Späte Fehlgeburt 20SSW ... Das muss also die Hölle sein!

Liebe Frauen,
liebe Mütter!

Ich schreibe meinen Beitrag nicht, um Antworten auf das "warum?" zu bekommen. Vielmehr wurde ich durch eure Geschichten gestärkt und in den letzten schweren Tagen begleitet, sodass ich nun auch von unserem viel zu kurzem wunderbaren Glück erzählen möchte, um euch zu unterstützen.

Wir sind seit einer Ewigkeit (fast 20 Jahre) ein Paar und haben uns mit der Familienplanung Zeit gelassen, nun sind wir Mitte 30 und hatten uns entschlossen, ein Kind zu bekommen. Es dauerte nicht lang und der Test ergab am Muttertag und Geburtstag meines Mannes ein positives Ergebnis. Wow, ja wir waren überwältigt! Am nächsten Tag wurde das Ergebnis vom Frauenarzt bestätigt, das Herzchen schlug und wir sahen während der Untersuchung ein 6.SSW-Pünktchen auf dem Bildschirm.
Natürlich erzählten wir unserer Familie von unserem Pünktchen-Glück, waren aber vorsichtig mit der Vorfreude bei Freunden und Arbeitskollegen. Die 12 SSW war zunächst unser Ziel.

Und in der 12 SSW hatten wir dann unseren Termin zur Nackenfaltenmessung bei unserer Ärztin. Sie startete die Untersuchung, sie wurde ruhig und bat mich zum Vaginalultraschall. "Sehen Sie das, was ich sehe? Da sind zwei Köpfe. Sie bekommen Zwillinge." Einige Minuten brauchten wir, um die Nachricht sacken zu lassen. Dann war die Freude überwältigend. Den beiden ging es prima, wir machten unsere Scherze über die Zukunft mit unseren eineiigen Kindern. Die werden uns mächtig veräppeln!
Neben den Untersuchungen beim Frauenarzt waren wir zusätzlich bei einer Pränatalpraxis angebunden und somit im 2-Wochen-Rhythmus in Behandlung. Alles war fantastisch! Nach jeder Untersuchung sind wir mit einem breiten Grinsen nach Hause gefahren, denn unsere 2 Mädchen, wie wir bei der letzten Untersuchung erfahren haben, sind 1a entwickelt und total fit.
Und dann hatte ich bereits in der 18. SSW erste Beschwerden. Wasser in Händen und Füßen, einen großen und echt harten Bauch. Nun ja, wir haben ja Sommer und es sind ja 2, die brauchen nunmal mehr Platz. Am Bauch spürte ich manchmal etwas Hartes, etwa so groß, wie eine Zitrone. Ich Blöde, ich dachte es wären Kindsbewegungen und freute mich#klatsch.

Und dann kamen die Rückenschmerzen. Nachts konnte ich nicht schlafen, am nächsten Tag bin ich nur kurz ins Büro gefahren, schnell wieder nach Hause, um zu schlafen. Das ging nicht wirklich: Stehen, sitzen, liegen, nichts ging wirklich. Wir sind dann abends ins Klinikum, um uns zu vergewissern, dass es unseren Mädchen gut geht. Und so war es auch: alles war wieder perfekt! Herzchen schlugen, Kopfgröße und Bauchumfang gleich groß, bei mir wurde ein Nierenstau ausgeschlossen, Zervix wunderbar, ein bissel viel Fruchtwasser, aber nicht der Rede wert. Okay, was ist dann mit meinen mittlerweile krampfartigen Rückenschmerzen, die nun auch zeitweise in den Unterbauch ziehen. Paracetamol dürfe ich nehmen, nicht zu viel, versteht sich. Diagnose: Dehnungsschmerzen.
Zuhause angekommen, direkt ins Bett und ein wenig geschlafen. Am nächsten Morgen war erstmal alles soweit okay. Ich habe mich in aller Ruhe fertig gemacht, bin nur kurz ins Büro, um dort Bescheid zu geben, dass ich nicht fit bin. Mittags wieder Zuhause angekommen und die Schmerzen waren wieder da, noch etwas heftiger, wenn das überhaupt geht. Kaum auszuhalten!

Ich bin zur Toiletten, warum auch immer, mache ich sonst nie, habe ich mein Handy mitgenommen. Drei Tropfen, mehr kam nicht. Als ich mich abputzte, sah ich Schleim auf dem Toilettenpapier, erneutes Abputzen ergab einen großen Schleimklumpen auf dem Papier. Ich wurde hektisch, wollte meinen Mann anrufen, ihn informieren, dass wir sofort in die Klinik müssen. Doch dann kam das Gefühl, als müsse ich "groß". Ich drückte ein Mal ... Peng, überall war Wasser. Meine Fruchtblase war geplatzt und gleichzeitig war unsere Tochter da. Ich schrie und schrie und schrie. Ich nahm unsere Kleine in meine Hände, griff zum Telefon und informierte meinen Mann. Er setzte den Notruf ab und ist natürlich auf direktem Weg zu mir gekommen. Ich sah unsere zarte, wunderschöne und zauberhafte Tochter an. Sie bewegte sich, ich sah das Herzchen schlagen. Es war soooo wunderschön und gleichzeitig soooo grausam. Für einen kurzen Moment wollte ich schnell Wasser in die Wanne lassen, um die kleine ins Warme zu legen, dann würde es ihr wieder gut gehen. Da klingelte es auch schon, der RTW war angekommen. Die Beine aneinander gepresst, damit unsere zweite Tochter noch in meinem Bauch bleibt, strauchelte ich zur Tür.

Die Sanitäter erkannten die Situation und waren verständlicherweise überwältigt. Dann traf mein Mann auch schon ein, der Arbeitsweg ist innerhalb von 15-20 Minuten zu schaffen. Er kam direkt zu mir, obwohl ihn die Sanitäter zunächst davon abhalten wollten. "Unser Kind lebt. Unser Kind lebt..." Diesen Satz habe ich pausenlos wiederholt. Die Notärztin traf ein, ich wurde vom Sofa auf die trage gehoben und in den RTW geschoben.

Auf dem Weg in die Klinik kamen die Rückenschmerzen wieder. Ich wusste jetzt natürlich, was das zu bedeuten hat. Ich habe Wehen und meine zweite Tochter wird gleich da sein. In der Klinik eingetroffen, war mein Mann wieder bei mir. Er ist im Notarztwagen mitgefahren. Wir mussten in den Kreißsaal. Eine Hebamme und Ärztin stellten sich vor. Als sie mich untersuchten, wurde bestätigt, dass unsere zweite Tochter unterwegs sei. Atmen, atmen, pressen und beide waren da. Sooo viel zu früh! Auch die Bewegungen der zweiten Süßen waren deutlich zu erkennen. Nun nahm ich all meinen Mut zusammen, obwohl ich die Antwort bereits kannte. "Kann irgendwas für unsere Kinder gemacht werden? Gibt es nur einen Hauch von Hoffnung." Die Ärztin verneinte meine Frage, es sei zu früh. Es kann nichts gemacht werden. Dieser Moment, ich werde diesen Moment niemals vergessen!
Mein Mann durfte daraufhin die Nabelschnüre durchtrennen. Ich musste zur Ausschabung in den OP. Als ich wieder aufwachte wurde mir gesagt, dass die OP gut verlief und ich nun zu meiner Familie dürfe. Und so war es. Ich wurde in ein Zimmer geschoben, meine 3 Liebsten warteten schon auf mich.

Die Mädchen waren sehr liebevoll zurecht gemacht, in einem Weidenkörbchen in einer kleinen Decke eingeschlagen. Sie waren soooo zauberhaft süß, so perfekt, einzigartig, so wunderschön. Alles war dran, alles saß an richtiger Stelle, sie waren eine Menschenminiatur. Wir kuschelten, knutschten und weinten gemeinsam. Und dann war es Zeit, Abschied zu nehmen. Die Nacht verbrachten wir gemeinsam in der Klinik. Am nächsten Morgen ging es zu zweit nach Hause, in das Zuhause, wo nun alles leer ist!

Das Fachpersonal in der Klinik, was mir erst im Nachhinein bewusst wird, war absolute klasse! Die machen da nicht einfach nur einen Job, die waren alle der Situation entsprechend sehr einfühlsam, verständnisvoll und mitfühlend an unserer Seite. Die Ärzte haben uns aufgeklärt und beraten.
Einer Obduktion haben wir nicht zugestimmt, die Untersuchungsergebnisse der Plazenta stehen noch aus. Vielleicht werden wir nie erfahren, was die Ursache der viel zu frühen Geburt war.

Und nun müssen wir weiterleben. Irgendwie. Ständig kommen uns Bilder in den Sinn, an welchen Orten wir uns die beiden schon vorgestellt haben. Das erst Gähnen, Glucksen, Weinen usw. Wochenlange Vorfreude gepaart mit zahlreichen Plänen für die Zukunft. Alles weg!

Das nun detailliert zu unserem Schicksal vor einigen Tagen. Es tut gut, sich mitzuteilen und ich hoffe sehr, dass ich einigen von euch mit meinen Erlebnissen zur Seite stehen kann.

Herzliche Grüße

2-sternchen

1

Das tut mir wahnsinnig leid für euch! Bin tief im Herzen berührt! Ich hoffe dass trotz allem irgendwann das Glück bei euch einkehrt????

2

#liebdrueck
Weine gerade mit dir... Das warum ist leider oft nicht zu erfahren. Ihr Wissen es auch nicht (37 Woche, bzw. das warum schon NS viermal um den Hals und zwei NS Knoten - aber es hätte vielleicht nur ne halbe Stunde gefehlt...)
Nehmt in Ruhe Abschied, das ist eine sehr intensive Zeit... Und nehmt euch auch die Zeit zu trauern. Ich wünsche euch alle Kraft und Stärke, die ihr in der kommenden Zeit braucht. Liebe und halt aneinander.

Ganz traurige und liebe Grüße - Nadja

3

Das ist wirklich eine berührende und traurige Nachricht.... Es tut gut,darüber zu sprechen, zu schreiben und ich wünsche euch liebe Menschen die immer ein offenes Ohr haben. Und viel Kraft für die kommende Zeit. Die Welt kann so grausam sein!!! Fühl dich gedrückt!!!!

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Hallo 2-sternchen,

Erstmal mein Beileid und 2 kerzchen für deine Mäuse.
Es ist schrecklich, wie du schon schreibst, die Hölle. So fühlt sie sich an.
Es ist so schrecklich was dir passiert ist und so ungerecht...
Ich wünsche dir in dieser Situation viele liebe Menschen um dich herum und vor allem ganz viel kraft um das Geschehene irgendwie zu überstehen..

Ich hatte im Juli in der 23 ssw eine stille Geburt. Wenn du magst kannst du gerne mal nachlesen

http://m.urbia.de/forum/55-fruehes-ende/4620403-luca-verliess-uns-in-der-23-ssw

Und bis heute stelle ich mir jeden Tag die frage nach dem warum???
Niemand wird uns eine Antwort darauf geben können leider.
Und der Schmerz wird immer bleiben. Mir kamen die Tränen wo ich deine Geschichte gelesen habe.. :((

Ich wünsche dir ganz ganz viel kraft

Jenny-mit-luca im Herzen

5

Mein herzliches Beileid!

Mir fehlen die Worte

#liebdrueck

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Ach man ja es ist schrecklich so ewas erleben zu müssen...tut mir echt leid für dich/euch.

Auch wir haben ähnliches mitmachen müssen.
18.SSW hatte ich nen Blasensprung ab ins KKH dann nach fast 2 Wochen kam die Nabelschnur der Maus,2Tage später wollte ihr Herzchen nicht mehr.Nochmal 2 Tage später setzten die Wehen ein und die Maus hat mich verlassen und leider auch noch ihren Bruder mitgenommen#heul da war ich dann auch schon in der 21.SSW es ist furchtbar so etwas ertragen zu müssen(wobei mein Weg so schon schwierig war) aber es ist passiert.

Ich hoffe du kannst es mit deinem Partner alles verkraften und gebt euch beide Halt.Es ist wichtig,daß ihr euch nicht aufgebt.

#liebdrueck und alles Gute für euch und euren neuen Weg und eure #stern#stern

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Vielen Dank für die aufrichtigen Worte und die herzliche Anteilnahme!
Ob wir eine mögliche Ursache bestätigt bekommen? Wir wissen es nicht! Infektion, vielleicht?!

Ein kleiner Trost für uns: bis zum Zeitpunkt der Geburt muss es den beiden richtig gut gegangen sein. Sie sahen einfach soooo perfekt aus! Alle Untersuchungen zuvor bestätigten, dass alles in Ordnung war. Daher hoffen wir, dass unsere zwei Mädchen nicht lange leiden mussten. Und auch jetzt sind sie nicht alleine, sie haben sich und sind zu zweit!
Abends stehen täglich 2 Kerzen am Fenster, damit die beiden sehen, wo Mama und Papa sind, die sie so unendlich vermissen!

Ich will sie so gerne beschützen und in meine Arme schließen.
Niemals habe ich gedacht, solche Schmerzen ertragen zu müssen.

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Es tut mir unendlich leid, was ihr mitmachen müsst.
Ich bin grad am heulen, weil ich weiß wie verdammt hart dieser Schmerz ist.
Habe im Februar unseren geliebten Sohn in der 26. Ssw still geboren. Sein Herz hat einfach aufgehört zu schlagen. Es sind unbeschreibliche schmerzen so was ertragen zu müssen und leider muss man sie aushalten! ;-((
Ich wünsche euch ganz viel Kraft und Unterstützung seitens der Familie und Freunde!
Das Leben kann wirklich sehr grausam sein!
Fühl dich gedrückt!

Ganz ganz liebe Grüße

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Gerne möchte ich mich nochmal bei euch bedanken!

Tröstende Worte, Zuspruch und Verständnis sind für die kommende Zeit wirklich wichtig und helfen uns sehr in der jetzigen Situation.

Das Forum, so traurig auch der Inhalt bei "Frühes Ende" ist, gibt Kraft und zeigt, dass niemand einen solch lebensveränderten Schicksalsschlag alleine ertragen muss.

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Hallo,

bei dem was Du schreibst kommt bei mir alles hoch was ich vor einem Jahr durchgemacht habe. Unerkannte Wehen, Blasensprung zu Hause und Geburt im Krankenwagen.

Es tut mir wahnsinnig leid für Dich/Euch, so etwas zu erleben ist der absolute Wahnsinn. Aber schön, dass Ihr trotz dieser Situation die Gelegenheit hattet Euch von Euren Töchtern zu verabschieden. Ich habe meinen Sohn erst zwei Tage später gesehen und das viel zu kurz.

Das Warum wird immer da sein. Manche bekommen eine Antwort andere nicht, beides ist nicht einfach.

Ich wünsche Euch ganz viel Kraft für die nächste Zeit. So schwer es im Moment ist, es wird wieder bergauf gehen.

Rede ganz viel darüber, mir hat das immer sehr geholfen.

Und auch hier im Forum wirst Du immer Unterstützung finden. Meld Dich einfach, wenn Du was brauchst.

Alles Liebe, #kerze
Luzi

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Ich sitz da und heul.... was für ein grausamer Schmerz ihr aushalten müsst!

Ich hoffe so sehr, ihr könnt irgendwann nach vorne schaun!

Herzliche Grüße auch an dich!