte auch an unseren Kräften.
Ständig war stillen angesagt und danach schlief es sich am besten in Mamas Arm oder auf ihrem Bauch weiter … an Ablegen durften wir nicht einmal denken. Auch unser Baby wurde in den ersten zwei Monaten von abendlichen (und manchmal auch nächtlichen) Bauchschmerzen und Pups-Attacken gequält … zur Ruhe kamen wir kaum.
Etwa dritter und vierter Lebensmonat wurden entspannter – Mäuschen schaffte es nachts manchmal bis zu vier Stunden zu schlafen, bevor sie lautstark aufwachte und Milch verlangte. Okay – kleines Baby; nachts Hunger; Nähe; normal; andocken – schläft ja schließlich im Beistellbett, die zweite Hälfte der Nacht meist im Ehebett.
Die Ausgangssituation
Ab dem fünften Lebensmonat hatte es sich zur Normalität entwickelt, dass unsere Tochter also im Elternbett um 20 Uhr einschlafgestillt wurde und Mama sich dann nach etwa zwanzig Minuten raus geschlichen hat … Bis morgens um 8 Uhr meldete sich Mäuschen dann etwa im Dreistundentakt.
Als sie sieben Monate alt war, ist sie in ihr eigenes Zimmer gezogen – sie krabbelte und war im Elternbett nicht mehr sicher. Das ging auch leichter als gedacht – es wurde im Sitzen einschlafgestillt und die Kleine dann schlafend in ihr Bett gelegt.
Mit ein bisschen Glück konnte Mama also nach zehn Minuten raus aus dem Zimmer und sich um andere Dinge kümmern. Mit Pech dauerte es länger bis sie schlief oder sie wurde beim Ablegen wach und fing an zu weinen. Nahm Mama sie nicht sofort wieder hoch wurde herzzerreißend gebrüllt. Manchmal klappte es mit herumtragen, manchmal half nur erneutes Anlegen und das „Spiel“ ging von vorn los.
Zwischen 22 Uhr und 23 Uhr ging die Sirene aber in jedem Fall wieder los. Wir haben viel probiert … nur der Papa… nur die Mama … rumtragen … gar nicht herausnehmen … singen … kuscheln … Bauch streicheln … sie war nicht zu beruhigen – nur durch’s Stillen. Dabei schlief sie rasch wieder ein und konnte abgelegt werden. Wenn sie dann das nächste Mal wach wurde, haben wir sie gleich mit ins Elternbett genommen (mit Mama und Papa rechts und links als Barrikade ist’s ja sicher).
Unsere Tochter (mittlerweile etwa acht Monate alt) wurde nun im Zweistundentakt wach und verlangte (lautstark!!) nach der Brust. Es war kein ruhiges Aufwachen. Sie wachte auf und brüllte, bis sie angelegt wurde. Immer. Mama traute sich nicht mal, schnell zur Toilette zu gehen, es war einfach zu laut und Papa sollte ja schnell weiterschlafen können – der muss ja arbeiten.
So – in Summe brüllte unser kleines hilfloses Töchterlein dadurch im Schnitt 20 Minuten pro Abend/Nacht. Papa kam kaum aus dem Bett morgens und Mama kroch auf dem Zahnfleisch. Auch die Tagesschläfchen funktionierten nur mit Einschlafstillen und vorsichtigem Ablegen. Unsere Maus war mittlerweile fast zehn Monate alt. Es musste sich etwas ändern und so haben wir uns vier Bücher zum Thema Schlafen bestellt.
Das Buch
„Da gibt es so ein Buch… ‚Jedes Kind kann schlafen lernen‘…“. Diesen Satz hat wohl jeder, der nicht mit einem durchschlafenden Baby gesegnet ist, schon mal gehört oder gelesen.
„Um Gottes Willen – dieses Buch, damit zerstörst du das Urvertrauen deines Babys und du musst es schreien lassen, bis es kotzt!“ Auch diesen Satz hat wohl jeder, der sich dann nach diesem Buch erkundigte, so oder in ähnlicher Form bereits gelesen. Auch uns haben diese Sätze lange abgeschreckt. Es war jetzt aber an der Zeit, sich eine eigene Meinung zu bilden. Wir kennen übrigens nur diese eine Auflage, es ist die 1. Auflage 2013 und wir haben sie zunächst vollständig gelesen.
Auch wir haben hier und dort die Stirn gerunzelt und uns gefragt, ob wir das wirklich ausprobieren sollen – schließlich musste unser Engel noch nie alleine schreien. Zwei Punkte waren ausschlaggebend dafür, dass wir es unbedingt probieren mussten: Unsere Tochter brüllte ja sowieso, auch wenn wir dabei waren und in dem Buch wurde geschrieben, dass bei der Vielzahl der Kinder bereits am dritten Tag eine deutliche Besserung eintreten würde. Mit der Option, die Sache notfalls komplett abzubrechen wollten wir also starten … und pünktlich bekam Mäuschen einen Schnupfen Da im Buch auch steht, dass man bei Krankheit auf keinen Fall das „Schlaftraining“ (bescheuertes, unpassendes Wort) starten oder weitermachen soll, haben wir also noch gewartet und dann ging es los; Papa sollte die ersten zwei Nächte übernehmen.
Das Ergebnis
Wir sind von den Zeiten im Buch (3, 5, 7 Minuten) abgewichen auf 2, 3, 4 Minuten. Wie erwartet gefiel es unserer Tochter nicht, dass Papa nach dem Lied und Gutenachtkuss mit lieben Worten einfach durch die Tür verstand. Mama saß auf der Couch mit Stoppuhr und Papa musste nach 2, 3 und 4 Minuten noch mal zu ihr rein. Schon vorab: Dieser Teil war der schwerste für uns alle! Nach weiteren zwei Minuten ist unsere Tochter allein eingeschlafen und erst um 2:30 Uhr wieder aufgewacht. (Erinnerung: Seit fünftem Lebensmonat wachte Mäuschen alle zwei bis drei Stunden auf! Unglaublich? Ja, aber genau so war es.) Papa musste auch diesmal rein, ist wieder raus und nach einer Minute war Ruhe. Ab 5 Uhr wurde es unruhiger im Kinderbett und wir entschieden uns, diese Nacht um 6:30 für beendet zu erklären. Insbesondere auch hinsichtlich der Tatsache, dass wir das Risiko in Kauf genommen haben, dass Mausi nun zeitiger wach wird, da sie ja ausgeschlafener ist.
Sie wurde relativ schnell wieder müde aber wir haben sie erst um 11 Uhr zu ihrer üblichen Zeit hingelegt. Sie schrie nicht! Und schlief eine halbe Stunde, wie sonst auch.
An diesem Abend weinte sie beim abendlichen ins Bett bringen einmal kurz auf. An den folgenden Abenden gar nicht mehr. Das Ganze ist nun zehn Tage her und seit fünf Tagen weint sie auch beim Hinlegen zum Mittagsschlaf gar nicht mehr. Nachts weint sie bisher noch manchmal kurz (nix mit Minuten, vier Sekunden vielleicht) und schläft allein weiter. Bis 8 Uhr. Klingt zu schön um wahr zu sein? Dann ist es ein Wunder – das wir sowas von dankbar annehmen!
Das Fazit
Ich bin ganz klar der Meinung, dass dieses Buch nicht verteufelt werden sollte und dass ein Großteil derer, die das tun, das Buch gar nicht gelesen hat. Wer von vornherein nichts an dem Schlafverhalten seines Kindes ändern will, soll meiner Meinung nach nicht anderen Eltern die Chance auf Besserung versauen, in dem das Buch angeprangert und gepredigt wird, dass das Kind doch einfach im Elternbett schlafen soll und ständig gestillt werden soll, so sei es doch von der Natur vorgesehen und das Beste für alle. Ganz einfach. Blabla.
Wir möchten nicht abstreiten, dass auch wir zu den Verteuflern gehören würden, wenn unsere Maus sich nach drei Tagen noch immer minutenlang in den Schlaf geweint hätte müssen … umso mehr werden wir uns aber in Zukunft immer ein eigenes Bild zu verschaffen versuchen!
Wir sind jedenfalls dankbar, dass wir das Buch gelesen haben und dass es uns einen Ansatz verschafft hat. So, wie es jetzt ist, ist es für alle am besten. Wir sind alle ausgeruhter und es ist ein Mehr an Lebensqualität!
Unsere Tochter hat übrigens nicht gekotzt – und ihr Urvertrauen hat sie ganz sicher auch noch :)
Jedes Kind kann schlafen lernen – Ein Bericht (lang)
Ich hoffe Du bist auf Felsbrocken vorbereitet !
Ich selber kenne das Buch nicht und die Methode hatte damals noch keinen Namen ,aber so ähnlich wurde es schon seid Ewigkeiten gehandhabt !
Das Urvertrauen hast Du bestimmt nicht zerstört ,Du hast jetzt wohl eher bei Deinem Kind Vertrauen geweckt das es nie alleine ist und immer jemand kommt ,wenn was los ist !
LG
Bin darauf vorbereitet. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass die Steineschmeißer meinen Beitrag nicht vollständig gelesen haben. Liebe Grüße!
Wieso nicht ?
Du hättest dein Familienbett auch sichern können , wir hatten auch Monate lang Decken und Kissen ums Bett zu liegen , raus gefallen ist mein Sohn trotzdem nie.
Hat es dir nicht das Herz zerrissen ?
Wenn dein Kind mal hin fällt und weint , tröstet du es dann auch nicht , weil es ja so oder so weinen würde ?
Das schlafverhalten deiner Tochter war völlig normal , man hätte da ganz andere Wege finden können .
Schade für deine Tochter .
Hallo,
ist doch schön, dass es bei euch funktioniert hat. Meins bzw. unseres ist es trotzdem nicht, auch wenn ich mich über ein durchschlafendes Mäuschen freuen würde, werde ich es nicht ausprobieren.
lg
Hi,
ich finde sowas immer sehr, sehr traurig. Selbst wenn man das Thema Urvertrauen mal beiseite lässt....ein Baby weint, weil es ein Bedürfnis hat. Ob es nun HUNGER oder DURST ist, ob es nur KUSCHELN will, nicht ALLEINE sein möchte oder oder oder, ist doch völlig wurscht. Fakt ist, ein Baby kann sich nur durch weinen äußern. Das Baby ruft also laut nach den Eltern und es kommt....KEINER. Nach langem Schreien (und egal ob nur 2, 3 oder 4 Minuten - ein Baby hat einfach kein Zeitgefühl) kommt dann endlich jemand....JUCHUH. Geschafft...MICH NIMMT JEMAND ERNST...und dann? Tätschel, Tätschel, Sccccccccccccccht und zack...wieder weg. Suuuuuuuuuuuuper Sache. Es schreit wieder und es geht so weiter. Und irgendwann: Es bringt sowieso nichts! Alleine wenn ich darüber nachdenke, läuft es mir eiskalt den Rücken runter!
Nein, so würde ich mein Baby/meine Kinder nicht behandeln. Und glaub mal nicht, dass meine Kinder "einfach" sind. Mein Sohn stillte bis 13 Monaten etwa 5-7 Mal in der Nacht (MINDESTENS), hatte auch (genau wie meine Tochter auch) mit ca. 8 Monaten die Phase, in der er halbstündlich aufwachte und gestillt werden wollte, er hielt bis etwa 12 Monate seinen Mittagsschlaf auf meinem Arm, alleine einschlafen tut er seit kurz vor seinem 3. Geburtstag (von ganz allein kam das). Meine Tochter (1 1/2) schläft auch nur per stillen ein, stillt ebenfalls etliche Male in der Nacht (und tagsüber auch total oft)....
Ich bin nicht der Maßstab - und ja, auch ich war und bin ab und an von gewissen Phasen und Situationen genervt - aber es wird einiges einfacher, wenn man sich einfach mit gewissen Dingen abfindet und die Spannung und den Druck rausnimmt. Immer wieder neue Sachen ausprobieren, ist nicht unbedingt der beste Weg.
Mach was du willst, aber ich hoffe, die Mehrheit macht sowas nicht.
Grüße
Danke, daß du dich traust und mal einen realen Bericht schreibst (aber wie schon oben erwähnt, auch ich höre die Felsen schon rollen)
Überleg dir schon mal ne Antwort auf die These: Dein Kind weint nur nicht mehr, da es resigniert hat und weiß, daß eh niemand kommt!
Also von mir keinen Stein, sondern nochmal ein Danke!
lg
Da unser Kind auch in anderen Situationen mal meckert oder schreit, weiß es, dass jemand kommt, wenn es weint
Ich werde vermutlich die Gegenthese in den Raum stellen, dass wir unserem Kind so auch erst mal die Chance gegeben haben, allein und erholsam durch die Nacht zu kommen.
Liebe Grüße auch an dich!
"dass wir unserem Kind so auch erst mal die Chance gegeben haben, allein und erholsam durch die Nacht zu kommen. "
genau das finde ich nämlich auch, die meisten denken ja, das Kind schläft auf der Brust oder am Busen am besten, aber ich bin auch der Meinung, daß die Kinder in ihrem Bett besser schlafen können.
Bin mal gespannt, was da noch alles so kommt
Hallo,
ich habe das Buch nicht gelesen und kenne es auch nur aus dem Forum bzw was man im Internet unter dem Begriff Ferbern so fand.
Das Buch will ich auch gar nicht diskutieren. Ich habe deinen Bericht gelesen und verstehe ehrlich gesagt nicht ganz, wo das große Problem war das da jetzt was geändert werden musste. Du willst nicht stillen, auch wenn sie ihr das offenstichltich hilft wieder zur Ruhe zu kommen? OK, dann hätte ich es nachts mit einem Schnuller versucht - sie ist ja noch nicht so alt mit 10 Monaten. Ganz ehrlich ich sehe nicht wo das Problem ist.
Ok mein Sohn wurde nicht gestillt, aber aufstehen musste ich mit 10 Monaten auch noch ca 2-3 mal in der Nacht zum trinken. Auch er hat gebrüllt, solange bis er das Flascherl im Mund hatte. Klar, er verstand da ja noch nicht das ich ihn nicht hungern lasse, sondern es nur Zeit braucht zu richten. Da ist die Brust doch viel schneller.
LG
Hallo,
ich finde es traurig,dass Ihr ein Programm angewendet habt was für Kinder ab 1 Jahr "entwickelt" wurde.
Schade,dass Du nicht stutzig geworden bist,dass selbst der eigentliche Erfinder zur heutigen Zeit ganz klar Abstand nimmt von seinem Schlafprogramm.
Deine kleine ist 9 Monate alt, also ist ihr Schlafverhalten absolut normal und sie ist viel zu jung für dieses Programm.
Und ja, ich habe das Buch gelesen und würde es nicht anwenden und auch keinem empfehlen.
Gruß
Hallo
da hast du recht, und das Programm soll auch erst nach einer gründlichen körperlichen untersuchung ab 12 Monate angewendet werden und nur bei wirklichen Schlafstörungen
Schade,dass Du nicht stutzig geworden bist,dass selbst der eigentliche Erfinder zur heutigen Zeit ganz klar Abstand nimmt von seinem Schlafprogramm.
Liebe Goldengirl, zeige mir bitte, wo sich der ,,Erfinder´´ von seinem Schlafrpogramm klar distanziert ????
bitte aber nicht das ,,angebliche´´ Interview erwähnen. Dann hast du es nicht richtig gelesen.
Ich muss dir auch ganz klar sagen, dass ihr euch einfach nicht mit dem babyschlaf befasst habt. Ich war auch nicht auf das vorbereitet was uns erwartete, aber ich habe mich in das thema reingelesen. Auch durch dieses forum hab ich ganz tolle links geschickt bekommen und viele mamis schreiben hier so super.
Eure tochter hat sich ganz normal verhalten. Oft ist es leider so, dass dieses verhalten bei den eltern auf unmut stößt.