Meine kleine Geburt, 10+4 SSW

Hallo liebe Urbianer,
Ich schreibe fast nie, bin eher die stille Mitleserin.
Aber weil mir eure Berichte in den letzten Tagen so unglaublich viel Mut und Kraft verliehen haben und nicht zuletzt oft meine einzige Informationsquelle waren, möchte ich euch auch an meiner Geschichte teilhaben lassen.

Sie ist lang und sicher nichts für schwache Gemüter, aber hat dennoch ein Happy End-wenn man es so nennen will.

Ich muss dazu etwas weiter ausholen.

Meine erste Schwangerschaft mit meinem bald zweijährigen Sohn habe ich nur als angst-und Panik einflößende Zeit empfunden. Ich konnte sie keine Sekunde lang genießen.

Das war der Tatsache geschuldet, dass sie von Anfang an dauerkontrolliert und fremd bestimmt wurde.

Von den Vorsorgeuntersuchungen bis hin zur eingeleiteten Geburt wurde alles vom Frauenarzt fest gelegt. Sämtliche Einwände und auch mein Wunsch nach Hebammenbetreuung wurden rigoros abgeschmettert.

Selbstverständlich endete diese Schwangerschaft auch mit einem sekundären Kaiserschnitt.

Nachdem ich diesmal im ersten ÜZ völlig stress- und Druckfrei schwanger wurde (9 ÜZ mit allem Pipapo bei meinem Sohn) konnte ich mein Glück kaum fassen.
Und da saß auch vom ersten Tag an ein Teufelchen auf meiner Schulter das mir zuflüsterte: "da stimmt was nicht-das war zu einfach! ".
Aber ich ignorierte es und genoss jeden Tag in vollsten Zügen.

Ich war zuversichtlich und glücklich. Auch meinen Wunsch nach kompletter Hebammenbetreuung wollte ich diesmal durchsetzen und sicherte mir gleich meine Wunschhebamme, die ich durch die Krabbelgruppe meines Sohnes bereits kannte.
Die Suche nach einem FA der lediglich die drei Ultraschalluntersuchungen unternehmen und sich keine Kompetenzschlacht mit meiner Hebamme leisten wollte war hingegen sehr schwer.
Vor allem nachdem ich bei jeder abtelefonierten Praxis den super zeitigen Schall um die 6./7. SSW gnadenlos abschmetterte. (Kein Bock auf ein nochmaliges "Nix zu sehen"..."täglich HCG kontrollieren"..."Embryo zu klein"..."noch kein Herzschlag" usw.)
Was für ein Drama.

Irgendwann fand sich dann doch eine Ärztin die bereit war sich um mich zu kümmern.

Dort vereinbarte ich den nächstmöglichen Termin zum US-der wäre erst in der 13. SSW gewesen. Für mich kein Problem, das Geschalle war eh nicht meins.
So nahn ich die ersten zwei Vorsorgetermine bei meiner Hebamme wahr und genoss das entspannte, zuversichtliche menschliche Klima dabei.
Es sah alles hervorragend aus, der Woche entsprechender HCG Wert und wochengerechtes Wachstum der Gebärmutter. Wir haben auch versucht die Hertöne mit dem Dopton zu finden, müßig in so einer frühen SSW. Nur einmal, ganz kurz, konnten wir sie erahnen. Ich war trotzdem selig.

Wir waren guter Dinge, dass sich dort eine völlig intakte Schwangerschaft entwickelte.

Dann am letzten Mittwoch Abend der Schock. Nach einem anstrengenden, aber schönen Tag auf Arbeit und anschließend mit Besuch und natürlich meinem Sohn spürte ich plötzlich wie irgendwas floss.
Als ich nachsah war es ein kleiner Schwall altes Blut.

Gelassen und zuversichtlich wie ich in dieser Schwangerschaft war dachte ich zunächst, ich hätte mich etwas übernommen, donnerte mir eine Riesen Dosis Magnesium rein und versuchte mich zum entspannen.

Trotz das nichts mehr kam war ich dann dennoch beunruhigt.

Mein Mann arbeitet ebenfalls in der Gastronomie und war noch nicht Zuhause.

Ich informierte ihn was los ist und er machte sich sofort auf den Heimweg, damit ich zur Notaufnahme ins nahe Krankenhaus fahren kann. (Er musste ja unseren schlafenden Sohn hüten)

Wir gaben uns also die Klinke in die Hand und ich fuhr los.
Im Krankenhaus gab man sich betont desinteressiert. Keiner hatte auch nur das kleinste liebe Wort übrig.

Man schickte mich zur diebsthabenden Gynäkologin, auf dem Weg dahin verlor ich endgültig die Fassung und heulte Rotz und Wasser.

Die Gynäkologin empfing mich recht kurz angebunden und wurde sehr ungeduldig weil ich ihr zwischen meinem Geschluchze nicht angemessen schnell und exakt antworten konnte.

Dann musste ich auf den Stuhl, Gestocher, und dann die Bestätigung dessen, was mir in der Zwischenzeit selbst bewusst geworden war, nur wesentlich unsensibler verpackt:
"Nee, DAS is' tatsächlich nicht intakt. "

Das Baby war in meinem Bauch gestorben und hat sich schon begonnen zurück zu entwickeln. (Diesen Teil kann ich nicht richtig wieder geben, eventuell habe ich die FÄ da falsch verstanden! )

Das Kleine entsprach in seiner Größe nur noch der etwa 8.SSW.

Dann empfahl sie mir eine zeitnahe Ausschabung weil "das" raus müsse.

Nur am Rande wurde erwähnt dass man auch abwarten könne, aber natürlich muss dann wahrscheinlich trotzdem noch ausgeschabt werden.

In aller Trauer und trotz Schock war mir die Vorstellung dass jemand unter Vollnarkose in meiner Gebärmutter rumkratzt und mir mein Baby einfach weg nimmt absolut zuwider. Nicht zuletzt die Vorstellung dessen, wie es anschließend "entsorgt" wird.
Ich wusste dass dies nicht der richtige Weg für mich ist und entschied mich sofort dagegen.

Daheim dann der Zusammenbruch. Wir haben beide geweint, getrauert und waren wütend warum es genau uns treffen muss.
Wo wir uns doch dieses Kind sehnlich gewünscht und in der Schwangerschaft einfach alles so richtig wie möglich gemacht haben.

Aber wir waren entschlossen diesen Weg gemeinsam zu gehen.

Ich meldete mich von der Arbeit für die restliche und auch die kommende Woche ab und versuchte unser Baby "los zu lassen".

Am Donnerstag passierte rein gar nichts mehr, keine Blutung in Sicht.
In einer Apotheke besorgte ich mir entsprechend der Empfehlung meiner inzwischen informierten Hebamme Hirtentäscheltee, Eisenpräparat,ein Wehen förderndes Massageöl für den Bauch, Chamomilla und Pulsatilla Globuli. Und natürlich riesige Damenbinden und Schmerzmittel, anhand der Schilderung der Gynäkologin im KH erwartete ich ein halbes Massaker.
Aber es passierte weiterhin nichts, wohl eine Nachwirkung der vielen Magnesiumtabletten vom Vorabend.
Am Donnerstagabend dann leichte Schmierblutungen, kaum nennenswert.

Freitag morgen ging es dann nach dem Frühstück los.
Ich kann nur jeder Frau, die ähnliches vorhat, empfehlen das NICHT alleib durchziehen zu wollen.

Ohne die Sicherheit der extrem nahen Klinik und meines Mannes im Nebenzimmer hätte ich kapituliert und den Notarzt gerufen.
Aber eins nach dem anderen.

Es begann mit Krämpfen und Blutungen, immer wenn ich auf dem WC saß kamen richtig ordentliche Blutschwälle.
Das ging etwa eine Stunde. An sitzen war nicht mehr zu denken. Ich musste herumlaufen und die Wehen, jawohl-richtige Wehen!-veratmen.

Zuletzt saß ich auf der Toilette und dachte einige wenige Minuten ich müsse sterben vor Schmerz. (Ich denke ich bin kein Weichei-bei meinem Sohn hatte ich 26 Stunden lang Wehen-ohne PDA!)
Aber irgendwie wusste ich, dass es bald vorbei ist.

Irgendwann merkte ich, wie sich etwas größeres seinen Weg bahnte und ins WC flutschte.
Ich dachte es sei das Baby, zumal genau damit die Schmerzen schlagartig aufhörten.

Meine beste Freundin und ich tauften das arme Kleine, das nicht leben durfte, auf "Henry".
So hatten wir das Baby schon während der Schwangerschaft genannt, wir waren uns sicher dass es noch ein Junge ist.

Der Name stand quasi schon von vornherein fest, auch mein Mann war schon während der SS davon sehr angetan.
Es wäre uns auch sehr Pietätlos vorgekommen diesen Namen für ein späteres Kind "aufzuheben", denn Henry bleibt Henry. Auch wenn er nicht bei uns bleiben durfte.

In den Tagen danach hat es noch regelstark mit ab und zu leberartigen Stückchen (sorry, ich hatte euch gewarnt. ;-) ) nachgeblutet.

In mir nagte zunehmend der Schmerz, dass ich das Kleine nicht angesehen habe und es weg gespült habe.

In diesen Tagen habe ich viele Gespräche mit meiner besten Freundin geführt, in denen wir auch fest gelegt haben, dass das Lied "kleine Taschenlampe brenn" so wunderschön und passend und unendlich tröstlich für meinen "Prinz vom Stern" ist und haben es kurzerhand zu seinem Lied erklärt.

Und jetzt wird es richtig verrückt.

Als ich meinen Sohn heute Abend zu Bett gebracht habe, hatte ich plötzlich das unsagbar starke Bedürfnis ihm dieses Lied vorzusingen.
Noch als ich bei der letzten Zeile angelangt war:"...schreib > ich lieb dich< in den Himmel und dann weiß ich es genau, keine Macht kann uns mehr trennen", spürte ich plötzlich, wie sich etwas durch den Geburtskanal schob. Ich kniff nur noch alles zusammen und sprintete zur Toilette, unterwegs riss ich in der Küche schnell ein Stück Krepppapier ab, weil mir schwante was oder besser WEN ich da gleich auffange.

Und tatsächlich: völlig schmerzfrei und unerwartet kam mein zweites Kind, mein Sternchen Henry, zur Welt.
Es war unbeschreiblich faszinierend. Das kleine Menschlein sah genauso aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Es war alles dran, winzig klein und unglaublich filigran.

Wenn man mal nach "Embryo 8.SSW" googlet findet man computeranimierte Bilder, die sehr nah ran kommen.

Ich war unendlich glücklich die kleine Geburt so zu erleben. Es war zu keinem Zeitpunkt in irgendeiner Form eklig oder abschreckend-im Gegenteil.

Ich habe dann eine leere Zündholzschachtel genommen, den Winzling hinein gelegt, meinem Lieblingsschal geopfert und ein Stück heraus geschnitten um das Kleine damit zuzudecken.
Und nun habe ich etwas, was ich die ganze Zeit seit der vermeintlichen WC Geburt am Freitag bejammert habe: ich habe etwas greifbares zum "beerdigen". Schließlich blieb uns nicht einmal ein Ultraschallbild, das wir symbolisch hätten begraben können.

Einen Sternchenfriedhof möchte ich gar nicht in Anspruch nehmen, ich käme mir gegenüber den Sterncheneltern deren Kinder und somit auch der Schmerz des Verlustes viel größer war, dabei albern vor.
Aber wir finden sicher einen anderen schönen Ort.

Abschließend hoffe ich um eine AS herum zu kommen. Meine Hebamme kontrolliert am Donnerstag die Rückbildung der Gebärmutter und übernächste Woche habe ich einen Termin bei meiner FÄ für den Ultraschall um sicher zu stellen dass alles raus ist.

Bitte drückt mir die Daumen, meine Gebärmutter ist mir nämlich heilig.

Insgesamt bin ich trotzdem schon jetzt froh darüber, dass unser Baby daheim in Würde gehen konnte.

Und dass es genau in dieser Sekunde als ich "sein" Lied, daa erste mal in meinem Leben übrigens! gesungen habe gegangen ist, ist mir ein unbeschreiblicher Trost.
Ich stelle mir vor, dass er es gehört hat und damit wusste, dass ich auch an ihn denke, wenn er körperlich nicht mehr bei uns ist und "los lassen" konnte.
Dieser Gedanke macht mich sehr glücklich.

Zuletzt muss ich noch anmerken, dass ich sehr gestärkt aus dieser traurigen Geschichte hervor gehe.
Denn obwohl man mir in Zusammenhang mit meiner Schwangerschaft mal wieder suggestiert hat, dass ich das alleine eh nicht schaffen kann, ist mein Körper offensichtlich dabei das Gegenteil zu beweisen.

Hilfreich war hier, dass wir das Sterben des Kleinen erst so spät fest gestellt haben. Sonst hätten die Doktoren sicher schon seit Tagen oder Wochen mit den Hufen gescharrt und ich hätte mich vielleicht eher zu irgend etwas überreden lassen.

Vielleicht konnte ich mit meiner Geschichte ein wenig Mut machen, wer sich daran stört möge mich bitte in Ruhe lassen. Es wurde ja niemand zum Lesen gezwungen. ;-)
Es tat sehr gut das alles nieder zu schreiben, die vielleicht beste Möglichkeit damit fertig zu werden.

Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass sich jemand bis hier hin durchgekämpft hat wünsche ich euch allen von Herzen alles gute und eine baldige, völlig sorgenfreie und wunderschöne Folgeschwangerschaft!

Liebe Grüße,

Aprilbaby1987

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Hallo,

dein Bericht hat mich sehr berührt, schön geschrieben (und ich habe ihn mühelos bis zum Ende gelesen).
Unser Sohn hieß auch Henry. Wir mussten ihn eine Woche nach seiner Geburt in der 41. SSW gehen lassen.

Liebe Grüße und alles Gute! #klee

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Fuehl dich gedrückt

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Hi,

es tut mir leid, dass Du auch so ein Schicksal erleiden musstest.

Ich kann Dich soll gut verstehen! Meine Tochter wird bald drei, ich hatte eine sch... SS mit mehreren Terminen in der Woche beim FA wegen Durchblutungsstörungen zur Plazenta, lag 3mal im kh und bekam dann einen Not-Ks bei 35+0.

Bei meiner 2. SS hatte ich von Anfang an eine Vorahnung die mir sagte, es würde eine FG, so als ob ich hellsehen könnte. Ganz komisch! Wurde natürlich verrückt gemacht und musste wieder Woche für woche zur hcg- und us-kontrolle. Hab mir auch schon sehr früh eine Hebamme, meine damalige, besorgt doch bevor ich den ersten Termin bei 8+0 bei ihr antreten konnte war es bei 7+4 vorbei. Bin dann wie du abends allein zum kh und wurde auch sehr komisch behandelt und man wollte mich da behalten. Hab mich geweigert. Es hiess dann "kommen sie wieder wenn Blutungen stärker werden oder sie schmerzen haben". Meine FÄ hatte nämlich Urlaub. Am nächsten morgen frisches Blut, ich also wieder zum kh. Da liess man mich erstmal zwei Stunden im Wartebereich schmoren während nfrisch gewordene Mamas ihre Babys im Bett vor meiner Nase vorbeischoben. Ganz Klasse! Dann kam die Ärztin und blaffte mich an warum ich nicht zu meinem FA gehe und woher ich denn glaube zu wissen, dass ich über haupt schwanger sei. Naja, Fruchthülle und hcg waren nunmal entsprechend auf schwanger gestellt. Also musste ich ja wohl schwanger sein. Sie untersuchte mich und wollte mich direkt zur ausschabung schicken da ich sogar noch nüchtern war. Das hab ich sofort abgelehnt. Bin dann zum Hausarzt damit der mich krank schreibt und während ich da wartete hatte ich wohl vereinzelt leichte wehen. Denn es waren immer wieder schmerzhafte Krämpfe da. Ich kenne ansonsten keine wehen da ich beim 1. Kind keine hatte.

Zu Hause hab ich meine Hebamme angerufen. Ich sollte mir den Tee und Globuli bei ihr abholen (lassen) und Buscopan oder spascupreel gegen die Krämpfe nehmen.

Donnerstag morgen hatte ich plötzlich ein komisches gefühl unter drin als ob was rausflutschen will. Vor Schock ging ich auf die Toilette und da muss mir die leere Fruchthülle plus der Rest rausgerutscht sein. Am Freitag war beim US nix mehr zu sehn.

Schade, dass ich die Hülle meines Pünktchens nicht auffangen konnte.

Die ersten Blutungen sind heute abend genau drei Wochen her. Wir haben Samstag einen Kirschbaum gekauft und werden ihn für pünktchen pflanzen.

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Hallo aprilbaby,
Ich habe auch bis zu Ende gelesen und tränen in den Augen. Ich ziehe meinen Hut vor dir, soviel ruhe und Souveränität in solch einer Situation.

Toll! Für viele sicher ein Mut mach Bericht.

Lg wunschkind

Und ich drück dir die Daumen, dass du bald belohnt wirst mit einer glücklichen sorgenfreien Schwangerschaft und einem gesunden Baby.

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Hallo Du Liebe,

es ist so traurig zu lesen, was Du erlebt hast. Es tut mir sehr leid für Dich. Mir kamen gerade die Tränen... so bewegend...Ich finde die Art wie Du Deine Geschichte erzählst so wunderschön und respektvoll. Danke, dass Du sie mit uns teilst.

Auf der anderen Seite macht es mich froh, von einer kleinen Geburt zu lesen, die meiner so sehr ähnelt:

Ich hatte im Januar 2013 eine FG in der 10. SSW mit Ausschabung (die ich sehr, sehr bereue). Ich habe mir geschworen, dass ich mich nie wieder von den Ärzten zu so etwas überreden lasse. Als ich im August dann wieder positiv testen durfte, habe ich mir gleich ein wunderbares Geburtshaus in der Nähe gesucht. Ich fühle mich dort so gut behütet und die beiden Hebammen sind ganz wunderbar. Nicht zuletzt dadurch hatte ich tiefstes Vertrauen, dass diesmal alles gut gehen würde.

An meinem Geburtstag dann im September bekam ich Schmierblutungen. Am nächsten Morgen waren mein Liebster und ich noch bei meiner Hebi im Geburtshaus um uns beruhigen zu lassen. Ich war bei 9+0, alles war gut, das Herzchen schlug. Am späten Abend bekam ich dennoch mensartige Unterleibsschmerzen. Die wurden in der Nacht immer schlimmer (hab kaum geschlafen) und es kamen Blutungen dazu bis ich am frühen Morgen richtige Wehenschmerzen bekam. Ich hab leider noch kein Kind zur Welt gebracht und weiß daher nicht wie sich Wehen anfühlen, aber irgendwie war es so wie ich es mir vorstelle (wellenartig, mit einem starken Druck nach unten auf dem Muttermund). Als ich es fast nicht mehr aushielt, hatte ich Schweißausbrüche, Fieber, mir war schlecht und mein Kreislauf war völlig unten. Ich habe mehrfach überlegt den Notarzt zu rufen, aber dann auf der Toillette kam plötzlich mein Baby in einem Schwall Blut heraus. Sofort waren Schmerz und Übelkeit weg. Als ich dann realisiert hab was da gerade passiert war, bekam ich erstmal einen Schreikrampf, aber körperlich ging es mir plötzlich wieder gut. Ich hatte soeben unser kleines Baby "geboren". Ich konnte es richtig "in Empfang" nehmen. Dieses kleine zarte Wesen, gerade mal 2,5 cm groß, aber schon so perfekt und wunderschön... Da war wirklich alles dran, kleine Ärmchen mit Fingerchen und Beinchen und eine Stupsnase. Die Haut war ganz durchsichtig und man konnte die Blutgefäße sehen. Aber es war so ein wunderschönes Baby. Ich bin bis heute so unglaublich stolz auf mich und meinen Körper, dass ich das ganz wunderbar und irgendwie auch selbstbestimmt geschafft hab. Und dass ich unser kleines Baby sehen durfte. Das hat mir so sehr geholfen.

Ich habe am selben Tag eine kleine Box gebastelt und unser Kind hineingebettet. Es blieb dann die folgende Nacht neben mir am Bett bevor wir es am Tag darauf in einer liebevollen Zeremonie im Wald an einem Baum beerdigt haben.

Du kannst auch ganz stolz auf Deinen Körper sein und dankbar, dass Du diese kleine Geburt erleben duftest und somit auf ganz besondere Weise Abschied von Henry nehmen konntest. Ich wünsche Dir alles, alles Liebe und hoffe, dass Du bald wieder positiv nach vorn schauen kannst.

Herzliche Grüße,
würmchen14

P.S. Es tat mir jetzt auch sehr gut, das hier noch mal auszuschreiben. Auch wenn es kleine Schritte sind, aber sie helfen das alles zu verarbeiten.

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Hallo,

das hast du wirklich toll geschrieben. Ich habe mich in deinem Bericht auch wieder gefunden. Auch ich hatte im November( meine zweite) Fehlgeburt und sie hier auch beschrieben und sie lief ähnlich wie eine Geburt ab, 3 Stunden richtige Wehen, dabei immer wieder ein großer Blutschwall, die Wehen waren bei mir ungefähr so stark, wie eine Stunde vor der Geburt meines zweiten Sohnes, ich dachte schon: "ich weiß nicht, ob ich überhaupt nochmal schwanger werden wollte bei diesen Schmerzen...". Dann kam etwas großes raus und alles war vorbei, ich konnte wieder normal sprechen und laufen, was vorher nicht mehr möglich war (der Abgang war bei mir zwar in der 11. Woche, aber der Stand war gerade mal ca. 7. Woche, daher konnte ich auch keinen Embryo erkennen).

Schlimm empfad ich, wie du, dass ich nicht wusste, wann es aufhören würde, ob es drei Stunden oder 24 Stunden dauern würde. Aber das Misstrauen in meinen Körper wegen der zweiten Fehlgeburt, wurde durch meine kleine Geburt völlig wieder hergestellt.

Bei mir waren am Anfang schon noch Reste in der Gebärmutter, aber die Ärztin hat einfach abgewartet und es hat danach noch ein paar Tage geblutet, beim nächsten Kontrolltermin nach 2 Wochen waren sie dann weg.

Ich wünsche dir, dass du keine Reste mehr drin hast und wie gesagt, wenn es so ist, ist das auch nicht unbedingt SOFORT ein Grund für eine Ausschabung. Manchmal hilft noch ein paar Tage warten.

Liebe Grüße und dir alles Gute

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Hallo auch von mir!
Erstmal muss ich sagen, dass mich deine Worte zu Tränen gerührt haben! Ich habe mich in so vielen Situationen wieder erkannt...
Meine Tochter Zoe hat uns in jeder Hinsicht überrascht damals. Die SS kam sehr überraschend, wurde aber mit riesiger Freude aufgenommen! Die SS verlief komplikationslos, bis sie uns dann in SSW 28 nach plötzlicher Wehentätigkeit und abflauender Herztöne mit ihrer Geburt überrascht hat. Mit 820g war es ein langer Weg bis zur Entlassung, aber inzwischen ist das ganze 5 Jahre her und unsere Prinzessin ist bezaubernd, gesund und quietschfidel!
Für eine weitere SS mussten wir lange üben, messen, Tees trinken, verzweifeln, bis es dann endlich geklappt hatte. Mit dem positiven Test kamen auch starke Schmierblutungen, die ich dann mit Magnesium und Utrogest in den Griff bekommen hab. Jedoch mit meiner Vorgeschichte wurde diese SS wie von dir beschrieben zum puren Terminstress. 3-4x die Woche zum CTG, 1x die Woche Ultraschall. Ich war dauernervös und hab vor lauter Frust fast 30 kg zugenommen.
Bei 37+1 haben die Ärzte aus Sicherheitsgründen den kleinen Mann auf die Welt geholt und ich durfte unseren kleinen Prinzen Aris auch gleich mit aufs Zimmer und dann mit nachhause nehmen.

Als wir im letzten Sommer beschlossen haben, die Familienplanung noch einmal anzugehen, konnte niemand aus unserem Umfeld diese Entscheidung nachvollziehen. Nach den ungünstigen SS sich das nochmal antun....?! Aber mein Mann und ich haben beide gespürt, dass da noch jemand zu uns will.
Kurz nach Silvester hab ich dann positiv getestet. Aber irgendwie war das nicht "echt". Hatte kein gutes Gefühl. Und so kam es dann auch. Bei 8+1 kamen plötzlich Wehen (das war wirklich nicht schön!!!) und große Blutmengen.
Im KH sah man noch die entrundete Fruchthöhle mit einem Embryo,dessen Herzchen schlug. Mit starkem Magnesium und Utrogest wurde ich nachhause geschickt. Zuhause angekommen, schaffte ich es gerade noch zur Toilette und spürte, wie sich ein gigantischer Klumpen aus mir verabschiedete. Ich hatte leider nicht mehr die Chance, die du bekommen hast.
Unser Krümelchen ist leider so von uns gegangen. Beim wiederholten US war tatsächlich nichts mehr zu sehen. Man riet mir, die extrem dicke Schleimhaut ausschaben zu lassen, was ich dann auch tat.
Bei der Nachkontrolle sah schon wieder alles super aus und die FÄ gab uns nach der ersten Mens grünes Licht zum Wiederversuch.
Und gestern habe ich dann tatsächlich wieder positiv getestet. Dieses mal fühlt es sich gut an. So vertraut. Ich bin mir sicher, dass unsere kleine Seele zu uns zurück gekommen ist. Was mein Körper nicht geschafft hat, wird er hoffentlich jetzt schaffen und unserem Baby bis zum richtigen Zeitpunkt ein warmes und sicheres Zuhause geben.

Jetzt ist mein Text mindestens so lang wie deiner, aber ich will dir damit in dem Punkt zustimmen, dass ich auch die Gewissheit verspüre, dass unsere Sternchen mit uns verbunden sind und wenn es an der Zeit ist, zu uns zurück kommen.
Ich wünsch euch alles Glück der Welt

Ganz liebe Grüße, Mareike

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Ich drücke Dir ganz ganz fest die Daumen für diese Schwangerschaft!!!!

Alles Liebe und Gute!
Steffie

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Vielen Dank!!! Ich bin so eine Mischung aus "die Ruhe selbst" und "von Unruhe getrieben" ... Ich denke positiv. Hatte letzte Nacht nen Traum, da hab ich es wieder verloren. Als ich aufgewacht bin, bin ich gleich zur Toilette gerannt. Zum Glück war alles ok. Aber das sind einfach die Ängste, mit denen wir uns umtreiben müssen!

Ganz viele liebe Grüße an dich und deine starke Familie

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Ich sehe mein Spiegel in deinem Bericht. Auf das kleinste Detail habe ich dasselbe erlebt. Unser Krümel starb in der 8. Ssw bei 7+2 mit 1,5 cm. Unsere kleine Geburt fing bei 10+2 an am 1.12.13. Am 7.12.13 war alles vorbei. Dein Verlauf mit der Schmierblutung, danach die Wehen mit Blutschwall, das abstoßen der Schleimhaut und an Tag 4 die kleine Geburt unseres Krümels. .. Auf den Tag genau am 9.1.14 kam meine Periode. Ein wenig Reste. .. und am 3.2. Durfte ich wieder positiv testen. Nun bin ich morgen in der 13. Ssw und alles verlief gut. Ich schicke dir ganz viel Kraft für deine Zukunft. Dein Seelchen wird zurück kommen. Glaube mir. Mein Seelchen hat gekämpft und ich War sehr glücklich das es zurück gekommen ist. Ich denk an dich.

Lg Marie mit einem #stern im Herzen und #ei Inside ( 12. Ssw )

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Es war nicht schwer bis zum ende zu lesen.....es tut mir leid fuer euch und henry...und fuer alle anderen umgeborenen, die nicht heranreifen duerfen....alles gute fuer die nächste schwangerschaft