Hallo,
ich suche schon seit Tagen eine Geschichte die meiner auch nur annähernd ähnlich ist, aber bisher erfolglos.
Meine Schwangerschaft war echt super - habs total genossen - und abgesehen von zwei minimalen Zwischenblutungen auch ohne Komplikationen.
Nach einem Combined Test der mich aufgrund des Ergebnisses 1:544 leicht verunsichert hat haben wir noch einen zusätzlichen Gentest machen lassen, bei dem dann auch alles in Ordnung war. Danach hab ich mir sowieso über gar nichts mehr Sorgen gemacht. Wir waren in SSW20 sogar noch eine Woche Camping auf einem Festival.
Vor drei Wochen waren wir dann beim Organscreening (Mittwoch) und wieder alles bestens. Am Tag darauf hatte ich jedoch meine erste Wehe. Allerdings nicht als solche erkannt, weil ich mich mit dem Thema noch nie beschäftigt habe (war ja noch genug Zeit) und außerdem war ich ja am Vortag bei einer Untersuchung.
Tags darauf wurde das Ziehen im Bauch heftiger, aber auch dabei hab ich mir nichts gedacht. War auch ganz normal bei der Arbeit (das war dann Freitag). Am Abend war es zwar schon recht unangenehm, aber ich hab das auf meine Verdauung geschoben, weil ich da schon länger Schwierigkeiten hatte. Konnte dann auch in der Nacht gut schlafen, also bin ich davon ausgegangen, dass es schon wieder werden wird.
Samstags war ich dann mit meiner Mutter einen Kinderwagen kaufen. Sie wollte das unbedingt und ich hab sie noch belächelt, weil meiner Meinung nach viel zu früh. Es war ja noch so viel Zeit. Am Abend war ich mit meinem Freund gemeinsam auf einer Geburtstagsfeier. Mir ging es zwar nicht ganz so gut, weil eben immer wieder Krämpfe, aber es war schon ok. Ich bin dann nach Hause und mein Freund ist über Nacht dortgeblieben (zumindest war das so geplant). Habe mich also gegen 3:00 hingelegt mit der Hoffnung, dass es so wie am Vortag wieder besser werden wird und mit der Idee, wenn das bis Montag nicht besser wird rufe ich meine Frauenärztin an bevor ich nach Tallinn zu einer Dienstreise fliege. Also bin ich auch noch zu diesem Zeitpunkt nicht auf die Idee gekommen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Habe in der Früh auch online noch gelesen, dass es Übungswehen gibt und dass ohne Blutung kein Grund zur Sorge bestünde. Ausserdem war ich der Meinung, dass Wehen wirklich weh tun und das im ganzen Bauch zu spüren ist, nicht nur in der Leistengegend.
Letztendlich bin ich um halb vier mit Schmerzen wieder aufgewacht, bin dann aufs Klo. Im Sitzen wurde es auch wieder besser, aber beim Hinlegen sind die Schmerzen wieder aufgetaucht. Also wieder sitzen, aber diesmal wurde es nicht besser. Letztendlich habe ich die Rettung gerufen. Aber bis die da waren ist mir die Fruchtblase geplatzt (dieses Gefühl werde ich wohl nie vergessen, wie ein Ballon der nach außen drängt und dann eben platzt). Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass a Katastrophe passiert. Bis dahin wollte ich das nicht wahr haben. Vermutlich auch, weil ich alleine war. Mein Freund ist normalerweise immer da, nur diesen einen verfluchten Tag nicht. Ich habe ihn dann angerufen und aufgeweckt mit der Hiobsbotschaft, dass meine Blase geplatzt ist. Wenigstens war gleich darauf die Rettung da. Der Helfer war eh voll nett "machen Sie es so wie die Hebamme gesagt hat" - "ich hab aber noch nie eine Hebamme gesehen, ich hab ja noch so viel Zeit". Ganz genau kann ich es eh nicht sagen, aber ich glaube wir haben keine 15 Minuten ins LKH gebraucht. Bei der Auffahrt hat er noch gemeint, dass wir gleich da sind. Meine Antwort war allerdings, dass er (also unser Kind) aber jetzt kommt. Da hat er mir die Pyjamahose runter gezogen und gemeldet, dass der Muttermund weit offen sei. Dann war alles gleichzeitig, wir sind angekommen und in dem Moment habe ich den Kleinen geboren. Er ist richtig rausgestürzt und halb auf der Trage und halb in meinem Pyjama gelegen. Ich wollte ihn sehen, aber mir wurde gesagt ich soll nicht hinschauen. War ja gut gemeint, aber das ist jetzt das womit ich nicht zurecht komme. Warum durfte ich ihn nicht sehen? Habe ich ihn kaputt gemacht?
Ich wurde dann in den Kreissaal gebracht und es war immer nur die Rede davon, dass ich so viel Blut verliere. War mir das nicht komplett wurscht? Ich habe nur ständig wiederholt "Warum hilft ihm keiner? Es muss ihm doch jemand helfen!" Ich kam mir vor wie in einem Film bei dem ich mich selbst beobachte. Und die ganze Zeit hab ich ihn noch an der Nabelschnur hängen gespürt. Und niemand hat hingegriffen, er war so allein...
Ich war dann in irgendeinem Zimmer, da haben sie ihn mir dann weggenommen. Es wurde mir gesagt, dass er gewogen und gemessen wird und Fotos gemacht werden. Aber niemand ist auf die Idee gekommen ihn mir zu geben. Ich durfte ihn niemals halten und lieb haben. Und von selbst bin ich gar nicht auf die Idee gekommen danach zu fragen, weil ich sollte ja nicht hinsehen. Erst wie wir in zwei Tage später gesehen haben wurde mir bewußt was sie mir da genommen haben. Und das kann ich bis heute nicht verstehen. Wie kann man einer Mutter das Kind klauen? Hätte ich doch niemals die Rettung gerufen, dann hätte ich ihn zu Hause bekommen, da hätte ihn mir niemand wegnehmen können.
Dann kam dazu, dass die Plazenta nicht ganz rausging, also wurde ich gleich für eine OP vorbereitet. Ständig gingen Leute ein und aus, ich weiß nicht wie oft ich nach meinem Namen gefragt wurde. Ich hab am ganzen Körper gezittert, weil mir eiskalt war, aber ich wurde erst zugedeckt, wie ich es geschafft habe darum zu bitten. Dazwischen ist mir mein Freund eingefallen (es wurde ja auch nie gefragt, ob ich wen anrufen will) der zu dem Zeitpunkt schon im Taxi saß. Kurz vor der OP ist er eingetroffen. Da habens gefragt ob ich ihn sehen will. Ja was habens denn erwartet? Was für eine unglaublich dumme Frage! Ich wurde dann weggebracht und mein Freund durfte eine Stunde lang mutterseelenallein in dem Zimmer sitzen und mit der Situation zurecht kommen. Wie schlecht kann so was eigentlich laufen?
Als ich wieder aufwachte wurde ich noch eine Zeit beobachtet. Da war dann natürlich Schichtwechsel und wieder wurde ich mehrfach nach meinem Namen gefragt. Dann wurde uns gesagt, dass der Kleine bis Montag noch zurückgehalten würde bevor er zur Pathologie überstellt wird. Wenigstens bekamen wir ein Einzelzimmer, aber wir waren den ganzen Sonntag alleine ohne dass wir irgendwelche Informationen oder Betreuung bekommen hätten. Wir sind die ganze Zeit gemeinsam in dem kleinen Bett gelegen, weil das Beistellbett war mir viel zu weit weg. Das Essen haben wir uns auch geteilt, weil niemand von uns wirklich hungrig war (verrechnet habens natürlich trotzdem doppelt).
Ich hatte so Hoffnung auf die Visite am Montag, aber das war ja überhaupt a Witz. Eine Ärztin und sechs Studenten, die einem beim Weinen zuschauen. Und wir tausend Fragen und keine Antworten. Die hat ja überhaupt nix gewusst. Wozu ist die überhaupt gekommen? Und zum Drüberstreuen hat sie gemeint, dass wenn man schwanger ist man bei jeder Kleinigkeit sofort kommen müsste. Ja gehts der noch? Ich hab mir selbst genug Vorwürfe gemacht, da kann ich das aber wirklich nicht brauchen. Woher hätte ich das denn wissen sollen? Ich geh doch nicht einen Tag nach einem perfekten Organscreening ins Krankenhaus wegen so einem lächerlichen Bauchzwicken.
Die Einzige die uns rausgerissen hat war die Psychologin. Endlich mal ein Mensch der Verständnis für uns hatte. Sie hat uns den Kleinen dann auch gebacht, allerdings hatten wir nur eine halbe Stunde Zeit bevor er auf die Pathologie musste. Ich habe das auch als recht passend empfunden (erst viel später wurde mir klar, dass das viel zu wenig Zeit war). Am Anfang hab ich mich fast nicht getraut hinzuschauen oder ihn anzugreifen. Dabei war er so perfekt, nur eben viel zu klein. Und mit 490g echt noch eine Fehlgeburt. Warum das nach Gewicht und nicht nach Wochen eingeteilt wird ist mir ehrlich gesagt nicht ganz verständlich.
Inzwischen habe ich ihn nocheinmal besucht. Mir wurde erst später bewußt, dass ich ihn nie richtig gehalten habe und ich das schmerzlich vermisse. Auf der Pathologie war zwar der Rahmen (gekachelter Raum, Baby doch schon ein paar Tage tot) zwar nicht so schön, aber ich bin unendlich dankbar, dass ich zumindest dazu die Möglichkeit bekommen habe. Es wird zwar nie ersetzen, dass er mir bei der Geburt weggenommen wurde, aber so konnte ich zumindest noch ein wenig mit ihm sprechen und ihn an mich drücken.
Und jetzt bin ich immer noch Krankenstand und versuche das irgenwie zu verarbeiten. Mal abgesehen davon, dass im Krankenhaus wirklich alles schief gegangen ist was menschlich nur möglich war überlege ich die ganze Zeit ob und wie ich ihn hätte retten können. Wäre ich am Vortag ins LKH gefahren wäre ich zumindest nicht alleine gewesen und wir hätten zu zweit eine Chance gehabt anders zu handeln (und vor allem nach ihm zu verlangen), weil eben nicht so ein Schockzustand. Aber ich kann das nicht mehr ändern, also kann ich nur versuchen damit zu leben. Nur wie soll ich jemals mein normales Leben weiterführen?
Gibt es noch jemanden bei dem so viel schief gelaufen ist? Oder zumindest wen bei dem auch alles so schnell ging?
LG
Luzi78
Fehlgeburt im Krankenwagen SSW23
Hallo,
Es tut mir leid, dass du soviel ertragen und leiden musst.
Ich bin eine betroffene zwillingsmutter, deren kinder ihren 6. Sternengeburtstag gefeiert haben.
Bei mir ging es auch sehr schnell, hatte einen tag vor dem eine kleine blutung, tags drauf war ich beim fa, der mich mit bettruhe nach hause schickte. Nschts kamen die wehen, ab ins kh, wehen konnten nicht gestoppt werden, eine fruchtblase platzte und es wurde ein not - ks durchgefuehrt. Es ging einiges schief im kh. Beide kamen auf die neo. Einer starb nach 4 , der andere nach 8 tagen.
Nur beim sterben durften wir sie halten. So schrecklich es klingt, wir haben intensive stunden mit beiden verbringen duerfen.
Inzwischen denke ich dankbar an diese momente zurueck.
Es gibt keine vorwuerfe, warum nicht frueher zum arut oder ins kh mehr. Ich bin dankbar sie kennenlernen zu duerfen.
Das war ein harter, schwerer, steiniger und traenenreicher weg.
Sie kamen in det 26. Ssw.
Ich wuensche dir, dass du deinen weg der trauer findest.
Traurige gruesse maxi
Oh Gott das ist schrecklich.
Ich weis du suchst nach jemandem der ähnliches erlebt hat. Ich kann dir nur und eher wenig von meiner Kollegin berichten. Meine Arbeitskollegin hat ihr Kind plötzlich verloren und sie hat auch furchtbar damit zu kämpfen. War sehr lang krank und ist immer wieder ausgefallen (verständlich). Ich kann dir nur aus ihrer Erfahrung heraus sagen: sucht euch einen Psychologen/in um darüber zu sprechen und auch dein Mann. Es gibt denke ich nur wenige mit denen du im realen Leben darüber sprechen kannst/ willst. Viele tabuisieren ihre Fehlgeburt und können eben nicht einfach davon erzählen. Und freunde verstehen oft nicht warum man nach einem Jahr immernoch davon träumt oder spricht.
Mehr kann ich dir nicht weiterhelfen.
Ich hoffe es schreibt noch jemand der dir mehr aus der Seele sprechen kann oder aus seiner Sicht berichten kann.
Luzi..es tut mir so unendlich leid für euch und eurem kleinen
..ich würde dir gern noch mehr schreiben aber ich kann nicht...mir tut es im Herzen weh..mit Tränen in den Augen habe ich deine Geschichte gelesen und richtige tröstende und aufbauende Worte gibt es für dich nicht....halte die Erinnerung an deinen kleinen fest im Herzen ....ich hoffe ihr 2 kommt irgendwann darüber hinweg... Dein kleiner Mann wird im Herzen immer bei euch sein....
Hallo,
danke für all Eure lieben Worte.
Hätte mir nicht erwartet, dass ich so schnell ein Feedback bekomme. Vor allem weil meine Geschichte länger wurde als erwartet (hat mich selbst überrascht).
Es niederzuschreiben war schon mal ein guter Anfang, wobei so viele Details noch in meinem Kopf herumschwirren. Das wird mich wohl noch lange beschäftigen.
Wir haben jetzt eine Psychologin die uns hilft, aber ist wohl mehr für mich als für meinen Freund. Die hat mir mindestens 30 Minuten Frischluft verschrieben, ich tendiere nämlich dazu den ganzen Tag auf der Couch zu verbringen. Vor allem jetzt wo mein Freund wieder arbeiten muss. Er war zwar eine Woche Pflegeurlaub, aber das war leider viel zu kurz.
Also bin ich viel alleine und dreh mich mit meinen Gedanken im Kreis. Ich habe zwar viele Freunde die für mich da sind, aber die arbeiten halt auch alle.
Heute habe ich es immerhin geschafft ein paar Kleinigkeiten im Garten zu erledigen und jetzt gehen wir die Kettenanhänger gravieren lassen. Sind so Partneranhänger, und einen davon bekommt unser Zwerg mit ins Grab. Damit wir auf immer verbunden sind...
LG
Luzi78
Eine schöne Idee ich würde auch deinem Partner empfehlen das er sich Hilfe sucht zusätzlich
Hallo,
die Anhänger sind großartig geworden! Trage derzeit meinen und den von unserm Liebling bis ich ihn dann am Dienstag auf der Pathologie abgebe. Mein Freund wollte seinen auch gleich um den Hals, auch wenn er eigentlich kein Ketterl-Typ ist. Vermutlich wird er es auch nicht für immer tragen, aber derzeit ist ihm danach. Finde ich schön...
LG
Luzi
Wie unsensibel manche sind schlimm, es tut mir leid für euren Engel für euch, Viel Kraft euch
Hallo Luzi,
hab deine Geschichte gelesen und es tut mir wirklich sehr sehr leid. Ich selbst hatte zwei sehr frühe Abgänge, und beim Letzten habe ich auch annähernd etwas erkannt, und mein Kleines in der hand gehabt, aber es war noch sehr früh...zum Glück. Was du da durchgemacht hast, ist wirklich hart und ich frage mich oft (gerade hier beim lesen). Wie schaffen diese Frauen, das aufzuschreiben? Es passiert soetwas schreckliches und man sitzt irgendwie in seiner eigenen Horror-Story fest. Und warum? Weil sie Pech hatten.
Du hast absolut richtig gehandelt und gedacht. Ich würde mir wünschen, ich würde mich genau so verhalten, wenn mir das passieren würde. ich würde auch genau so denken. Ärzte sind nicht die sensibelsten, ich weiß das aus eigener Erfahung...Und leider Gottes sind es auch noch oft Arschlöcher. Die hatten eben kein Fach "Sensibilität" in Ihrem Studiengang.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft, das du (ihr) das alles übersteht und als lebensereignis abhakt und damit leben könnt.
Der Weg geht nach vorn. Alles Liebe!
Mein herzliches Beileid an dich und deinen Mann. Zwei so späte Fehlgeburt hier an einem Tag im Forum, da denkt man doch es kommt so selten vor...Ich finde es ist wahnsinn wie sie mit dir im KH umgegangen sind, echt unmenschlich. Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, du hast alles richtig gemacht, warst im Schock. Du warst bei deinem Kind, auch wenn nicht immer physisch. vielleicht hat er auch schon nicht mehr gelebt, das tröstet zwar nicht, hilft aber mit dem gedanken klar zu kommen.
Ich versteh das du reden willst, es verarbeiten. Trauere so lange du willst, so lange du es brauchst. Fühl dich gedrückt
Hallo luzie 78 erst mal mein Beileid .
Ich habe sowas ähnliches erlebt ich habe im Februar dieses Jahr mein Sohn still zur Welt gebracht . Ich war im Kh ich hatte aber keine Hebamme von der Einleitung bis zur Geburt . Und mein Sohn wurde mir in eine nierenschale gelegt und gezeigt . Wenn du magst können wir auch privat schreiben
Lg antje mit Collin im Herzen
Es tut mir soooooooo leid für dich da ist ja jede Menge schief gelaufen. Es ist unglaublich
Ich denke, dass es gut wäre sich an einen Psychologen zu wenden, um das Alles zu verarbeiten und gestärkt in die Zukunft blicken zu können
Alles Liebe