Die Frage steht ja schon oben, ich würde gerne mal wissen was für euch so liebesentzug bedeutet oder wann das der Fall ist.
Beginnt das schon beispielsweise beim ankündigen davon, dass wenn im Badezimmer elendslange getrödelt wird obwohl ausreichend Zeit war gesagt wird, dass wir dann vielleicht nicht mehr die Geschichte im bett schaffen zu lesen oder wenn man nach einer Auseinandersetzung mit seinem Kind auch in den nächsten 5 Minuten noch nicht wieder super fröhlich ist und das Kind merkt, dass man noch nicht ganz "normal" sofort wieder drauf ist. Mein Mann meint, dass sofort nach diesem Moment wieder alles gut sein müsste, da es sonst nachtragend wäre. Wir reden allerdings von höchstens 10 Minuten vielleicht, wenn ich wirklich verärgert war, in denen ich mein kind auch nicht ignoriere sondern ich lediglich noch nicht wieder "runtergekommen" bin und das mein kind vielleicht merkt, obwohl ich danach oft sage dass ich mein kind auch dann liebe.
Wie seht ihr das? Was genau ist für euch alles liebesentzug?
Was ist für euch liebesentzug?
Hi Luuna8,
Ich denke Liebesentzug beginnt bei groben Drohungen, "wenn du so bist, hat dich die mama nicht mehr lieb" etc, ignorieren, abweisen und vernachlässigen...klar ist es besser wenn dein Kind sich entschuldigt hat gleich wieder den Schalter umzugehen, weil es dadurch um Vergebung bitten und vergeben lernt. Dennoch verstehe ich wenn man nicht in Minute 2 komplett happy ins nächste Abenteuer springen kann. Je nachdem wie alt dein Kind ist, können 5 bis 10 Minuten aber sehr lang sein und sich wie Liebesentzug anfühlen. Eins sollte immer klar sein und das kann man auch sagen "Mama liebt dich aber ich möchte nicht gehauen werden." Bspw. Eine der größten Herausforderungen des elternseins ist die Kontrolle der eigenen Emotionen... aber eben auch das vermitteln von Wirkung und Gegenwirkung. Zeig deinem Kind, dass du verletzt bist aber versuch emotional schnell wieder verfügbar zu sein. Wie gesagt, je nach Alter sind 5 bis 10 Minuten fast eine Ewigkeit. Das Konzept von Zeit wird erst mit ca. 3.5 Jahren greifbar für die kleinen.
Ich wünsche dir viel Kraft, denn das ist es was Eltern brauchen. Ich drück dich in Gedanken und wünsche euch alles Gute und Liebe💛Lara
Ich finde die Einstellung deines Mannes etwas seltsam. Ein Kind muss doch auch lernen, dass man eben mal wütend/sauer ist und eben nicht immer alles Sonnenschein ist. Das ist doch ganz normales menschliches Verhalten. Ich halte es echt bedenklich für die soziale Kompetenz, wenn man dem Kind immer etwas vorgrinst aber insgeheim sauer ist oder gerade noch schimpft und dann gleich lacht. Da kommt sich das Kind doch verar*** vor?!?
Liebesentzug wäre für mich persönlich, wenn man das Kind einfach ignoriert. Was du schilderst, dass wenn im Bad getrödelt wird und es dann eben keine Geschichte gibt finde ich eher konsequent - Voraussetzung jedoch: dem Kind wurde dies auch so angekündigt und nicht einfach so spontan als Strafe entschieden und das Kind hatte gar keine Chance das kommen zu sehen und somit zu verhindern.
Ich kann aus professioneller und persönlicher Erfahrung sagen: wenn nach einem Konflikt die Eltern plötzlich wieder fröhlich mit einem umgehen, als wäre nichts gewesen, dann kann das für ein Kind ganz furchtbar sein. Besonders, wenn vorher mit dem Kind geschimpft wurde. Nicht das schimpfen ist das Problem, sondern die Gefühle, die bei allen Beteiligten entstehen. Diese müssen zugelassen und angesprochen werden, damit sie verarbeitet werden können.
Man könnte sowas sagen wie "wir haben gerade einen konflikt/streit/problem. Ich bin noch sehr wütend/aufgebracht/verärgert und brauche zehn Minuten, damit es mir besser geht. Ich liebe dich und du bist in Sicherheit. (Ich gehe kurz an die frische Luft/in ein anderes Zimmer und komme danach wieder.) Dann können wir wieder spielen." Das hilft sowohl dem Kind, Empathie zu lernen und Gefühle und Menschen lesen zu lernen, die Situation zu verstehen, keine Angst vor dem Elternteil zu haben und auch einem selbst, dem Gefühl Raum zu geben und es zu verarbeiten. Ein Konflikt löst auch in dem Kind Emotionen aus, die einfach ignoriert werden, wenn man so tut als wäre man wieder fröhlich. Das kann wiederum dazu führen, dass das Kind kein Vertrauen in den Erwachsenen gewinnt, weil er in dem einen Augenblick fröhlich, dann plötzlich wütend, dann plötzlich wieder fröhlich ist, obwohl gerade geschimpft wurde. Die Erwachsenen scheinen dann für das Kind unberechenbar und es kann das Gefühl von Sicherheit verlieren. Das Kind muss, um sich sicher zu fühlen, wissen, was gerade mit dem Erwachsenen oder ihm selbst passiert. Emotionen sind noch ganz neu für das Kind und es kann sich nicht selbst regulieren, dafür braucht es Erwachsene, die es dadurch begleiten, auch als Vorbild.
Die Einstellung deines Mannes ist sehr problematisch und rührt vielleicht aus seiner eigenen Kinderstube. Da würde ich vielleicht mal nachfragen. Kinder erfahren Liebe auch durch Führung, durch Transparenz und durch klare und faire Grenzen. Sie müssen sich gehört und verstanden fühlen. Die Eltern sind verantwortlich, dem Kind die Welt verständlich zu machen, auch die gefühlswelt, sowohl die de Kindes als auch ihre eigene.
Ich kann sehr "Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen...und deine Kinder werden dankbar sein, wenn du es gelesen hast" (oder so) empfehlen. Ganz besonders deinem Mann.