28.ssw Ich bin wieder zu Hause

Hallo ihr Lieben,

eine Woche war ich im Krankenhaus. Unsere kleine Julia ist am Sonntag auf die Welt gekommen. Es war ein schöner und trauriger Moment zu gleich. Sie wird für immer in unseren Herzen sein und ich bin froh sie bei mir gehabt zu haben.

Doch nun von Montag an:

Der Montag begann sehr turbulent. Mein Kopf war ganz woanders, als ich die letzten Teile in meinen Koffer packte. Wir zwängten uns jeder ein Brot hinunter, da mir später sicherlich nicht mehr der Sinn nach Essen stehen würde und ich meine Kräfte schonen wollte.
Mit etwas Verspätung (die Fahrt durch den endlosen Stau zum Praenatalzentrum war die Hölle) kamen wir in der Praxis an. Ich war froh, dass wir nicht im Wartezimmer sitzen mussten, sondern in einem separaten Raum gehen durften.
Nach etwas Papierkram sind wir in ein Behandlungszimmer gegangen. Der große Monitor vom Ultraschall war zum Glück ausgeschaltet. Wir wurden gefragt ob dies in unserem Sinne sei. Ich war froh darüber. Er schallte und sagte uns, dass sich die Werte unserer kleinen Maus weiter verschlechtert haben. Es sind Unmengen an Fruchtwasser da , was u.A.darauf deutet, dass sie nicht trinken kann. Das erklärte auch warum Mein Bauch in der letzten Zeit um ein vielfaches gewachsen ist. Dann kam seine Assistentin, die das Ultraschallgerät halten sollte, während er die Spritze bereit legte. Leider ging das Ganze nicht ganz so einfach über die Bühne. Durch das viele Fruchtwasser konnte er die Nabelschnur nicht richtig treffen. Also musste er mit einer Nadel die Nabelschnur am wegschwimmen hindern um sie mit der Injektionnadel dann treffen zu können. Es tat fürchterlich weh. Von meiner seelischen Verfassung mal ganz abgesehen.
Eine Stunde mussten wir noch zur Beobachtung da bleiben. Das war auch gut so. Mussten das ganze Emotional erst mal wegstecken. Dann noch einmal Ultraschall. Dann noch ein kurzes Gespräch mit dem Professor. Auch wenn es ihm wohl eigentlich nicht zustand, so sprach er sich auf Grund der Diagnose für unsere Entscheidung aus und sagte, dass er dasselbe getan hätte in unserer Situation. Wir bedankten uns bei ihm. Trotz dieses schrecklichen Befundes, haben wir uns doch sehr gut aufgehoben gefühlt bei ihm.
weiter ging es zum Krankenhaus. Ich muss dazu sagen, dass ich noch nie in einem gelegen habe. War zum Glück immer nur zu Besuch da.
Ich war völlig schockiert als wir in der Aufnahme durch den Assistenzarzt durch einen Fragebogen abgearbeitet wurden ala Sammelbestattung ja/nein, Obduktion ja/nein, Kind nach der Geburt sehen ja/nein. Ich fühlte mich furchtbar. Abgehandelt nach Schema F und nicht als Mensch wahrgenommen.
Danach ging es auf mein Zimmer. Ein Einzelzimmer mit zweitem Bett für meinen Mann. Bekam am Montag oral die ersten Tabletten. Es geschah rein gar nichts.
Dienstag bekam ich wieder Tabletten oral (alle 6 Stunden eine halbe). Nichts geschah. Abends dann die erste halbe vaginal. Die Hölle auf Erden brach in dieser Nacht los. Eine einzige andauernde Wehe. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib und wusste nicht mehr ein noch aus. Ein Schmerzmittel nach dem anderen wurde mir über den Zugang verabreicht. Erst das fünfte !!! Schmerzmittel hat endlich geholfen. Habe wohl eine gewisse Resistenz gegen verschiedene Mittel.
Mittwoch:nichts...
Donnerstag wurde die Dosis auf 2 Tabletten oral alle vier Stunden erhöht. Abends dann Wehen. Das bekannte Schmerzmittel bekommen. Muttermund 1cm geöffnet.
Freitag wieder nachts Wehen bekommen. Schmerzmittel bekommen. der Assistenzarzt von Montag (also mein spezieller Freund) hatte Dienst und meinte der Muttermund wäre noch zu...
Samstag war ein Tablettenfreier Tag, damit sich mein Körper ein wenig erholen konnte. Musste nämlich leider von den Tabletten erbrechen und zwar so stark, dass ich nicht mal Wasser bei mir behalten konnte.
Wurde morgens zur Chefsache erklärt. Die Ärztin wollte sich jetzt ein eigenes Bild verschaffen und schauen welchen "Trick" sie noch auf Lager hat. Als sie bei der Untersuchung meine sie brauche ja gar keinen Trick, schaute ich sie ungläubig an. Muttermund war schon 3 cm offen und die Fruchtblase wölbt sich schon dünnhäutig hervor. Soviel zur Kompetenz des Assistenzarztes. Sie meinte Abends der spätestens am Sonntag sollte es soweit sein.
Am Sonntag bekam ich kurz vor zwölf Wehen. Bin dann in den Kreißsaal gefahren worden. Da ich auf keinen Fall eine PDA haben wollte, das Schmerzmittel nicht wirkte (das bekannte Schmerzmittel konnte ich nicht nehmen, da ich immer nach max. der halben Infusion eingeschlafen war), entschied ich mich für Lachgas. Tolles Zeug kann ich nur sagen. Gute 3 Stunden verflogen nur so. Die Wehen wurden heftiger mit immer kürzerem Abstand. Innerhalb von einer halben Stunde platzte die Fruchtblase und unsere kleine Julia war da. Ich hatte mir eine Geburt viel Schmerzhafter und langwieriger vorgestellt. Muss vielleicht dazu sagen, dass ich die letzte halbe Stunde kein Lachgas mehr genommen habe, weil mich die Atemmaske genervt hatte.
Die Hebamme fragte mich ob ich die Kleine sofort haben möchte, oder wenn ich mit Nachgeburt usw. fertig bin. Ich habe mich für danach Entschieden. Wollte Zeit haben mich ganz auf meine Kleine zu konzentrieren.
Zum Glück war der Mutterkuchen vollständig, sodass ich nicht im Anschluss zur AS musste.
Wir haben uns vier Stunden Zeit genommen uns von unserer Julia zu verabschieden. Wir haben Fotos gemacht, ich etwas von uns mitgegeben sie segnen lassen, für sie gebetet und sie gehen lassen. Es war überwältigend. Das schönste und traurigste zugleich. Sie war die perfekte Mischung aus meinem Mann und mir. dunkelbraune wellige Haare, kleine Öhrchen und winzige Fingerchen. Sie schaute uns aus ihren dunklen Augen an und wir schmolzen nur so dahin.

Ich möchte nicht eine Sekunde missen die ich mit ihr hatte, von der Freude als ich sich der Test positiv verfärbte, über das erste mal wo ihr ihren Herzschlag hören konnte. Wie sie gegen meinen Bauch gestupst hat wenn mein Mann ihr Abends eine Geschichte vorgelesen hat. Der Moment in dem wir erfahren haben, dass es ein Mädchen wird. Selbst die traurigen, verzweifelten Momente wie den in dem wir erfahren haben, dass es Auffälligkeiten gibt, der in dem wir erfuhren, dass sie keine Chance hat bei uns zu bleiben. Wie wir eine Entscheidung treffen mussten. Die Schmerzen die wir erlitten und Tränen die wir vergossen haben und das was noch kommen wird. Wir wir sie in unseren Armen hielten und verabschiedeten. Denn all das ist Julia und all das ist unsere Liebe zu ihr. Und Liebe ist immer da, auch in traurigen und verzweifelten Zeiten. Liebe ist da bis zum Schluss und darüber hinaus.

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Hallo du.
Wollte dir nein aufrichtiges Mitgefühl ausdrücken.
Musste Nein deinen Zeilen eine Träne verdrücken 😢
Es tut mir so leid.
Wünsche dir alles gute und viel Kraft für die kommende Zeit.

Lg

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Liebe Salvina,

gerade heute habe ich an dich gedacht und mich gefragt, wie es dir ergangen ist.

Ich lese die unendliche Liebe aus deinen Zeilen. Julia ist bestimmt ganz stolz auf dich, auf euch #herzlich In euren Herzen hat sie einen festen Platz und ist immer da, wo auch ihr seid. Sie lebt in euch weiter #herzlich

Das ihr so viele Erinnerungen wie möglich von Beginn der SS aufgenommen, euch ausgiebig von ihr verabschiedet und auch Fotos gemacht habt, finde ich sehr schön und ganz wichtig.

Deine Gefühle beim Aufnahmegespräch kann ich gut nachvollziehen. Man ist mit den Nerven am Ende und kann unter dem Schock und Schmerz keinen klaren Gedanken fassen.
So ging es mir 2007, als das Herz unserer Leonie nicht mehr schlug. Bei allen Fragen konnte ich nur stumm den Kopf schütteln. Leider wurde ich kein zweites Mal gefragt. So bereue ich noch heute, unsere Leonie nicht angeschaut und nicht an der Sammelbestattung teilgenommen zu haben.
Unseren Tim habe ich mir 2009 bringen lassen, wir heben ein paar (zu wenige) Fotos und nahmen an der SB teil.
Die wenigen Fotos von Tim sind mir sehr wertvoll. Was gäbe ich dafür, wenigstens ein ähnliches Foto von Leonie zu haben.
Vor der SB erfuhr ich von der Seelsorgerin, welche die SB durchführte, dass unsere Leonie 2007 auch mit bestattet wurde. Es ist tröstlich zu wissen, dass Leonie und Tim nah beieinander ruhen und wir einen Ort haben, an dem wir den Beiden ganz nah sein können. In unseren Herzen haben sie einen festen Platz #herzlich

Leonies und Tims Kerze wird von nun an auch für eure Julia leuchten #kerze

Melde dich, wenn du jemanden zum reden brauchst.

Herzliche Grüße
Emansara

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#kerze für eure Sternenprinzessin, die jetzt dafür Sorgen wird, dass es euch immer gut gehen wird und ihr rs gut verarbeiten könnt.#liebdrueck

Es tut mir furchtbar leid für euch.
Du bist so stark..und hast ein stolzes Sternchen zu den anderen gehen lassen.#herzlich

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Ich bin wirklich kein Mensch , der schnell rührselig wird.

Aber dieser Text hat mich sehr berührt.
Ich habe tiefen und ehrlichen Respekt Dir gegenüber. Und es tut mir sehr leid.

Ich wünsche Euch viel Kraft.

5

Ich Weine mit euch!!!
Ich wünsche euch ganz viel Kraft!

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Hallo Liebes,

ich habe soeben deine emotionalen und liebevollen Worte gelesen und kann meine Tränen nicht zurück halten 😪
Es tut mir unendlich doll Leid was ihr ertragen musstet, dafür gibt es keine Worte!
Ich wünsche dir von Herzen alles Gute und ganz viel Kraft für die nächste Zeit!

Von Herzen alles Liebe, fashionista85 mit ⭐️⭐️⭐️⭐️