Hallo.
Ich lese schon eine Weile mit und habe das Bedürfnis auch meine Geschichte zu teilen.
Ich warne euch gleich vor, es gibt kein Happy End und ist eher entmutigend.
Ich habe nach 18monatigem üben und viel Angst in der Frühschwangerschaft (Blutungen) ein gesundes Kind bekommen.
Seit 3 Jahren wünschten wir uns ein zweites.
Im Oktober 2015 hatte ich einen MA in der 10. Woche, mit Ausschabung.
Im März 2017 war ich endlich wieder schwanger, allerdings eine ELSS, die zu spät bemerkt wurde. In der 8. Woche riss der rechte Eileiter und musste entfernt werden.
Völlig baff, dass es mit nur einem Eileiter SO schnell geklappt hatte durfte ich im Juli 2017 positiv testen.
Überglücklich ging ich in der 6. Woche zum Arzt. Im US war nichts zu sehen und der Hcg-Verlauf zeigte, dass es nicht intakt war. Als Fieber dazu kam musste ich in die Klinik. Nach ein paar Tagen schlossen die Ärzte eine erneute ELSS aus, ich sollte nach Hause und 2 Tage später zur Ausschabung. Ich heulte und sagte etwas sei definitiv nicht in Ordnung, ich wollte in der Klinik bleiben.
Ich musste nach Hause.
Am Tag danach bin ich mit Schmerzen zusammengebrochen und mit Blaulicht in die Notaufnahme. Ich hatte im rechten Unterbauch solche Schmerzen, dass ich sie veratmen musste. Nur hat mir keiner der Ärzte geglaubt, es wurde schnell eine ELSS links festgestellt und ab gings in den OP. Die inneren Blutungen waren so stark, dass ich es knapp überlebt habe. Das Kind hatte sich diesmal zwischen Gebärmutter und dem nicht mehr vorhandenen Eileiter rechts eingenistet. Erklären konnte mir das keiner der Ärzte. Mein Fall sei so selten, dass es in eine Fachzeitschrift gehört. Als wäre das irgendein Trost.
Die anschließende Behandlung in der Klinik war ein Witz und völlig demütigend.
Meine Ärztin ist zwar verständnisvoll, sieht es aber eher als "dumme Zufälle" und dass ich ja noch jung bin und noch Kinder bekommen könnte.
Für mich klingt das wie der blanke Hohn, als würde ich das Schicksal herausfordern. 3 Fehlgeburten, und jede war schlimmer als die vorherige. Als einige Tage später mein Kind abends im Bett völlig hemmungslos weinte, weil es dachte ich sterbe, war das zuviel für mich.
Ich werde es nicht noch einmal riskieren.
Was ich immer wieder höre: du hast doch schon ein Kind.
Ja. Dafür bin ich so unbeschreiblich dankbar. Und trotzdem schmerzt jeder Verlust. Und trotzdem fühle ich mich nicht komplett.
Manchmal denke ich, ich darf überhaupt gar nicht trauern oder unglücklich sein.
Es ist ein ständiges auf und ab.
Bin ich zu feige weil ich den Kinderwunsch aufgebe? Oder bin ich egoistisch weil ich endlich wieder nach vorne schauen möchte?
Gibt es bei euch auch jemanden, der jetzt einfach keine Kraft für neue Versuche mehr hat?
Entschuldigt meinen langen Text.
Darf man trotzdem trauern? Kein Happy End...
Erstmal mein Beileid. Das ist ja furchtbar. Wie ich den Spruch du hast ja schon ein Kind gehasst habe. Bzgl. Weiteren Kinderwunsch lass dir Zeit. Zu mir hat die Sprechstundenhilfe u. A. Gesagt sehen Sie das als Zeichen sie sollen keine weiteren Kinder haben. Ich war erschüttert. Ich habe mich in der uni Klinik beraten lassen. Und dann ging es gut. Was ich fuer Aengste ausgestanden habe. Aber es ging gut. Ich druecke dir so oder so die Daumen.
Fühle dich gedrückt! Ich kann sehr gut nachempfinden, wie es dir gerade geht. Ich möchte dir daher meine Geschichte erzählen.
Kinder waren für meinen Mann und mich kein Thema. Bei einigen Routineuntersuchungen versicherten mir mehrere Ärzte, dass ich auf natürlichem Wege nicht schwanger werden könnte. Wir dachten, dass es so wenigstens nicht die falschen trifft. Verhütung stand nicht mehr ganz oben und zack, ich war schwanger!
Es stand nicht zur Diskussion, ob eine Abtreibung infrage käme und so hielten wir nach einer völlig komplikationslosen Schwangerschaft unsere wundervolle Tochter in den Armen. Es sollte einfach so sein. Und wir, die uns ein Leben mit Kind nicht vorstellen konnten, wollten plötzlich ein zweites!
Ich wurde sofort schwanger, allerdings unbemerkt. Ende der 9. Woche wurde eine elss festgestellt. Der Eileiter war bereits rupturiert und ich hatte innere Blutungen. Es folgte eine Notop. Der Schock saß tief. Wir sollten drei Monate pausieren. Die Angst vor einer erneuten elss saß tief. Wir versuchten es erneut. Ich wurde wieder relativ schnell schwanger. Ich hatte ein gutes Gefühl, da es sich gleich zu Anfang ganz anders angefühlt hat. Es war keine elss! Leider endete die Schwangerschaft in der 6. Woche mit einem natürlichen Abgang. Wieder ein Dämpfer.
Wir waren traurig, könnten damit aber viel besser umgehen. Die Natur hat es dieses Mal geregelt und es war leichter zu akzeptieren. Wir rafften uns wieder auf. Aller guten Dinge sind drei.
Im nächsten Zyklus würde ich direkt wieder schwanger! Keine elss, kein Abgang, alles verlief wunderbar. Unser Sohn wuchs und wuchs, die ersten drei Monate waren überstanden und wir sehr glücklich.
Dann bekam ich hohes Fieber, Schüttelfrost und mir ging es sehr schlecht. Wir sind dann ins Krankenhaus, wo ich unter aller Sau behandelt worden bin. Letztlich stellte sich nachher heraus, dass ich einen Infekt in der Plazenta hatte, der unseren Sohn und mich auch fast getötet hat. Ich habe ihn still zur Welt gebracht, abgestellt auf einem Flur in dieser unsäglichen Klinik, weil meine Beschwerden nicht ernst genommen wurden.
Dann war alles schwarz. Ich hatte drei Kinder innerhalb eines Jahres verloren und dieses traumatische Erlebnis gab mir den Rest. Die Trauer um unseren Sohn, die Trauer unserer Tochter mitanzusehen hat mich fast umgebracht.
Wir haben ihn bestatten lassen, sein Begräbnis geplant. Er ist in unserem Familienbuch eingetragen. Ich habe meine Beschwerde gegen die Klinik durchgezogen. Irgendwann waren wir an einem Punkt, an dem es nicht mehr besser wurde. Ich hätte mir niemals vorstellen können nochmal eine Schwangerschaft zu wagen, nochmal einen Verlust zu riskieren. Aber unseren Kinderwunsch so zu beenden war irgendwie genauso schlimm.
Wir wollten es langsam angehen lassen. Im ersten Zyklus würde ich direkt wieder schwanger. Meine FA betreut mich super. Macht jedes Mal US und ich kann immer kommen, wenn was ist. Wir haben uns nichts vorgemacht und wussten, dass es nicht einfach wird.
In der 8. Woche dann der Schock. Blutungen, sehr stark. Ab ins Krankenhaus, natürlich eine andere Klinik. US und dem Baby ging’s prächtig! Ich lag eine Woche lang streng, bis die Blutungen aufhörten in der Klinik. Die Ursache war ein großes retroplazentares Hämatom. Weitere zweieinhalb Monate lag ich zu Hause, habe mich geschont. Und es hat sich gelohnt! Unserem Baby gehts sehr gut! Inzwischen bin ich in der 29. Woche angekommen und glaube langsam, dass wir tatsächlich nochmal ein Baby bekommen. Klar, passieren kann noch immer was und die Angst wird nicht ganz verschwinden, aber ich bin froh, dieses Risiko eingegangen zu sein. Ein gutes Jahr nach unserem Sohn, wird unsere Tochter zur Welt kommen. Es macht das Geschehene nicht ungeschehen und wir tragen unsere Narben mit uns, aber es gibt dem ganzen doch wenigstens einen Sinn.
Du kannst nur selber entscheiden, was für dich/euch der richtige Weg ist. Du bist weder feige noch egoistisch. Hör in dich hinein. Wenn du gerade keine Kraft für einen weiteren Versuch aufbringen kannst, ist das völlig ok. Und wenn du irgendwann merken solltest, dass du es doch noch einmal versuchen möchtest, ist es genauso ok. Du musst jetzt ja keine Entscheidung für die Ewigkeit fällen. Du hast viel durchgemacht und musst das Geschehene erstmal verarbeiten. Und trauere! Lass es raus, lass es zu. Nur so kannst du wieder nach vorne blicken. Der Rest wird sich dann ergeben.
Ich wünsche dir alles Gute
Danke für eure Worte.
Ich habe ehrlich das Gefühl verstanden zu werden.
Und es ist schön zu lesen, dass es bei euch doch noch geklappt hat! Nach der ersten Fehlgeburt war ich oft verbittert, wenn ich eine Schwangere gesehen habe. Ich mochte mich selbst nicht. Meine Trauer ist seit dem letzten mal anders... Es ist keine Wut oder Bitterkeit mehr dabei.
Vielleicht sehe ich es jetzt noch aus einer anderen Perspektive, aber die Angst vor weiteren medizinischen Eingriffen und Komplikationen ist größer als der Wunsch nach dem Geschwisterchen.
Ich versuche nach vorne zu sehen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben und das ist echt schwer.
Gib dir Zeit. Es ist alles noch so frisch. Als Trauerbuch fand ich guter Hoffnung Jaehes ende sehr gut. Fuer die ueberlegung folgess meine folgeschwangerschwangerschaft v. Wolters.
Liebe feh,
es tut mir so leid was du durchmachen musstest und es macht mich immer wieder traurig zu lesen, dass es so vielen ähnlich geht wie einem selbst.
Ich hatte im letzten Jahr auch 3 FG und ich stehe jetzt an demselben Punkt wie du und frage mich, KiWu aufgeben oder noch mal probieren.
Meine Geschichte ist glücklicherweise nicht ganz so tragisch, ich hatte zwei "normale" frühe FG (7. Woche)die mit Warten dann natürlich angegangen sind. Die dritte FG war schwieriger. Da war das Kleine bis zur 10. Woche gewachsen, hatte aber ein Hygrom und somit wahrscheinlich einen Chromosomenfehler. Die natürliche FG hat dann nicht so funktioniert wie ich es mir erhofft hatte und so wurde ich mit starken Blutungen ins KH gefahren. Die anschließende Ausschabung lief aber zum Glück komplikationslos und auch bei der Nachuntersuchung war alles okay.
Als ich von der 3. MA erfahren habe war mein erster Gedanke: Das wars, nochmal probieren wir es nicht. Das stehe ich nicht nochmal durch. Mittlerweile bin ich unsicher. Momentan verhüten wir, weil ich auf jeden Fall noch Zeit brauche für diese Entscheidung. Ein definitives Kinderwunsch abgeschlossen gibt es bei mir noch nicht, aber auch kein so positives klar, wir probieren es nochmal... ich bin gerade dabei eine Mutter-Kind-Kur zu beantragen und möchte die Zeit dann nutzen um wieder zu mir selbst zu kommen und auch zu entscheiden, wie es weitergehen soll.
Ich habe in den letzten Wochen gelernt, man braucht Zeit. Diese Entscheidung, den KiWu komplett abzuhaken muss man ja nicht von heute auf morgen treffen. Mir ist z.B. derzeit wichtig, dass wir verhüten (denn Schwanger werden geht bei mir immer schnell), damit es nicht wieder passiert bevor ich nicht dazu bereit bin. Wir verhüten mit Kondomen, würde ich mich gegen den weiteren KiWu entscheiden, würde ich mir langfristig eher eine Spirale holen, aber eben erst, wenn die Entscheidung steht.
Nimm dir Zeit, Zeit um zu trauern, Zeit zum verarbeiten und Zeit zum nachdenken. Ich finde es absolut nicht egoistisch nach vorne schauen zu wollen und sich selbst zu schützen. Es ist dein Körper und nur du kannst entscheiden, ob du das nochmal durchstehst oder nicht. Denn wir wissen alle, selbst wenn man wieder schwanger ist, entspannt und schön wird die Schwangerschaft wohl kaum werden bei allem was wir bisher durch haben.
Fühl dich ganz doll gedrückt,
LG Dastern.