Ich habe es geschafft- mein natürlicher Abort (kleine Geburt) bei hohem HCG

Hallo,

in der Zeit nach der Feststellung, dass es sich um eine nicht intakte Schwangerschaft handelt, habe ich mir die Finger wund gegoogelt, um Erfahrungsberichte über natürlichen Abort insbesondere bei hohem HCG zu lesen. Es war wenig zu finden. In Deutschland wird ja selten abgewartet und dann doch eher die Ausschabung durchgeführt.

Diesen Bericht verfasse ich einerseits, um anderen Frauen zu helfen, andererseits sehe ich es als ein Stück Verarbeitung. Um es besser zu verarbeiten, habe ich es sehr detailiert aufgeschrieben, also vorsicht, es wird lang.

Kurz zur Vorgeschichte: vor etwas über einem Jahr hatte ich eine Ausschabung bei einem Windei. Ich hatte damals 3 Wochen gewartet, auch da war das HCG hoch und fiel nur langsam. Nach 3 Wochen habe ich es nicht mehr ausgehalten und doch die Ausschabung durchführen lassen. Meine Angst, dass es dabei zu Vernarbungen kommen kann, war groß.

Ein Jahr später, also im September 14 testete ich wieder positiv. Die Freude war riesig: wieder ein Maikind. Das war immer mein großer Traum. Außerdem dachte ich, dass mein Maikäferchen vom letzten Jahr wohl zu mir zurück wollte.

Bei 6+6 SSW hatte ich den 1. Gyn-Termin. Ich war so dermaßen aufgeregt, dass ich fast in Tränen ausgebrochen wäre vor der Untersuchung. Anzeichen wie Übelkeit etc. waren da, aber die Angst saß tief. Erlösung gab es zunächst keine für mich. Es war alles regelrecht (Fruchthöhle, Dottersack), aber eben (noch) kein Herzschlag. Meine Gyn war sehr optimistisch und meinte, dass es einfach noch zu früh wäre. Ich persönlich hatte ein ganz schlechtes Gefühl, da man bei 2 meiner Kinder schon zu einem früheren Zeitpunkt Herzschlag sah.

Die nächste Untersuchung war bei 7+ irgendetwas: weiterhin kein Herzschlag, aber alles gewachsen und Gyn immer noch optimistisch. HCG wurde abgenommen und lag bei 50.000.

Wieder hin bei 8+ irgendetwas: dieses Mal ein unregelmäßiges Pulsieren zu erkennen. Mir war aber mittlerweile klar: das wird nichts. Weiterhin starke Übelkeit, keine Blutung. Erneute HCG-Bestimmung. Der Wert ist gut gestiegen auf über 70.000. Die Gyn meinte, für eine Fehlgeburt ein zu guter Anstieg. Daraufhin habe ich wieder ein Quäntchen Hoffnung geschöpft. Vielleicht der gelegentlich beschriebene Bummler?

Bei 9+1 wieder hin: kein Herzschlag! Auch Größe des Embryos eher 7. SSW entsprechend (Eisprung konnte ich ganz genau eingrenzen). Auch meine Gyn erkennt, dass es keine intakte Schwangerschaft ist#heul Erneute HCG-Bestimmung, ob der Körper das auch schon erkannt hat. Dann der Schock: HCG ist auf 110.000 gestiegen. Ich bin verzweifelt, mir ist aber trotzdem klar, dass ich abwarten will, um eine erneute Ausschabung zu umgehen. Ich weiß, dass es sehr lange dauern kann.

Das Warten gestaltet sich als sehr schwierig, da ich mit starker Übelkeit und Erschöpfung zu tun habe. Ich fühle mich richtig schwanger, bin es aber nicht. Dazu noch den Alltag zu meistern mit 3 kleinen Kindern und arbeiten zu gehen, ist sehr, sehr anstrengend. Manches Mal bin ich kurz davor zu kapitulieren! Meiner Gyn muss ich hoch anrechnen, dass sie mich kein Mal versucht hat zu überreden, doch eine Ausschabung vornehmen zu lassen. Ganz im Gegensatz zum Jahr davor, als sie als einzigen Weg, die Ausschabung sah. Dieses Mal hatte ich aber von Anfang an gesagt, dass ich abwarten will. Was wir beide aber auf jeden Fall sehen wollten, war, dass das HCG fällt.

10d nach der letzten Untersuchung wieder hin: im Ultraschall gute Nachrichten. Dottersack u. Embryo haben sich resorbiert, die Fruchthöhle ist leer. Es zeigen sich auch erste Zeichen einer verstärkten Durchblutung in der Gebärmutter. Und dann die Erlösung: HCG fällt. Innerhalb von 10d von 110.000 auf 91.000. Ich bin erleichtert. Mein Körper hat es kapiert. Aufgrund des hohen HCG stelle ich mich auf weitere Wartezeit (ich rechne so mit weiteren 4 Wochen) ein.

Aber schon eine Woche nach dieser Untersuchung setzen abends Schmierblutungen ein ohne Schmerzen. Diese halten die nächsten Tage an begleitet von gelegentlichem Mens-Ziehen, aber nichts dramatisches. Ich gehe weiter arbeiten, merke aber, dass ich sehr erschöpft bin.

Die nächsten 3 Tage passiert nicht viel. Immer wieder Schmierblutungen, die langsam etwas stärker werden, so wie an den letzten Tagen der Periode. Da ich über das Wochenende verreisen will und die Kinder sich schon so sehr darauf gefreut haben, trinke ich auch keinen Hirtentäschel-Tee mehr und lasse das UT-Öl von Ingeborg Stadelmann weg.

Die Blutung wird minimal stärker, gelegentlich geht auch Schleimhaut mit ab. Einen Tag vor dem Abort (wir sind in einer Ferienwohnung) habe ich eine erste Kontraktion und denke schon, es geht los. Es wird aber wieder besser und die Blutung hört fast auf.

Heute sind wir nach Hause gefahren. Als wir zu Hause angekommen sind, trinke ich erst mal 2 Tassen Hirtentäschel-Tee. Danach merke ich schon wie das Ziehen im Bauch deutlich stärker wird. Ich nehme mir das UT-Öl und massiere meinen Unterbauch ein.

Einige Zeit später wird das Ziehen so stark, dass ich beginnen muss, leicht mitzuatmen, also wie am Anfang meiner Geburten. Ich bleibe viel in Bewegung, trage auch meinen Jüngsten noch viel, damit es weitergeht.

Mittlerweile blutet es richtig, gelegentlich läuft es wie Wasser. Ich komme mit dem Wechseln der Binden kaum nach. Verbringe viel Zeit auf Toilette, denn da ich viel trinke (normalen Tee), muss ich auch dauernd Wasser lassen. Ich informiere meinen Mann, dass ich denke, dass es bald los geht und damit er sich um die Kinder kümmert. Ich muss mich voll auf meinen Körper konzentrieren. Aber was für ein Wunderwerk dieser Körper: wie bei meinen Geburten, die immer dann stattfanden, wenn mein Mann "Zeit" hatte (er ist beruflich oft außer Haus), so findet die kleine Geburt auch dann statt, wenn der Kurzurlaub vorbei ist, mein Mann zu Hause ist und die Kinder versorgt sind.

Die nächsten 1,5 h werden sehr anstrengend. Die Wehen sind stark und schmerzhaft. Dazu habe ich das Gefühl mein Kreislauf macht nicht mit, mir wird schwindelig und ich kann nur noch im Bett liegen und veratmen, stöhnen, kurz verschnaufen. Ich nehme eine Ibu 600 mg, habe aber das Gefühl, dass es kaum besser wird. Dazu kommt Übelkeit und ich friere. Ich bekomme von meinen Lieben eine Wärmeflasche. Auf Toilette fühle ich mich gut aufgehoben. Nach jeder Kontraktion läuft das Blut nur so raus, im wieder mit Blutkoageln durchsetzt.

Ca. eine Stunde nachdem ich die Ibu genommen habe, werden die Schmerzen deutlich besser und die Abstände verlängern sich. Ich kann sogar ein Buch lesen. Auch kommt viel weniger Blut ohne Koagel. Sollte es dann schon gewesen sein. Das kann ich mir nicht vorstellen und bin etwas hilflos.

Ich lege mich ins Bett und versuche zu schlafen. Das klappt auch für 1h. Danach werde ich wach und habe das Gefühl, dass ich Durchfall bekomme. Auf Toilette geht auf einmal eine kleine "Kugel" ab. Mir ist sofort klar, dass das die Fruchhöhle ist #heul#freu gleichzeitig. Sie ist 4x7 cm groß. Danach habe ich keinerlei Schmerzen mehr, die Blutung ist leicht. Ich fühle mich aber, als wäre ich einen Marathon gelaufen. So ähnlich wie nach meinen richtigen Geburten.

Ich werde diese Woche einen Ultraschall-Termin vereinbaren, um zu schauen, ob wirklich alles abgegangen ist. Drückt mir die Daumen#klee

Alles in allem war es sehr gut zu verkraften, aber als ich mitten drin war, dachte ich auch, das ist ganz schön heftig, warum hast Du keine Ausschabung machen lassen.

Jetzt eine Stunde später geht es mir ganz gut und ich bin sehr stolz auf meinen Körper. Für mich war es die richtige Entscheidung, allerdings kann ich jede Frau verstehen, die es so nicht möchte. Es ist ein hartes Stück Arbeit und ich musste ca. 5 Wochen auf den Abort warten. Da ich mich aber bei diesem HCG auf ca. 3 Monate eingestellt hatte, kam es mir nicht so lang vor.

Ich möchte allen den Frauen danken, die mir mit ihren Erfahrungen zur Seite standen. Ganz besonders möchte ich Tatzel danken, die mich immer ganz lieb unterstützt hat und mir Mut zugesprochen hat, obwohl sie es zur Zeit ja alles andere als leicht hat. Ich drücke Dir und Kampftatzelchen alle Daumen#klee#klee#klee

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Hey tut mir sehr leid, dass du auch so was durchmachen musstest.
Hatte im Oktober auch MA in der 11 ssw. Hab auch schon das Herzchen schlagen sehen. :-(
Ich wurde ausgeschabt, die haben mir keine andere Wahl gelassen.
Das hast du wunderbar hingekriegt.

Wünsche dir noch alles Gute für deine Zukunft :-)

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Vielen Dank. Dir auch alles Gute für die Zukunft#klee

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Liebe Ronja.

Das hast du ganz toll gemacht #herzlich

Es war als würde ich meine Geschichte lesen, so dass ich sehr gut nach fühlen kann wie es dir ging und geht.

Fühl dich gedrückt #liebdrueck und mach dir nen ruhigen Tag heute.

Alles Gute #klee

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Vielen Dank. Ich fühle mich heute, als hätte mich ein Dampflok überfahren und könnte den ganzen Tag nur schlafen.

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Lass dich drücken süsse.ich hate auch eine FG iner 8 Woche aber eine AS mußte ich leider.

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Ja, eine Ausschabung habe ich ja auch schon hinter mir und dieses Mal wollte ich es unbedingt vermeiden. Dir auch alles Gute.

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hallo!

Du hast das super gemacht und geschrieben, genau so war es bei mir auch. Bei mir hat es aber nur eine Woche gedauert (da ich schon lange Blutungen hatte, aufgrund eines Hämatoms)!

Es ist auch schön zu hören, dass es noch FÄ gibt, die einen diesen Weg zugestehen. Leider sind es nicht viele.

Alles Liebe freggl #blume

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Hallo Freggl,

vor einem Jahr hat meine Gyn noch ganz anders reagiert. Da meinte sie, dass es in diesem Stadium vieeeeeeel zu lange dauern würde, bis der Abort anfängt etc. In der Zeit nach der Ausschabung habe ich mich viel mit dem Thema beschäftigt und mir war klar, sollte das nochmal passieren, warte ich ab. Aber diese Einstellung hat sie nie angezweifelt und das rechne ich ihr hoch an.

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Hallo Ronja,

toll, dass Deine Geschichte hier postest. So ein Bericht hätte mir vor zwei Wochen, vor meiner Fehlgeburt, auch geholfen. So kann man, trotz des großen Unglücks anderen wenigstens etwas helfen.
Ich bin auch immer noch froh, dass mein Körper diesen natürlichen Abgang (11.SSW) allein hinbekommen hat, allerdings blutet es jetzt noch ziemlich lange nach. Nicht stark, aber er findet noch nicht in den normalen Zyklus zurück.
Ich hoffe, das bedeutet nicht doch noch Ausschabung. HCG habe ich noch nicht gemessen.
Übrigens: wegen des Blutverlustes soll man viel rote Säfte trinken (Beeren, Rote Beete, etc.)
Alles Gute!

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Hallo Vogelzug,

lass Deinem Körper Zeit, alles zu verarbeiten. Ich würde nochmal zum Gyn, um nachzuschauen, ob alles draußen ist. Falls nicht, gibt es noch andere Möglichkeiten als eine Ausschabung, die Gebärmutter zu Kontraktion anzuregen.

Falls Du an Homöopathie glaubst, gibt es eine gute Seite über Erstversorgung nach einer Fehlgeburt. Googel mal Birgit Zart.

Ich drücke Dir die DAumen#klee

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Du Liebe,
da muß ich echt ein paar Tränchen weinen.....was für eine starke, mutige und tapfere Frau Du bist!! Ich gratuliere Dir zur kleinen Geburt Deines Sternchens, so bizarr das klingen mag. #herzlich
Es ist wunderbar, daß Du so viel Vertrauen in Deinen Körper haben konntest, ich bin sicher, daß Du trotz der Trauer über Euren Verlust doch Stärke aus dieser Erfahrung ziehen kannst.
Dein Bericht macht sicher vielen Frauen Mut, danke für's Teilen #herzlich und für Deine lieben Worte. Dieses Forum ist ein Rettungsboot, und wir rudern gemeinsam #liebdrueck
Ich wünsche Dir gute Erholung vom Erlebten und ganz viel Mut für die Zukunft!!

Ganz herzlich, tatzel #klee

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Danke Dir#sonne Du findest immer so tolle Worte, die einen aufbauen und stärken! Das hat mir in den 5 Wochen, in denen ich auf den Abort gewartet habe, sehr geholfen. Alle anderen, die ich informiert hatte (und das waren ehrlicherweise nicht viele) hatten so etwas Zweifel an meiner Vorgehensweise des Abwartens, vor allem als das HCG so hoch war und ich so starke SS-Symptome hatte.

Na ja, jetzt ist es vorbei. Einen Tag zur Regeneration gönne ich mir morgen noch und habe mich krank gemeldet. Am Dienstag muss ich dann wieder ran.